Wie bekämpfe ich am besten meine Gefühle?

Dabei
19 Okt 2013
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7
#1
Hallo zusammen,

ich habe noch nie in einem Internet-Forum nach Hilfe gesucht, aber in diesem Fall brauche ich dringend eure Hilfe, da es mir seit einigen Wochen psychisch (und mittlerweile auch physisch) sehr schlecht geht. Ich bin 34 Jahre alt, seit 12 Jahren verheiratet und habe 2 schulpflichtige Kinder. Ich habe einen hoch qualifizierten und entsprechend gut bezahlten Job, für den ich 10 Jahre geackert habe, um ihn zu bekommen. Seit 5 Jahren arbeite ich in der Firma und damit fing auch das Drama an. Ich arbeite täglich mit einem Kollegen zusammen, den ich bereits zu Anfang schätzte. Eigentlich war ich sehr zufrieden mit meinem Leben und liebe meinen Mann. Ich liebe meine Familie über alles, schätze und respektiere meinen Mann, mit dem mich eine lange Geschichte verbindet, sehr. Es steht für mich daher auch völlig außer Frage, ihn zu hintergehen oder meine Ehe oder meinen hart erarbeiteten gesellschaftlichen Status wegen eines anderen aufzugeben. Leider haben sich ganz schleichend und über die 5 gemeinsamen Arbeitsjahre hinweg starke Gefühle für meinen Kollegen entwickelt, die dieser (selbst verheiratet, werdender Vater, natürlich mit dem gleichen Job wie ich, ...) leider, leider ebenso erwidert. Die Vertrautheit zwischen uns ist mittlerweile so groß und unsere Gefühle füreinander so stark, dass die gemeinsame Arbeit für mich unerträglich geworden ist. Damit keine Missverständnisse aufkommen: wir haben uns nie geküsst, geschweige denn miteinander geschlafen. Aber in jedem Augenblick des Zusammenseins wissen wir beide, dass wir uns nichts sehnlicher wünschen. Ich weiß einfach nicht, wie ich meine Gefühle "abstellen" oder doch wenigstens hinunterkämpfen könnte! Wir reißen uns sehr zusammen, aber abends muss ich so oft weinen und verstehe einfach nicht, wieso mir das passiert, obwohl ich es gar nicht will. Weder mein Kollege, noch ich haben diese Situation gesucht, im Gegenteil. Aber es ist einfach passiert und es fühlt sich schrecklich an. Wenn ich es könnte, würde ich versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen, aber ich muss ja arbeiten, kann auch nicht versetzt werden o.ä. Bitte, bitte, gebt mir einen Tipp, damit ich aus dieser verzweifelten Situation herauskomme!
 
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Dabei
27 Mrz 2012
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#2
Wenn eine Versetzung oder ein Jobwechsel nicht in Frage kommt, dann wird es wirklich schwer eben auf Grund des täglichen Kontakts.
So glücklich du dich glaubst und sicher du dir deiner Liebe zu deinem Mann bist: Das Entwickeln von solchen Gefühlen für jemand anderen sind immer auch ein Zeichen, dass du etwas in deiner eigenen Beziehung vermisst. Es wäre ratsam herauszufinden, was das ist. Habt ihr ein aktives Sexleben? Verbringt ihr Zeit zusammen? Wie läuft die Kommunikation und der Alltag?
Ergo was hat der Kollege, das dein Mann nicht hat?

Das Auffrischen und Weiterentwickeln deiner eigenen Ehe wird helfen. Unternehmt wieder mehr zusammen. Lernt euch neu kennen. Trefft euch mit Freunden. Ablenkung ist das Zauberwort. Dann ist Sport immer sehr nützlich. Der entlastet dich, nimmt dir den Stress, streut Glückshormone aus und befreit deinen Kopf — zumindest für einige Zeit.
 
Dabei
19 Okt 2013
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#3
Hallo Insomnius,

ich bin sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die sich wie du Zeit nehmen anderen fremden Menschen zu helfen. Ich nehme deinen Rat an, allerdings kann ich mich mit der Theorie (oder dem Faktum?), dass ich mich verliebt habe, weil mir etwas in meiner Beziehung fehle, nur schwer abfinden. Nicht, weil ich meine Ehe beschönige, denn sicherlich haben wir auch schwierige Zeiten gehabt. Das ist aber in 12 Jahren Ehe nicht außergewöhnlich, im Gegenteil gehört das wohl dazu. Natürlich habe ich gegenüber meinem Mann nicht mehr die "Schmetterlinge im Bauch" und der Sex ist nichts aufregend Neues, aber er ist vertraut und angenehm. Das schwierige an dieser Theorie ist, dass es doch keine "perfekte" Ehe geben kann. 99% der Eheleute müsste doch irgendwann irgendetwas in der Ehe fehlen, da niemand perfekt ist, wir alle unsere Schwächen haben (übrigens mein Kollege natürlich auch). Das hieße aber, dass man immer der "Gefahr" ausgesetzt ist, sich nach ein paar Jahren Ehe zu verlieben. Wie kann es da Partnerschaften auf Lebenszeit geben?
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#4
Das weiß ich alles. Es ist klar, dass jede noch so gute Beziehung Einbrüche hat oder sonstige Risse. Was dir passiert ist, würde ich als menschlich bezeichnen. Ich habe dich doch auch nicht verurteilt... Wieso also musst du dich jetzt rechtfertigen?!

Es passiert eben sehr oft, dass die eigene Beziehung nicht mehr so spannend ist und eben doch nicht mehr so toll wie immer gedacht. Dann lernt man jemand anderen kennen und es erwischt einen. Kennenlernen ist leicht, unbeschwert und neu, was dem einen besonderen Charme gibt. Entwickelte Gefühle werden meist als viel stärker als die alten empfunden, weil sie einen an Leidenschaft erinnern und noch nicht schläfrig geworden sind. Dazu kommt dann bei den Meisten noch etwas Idealisierung und Fantasie dazu und schon ist das Chaos am Dampfen.
Damit will ich nicht sagen, dass es bei dir genau so ist, aber das so etwas eben oft und schnell passiert.

Also mach dir klar, dass du — besonders hier im Forum — keinem Rechenschaft schuldig bist. Im Gegenteil, du lässt dich nicht sofort verleiten, sondern willst etwas verändern, was für dich spricht.

Es ist genau diese Veränderung, die die ich erfragt habe. Was fehlt in deiner Beziehung, was hat der Kollege, dass es so weit gekommen ist? Denn es muss etwas fehlen/eingeschlafen sein. Denk doch mal nach. Wer Feuer und Flamme für seinen Schwarm ist, den interessieren keine andere schönen Frauen.
 
Dabei
19 Okt 2013
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7
#5
Guten Morgen Schlafloser,

ich finde deine Ansichten klug (bist du wirklich 21?) und natürlich ist mir klar, dass ich dem Reiz des Neuen, Aufregenden erliege, obwohl sich - wie gesagt - die Gefühle für meinen Kollegen sehr schleichend und stetig entwickelt haben (das war keine Liebe auf den ersten Blick) und ich nicht einmal sagen könnte, wann aus Freundschaft tiefe Zuneigung wurde. Und natürlich weiß ich auch, dass ich auf Dauer nur eine Chance habe "heil" aus Sache herauszukommen, wenn ich mich mit meiner Beziehung zu meinem Mann beschäftige. Aber wieder mehr Spannung in eine Ehe zu bringen, die natürlich durch den nicht ganz einfachen Alltag mit zwei Kindern, zwei Berufstätigen, viel Haushalt, einem Eigenheim mit all seinen Verpflichtungen in gewissen Zwängen steckt, ist UNHEIMLICH schwierig! (Das war jetzt übrigens keine Rechtfertigung, sondern eine Feststellung :) na ja, vielleicht von beidem etwas :))) Manchmal frage ich mich, ob das nicht grundsätzlich eine Überforderung ist und meine Gefühle für den Kollegen eine unausweichliche Folge waren / sind. Fest steht, dass mich meine jetzige Situation total belastet. Hinzu kommt, dass viel Energie dabei drauf geht, wenn die Gedanken ständig kreisen und ich kaum etwas geregelt bekomme. Das ist insofern schlimm, als dass ich eben sehr viele Dinge täglich regeln muss und ich dadurch sehr erschöpft bin.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#6
Das ist nicht leicht, nein. Zeit kannst du dir auch nicht herzaubern. Also musst du sie dir beschaffen — im Austausch für etwas anderes. Was ist überflüssig, was nicht zwingend nötig? Wann kannst du dir mal freinehmen? Wie nutzt du die Wochenenden?
Es kann gut sein, dass eine Überforderung auch ein Grund für deine aktuelle Situation ist. Immerhin wirst du wahrscheinlich deinen Kollegen unter der Woche länger sehen als deinen eigenen Mann (Schlafenszeit mal unbeachtet). Um so wichtiger ist es dann aber doch, dass du das als Zeichen bzw Warnung siehst um etwas kürzer zu treten. Dauerhafte Erschöpfung und Stress ist nicht nur nicht gesund, sondern macht auch keinen Spaß.

Es wäre auch eine Idee wert dich mit deinem Mann darüber zu unterhalten, wie ihr wieder etwas mehr Zeit für euch zusammen verwendet. Dass ihr euch jede Woche einen Abend freihaltet und ausgeht. Einen kinderfreien Abend könntet ihr nutzen euch näher zu kommen, zu kuscheln, küssen und Sex zu haben. Vielleicht probiert ihr mal etwas Neues aus? Allein das Küssen kann man doch so sehr variieren, vom Sexualleben mal ganz abgesehen.

PS: Danke. 21, ja ;)
 
P

Papatom

Gast
#7
Moin,
noch ein paar zusätzliche Anregungen. Ich persönlich finde das dies die Abwägung ist, die man immer und generell treffen muss und wird, wenn man langfristige Beziehungen eingeht/ eingehen will.

Was "opfere" ich und was "bekomme ich zurück" für eine Beziehung. Meist wird hierbei zunächst nur der kurzfristige "Kick" gesehen. Das kribbeln, Verliebtheitsphase, wilder Sex 24/7, alles ist neu und aufregend.....Schwung kommt ins Leben zurück usw.

Wenn man dann auf die andere Seite schaut sieht man: Gewohnheit, Routine, Haus, Kinder und Familie. Alltag. Hm...da kommt man in grübeln. Es it "eigentlich" ja ok, aber da ist ja jetzt dieses Neue und das Alte verliert so an Glanz und Attraktivität.....Allerdings könnte man sich das auch anders anschauen. Wenn man es etwas differenzierter betrachtet hat man auch eine tiefe Verbundenheit, die das Neue noch gar nicht leisten kann, Vertrauen, das sich bestätigt hat. Eine gemeinsame Geschichte und gemeisterte Klippen des Lebens. Kinder. Eine wesentlich reifere und innigere Beziehung.

Irgendwann hat man sich ja mal bewusst dafür entschieden und wollte genau das. Wenn das Ziel also nicht Affäre ist, sondern Beziehung, dann würde man auch mit dem Neuen da landen (wollen). Wenn man aber vorher anscheinend schon Fehler in der Umsetzung gemacht hat, warum sollte es beim Anderen besser laufen? Durch ein Wunder? Mit dem alten Partner wird es diese aufregeden rosarote Brillen Zeit ja auch am Anfang gegeben haben.

Man läuft also nur vor der eigenen Verantwortung davon. Es wäre nötig (gewesen), wie Insomnius schon gut erklärt, zu investieren. An der Beziehung zu arbeiten. Wieder Schwung in etwas eigentlich gutes zu bringen.

Wenn Du allerdings nur eine Affäre möchtest, ok. Wobei Du nicht danach klingst, als könntest Du das. Wenn Du überlegst, Deine Ehe aufzugeben und neu zu starten, denk dran, dass Du eigentlich nur vor Deinem Problem und Deiner Verantwortung wegläufst und Dich in die vermeintlich aber trügerische Alternative flüchtest. Du wirst igendwann an der selben Stelle aufwachen wie jetzt mit Deinem Mann...

Also: Wenn man generell Beziehungen haben will, muss man die immer selber durchleuchten und hinterfragen und nötigenfalls dran arbeiten. Solltest Du erkennen, was Beziehungsarbeit bedeutet und warum sie so nötig ist, warum dann nicht in der jetzigen Ehe? Musst Du aber selber wissen letztlich..

Grüße
 
Dabei
24 Okt 2010
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672
#8
Hallo,

du klingst sehr verwirrt und ich kann dein Problem gut nachempfinden. Vielleicht hilft dir die Ansicht eines Informatikers einfach weiter.

Erstmal zur Frage im Betreffe. Gefühle kann man nicht dauerhaft bekämpfen, nur sehr eingeschränkt lenken. Versuch es erst garnicht, du wirst wie alle anderen vor dir auch scheitern. Rechtfertigen musst du dich hier auch nicht.

Du hast dir gemeinsam mit deinem Mann und auch für dich selbst etwas aufgebaut, ein eigenes Haus, zwei Kinder, einen gesellschaftlichen Status. Das ist die rationale Seite.
Auf der emotionalen Seite hast du eine langjährige Beziehung, die nach dem was du schreibst, etwas eingeschlafen ist, aber eine rege Vergangenheit hat.

Liebesbeziehungen kosten etwas.

Was du dir jetzt überlegen solltest ist, welche Handlungsmöglichkeiten du hast, die du auch umsetzen kannst. Ich sehe da:

1. Fremdgehen und eine Affäre beginnen
2. Arbeitskollegen aus dem Weg gehen
3. Ehe scheiden

Da die Wahrscheinlichkeit mit dem Fremdgehen aufzufallen sehr hoch folgt recht sicher aus 1. auch 3. Ich würde mir überlegen, welche Möglichkeiten du hast, um 2. zu realisieren. Klar, so einfach kannst du deinen Job/Büro/Arbeitsplatz nicht wechseln, aber vielleicht kannst du zu den Gründen warum das nicht geht noch etwas schreiben? Ich könnte zum Beispiel mit etwas Vorlauf problemlos ein anderes Büro haben. Dass wenn du dich für deine Ehe entscheidest du Kosten in Form von Aufwand um einen sinnvoll ausfüllbaren Arbeitsplatz herzustellen hast, ist klar. Genau darum geht es aber: Was ist dir deine Ehe wert?

Grüße
 
Dabei
11 Aug 2012
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19
#9
schwer

Hallo,

ich kann das nur allzu gut nachempfinden ( erlebe derzeit ähnliches) - dieser ständige Kampf mit seinen Gefühlen und letztendlich mit sich selbst...
ABER was mir auffällt , ist, wie sicher bist Du Dir wirklich das ER genauso fühlt und nicht eine willkommende Abwechslung benötigt da werdender Vater und sich seine Gefühle nur in eine bestimmte Richtung entwickelt haben weil er Zuhause vor lauter Mutter werden von seiner Frau keine Aufmerksamkeit mehr bekommt ? :?:
 
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