Twin hat gesagt.:
Darauf, Liebe so zu definieren, wäre ich nicht gekommen. (...)
Daher erst mal eine Frage: Wofür bist du denn dankbar, wenn du Liebe empfindest?
Naja, ich hab eben überlegt wann bei mir Gefühle, die ich als Liebe beschreiben würde, gewachsen sind, in was für Momenten ich jemandem sage dass ich ihn liebe und was für Dinge ich nennen würde, wenn mich jemand fragt, was genau ich an ihm liebe.
Und da hat sich aus der Betrachtung meiner Ex-Beziehung für mich ergeben, dass die Gefühle da gewachsen sind, als er mich mehr und mehr hat teilhaben lassen an den Dingen, die ihn innerlich beschäftigten. Er war ein eher verschlossener Mensch und wir kannten uns schon 1,5 Jahre lang und waren bereits ein halbes Jahr lang zusammen, bevor ich ihm zum ersten Mal sagte, dass ich ihn liebe. Das war eben, als er mehr und mehr mit mir teilte, mir erzählte und sich mir anvertraute. Ich denke rückblickend, dass es das zur damaligen Zeit war, was mir sehr wichtig war. Ich hab links und rechts die ganzen oberflächlichen Teenagerbeziehungen gesehen und ich wollte für mich aber eine Beziehung mit einem tiefen Vertrauensverhältnis.. Das habe ich da bekommen und ich denke dafür war ich ihm dankbar. Ich habe von den insgesamt 5 Jahren, die wir zusammen hatten, aber nur zwei Jahre lang "ich liebe dich" gesagt. Danach wurde es "ich hab dich lieb" (für mich ein Unterschied). Ich denke das lag daran, dass sich meine Bedürfnisse, Ansprüche und Prioritäten geändert haben und es mir nicht mehr wirklich genug war (ich nicht mehr dankbar genug war).
Bei meiner jetzigen Beziehung bin ich inzwischen schon ein ganz anderer Mensch, als ich es damals mit 17 war. Mir sind nicht unbedingt andere Dinge wichtig, aber mir sind mehr Dinge wichtig, als es früher waren. Und jetzt würde ich sagen, dass sich das, was ich als Liebe beschreiben würde, in unserer Freundschaft vor ein paar Jahren entwickelt hat. Ich hab es bei ihm zum ersten Mal erlebt, dass mir jemand nicht zu viel wurde und ich mich nicht nach mehr Abstand gesehnt habe. Ich weiß nicht, ob andere das öfter erleben, aber ich eher nicht so, ich brauche meinen Raum. Ich denke, dass ich ihm dafür dankbar war, dass ich mich bei ihm nicht anpassen musste, mich nicht einschränken musste, ich nicht von ihm weg wollte. Und ich denke, dass ich mich daran noch lange zurückerinnert habe, nachdem wir dann schon fast keinen Kontakt mehr hatten. Was wurde aber natürlich schwächer mit der Zeit. Jetzt wo wir zusammen sind und alles gut ist, meine ganzen Befürchtungen, die ich vorher hatte, sich nicht bewahrheitet haben und es eine richtig schöne Beziehung ist, in der sich niemand anpassen muss und sich niemand einschränken muss, damit es funktioniert, bin ich dafür ihm dankbar und liebe ihn dafür.
So hatte ich mir das gedacht.
Offtopic:
Twin hat gesagt.:
Ich glaube, ich empfinde überhaupt eher selten "Dankbarkeit" - vielleicht weil ich meine, dass ich bestimmte Dinge zu Recht bekomme, weil ich selber dafür sorge dass ich sie bekomme?
Hier musste ich an etwas denken, was Barack Obama bei "My Next Guest" gesagt hat: "Don't you ever think to yourself "Boy, am I lucky"? One of the things I always am surprised by is when I see people who have been successful in business or entertainment or politics and they're absolutely convinced that it is all because they were so smart."