Hallo.
Ich kenne das Gefühl des Nachtrauerns durchaus sehr gut. Ich bin allerdings der Meinung, dass man nur etwas Unerfülltem nachtrauert. Hat man mal eine Beziehung miteinander geführt und ist diese auseinander gegangen, so hatte das sicher einen Grund. Denn sonst trennt man sich nicht einfach aus einer Laune heraus. Dann sollte man zwar trauern, um darüber hinweg zu kommen, aber nicht nachtrauern. Man kann Geschehenes nicht ungeschehen machen, sondern es lediglich versuchen zu akzeptieren und anzunehmen.
Ich hab mich mit 18/19 in ein Mädel verliebt. Sie war ein paar Jahre jünger als ich. Haben uns über unser gemeinsames Hobby kennengelernt und die Gefühle waren auf beiden Seiten vorhaben und wir wären vermutlich auch fast zusammengekommen. Dann hat ihre Freundin interveniert und schlecht über mich geredet, weil sie eifersüchtig war, ich könnte ihre beste Freundin "wegnehmen". Sie hat ihrer Freundin geglaubt und den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich hab der Zeit lange nachgetrauert, weil wir nie die Chance hatten, herauszufinden, was das mit uns ist, da sie zu abhängig von ihrer Freundin war. Der Kontakt ist abgebrochen.
Knapp 7 Jahre später haben wir uns durch Zufall wieder getroffen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon verheiratet und Nachwuchs unterwegs. Wir waren beide sehr überrascht, uns dort zu treffen, haben miteinander geredet, sie hat gesagt, dass es ihr so Leid getan hat, was damals passiert ist. Als sie erfahren hat, dass ihr Freundin alles nur als Lügen über mich erfunden hatte, damit wir nicht zusammenkommen, hat sie die Freundschaft zu ihr beendet. Sie sagte, dass sie in Kürze ins Ausland geht und dort Studieren will. Es war schön, sie wieder zu sehen und irgendwie haben beide von uns gespürt, dass da noch irgendwas zwischen uns ist, aber wir nicht dürfen, weil verheiratet und Ausland, etc. Der Kontakt ist nach zwei Wochen wieder abgebrochen.
Weitere 5 Jahre später ist meine Ehe in die Brüche gegangen aus verschiedenen Gründen. Einer davon war, dass meine Freu einen anderen Mann kennengelernt hat, ich viel gearbeitet hab und unsere Beziehung darunter gelitten hat. Ich bin ausgezogen. Zwei Wochen später habe ich eine E-Mail bekommen. Es war meine unerfüllte Jugendliebe und sie hat geschrieben, dass sie die ganze Zeit immer an mich denken musste. Sie hatte zwar in der Zwischenzeit im Ausland ein, zwei kurze Beziehungen, die aber nicht gehalten haben und dass es ihr im Moment nicht gut geht und fragt, wie es mir geht. Ich habe ihr geschrieben, dass meine Ehe vor dem Ende steht, ich ausgezogen bin. Sie hat gefragt, ob wir uns sehen wollen. Zwei Tage später stand sie vor meiner Tür und wir haben die ganze Nacht über die letzten Jahre gesprochen, was wir erlebt haben, etc. Dann sind wir zusammen im Bett gelandet. Es war das erste Mal, dass wir Sex hatten und es hat sich angefühlt, als wäre es das, worauf wir beide über 12 Jahre gewartet haben. Wir haben dann beschlossen, es endlich miteinander zu versuchen, da wir sonst nie rausfinden werden, was zwischen uns ist.
Danach hatten wir ca. 1 Jahr eine Fernbeziehung und eine schöne aber auch nicht ganz einfach Zeit miteinander. Danach ist die Beziehung in die Brüche gegangen, da sie aufgrund ihrer Krankheit emotional etwas instabil ist. Ich war lange Zeit sehr traurig darüber. Aber im Nachhinein trauere ich dieser Zeit und der verflossenen Liebe nicht nach, auch wenn es bislang die einzige Frau ist, zu der ich nach der Trennung keinen freundschaftlichen Kontakt mehr habe. Aber wir haben herausgefunden, dass wir nicht zusammen passen.
Mit meiner Exfrau habe ich inzwischen ein gutes, freundschaftliches Verhältnis. Sie ist wieder verheiratet und hat ein zweites Kind. Mit meiner letzten Expartnerin, mit der ich nach der Liaison mit meiner Jugendliebe für 10 Jahre zusammen war und wir uns letztes Frühjahr getrennt haben, verstehe ich mich auch sehr gut. Für mich gibt es definitiv einen Unterschied zwischen Freundschaft und Beziehung. Ich würde behaupten, dass meine Expartner inzwischen meine besten Freunde sind, da wir uns aufgrund unserer Beziehung sehr gut kennen.