Starkes Gefühl der Traurigkeit

Dabei
23 Nov 2016
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#1
Hallo ihr Lieben, ich möchte nochmal einen Thread erstellen, um eure Meinungen zu hören.

- Der Text wird leider länger - :|

Ich würde mich wirklich sehr über Feedback freuen, auch kritisches, ich bin hier ja manchmal auch kritisch... :roll:

Es geht um meine Beziehung, die ich seit etwas mehr als 1,5 Jahren führe. Einige wird es wohl nicht verwundern, dass ich mal wieder in einer Sackgasse stecke. :(

Ich habe einfach keine Ahnung, was ich verändern könnte, wie ich mich ändern könnte, damit mich nicht jedes Mal dieses Gefühl der Traurigkeit überrennt. Oder dieses Zerrissensein.

Ich schildere euch mal die letzten 2 Wochen, vielleicht fällt euch dazu etwas ein, was meine Sicht erhellen könnte?

Mein Freund (43) und ich sehen uns nur am Wochenende, weil wir 60km weit auseinander wohnen.

Das letzte Mal, dass wir ein schönes, gemeinsames WE miteinander verbracht haben, war vor 5 Wochen (Ende Februar). An den beiden ersten März-WE musste er aufgrund seiner Arbeit zu zwei Messen, sodass wir uns nicht sehen konnten. Zwischendurch war er unter der Woche kurz (1 Übernachtung) bei mir, weil er in der Nähe Kunden zu betreuen hatte und es daher einrichten konnte.

Das dann folgende WE am 18./19.3. musste ich absagen, weil ich einen grippalen Infekt hatte und irgendwie mega krank war. Da wir uns also fast 4 Wochen kaum gesehen hatten, hatten wir uns dann sehr auf das letzte März-WE gefreut. Wir hatten ausgemacht, dass ich zu ihm fahre.

Am Freitag vor besagtem WE hatte ich blöderweise drei verpasste Anrufe von meinem Arzt auf dem AB (ich muss freitags immer lange arbeiten). Blöderweise deshalb, weil bei einer früheren Untersuchung Zellveränderungen in einem Gewebe festgestellt worden waren. Daher hatte ich eine erneute Untersuchung machen müssen und mein Arzt hatte mir gesagt, dass er sich nur melden würde, falls sich der Befund verschlechtern würde. Andernfalls eben nicht.

Ich hatte also am Freitag den Anruf meines Arztes verpasst, wusste aber, dass das nichts Gutes bedeuten würde. Mich hat das an dem Freitagabend irgendwie komplett aus dem Konzept gebracht. Ich habe total Angst bekommen. Natürlich habe ich an Krebs gedacht. Da ich meinem Freund von den beiden Untersuchungen erzählt hatte und ich dringend jemandem zum Reden brauchte, habe ich ihn angerufen. Ich wusste nicht genau, wie ich anfangen sollte und habe daher zu Beginn des Gesprächs ihn erstmal gefragt, wie's geht.

Er meinte dann, es ginge ihm schlecht, er hatte irgendeine Bestellung falsch rausgeschickt und vergebens auf einen Kunden gewartet (wenn ich mich recht erinnere). Wir haben dann erstmal eine Zeit über seine Arbeit geredet. Am Ende habe ich ihm dann erzählt, dass ich die Anrufe meines Arztes verpasst hatte, ihn erst am Montag erreichen könnte und jetzt Angst vor dem Befund habe.

Seine Reaktion war: Warum schiebst du denn jetzt so Panik? Dann warte doch eben bis Montag. Kann ich ja jetzt auch nix zu sagen.

Mir fiel daraufhin nichts ein, ich hatte so einen Kloß im Hals, also habe ich dann das Telefonat beendet.

Ich habe ihm dann aber noch eine WhatsApp geschickt, dass ich total Angst habe und die irgendwie nicht in den Griff bekomme.

Da darauf keine Reaktion kam, mir es aber immer schlechter ging, habe ich ihn nach einiger Zeit ein 2. Mal angerufen.

Aber er wirkte genervt und meinte, dass er schon seit 3 Jahren wegen seiner Krankheit zu kämpfen habe und alle Leute denken würden, er hätte ja so ein tolles Leben.

Ich habe den Zusammenhang irgendwie nicht verstanden und dann wieder das Telefonat beendet. Ich wusste auch einfach nicht, was ich in dem Moment sagen sollte.

Am nächsten Tag war es nicht besser, ich hatte schlecht geschlafen und wusste dann auch nicht mehr, ob ich zu ihm fahren sollte. Ich habe mich allein gelassen gefühlt.

Meine Tochter war erkältet, aber das WE war ausgemacht, dass ihr Vater die Kinder abholt und sie von Sa. bis So. bei ihm übernachten. Meine Kids waren also nicht da.

Ich habe dann hin- und herüberlegt und schließlich meinen Freund angerufen, um mit ihm nochmal darüber zu reden. Es war mehr ein Streit, weil ich versucht habe ihm klarzumachen, dass ich ihn dringend zum Reden gebraucht hätte. Daraufhin hat er aber einfach nur dicht gemacht. Ich war irgendwie am Ende ziemlich verzweifelt und habe wohl auch geheult. :oops:

Ca. eine Stunde nach dem Gespräch kam dann von ihm eine WhatsApp, dass er sich sehr freuen würde, wenn ich dennoch zu ihm käme.

Ich bin dann nachmittags schließlich doch zu ihm gefahren, weil ich noch unglücklicher gewesen wäre, wenn ich alleine zuhause geblieben wäre.

Er wirkte etwas verunsichert, als ich zu ihm kam. Wir haben erst über Belangloses geredet, er war aber sehr bemüht um mich und die Atmosphäre hat sich dann spürbar gelockert. Allerdings war ich keine 2 Stunden bei ihm, als meine Tochter anrief. Sie wollte partout nicht bei ihrem Vater übernachten, weil sie erkältet war, und wollte unbedingt, dass ich sie abhole.

Nach einigem Hin und Her blieb mir nichts anderes übrig. Mein Ex hat ein totales Theater gemacht, mir Vorwürfe gemacht, wie egoistisch und verantwortungslos ich handeln würde (ja??) und nachdem ich meine beiden Kinder im Hintergrund nur noch heulen hörte, bin ich ins Auto gestiegen und wieder zurückgefahren, um sie abzuholen. (Übrigens hat mein Ex die Kinder 3x im Monat, davon übernachten sie 1x pro Monat bei ihm; wir haben zwar das gemeinsame Sorgerecht, aber öfter will er sie nicht).

Ich habe mich also am WE um meine kranke Tochter gekümmert.

Am folgenden Mo., den 27.3., ist dann mein Freund abends zu mir gefahren. Das war so ausgemacht, weil ich ihn am Dienstagmorgen, bevor ich zur Arbeit fahre, ins KH bringen sollte, denn dort sollte er am Mi. nochmal operiert werden. Bis zum KH, einer Spezialklinik, sind es ca. 1,5 h Fahrtzeit (ein Weg). Am Do. habe ich ihn nach der Arbeit dort wieder abgeholt. Er hat die OP gut überstanden und die Ärzte waren zufrieden, aber natürlich ist eine OP immer mit Schmerzen und Unwohlsein verbunden. Wir hatten daher ausgemacht, dass er bis zum WE bei mir bleibt und wir dann sehen, wann er wieder fahrtauglich ist.

Am Freitag musste ich arbeiten, daher war er allein bei mir zuhause. Meine Kollegen wollten nach Feierabend noch grillen, aber ich habe ihnen natürlich abgesagt, weil ich meinen Freund nicht warten lassen wollte. Aber als ich von der Arbeit wiederkam, war er nicht mehr da. Er hatte seine Sachen gepackt und war nach Hause gefahren. Mir hat er dann eine WhatsApp hinterlassen: Bin erstmal nach Hause gefahren.

Dass er sich lieber zu Hause erholen möchte, kann ich ja verstehen. Aber er wusste, dass ich zum Grillen eingeladen war und hat mir nicht rechtzeitig Bescheid gesagt. Also habe ich den Freitag auch wieder allein verbracht.

Übrigens genau wie den heutigen Samstag und den morgigen Sonntag. und die kommende Woche darauf.

Mein Problem ist: ich fühle mich trotz Beziehung irgendwie ständig allein. Da frage ich mich schon, ob man nicht besser ohne Beziehung allein sein kann?

Ich bin ein ausgeprägter Familienmensch. Ich habe die Menschen, die ich liebe (natürlich auch meine Kinder) gerne ab und zu um mich. Das muss nicht ständig sein, ich glucke nicht. Aber ich merke immer mehr, dass mir das alles nicht reicht. Ich möchte bei schönem Wetter gemeinsam etwas unternehmen. Ich möchte in schwierigen Situationen für den anderen da sein und auch selbst jemanden haben, der mich in den Arm nimmt oder mir zuhört. Ich möchte gemeinsame Ziele stecken und Projekte angehen. Zusammen. Mir fehlt das alles so sehr :cry:

Findet ihr das überzogen? Habe ich zu hohe Erwartungen? Bin ich irgendwie komisch eigentlich?
 
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Dabei
6 Mrz 2013
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#2
Oje ... Fühl dich erst mal gedrückt. Meine erste Frage wäre jetzt: Was hat dir dein Arzt denn dann gesagt??

Zu deinem Freund:

Ich glaub solche Reaktionen wie
Warum schiebst du denn jetzt so Panik? Dann warte doch eben bis Montag. Kann ich ja jetzt auch nix zu sagen.
könnten auch erst mal so ein Männerding sein. Mein Freund neigt auch so ein bisschen zu "Hilft ja nichts". Immerhin kann er unterscheiden wann ich mich trotzdem einfach ausreden will (vielleicht hat er das auch gelernt, weil ich es ihm ein paar Mal deutlich gesagt habe) und auch wann es wirklich ernst ist (ich hatte auch mal eine besorgniserregende Diagnose). Bei deinem Freund kommt aber noch hinzu, dass er selber diverse Probleme hat, auch gesundheitliche, und die gesundheitlichen waren ja gerade akut (eine OP stand bevor). Und als weiteres könnte noch hinzukommen, dass "besorgniserregende Diagnosen" bei ihm Angst auslösen, weil dir was passieren könnte, und das schiebt er dann vielleicht von sich weg.

Warum hast du denn nach dem 1. Fehlversuch bei ihm nicht eine Freundin angerufen? Oder hier ins Forum geschrieben?

In Bezug auf deinen Ex und deine Kinder sollte ich mich vielleicht zurückhalten, weil ich selber keine Kinder habe. Ich finde aber trotzdem, dass es nicht geht, dass nur alle anderen an sich denken und nicht mal du selber an dich. Das Kind war schließlich nur erkältet, also sorry, da seh ich jetzt echt kein Problem. Ich kenne diese Situation aber von einer Freundin und ihrem Ex, die hätte die Kinder vermutlich dann auch abgeholt, einfach um wenigstens ihre Scheiß Ruhe zu haben, noch dazu wenn sie selber Stress hat.

DIe Sache mit dem Grillen:
Wenn die Beziehung ansonsten iO ist, würde mich eher stören, dass er einfach so ohne Worte abhaut. Dass er in dem Moment keinen Kopf für fremde Grillabende hat, geschenkt. Dass er dir eine Nachricht schreibt, naja - aber ich hätte die an seiner Stelle halt besser vorher geschrieben, so a la "Du, mir fällt hier irgendwie die Decke auf den Kopf, ich fahr einfach mal heim, sei bitte nicht traurig".

Und warum bist du dieses und nächstes WE allein?

Ich bin ein ausgeprägter Familienmensch. Ich habe die Menschen, die ich liebe (natürlich auch meine Kinder) gerne ab und zu um mich. Das muss nicht ständig sein, ich glucke nicht. Aber ich merke immer mehr, dass mir das alles nicht reicht. Ich möchte bei schönem Wetter gemeinsam etwas unternehmen. Ich möchte in schwierigen Situationen für den anderen da sein und auch selbst jemanden haben, der mich in den Arm nimmt oder mir zuhört. Ich möchte gemeinsame Ziele stecken und Projekte angehen. Zusammen. Mir fehlt das alles so sehr :cry:

Findet ihr das überzogen?
Ich finde das nicht überzogen, aber das geht halt mit einem Menschen, der selber diverse massive Probleme hat, nur beschränkt. Ich denke, er wird dir nie eine besondere Stütze sein und immer eher von dir Energie und Rücksichtnahme verlangen. So eine Beziehung kann trotzdem funktionieren (bis du was Passenderes findest), wenn du bestimmte Bedürfnisse deinerseits halt auslagerst: schöne Sachen alleine oder mit deiner Familie oder Freunden machen, bei Problemen deine Mutter oder eine gute Freundin oder das Forum fragen, etc
 
Dabei
27 Aug 2012
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#3
Also mir scheint es, dass euer Hauptproblem einfach darin liegt, dass ihr beide unheimlich viele Stresseinflüsse momentan habt, die sich eben negativ auf die Beziehung auswirken. Bei ihm wohl beruflich, gesundheitlich und dann noch die kürzliche Sache mit der neu gefundenen Tochter, die misshandelt wurde und whatnot. Und bei dir mit deinem Gesundheitlichen (ich hoffe, da ist alles ok), den Elternpflichten für deine Kids und deiner Erkältung. Kommt halt gerade alles ungünstig zusammen und dann seid ihr on top dazu auch noch räumlich stets getrennt.

Ich würde jetzt erstmal vermuten, das ist in dieser extremen Form gerade eher eine Ausnahmesituation und sobald sich ein paar Themen erledigt haben (u.a. Genesung von OP, deine eigenen Diagnoseergebnisse) wird es auch wieder etwas angenehmer. Der raue bis verletzte Ton zwischen euch ist eine Folge dieser Einflüsse. Ansonsten läuft es doch normalerweise besser, oder? Deswegen würde ich jetzt auch nicht unbedingt jede Einzelaussage zerpflücken wollen, sondern im Gesamtkontext bewerten. Zu bedenken geben sollte sowas nur, wenn es generell ein Thema ist, auch in ruhigeren Zeiten. Da müsstest du vllt noch etwas Input zu liefern.

Wenn du halt dauerhaft Stressfaktoren eliminieren willst, könntet ihr auch überlegen zusammenzuziehen, wenn ihr euch entsprechend sicher miteinander fühlt. Ihr seid 1,5 Jahre zusammen, der Zeitpunkt scheint mir ok. Und da ihr eh nur 60 km auseinander seid, sollte es leicht fallen, wenn der eine in die Region des anderen zieht oder man trifft sich in der Mitte und es kann trotzdem noch jeder sein gewohntes Umfeld mehr oder weniger behalten. Dadurch würde viel organisatorischer Aufwand wegfallen, ihr hättet weniger Stress und gleichzeitig die Option auf mehr Quality Time miteinander..oder überhaupt mal Time.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#4
Hallo Badesalz.. Ich hoffe es geht dir inzwischen ein bisschen besser. Ein ganzer Thread über deinen Freund und die Sorgen um deine Gesundheit nur in einem Nebensatz.. Bitte sag, dass da alles okay ist!

Ich sehe deinen Freund hier ehrlich gesagt nicht mit ganz so verzeihenden Augen wie YouKnowMyName.
Dass beide Partner zeitgleich Stresssituationen durchmachen, kommt nunmal vor.. An diesen Zeiten misst sich dann eigentlich am Besten die Qualität einer Beziehung. Nicht an den einfachen Zeiten, in denen alles gut ist.

Ich habe nicht das Gefühl, dass die räumliche Distanz der wirkliche Grund ist, warum du dich in letzter Zeit einsam fühlst. Du möchtest dich auf ihn verlassen können, möchtest ihn als Bezugsperson haben und mit ihm über alles reden können und zur Zeit scheint er dir das nicht zu geben.

Die ganzen Gründe, die YKMN hier in seinem Kommentar erwähnt, um deinen Freund zu rechtfertigen, die erklären das natürlich irgendwie und machen es auch verständlicher und selbst wenn ich diese Gründe nicht hätte, würde ich mal davon ausgehen, dass er es nicht aus Boshaftigkeit macht, sondern ihm das einfach nicht so deutlich bewusst ist, was sein Verhalten eigentlich bei dir triggert.. Nämlich diese Unsicherheit und die aufkommenden Zweifel.
Vielleicht ist er selbst auch nicht der emotionalste Mensch (?) und dann einfach überfordert, wenn Themen aufkommen bei denen er das Gefühl hat Empathie zeigen zu müssen, aber nicht genau weiß wie. Dann geht er vielleicht davon aus, dass von ihm erwartet wird den goldenen Ratschlag oder die tröstendsten Worte der Welt zu liefern und er hat weder noch und reagiert dann frustriert. Vielleicht würde es also helfen ihm klar zu machen, dass in solchen Situationen ein "sag wenn ich was tun kann" oder ein "ich bin gerne da - wenn was ist kannst du anrufen" komplett ausreicht. Man will ja nur wissen, man ist nicht alleine. Und genau dieses Wissen gibt er dir mit seiner Reaktion aber eben leider nicht.

Was ich bei deinem Freund aber aus diesem Thread hier jetzt auch ganz schwierig finde ist dieses zu sehr auf sich selbst fokussiert zu sein, um Rücksicht nehmen zu können.
Also, dass er dir zB Vorwürfe macht, wenn du fährst, um deine Tochter abzuholen.. Klar, er ist enttäuscht, er wird ja auch versetzt, aber er wusste schließlich vorher dass du (alleinerziehende) Mutter bist. Und er könnte doch auch mitfahren und dann bei dir übernachten - oder geht das nicht?
Auch, dass er nach deiner Ansage, dass es dir schlecht geht, erstmal davon redet wie krank er selbst ist und niemand merkt wie schlecht es ihm geht --> wieder diese Fokussierung auf sich selbst, was der Rücksichtnahme auf dich dann irgendwie im Weg steht.
Also das ist eben ein Punkt/eine Eigenschaft die ich wirklich sehr sehr schwer anzunehmen finde und wo ich auch nachvollziehen kann, wenn man dann irgendwann sagt man kann das nicht mehr und man braucht einfach mehr Raum in der Beziehung, um sich auch selbst ausreichend wertgeschätzt zu fühlen. Es wirkt ja Metapher-mäßig so, als ob er über das ganze Bett ausgestreckt liegt und du dich ganz an die Wand quetschst und sagst "nene schon okay, das reicht mir so".

Ich weiß nicht so genau, was du da machen könntest, um das zu verändern...
Im ersten Ansatz würde ich natürlich immer Reden empfehlen. Am Besten persönlich von Angesicht zu Angesicht, um die Reaktion auch zu sehen, und dann eben ohne Druck und ohne Vorwürfe, damit man auch was erreicht. Eher ein Gespräch in die Richtung "Das hier ist die Situation - aber warum?".
Vielleicht erzählt er dir dann ja paar Sachen mit denen du arbeiten kannst...
Ansonsten ist es in den Streitsituationen selbst eigentlich immer so, dass man (meiner Erfahrung nach) mit seiner eigenen Reaktion auf Dinge schon sehr viel beeinflussen kann in welche Richtung der Streit sich weiterhin entwickelt. Auflegen empfinde ich - solange man noch nicht zufrieden ist - zB als keine gute Idee. Ich empfehle eher während eines Streites sich zu überlegen, was man eigentlich konkret hören wollen würde um beruhigt zu sein und dann genau darauf abzuzielen.
Meistens streitet man so orientierungslos.. Also man lässt nur Emotionen raus und wirft sich Dinge an den Kopf und wenn aber der Streitpartner mal fragen würde "Was genau willst du hier eigentlich gerade von mir?" dann würde man erstmal stocken und sich denken "Ja gute Frage - lass mich mal überlegen" - ganz oft weiß man das eben nicht wirklich und dann ist es nur unproduktives hin und her diskutieren und total im Kreis.

Das sind jetzt nur so Sachen die ich sage, weil mir das mit dem Auflegen und dann wieder anrufen und dann wieder auflegen, obwohl noch nichts zufriedenstellend geklärt wurde, eben aufgefallen ist.
Was deinen Freund nochmal angeht - Ich finde, der muss sich da viel mehr dessen bewusst werden was für Auswirkungen seine Art haben kann und dass er sich damit ja auch teilweise selbst im Weg steht, denn er fühlt sich nach solchen Telefonaten ja auch nicht super. Also er sollte meiner Ansicht nach schon an sich arbeiten (sollte man ja eigentlich immer).. Und wenn das bei ihm aber nicht passiert und du dich regelmäßig im Stich gelassen und nicht unterstützt fühlst, dann würde ich schon auch über eine Trennung nachdenken. Aber vielleicht erst dann und vorher nochmal versuchen was zu kippen.

Von Beziehungen a la "Nagut, dann kriege ich von meinem Freund eben keinen Rückhalt, dann hole ich mir den woanders und rufe meinen Freund nur noch an, wenn ich locker drauf bin und mich um seine Probleme ausgiebig kümmern kann weil ich meine eigenen schon mit meinen Freundinnen besprochen hab" halte ich nicht so viel.
Wenn man mit einer Freundin zB nicht gut über Probleme reden könnte, würde diese es ja nie in den engeren Kreis der guten Freundinnen schaffen. Aber bei einem Freund soll man es akzeptieren? Der kann halt nicht anders? Bin dagegen.

Und was deine Kinder und deinen Exmann angeht: Ich kann mir vorstellen, dass das für dich alles super schwer ist und du sicherlich oft genug sauer auf diesen Mann bist, dass er so ein geringes Interesse hat sich um die Kinder zu kümmern.. Ich kann dir nur sagen - und ich weiß nicht ob das tröstend oder nur noch frustrierender ist:
Ich persönlich danke meiner Mutter innerlich jeden Tag dafür, dass sie sich so viel gekümmert hat und meinem Vater da so viel Verantwortung abgenommen hat, weil ich weiß, dass es mir und meinem Selbstwertgefühl nicht gut getan hätte mehr Erziehung durch meinen Vater zu erfahren.
Ich bin mir sicher deine Kinder werden dir auch mehr als dankbar sein. Auch wenn du selbst dafür natürlich total viel opferst... Das tut mir leid.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#5
Vielen Dank, Twin, YKMN und Idkat für eure Antworten!!!

Erst einmal kurz zu dem, was mir dann mein Arzt gesagt hat: Diese Gewebs- oder Zellveränderungen (am Gebärmutterhals) werden in verschiedene Kategorien eingeordnet: keine - leichte - mäßige - starke.

Bei mir gab es bei der 1. Untersuchung "leichte" Veränderungen, bei der 2. dann "mäßige". Er meinte, dass man das unbedingt weiter beobachten müsste. Manchmal bilden sich diese Veränderungen wieder zurück, bei starken Veränderungen muss das entsprechende Gewebe entfernt werden, weil sich dann daraus Gebärmutterhalskrebs entwickeln kann. Also habe ich einen weiteren Termin in 3 Monaten zur Untersuchung bekommen.

Ich habe aber gelesen, dass man bei einer frühzeitigen Erkennung sehr gute Chancen hat, das in den Griff zu bekommen, daher gibt es ja diese Vorsorgeuntersuchung.

Das hat mich dann beruhigt, immerhin wird es ja jetzt beobachtet.

Was meine Beziehung angeht:

Irgendwie spiegelt das, was YKMN und Idkat darüber gesagt haben, sehr gut meine eigene Zerrissenheit wider.

Auf der einen Seite habe ich Verständnis für meinen Freund, weil er selbst viele Baustellen hat. Außerdem denke ich auch, dass es gerade und in der Vergangenheit zu viele Stresseinflüsse gab und gibt. Wir kommen überhaupt nicht dazu, mal entspannt oder gar spontan Zeit miteinander zu verbringen. Aber ich weiß auch nicht, wie ich das ändern könnte.

Das Thema Zusammenziehen wollten wir im Herbst entscheiden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir einerseits natürlich mehr Zeit miteinander wünsche. Ich wünsche mir auch, dass man so ganz profane Dinge, wie ein neues Möbelstück kaufen, gemeinsam macht und nicht jeder in seiner eigenen Parallelwelt lebt. Auf der anderen Seite habe ich aber auch viel Angst davor, diesen Schritt zu tun, weil ich Angst vor einem eventuellen Scheitern habe. Es hat so weh getan, das letzte Mal, als die Beziehung mit meinem Ex-Mann auseinanderbrach, dass das irgendwie immer noch unterschwellig bei mir da ist. Hätte ich meinen jetzigen Freund mit 25 kennen gelernt, ohne die Erfahrung einer gescheiterten Ehe, hätte ich ihm schon längst vorgeschlagen, dass wir zusammenziehen und es versuchen.

Es ist auch so, dass ich wirklich vieles an ihm sehr mag. Ich fühle mich nach wie vor zu ihm hingezogen. Wenn wir zusammen sind, fühlt es sich gut an. Wenn ich das WE bei ihm verbringe, kann ich total abschalten, aus meinen Alltag raus und Energie tanken. Er ist dann sehr fürsorglich und zärtlich. Im Gegensatz zu meinem Ex respektiert er immer und sofort meine Grenzen, d.h., wenn ich etwas sage, hat es für ihn Gewicht. Ich spüre deutlich, dass er mich attraktiv findet und dass ich ihm viel bedeute. Er sagt mir nach wie vor, dass er mich vermisst, wenn ich nicht da bin, dass es schön mit mir ist. Normalerweise ist er derjenige, der mehr redet, was ganz gut passt, weil ich oft lieber zuhöre. Er erzählt mir dann lustige Storys und bringt mich zum Lachen. Wir haben auch denselben Geschmack und finden dieselben Dinge hübsch. Wir sind beide sehr gesundheitsbewusst, mögen Sport und gutes Essen. Wir sind auch beide ähnlich ordentlich und handwerklich begabt.

Für mich wäre es sehr schwer, wieder jemanden zu finden. Allein die Tatsache, dass ich zwei Kinder habe, wirkt sehr abschreckend. Jedenfalls für Männer um die 40. Diese Erfahrung habe ich bereits gemacht. Außerdem verliebe ich mich auch nicht so einfach, ich habe bisher nicht viele Männer kennen gelernt, die ich anziehend finde. Das waren in meinem ganzen bisherigen Leben vielleicht 4, max. 5. Wenn ich überlege, welchen Männern ich in den letzten 2 Jahren begegnet bin, mit denen ich mir etwas Festes hätte vorstellen können, fällt mir außer meinem Freund kein einziger ein (Mein Kollege zählt nicht, weil ich den schon seit 10 Jahren kenne und er mittlerweile für mich auch an Reiz verloren hat).

Auf der anderen Seite fühle ich mich genaus so, wie es Idkat so gut beschrieben hat:

Du möchtest dich auf ihn verlassen können, möchtest ihn als Bezugsperson haben und mit ihm über alles reden können und zur Zeit scheint er dir das nicht zu geben.

(...) selbst wenn ich diese Gründe nicht hätte, würde ich mal davon ausgehen, dass er es nicht aus Boshaftigkeit macht, sondern ihm das einfach nicht so deutlich bewusst ist, was sein Verhalten eigentlich bei dir triggert.. Nämlich diese Unsicherheit und die aufkommenden Zweifel.

Man will ja nur wissen, man ist nicht alleine. Und genau dieses Wissen gibt er dir mit seiner Reaktion aber eben leider nicht.

Was ich bei deinem Freund aber aus diesem Thread hier jetzt auch ganz schwierig finde ist dieses zu sehr auf sich selbst fokussiert zu sein, um Rücksicht nehmen zu können.

Auch, dass er nach deiner Ansage, dass es dir schlecht geht, erstmal davon redet wie krank er selbst ist und niemand merkt wie schlecht es ihm geht --> wieder diese Fokussierung auf sich selbst, was der Rücksichtnahme auf dich dann irgendwie im Weg steht.
Das sind genau die Punkte, mit denen ich einfach überhaupt nicht zurecht komme. Es ist genau wie Idkat sagt:

Also das ist eben ein Punkt/eine Eigenschaft die ich wirklich sehr sehr schwer anzunehmen finde und wo ich auch nachvollziehen kann, wenn man dann irgendwann sagt man kann das nicht mehr und man braucht einfach mehr Raum in der Beziehung, um sich auch selbst ausreichend wertgeschätzt zu fühlen.
Die Gründe für dieses Verhalten hat Idkat auch total super beschrieben:

Was deinen Freund nochmal angeht - Ich finde, der muss sich da viel mehr dessen bewusst werden was für Auswirkungen seine Art haben kann und dass er sich damit ja auch teilweise selbst im Weg steht, denn er fühlt sich nach solchen Telefonaten ja auch nicht super.

(...)

Vielleicht ist er einfach überfordert, wenn Themen aufkommen bei denen er das Gefühl hat Empathie zeigen zu müssen, aber nicht genau weiß wie. Dann geht er vielleicht davon aus, dass von ihm erwartet wird den goldenen Ratschlag oder die tröstendsten Worte der Welt zu liefern und er hat weder noch und reagiert dann frustriert.
Ja, ich habe oft das Gefühl, dass er gar nicht weiß, wie sehr er mich mit seinem Verhalten beeinflusst. Das wusste er bei seiner Tochter auch nicht. Ich habe das Gefühl, er glaubt irgendwie immer, andere seien stärker als er und würden ihn im Grunde nicht brauchen. Oder dass er anderen nicht genügt und andere irgendwie von ihm enttäuscht sein könnten. Er zieht sich dann lieber zurück. Ich brauche ihn aber. Ich will ihm überhaupt keinen Vorwurf machen, sondern brauche nur ab und zu seine Anwesenheit, sein zuhörendes Ohr. er muss mir keine Komplettlösungen anbieten. Auch seine Tochter hat nicht den Super-Papa erwartet, sondern wollte ihn nur überhaupt mal kennen lernen.

Ich habe gar nicht die hohen Erwartungen an ihn. Aber mit diesem Rückzugs-Verhalten komme ich einfach nicht mehr klar. Wirklich überhaupt nicht mehr. Ich fühle mich dann im Stich gelassen.

Er hat mir mal gesagt, dass ich doch "ohnehin jemand wäre, der gut alleine klar kommt." Mich hat das verletzt. Natürlich muss ich alleine klarkommen, mir bleibt ja nichts anderes übrig. Was soll ich denn tun? Ich habe zwei Kiner, um deren Wohl ich mich sorgen muss. Ich muss arbeiten, um uns zu finanzieren. Ich muss auch Dinge reparieren, weil sich kein anderer darum kümmert. Was soll ich denn tun? Rumheulen und in Selbstmitleid versinken? Es nützt ja nichts, wie wäre das denn für die Kinder??

Übrigens danke ich dir sher, für deine aufbauenden Worte, Idkat, was meine Kinder angeht.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#6
Stress? Ja, beeinflusst das alles von beiden Seiten aus.
Egoismus? Eindeutig. Dein Freund redet über seine Arbeit, über seine Krankheiten und reist ab, wann er es will, macht dir aber Vorwürfe, wenn du das machst.
Vermeidbarer Streit? Auf jeden Fall!

Das meiste wurde ja bereits gesagt. Aber ich füge noch ein paar Punkte hinzu:

Dein Freund ist ein Egoist und er legt sich gerne in die "ich armes Opfer"-Rolle. Deswegen ist das Zeigen von Empathie für ihn auch so schwer. Er schaut auf sich und sieht, was er alles durchstehen muss. Dass dann auch andere Menschen Probleme haben und jammern, sieht er dann schlechter ein.
Es kann natürlich auch sein, dass du und deine Probleme ihn nicht interessieren. Aber ich denke dann wäre ein emotionaler Mensch wie du nicht schon >1.5 Jahre mit ihm zusammen.

Wenn du genau hinschaust, dann war da ja nicht einmal ein richtiger Streit.
Sondern immer nur eine unbehagliche und ungemütliche Atmosphäre, die auf Grund von (fehlender und falscher) Kommunikation entstand: unausgesprochene Motive, Missverständnisse und dem Gefühl nicht verstanden zu werden.

Du musst dir klarmachen, dass jeder Mensch eine andere Vorstellung hat und diese durchsetzen will — ganz schnell eben emotional. Und sobald es emotional wird, schaukelt es sich hoch. Interessant hier: Das, weil jeder Mensch egoistisch ist und nur seine Emotionen sieht, aber nicht versteht, was die des Gegenübers sind (siehe Papatom's Signatur).

Ein Streit kann also theoretisch sehr "leicht" enkräftet werden — leicht in "", weil es schwierig ist, seine eigenen Emotionen zu zäumen, was eine Voraussetzung ist:
– Motive von sich erörtern und die des Partners erfragen (siehe idontknowaboutthis), was die Sachlage vor Augen legt und Raum für ein Kompromiss schafft:
"Was willst du damit erreichen? Was willst du jetzt von mir?"
– "Die Lösung" von dem Gegenüber erfragen, um zu sehen, ob dieses nur emotional (z.B. enttäuscht) ist oder wirklich einen konstruktiven (besseren?) Vorschlag hat:
"Was würdest du denn machen?" "Was schlägst du vor?"
– die eigenen Gefühle ansprechen bzw was die Worte des Gegenübers bei dir auswirke UND die Streitstrategie des Streitpartners ansprechen. Das lässt das Gegenüber oft innehalten um darüber nachzudenken. Wichtig: dein subjektives Empfinden ist non-debatable!, denn es ist ja dein Empfinden:
"Es macht mir Druck und Angst, was du da von mir erwartest." "Du machst mir gerade Vorwürfe und ich fühle mich dabei XYZ"

-> Denn spezifisch auf dich bezogen:
"Mir fiel daraufhin nichts ein" "den Zusammenhang irgendwie nicht verstanden" "mehr ein Streit, weil ich versucht habe ihm klarzumachen"
Ihr redet 3 Mal und trotzdem kommt nichts bei raus. Hier musst du dich an der eigenen Nase fassen. Wenn dir nichts einfällt, du etwas nicht verstehst und etwas klarmachen willst, dann sag es das. Und zwar eben genauso — "hey ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll", "ich verstehe jetzt de Zusammenhang nicht... ICH wollte doch gerade meine Gefühle ausdrücken und über mich reden" "ich brauche und brauchte dich nur zum Reden, zum Zeigen von Verständnis".


=> Probiere es mal aus. Manchmal kommt dann noch ein kleiner schnippischer, emotionaler Satz hinterher, aber den lässt du verpuffen oder wiederholst dein Gesagtes. Es wirkt wirklich gut und vermeidet einen Streit.
Warum du und nicht er? Weil du vielleicht reflektierter und in dem Fall stärker bist als er.

Übrigens: Du brauchst auch mal deine Qualitätszeit. Dein Ex-Mann muss genauso lernen, kranke Kinder zu pflegen. Wie deine Kinder lernen müssen, mit nicht immer "Mama" anzurufen, sondern auch mal mit "Papa" auszukommen...

Er hat mir mal gesagt, dass ich doch "ohnehin jemand wäre, der gut alleine klar kommt."
Ganz und gar nicht. Ich sehe das als Kompliment. Es ist sehr wichtig, alleine zurecht zu kommen, und deswegen eine positive Eigenschaft.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#7
Badesalz hat gesagt.:
Ich habe das Gefühl, er glaubt irgendwie immer, andere seien stärker als er und würden ihn im Grunde nicht brauchen. Oder dass er anderen nicht genügt und andere irgendwie von ihm enttäuscht sein könnten. Er zieht sich dann lieber zurück. Ich brauche ihn aber. Ich will ihm überhaupt keinen Vorwurf machen, sondern brauche nur ab und zu seine Anwesenheit, sein zuhörendes Ohr. er muss mir keine Komplettlösungen anbieten.

Ich habe gar nicht die hohen Erwartungen an ihn. Aber mit diesem Rückzugs-Verhalten komme ich einfach nicht mehr klar. Wirklich überhaupt nicht mehr. Ich fühle mich dann im Stich gelassen.

Er hat mir mal gesagt, dass ich doch "ohnehin jemand wäre, der gut alleine klar kommt." Mich hat das verletzt. Natürlich muss ich alleine klarkommen, mir bleibt ja nichts anderes übrig.
Hast du ihm das genau so schonmal gesagt? Wie hat er reagiert? Wann seht ihr euch wieder?

Nur weil du auch alleine klarkommst, heißt es ja auch nicht, dass man dich alleine lassen sollte... Da macht er sich mit der Aussage vielleicht ein bisschen leicht. Hat er selbst denn für sich das Gefühl, dass er im Gegensatz zu dir nicht gut alleine auskommt?
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#8
Zu deiner Diagnose: Bei PAP IIID zB sollte man noch auf HPV-Viren untersuchen. Wenn da nix ist, ist das schon mal sehr gut. Und das gibt es in der Tat sehr wohl, dass sich das wieder ohne irgendwelche Folgen zurückbildet. Falls dem nicht so sein sollte, ist das immerhin eine viel weniger einschneidende OP als manch andere in dem Bereich.

Er hat mir mal gesagt, dass ich doch "ohnehin jemand wäre, der gut alleine klar kommt." Mich hat das verletzt.
Das braucht dich doch nicht zu verletzen. Warum nimmst du sowas so persönlich? Man könnte das sogar als Kompliment auffassen. Sag ihm doch einfach auf so eine Bemerkung von ihm dass das nicht so ist bzw dass du dir wünschst dass daraus ein anderer Schluss gezogen wird als der den er draus zieht.

Zu deinem Freund nochmal:
Warte doch mal ab bis er sich mal genau so verhält wie du es dir wünschst und sag ihm dann wie gut dir das gerade tut. Damit kannst du das Positive verstärken und brauchst nicht das Negative zu kritisieren.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#9
ein emotionaler Mensch wie du
Ja, ich bin ein emotionaler Mensch. Leider. :| Und leider sehr sensibel. Ich weiß nicht, wie ich das ablegen soll.

Ich habe mir deine Gesprächstipps aufmerksam durchgelesen, Insomnius. Danke dafür!

Ein Streit kann also theoretisch sehr "leicht" enkräftet werden — leicht in "", weil es schwierig ist, seine eigenen Emotionen zu zäumen, was eine Voraussetzung ist:
– Motive von sich erörtern und die des Partners erfragen (siehe idontknowaboutthis), was die Sachlage vor Augen legt und Raum für ein Kompromiss schafft:
"Was willst du damit erreichen? Was willst du jetzt von mir?"
– "Die Lösung" von dem Gegenüber erfragen, um zu sehen, ob dieses nur emotional (z.B. enttäuscht) ist oder wirklich einen konstruktiven (besseren?) Vorschlag hat:
"Was würdest du denn machen?" "Was schlägst du vor?"
– die eigenen Gefühle ansprechen bzw was die Worte des Gegenübers bei dir auswirke UND die Streitstrategie des Streitpartners ansprechen. Das lässt das Gegenüber oft innehalten um darüber nachzudenken. Wichtig: dein subjektives Empfinden ist non-debatable!, denn es ist ja dein Empfinden:
"Es macht mir Druck und Angst, was du da von mir erwartest." "Du machst mir gerade Vorwürfe und ich fühle mich dabei XYZ"

Ihr redet 3 Mal und trotzdem kommt nichts bei raus. Hier musst du dich an der eigenen Nase fassen. Wenn dir nichts einfällt, du etwas nicht verstehst und etwas klarmachen willst, dann sag es das. Und zwar eben genauso — "hey ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll", "ich verstehe jetzt de Zusammenhang nicht... ICH wollte doch gerade meine Gefühle ausdrücken und über mich reden" "ich brauche und brauchte dich nur zum Reden, zum Zeigen von Verständnis".
Es ist wirklich nicht leicht, das umzusetzen.

Ich habe mit ihm telefoniert, heute Mittag.

Allerdings habe ich angerufen, er hätte mich vermutlich nicht kontaktiert. Er hat gestern den ganzen Tag nichts von sich hören lassen. Heute auch nicht.

Besonders stolz bin ich auf das Gespräch nicht. Ich selbst würde mir maximal ne 3- geben, wenn überhaupt :086:. Vielleicht hätte ich es einfach bleiben lassen sollen. War wahrscheinlich auch ein falscher Zeitpunkt.

Ich habe es trotzdem mal versucht möglichst genau aufzuschreiben, weil ich ja wissen will, was ich besser machen kann. Und da kann ich meinem Gefühl nach wohl noch einiges besser machen.

_________________________________________________________________________________________________________

Ich habe ihn zuerst gefragt, wie es ihm jetzt gesundheitlich geht. Zusammenfassend ist das OP-Ergebnis nicht perfekt, aber trotzdem eine deutliche Verbesserung zu vorher. Natürlich braucht es noch ein paar Tage, bis man Endgültiges weiß und alles verheilt ist.

Er hat mir dann noch erzählt, was er heute noch so macht.

Mit mir hatte das alles natürlich nichts zu tun. Ich habe daher zwischendurch kurz geschwiegen, ich geb's zu: ich war enttäuscht.

Er: "Was ist?"

Ich: "Naja, ich bin nicht sehr zufrieden mit der Situation. Im Grunde bin ich sogar ziemlich unglücklich, wie es in den letzten 5 Wochen gelaufen ist. Ich brauche dich auch ab und zu."

Er: "Ja, toll, das war ja klar."

Ich: "Was war klar?"

Er: "Ach, keine Ahnung."

Ich: "Wenn ich dir ehrlich sage, wie's mir geht, bist du genervt. Ich kann's natürlich auch für mich behalten. Das macht die Sache aber auch nicht besser."

Er: "Ne, schon gut, kannste ja sagen."

Ich: "Sag mal, bist du eigentlich lieber allein?"

Er: "Was soll das denn jetzt?"

Ich: "Nein, ganz ehrlich, kann ja sein, dass du zurzeit wegen der OP lieber alleine bist."

Er: "Ja, warum soll ich bei dir rumsitzen und schlechte Laune verbreiten."

Ich: "Ich kann ja verstehen, wenn du lieber zuhause gesund werden willst. Das ist doch kein Problem. Wäre nur schön gewesen, wenn du mir Bescheid gesagt hättest. So habe ich mich Freitagabend ziemlich allein gefühlt, weil ich ja dachte, du wärst noch da und wir würden das WE gemeinsam verbringen."

Er: "Ich hatte keine Lust bei dir rumzuhängen. Außerdem kann ich besser auf meiner Terrasse sitzen und hier wenigstens noch die ein oder andere Kleinigkeit erledigen."

Ich: "Wie gesagt, ist ja o.k., wenn du lieber bei dir bist. Nur fühl' ich mich auch schlecht, wenn ich nicht weiß, was ist. Und du dich nicht meldest. Wir sehen uns ja eh nur selten und ich hatte eben gedacht, dass wir das WE zusammen verbringen. Daher habe ich mich ziemlich allein gefühlt. Ein Anruf hätte ja gereicht."

Er: "Ich war am Freitag eben schon um 21 h im Bett. Wenn man sich jetzt 3 oder 4 Tage nicht meldet, da würde ich mir Gedanken machen, aber so..."

Ich: "Ja, das war am Anfang so. Aber wir sind seit 1,5 Jahren zusammen und sehen uns ja ohnehin kaum. Da reicht es mir nicht, sich erst nach 4 Tagen zu melden."

Er: "Du hast doch selbst gesagt, dass du deine Freiräume brauchst. Und keinen Mann willst, der klammert."

Ich: "Zwischen "klammern" und "gar nicht melden" gibt's ja noch ein Zwischending. Wenn du mir sagst, hör mal zu, mir geht's scheiße und ich brauche ein paar Tage für mich, ist das ja okay! Ich komme nur nicht mit diesem Auf und Ab, mit diesem Vor und Zurück zurecht. Einmal sagst du mir, du möchtest gerne mehr Zeit mit mir verbringen und vermisst mich und dann meldest du dich plötzlich gar nicht."

Er: "Mh."

Ich: "Aber es geht auch nicht um einmal melden oder nicht. Ich habe in letzter Zeit einfach das Gefühl, dass du dein Ding durchziehst und es wenig Gemeinsames gibt, was wir machen. Z.B. gemeinsame Projekte oder Ziele. Jetzt wird das Wetter schön und alle Leute machen etwas zusammen, aber wir nicht."

Er: "Ne, stimmt."

Ich: "Ich würde mir z.B. gerne mit dir diese neue Eckbank anschauen. Aber das ist ja schon wieder mega aufwändig zu organisieren. Sowas geht nur am WE."

Er: "Ich sehe mich im Sommer sowieso schon wieder alleine Mountain Bike fahren oder Schwimmen gehen."

Ich: "Das mein ich, du machst dein Ding."

Er: "Das ist eben mein Hobby."

Ich: "Ich will dir ja nicht dein Hobby streitig machen. Aber du weißt, dass ich auch gern Rad fahre und Schwimmen gehe. Ich bin da nicht auf deinem sportlichen Level. Aber trotzdem wäre das etwas, was man zusammen machen könnte. Entweder einem ist die Beziehung und der Partner wichtig genug, um das in seinen Alltag zu integrieren, oder man macht diese Dinge ohnehin lieber alleine, dann braucht man auch keine Partnerschaft."

Er: " ---"

Ich: "Was möchtest DU denn?"

Er: "Weiß nicht. Die Region hier bietet ja eh nicht viel. Außer Rad fahren, mal in den Wald spazieren gehen kann man hier ja nicht viel machen."

Ich: "Was heißt denn "Die Region bietet nicht viel"? Welche Erwartungen hast du denn?"

Er: "Keine Ahnung."

Ich: "Also ehrlich, es ist doch im Grunde schnuppe, in welcher Region man lebt. Es geht doch gar nicht darum, was dir die Region bietet. Ich kann dir auch nichts Aufregendes bieten. Es geht doch darum, dass man sich selbst im Leben Ziele setzt und dann dafür arbeitet und sie im besten Fall auch erreicht und sich daran freut. Wenn ich mit meiner Terrasse unzufrieden bin, dann muss ich sie so herrichten, dass sie mir gefällt. Man bekommt doch im Leben nichts von selbst geschenkt. So kenne ich das jedenfalls."

Er: "Ja, hast recht."

Ich: "Okay, und was möchtest du?"

Er: "Weiß ich selbst nicht."

Ich: "Weißt du was? Ich lass dich jetzt in Ruhe. Ich weiß auch nicht weiter. Werd' mal schnell wieder gesund."

Er: "Ja, bis später dann."

Ich: "Tschau."
___________________________________________________________________________________________________________

Man muss dazu sagen, dass unsere Gespräche natürlich normalerweise NICHT so verlaufen. Aber es gibt und gab immer wieder Phasen, in denen es ähnlich war. Ich hatte dann das Gefühl, mit einer Mauer zu reden und mich nicht besonders geschickt anzustellen. Ich muss dazu auch sagen, dass ich in den letzten 1,5 Jahren immer sehr viel Verständnis für seine Krankheit hatte. Wirklich immer. Es ist noch nie vorgekommen, dass ich ihm das Gefühl gegeben hätte, dass er mich mit seinen Problemen nervt.

Aber ich bin jetzt gerade leider sehr kraftlos und dünnhäutig. Ich fühle mich extrem ausgelaugt. Mnachmal fange ich grundlos an zu heueln, bei den einfachsten Dingen, einfach, weil ich so erschöpft bin (hormonell ist alles o.k., das kann es nicht sein). Ich fühle mich auch hoffnungslos verstrickt in meine Alltagsprobleme: die Kinder fordern ihre Aufmerksamkeit, ich habe sehr viel gearbeitet in letzter Zeit und Termindruck, die aufreibenden Diskussionen mit meinem Ex und die schon seit mehr als einem Jahr laufende Scheidung, anstehende Reparaturen am Haus etc.

Deswegen habe ich auch wohl so emotional auf den Anruf des Arztes reagiert, das war einfach zu viel. Mittlerweile habe ich mich ja diesbezüglich längst beruhigt.

Aber ich habe keine Kraft für seine Probleme, das merke ich. Genauso wie er wohl keine Kraft für meine hat.

In einer Woche habe ich für 2 Wochen Urlaub.

Was meint ihr, soll ich eine Beziehungspause einlegen? Und mich erstmal selber wieder fangen? Meint ihr, das bringt etwas? Oder nicht?
 
Dabei
23 Nov 2016
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#10
Und das gibt es in der Tat sehr wohl, dass sich das wieder ohne irgendwelche Folgen zurückbildet. Falls dem nicht so sein sollte, ist das immerhin eine viel weniger einschneidende OP als manch andere in dem Bereich.
Ja, Twin, das habe ich bei meiner Recherche auch so verstanden. Das war mir vorher nicht so klar. Aber jetzt beruhigt es mich natürlich ;)
 
Dabei
6 Feb 2017
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#11
Hi Badesalz.. Man merkt, dass du mitten in der Diskussion deine Strategie geändert hast ;) Es wäre besser gewesen direkt mit dem Fragenteil zu beginnen.. So war er schon vorbelastet durch die Rechtfertigungen die er vorher versucht hat zu bringen und hatte dann keine Lust mehr ernsthaft zu überlegen, glaube ich.

Ich hatte ja empfohlen, die Situation zu schildern ohne Vorwürfe zu machen und dann Fragen zu stellen.. Das Problem ist, dass durch den Tonfall trotzdem oft Vorwürfe mitschwingen.

Das hier sind die Auszüge, die ich als Vorwürfe lese (ich mache das "du" mal immer fett, damit dir vielleicht auffällt, was ich meine):
-"Im Grunde bin ich sogar ziemlich unglücklich, wie es in den letzten 5 Wochen gelaufen ist. Ich brauche dich auch ab und zu."
- "
Wenn ich dir ehrlich sage, wie's mir geht, bist du genervt."
-
"Sag mal, bist du eigentlich lieber allein?" (Die Frage kam zu so einem seltsamen Zeitpunkt, dass ich sie auch als Vorwurf interpretiere).
- "
So habe ich mich Freitagabend ziemlich allein gefühlt, weil ich ja dachte, du wärst noch da und wir würden das WE gemeinsam verbringen."
- "
Nur fühl' ich mich auch schlecht, wenn ich nicht weiß, was ist. Und du dich nicht meldest." (Der erste Satz eigentlich voll okay, nur der zweite dann direkt wieder der Vorwurf)
- "
Einmal sagst du mir, du möchtest gerne mehr Zeit mit mir verbringen und vermisst mich und dann meldest du dich plötzlich gar nicht."
- "
Ich habe in letzter Zeit einfach das Gefühl, dass du dein Ding durchziehst und es wenig Gemeinsames gibt, was wir machen."
- "
Entweder einem ist die Beziehung und der Partner wichtig genug, um das in seinen Alltag zu integrieren, oder man macht diese Dinge ohnehin lieber alleine, dann braucht man auch keine Partnerschaft." (Hier steckt zwar nicht die zweite Person Singular drin, aber man weiß ja, dass du ihn damit meinst).

Du gibst ihm hier schon sehr viel alleinige Verantwortung für euer Auseinanderdriften.
Und erst als auf diesen letzten Satz nicht mehr wirklich was kam, hast du die Strategie geändert und ihn mal nach seinen Wünschen gefragt.

Ich glaube mehr erreicht hättest du, wenn du vielleicht so an die Sache rangegangen wärst:
"Ich hab das Gefühl dass wir die letzten fünf Wochen recht wenig Kontakt hatten und dafür aber verhältnismäßig viel aneinander vorbei geredet haben - ist dir das auch aufgefallen?.. Glaubst du es gibt einen Grund dafür? Also fällt dir irgendwas ein?.. Ich würde halt gerne etwas daran ändern, aber weiß nicht genau wie, deshalb war der erste Schritt jetzt mal es zu thematisieren und zu hoffen, dass du mehr weißt ;) ... Also konkrete Wünsche hätte ich folgende: 1) Wieder so einen Zusammenhalt wie damals, als du *Gute Erinnerung aus der gemeinsamen Vergangenheit aufgreifen* 2) Wieder so gemeinsame Erlebnisse, wie der Sommer in dem wir so viel *Wieder gute Erinnerungen einsetzen* ... Was würdest du ändern wollen?"

So ungefähr im Ansatz würde ich es jedenfalls versuchen.

 
Dabei
6 Feb 2017
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#12
Nachtrag:

Diesen letzten von Insomnius genannten Punkt:
– die eigenen Gefühle ansprechen bzw was die Worte des Gegenübers bei dir auswirke UND die Streitstrategie des Streitpartners ansprechen. Das lässt das Gegenüber oft innehalten um darüber nachzudenken. Wichtig: dein subjektives Empfinden ist non-debatable!, denn es ist ja dein Empfinden:
"Es macht mir Druck und Angst, was du da von mir erwartest." "Du machst mir gerade Vorwürfe und ich fühle mich dabei XYZ"
Ist nämlich glaube ich nur auf die akute Situation zu beziehen, wenn es gerade in dem Moment passiert.
Dass du dann sowas sagst wie "So wie du das jetzt sagst, gibt mir das aber das Gefühl als hätte ich gar kein Recht mich wegen des Anrufs jetzt schlecht zu fühlen".

Aber wenn du ein allgemeines Gespräch über eure Beziehung führen möchtest, dann würde ich in den Aussagen auch eher allgemein bleiben und nur detaillierter werden, wenn nach Beispielen gefragt wird. Und sonst eben dieses direkte "Du machst das und das und deshalb läuft es nicht" vermeiden. Sonst kommen da eben zu viele aneinander gereihte Vorwürfe bei raus, die ihn einfach in Abwehr statt in Kompromissbereitschaft versetzen.
 
Dabei
27 Aug 2012
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#13
Ich gebe zu Badesalz, die Art der Fragestellung, Reihenfolge..waren jetzt nicht wirklich optimal, halt sehr mit Vorwürfen behaftet oder die indirekte Forderung nach der gemeinsame Suche für irgendeine Eckbank - who the fuck cares right now? -> mit sowas nebensächlichem brauchst du in der aktuellen Stressphase nicht wirklich zu kommen^^ hättest es besser allgemein auf Quality Time bezogen.

Mit der offensiven Art hast du entsprechend den Grundton eures Gesprächs schon zu Beginn festgelegt und der ist dann auch schwer wieder zu kippen. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich seine Reaktionen teilweise recht unverschämt finde, er behandelt dich eher wie ein Klotz am Bein, als einen Partner und ich frage mich wieso.

Was für eine Krankheit hat er denn eigentlich? Will er dich nur auf ungeschickte Art und Weise von sich wegstoßen, weil er dich damit nicht "reinziehen" will? Ist das vielleicht der Hintergrund für das Distanz aufbauen?
Oder ist er insgesamt einfach vielleicht doch nicht so interessiert an euch wie du und Dinge wie Krankheit sind nur vorgeschobenen Gründe?

So oder so ist sein Verhalten allerdings nicht angebracht, und das auch trotz Stress (und anscheinend gab es ja solche Vorfälle auch in ruhigeren Zeiten?). Im Zweifelsfall kann man ja aber immer noch sagen "Du, gerade ist nicht gut, brauch mal paar Tage Ruhe". Die Situation halt ordentlich erklären. Das kann man schon erwarten.

Dennoch solltest auch du, unabhängig von ihm, besser schauen, wie du deine Karten in solchen Beziehungsgesprächen spielst ;)
 
Dabei
23 Nov 2016
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#14
Ja, ich weiß, dass das Gespräch suboptimal war (über die Eckbank hatten wir übrigens vorher gesprochen, ich brauche dringend eine und er hatte eine in seiner Nähe gesehen, die wir uns anschauen wollten, er hatte mir ein Foto geschickt...).

Auf der anderen Seite bin ich mir gar nicht sicher, ob ein anderer Wortlaut am Ergebnis viel geändert hätte.

Ich habe das Gefühl, dass er sich zurückzieht und das kann man auch nicht ausdiskutieren. Man kann den anderen auch nicht zu etwas zwingen, was er nicht bereit ist zu geben. Irgendwie finde ich es immer schwierig, mehr Nähe einzufordern. Entweder man hat selbst das Verlangen danach oder eben nicht.

Ich bin daher für mich zu dem Schluss gekommen, das ich ihn in Ruhe lasse. Ich brauche eine Pause. Ich möchte wieder spüren, dass er gerne mit mir zusammen ist. Entweder er kommt von selbst zu dem Schluss oder eben nicht.

Ich ziehe jetzt die letzte Arbeitswoche durch und nehme mir etwas Schönes für meine freie Zeit vor. Ich werde ihn in der Zeit nicht kontaktieren. Ich merke, dass es mir nicht gut tut, ständig auf ihn zu schauen und auf die nächste Gelegenheit zu warten. Daher muss ich jetzt mal ein bisschen loslassen, sonst macht es mich einfach zu traurig.
 
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23 Nov 2016
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#15
Noch der Vollständigkeit halber: Mein Freund leidet an Morbus Basedow, das ist eine ererbte Autoimmunkrankheit, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt. Da er vorher eine Unterfunktion hatte, ist das nicht rechtzeitig diagnostiziert worden, sodass sich eine endokrine Orbitopathie entwickelt hat. Dabei werden Sekrete in die Augenhöhlen und die Augenmuskulatur abgesondert, sodass die Augäpfel aus den Höhlen heraustreten und die Beweglichkeit der Augen abnimmt. Die Leute bekommen dadurch einen starren, "glotzenden" Blick.

Mittlerweile ist er bzgl. seiner Schilddrüse gut eingestellt. Durch 2 OPs im letzten Herbst liegen die Augäpfel wieder tiefer in den Höhlen, man hat in den Knochen der Augenhöhlen Fenster "reingeschossen", damit die Augäpfel nach hinten wieder mehr Platz haben, da sich die Sekretablagerungen an den Augäpfeln selbst nicht mehr entfernen lassen.

Infolge der OP im Herbst hat er jedoch angefangen zu schielen, die Lage der Augäpfel zueinander wurde verschoben. Daher hat er Doppelbilder gesehen, wie wenn man sich einen 3d-Film ohne Brille anschaut. Er musste dann zum Ausgleich eine Prismenbrille tragen.

Die OP vergangene Woche war eine Schiel-OP, um den Versatz der Augäpfel zu korrigieren. Das ist auch ganz gut gelungen, er sieht jetzt wieder klar, wenn er geradeaus schaut. Wegen der Sekretablagerungen in der Augenmuskulatur bleiben aber Doppelbilder, wenn er die Augen nach links oder rechts bewegt.

Als ich ihn kennengelernt habe, hatte er die "Glotzaugen". Mich hat das nicht abgeschreckt oder gestört, aber er hat unter seiner Optik sehr gelitten. Auch seine Umwelt hat darauf negativ reagiert. Ich habe ihn aber wirklich immer unterstützt, bin ihn mehrfach in diese Spezialklinik gefahren, hatte immer ein offenes Ohr für ihn. Ich kann auch immer noch gut verstehen, dass das alles nicht einfach für ihn ist, zumal er ja auch Einschränkungen im Sehen hat. Auch beruflich hat sich das negativ ausgewirkt. Da ich ihn erst mit der Krankheit kennen gelernt habe, weiß ich auch nicht, ob seine depressiven Phasen erst infolge der Krankheit aufgetreten sind oder ob er schon immer so war.

So oder so komme ich gerade an meine Grenzen, auch wenn sich das egoistisch anhört. Ich war echt in den 1,5 Jahren immer für ihn da, das wäre ich auch jetzt noch. Aber ich muss irgendwie dringend Energie tanken.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#16
Badesalz hat gesagt.:
Auf der anderen Seite bin ich mir gar nicht sicher, ob ein anderer Wortlaut am Ergebnis viel geändert hätte.
Naja, weiß man erst, wenn man es probiert ;) aber auch wenn du das bei deinem Freund jetzt nicht mehr machst, kann man es ja vielleicht irgendwann irgendwo probieren..
Mein Exfreund ist früher immer recht schnell aggressiv geworden, weil ich entweder super emotional oder super kalt war im Streit. Gab keine Mitte ;) Als ich meine eigene Art zu streiten dann irgendwann geändert habe, wurde das anders. Aggressiv wurde er mir gegenüber nie wieder und das fand ich irgendwie krass das so zu erleben. Dass das geht, dass man durch seine eigene Art die des anderen so stark beeinflusst. Davor hab ich mir eben immer gedacht "Er ist so ein aggressiver Mensch" und dann auf einmal war die Erkenntnis "Oh! Nope, er kann nur echt gar nicht mit meiner Art umgehen!" - Deshalb empfehle ich das immer jedem so. Wenigstens zu testen, ob es was ändert oder eben nicht ;)

Aber was deine Situation konkret jetzt angeht, hatte ich auch vergessen auf deinen letzten Punkt im Text einzugehen:
Badesalz hat gesagt.:
Was meint ihr, soll ich eine Beziehungspause einlegen? Und mich erstmal selber wieder fangen? Meint ihr, das bringt etwas? Oder nicht?
Eine offizielle Pause würde ich nicht einlegen, aber ich würde glaube ich auch einfach mal Abstand nehmen und wieder ein bisschen Qualitätszeit alleine verbringen. Er will ja anscheinend zur Zeit nicht wirklich und dann hast du vermutlich Recht, dass Hinterherrennen auch mit der besten Diskussionstechnik wenig Sinn macht.
Vielleicht wenn er sich mal wieder meldet, oder wenn du mal wieder Lust empfindest dich bei ihm zu melden..
 
Dabei
27 Aug 2012
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#17
So oder so komme ich gerade an meine Grenzen, auch wenn sich das egoistisch anhört. Ich war echt in den 1,5 Jahren immer für ihn da, das wäre ich auch jetzt noch. Aber ich muss irgendwie dringend Energie tanken.
Gesunder Egoismus ist doch gut, es ist ja auch wichtig, dass irgendwo für dich was abfällt. Auch du brauchst eine Quelle zum Kraft schöpfen, damit es dir gut geht und du auch was an deine Mitmenschen (besonders die Kids) abgeben kannst. Und wenn dein Partner dir dabei aktuell nicht hilft, dann ziehe dich eben auch was zurück, ich würde es aber nicht als "offizielle" Pause machen (wozu auch? Ist ja nur ein Label, das außerdem nichts außer weiteren Stress verursachen kann), sondern einfach so. Lass ihn ruhig mal auf dich zukommen.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#18
Ich bin daher für mich zu dem Schluss gekommen, das ich ihn in Ruhe lasse. Ich brauche eine Pause. Ich möchte wieder spüren, dass er gerne mit mir zusammen ist. Entweder er kommt von selbst zu dem Schluss oder eben nicht.

Ich ziehe jetzt die letzte Arbeitswoche durch und nehme mir etwas Schönes für meine freie Zeit vor. Ich werde ihn in der Zeit nicht kontaktieren.
Ich verstehe die Argumentation der beiden anderen, die dir nicht zu einer "offiziellen" Beziehungspause raten. Andererseits fände ich es nicht gut, wenn du nun einfach in den Urlaub fährst und ohne jede Ansage den Kontakt zu ihm einstellst. Geht nicht vielleicht ein Mittelding? Also dass du quality time mit dir selber verbringst, ihm deine Hilfsbereitschaft nicht hinterherträgst, aber trotzdem auf niedrigerem Level als sonst Kontakt hältst? (Ich weiß grad auch nicht wie ich das konkret machen würde ...)

Seine Augengeschichte finde ich übrigens echt schlimm, da kann ich verstehen dass ihn das extrem belastet.

Ich finde nach wie vor dass ein Partner nicht jede Facette im Leben abdecken können muss. Ich hab jedenfalls kein Problem damit, mit meinem Partner (von mit aus kann man es dann auch "Freund" nennen, wenn "Partner" darauf dann nicht passt, oder sogar "lover") eine schöne Zeit zu verbringen und zB über meine gesundheitlichen Probleme primär mit meiner Mutter zu reden.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#19
Ja, ihr habt recht, es muss keine offizielle Beziehungspause sein. Ich will ihn ja auch nicht unnötig stressen oder so. Ich fahre das nur soweit zurück, dass ich Abstand und einen klaren Kopf bekomme.

Ich fahre auch nicht einfach in den Urlaub und sage nichts mehr bzw. reagiere dann nicht mehr.

Er hat mir heute per WhatsApp einen schönen Tag gewünscht, da habe ich ihm auch einen schönen Tag zurückgewünscht.

Ich möchte nur nichts gerade diskutieren, sondern mich auf mich etwas fokussieren, bis es mir besser geht. Ich bin auch nicht pampig oder unfreundlich zu ihm. Wenn was ist, kann er mich ja kontaktieren.

Ich bin leider jemand, der sich schlecht zentrieren kann und die Aufmerksamkeit mehr auf andere lenkt. Das ist leider eine Schwäche und hilft weder ihm noch mir.

Ich finde seine Krankheit auch heftig. Es ist auch nicht so, dass ich seine Probleme kleinreden will oder meine für wichtiger halte. Im Gegenteil bin ich manchmal nicht sicher, ob ich ihn mit meinen Baustellen auch noch zusätzliche belasten soll. Deswegen halte ich oft auch den Mund. Das meiste regel ich dann alleine, aber dann fühlt er sich manchmal nicht von mir gebraucht. Das hat er mir auch schon mal gesagt. Ist also auch blöd.

Außerdem will er von mir ja auch nicht bemitleidet werden. Mitgefühl ja, Mitleid nein.

Ich fühle mich gerade einfach sehr verunsichert. Ich habe ohnehin festgestellt, dass ich seit der Trennung von meinem Ex-Mann in Beziehungsfragen schneller als früher den Halt verliere. Dass mich Dinge schneller verunsichern und mich an mir selbst, an meinem Vertrauen zu anderen, zweifeln lassen. Das ist eine ganz hässliche Nebenwirkung von Trennungen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass mich das so nachhaltig erschüttert. Es nimmt einem die Leichtigkeit, die eine Beziehung ja auch braucht.

Das ist natürlich mein Problem und nicht das meines Freundes.

Trotzdem ist das ja etwas, was immer erst im Zusammenspiel mit dem anderen auftritt.

Ich grübel zu viel nach und bin zu oft traurig, daher muss ich mal irgendwie wieder zu einer Gelassenheit und Zuversicht finden.

Es ist so wichtig, schöne und unbeschwerte Zeit mit dem anderen zu verbringen und nicht nur über Schwermütiges, Belastendes zu reden. Da hast du sowas von Recht, Twin! Ich möchte das auch so gern. So wie wir das schon so oft am Anfang getan haben, mein Freund und ich. Ich kann es nur irgendwie zurzeit nicht. Das macht mich so wahnsinnig traurig.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#20
Badesalz, du reagierst sehr spät aber richtig darauf.

Liebe ist auch Geben ohne zu erwarten. Aber viel wichtiger als die Liebe zum Partner ist die Eigenliebe. Sei mal etwas weniger Mutter — zu deinen Kindern und deinem Partner! Gewinne wieder mehr innere Ruhe und bestätige dich selber. Verköstige dich mal wieder selber, geh liebevoll mit dir um. Übe dich wieder in Leichtigkeit.

Sein Beschwerden sind nervig, aber in Ordnung. "Solange es sonst nichts ist". Kein Grund das Handtuch zu werfen...
 
Dabei
23 Nov 2016
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#21
Er hat mir Mo und Di Smileys geschickt, ich habe 'nen netten Smiley zurückgeschickt, mehr nicht. Mi.abend kamen dann 5 Nachrichten, heute 6. Inhalt war, dass er mich liebt, dass er mich vermisst und am WE gern etwas mit mir unternehmen möchte.

Ich habe morgen Nachmittag wieder einen Termin bei meinem Anwalt wegen meiner komplizierten Scheidung, was mich enorm belastet.

Deswegen und weil ich mit ihm über sowas, also meine Probleme, nicht dann reden kann, wenn ich es dringend müsste, war ich etwas zurückhaltend.

Er muss ja nicht jederzeit für mich abrufbar sein. Aber ich verstehe auch nicht, dass er immer erst diese Distanz braucht, damit er seine Gefühle für mich spüren kann. Das macht mich wahnsinnig. Er allein bestimmt Nähe und Distanz? Das ist doch blöd. Ich weiß jetzt ehrlich auch nicht, wie ich angemessen darauf reagiere.

Außerdem frisst es meine Gedanken und zehrt an mir, weil ich gerade echt in schlechter Verfassung bin. Diese Scheidung nimmt mich so mit, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Ich könnte echt nur noch heulen. Ich würde aufgeben, wenn ich könnte.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#22
Diese Scheidung nimmt mich so mit, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Ich könnte echt nur noch heulen. Ich würde aufgeben, wenn ich könnte.
Kann ich mir durchaus vorstellen. Aber kannst du hier nicht etwas Verantwortung an den Anwalt abgeben? Was ist es denn konkret was dich so fertig macht?
 
Dabei
23 Nov 2016
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#23
Keine Ahnung, ob Schreiben noch was bringt. Wahrscheinlich bringt gar nichts mehr irgendwas.

Ich rede hier immer toll. Und dabei weiß ich gar nichts und mein verf*** Leben ist ein Scherbenhaufen.

Ich habe heute meinen Freund 2x angerufen, um Schluss zu machen. Ich hab's 2x nicht geschafft. Toll, nicht mal das kann ich.

Ich weiß nicht, warum er's nicht tut. Ich würde mit mir auch nicht zusammen sein wollen. Dabei weiß ich echt nicht, ob man das, was wir da haben, überhaupt "Beziehung" nennen kann.

Ich mein, wir sehen uns ja eh nicht. Diese WE wieder nicht: nicht heute, nicht morgen. Die Woche über sehen wir uns nicht und auf Ostern habe ich wirklich überhaupt keine Lust (werd's für meine Kinder trotzdem machen müssen).

Er sagt, es macht ihn auch wahnsinnig traurig und wenn ich das Ganze nicht mehr will, dann würde es ihn mega unglücklich machen, weil er hinter unserer Beziehung stehen würde und seine Gefühle für mich nicht nachgelassen hätten, aber er könne ja nichts tun und sicher würde ich viel schneller wieder jemanden finden, vielleicht hätte ich ja schon einen.

Hahahaha, guter Witz.

Ich könnte natürlich zu meinem Psycho-Ex zurück. Das wäre natürlich eine ganz tolle Option. Da würde ich mir immerhin die Scheidungskosten sparen. Auch wenn dann an meinem Sch***-Leben sonst nichts mehr gut wäre.

Was mich konkret so fertig macht?

Da weiß ich schon gar nicht mehr, wo ich anfangen soll.

Mein Ex und ich waren ein ganz tolles Paar. Wirklich, richtig prima. Bis ich angefangen habe, dank meines Jobs, ein Mimimum an Selbstbewusstsein zu bekommen. Bis ich anfing, auch mal Nein zu sagen, aufhörte zu versuchen, ihm alles recht zu machen und ihm abzunehmen. Und aufhörte mich von ihm ständig wegen Nichtigkeiten demütigen zu lassen und ihm als sein Stressableiter zu dienen. Da fingen die Konflikte an und die Wutausbrüche meines Ex.

Die Streiterein haben sich hochgeschaukelt, wurden extrem und endeten extrem. Es hat schon seit meiner 1. Schwangerschaft immer wieder für mich blaue Flecken gegeben.

Aber dann habe ich mich in einen Kollegen verliebt. Und ab da wurde es richtig schlimm. Ich hatte mit meinem Kollegen keine Affäre, ich habe nicht mit ihm geschlafen. Es gab auch keine Treffen, keine Chattereien o.ä. Aber ich habe mich infolgedessen emotional von meinem Mann immer mehr entfernt und mich nicht mehr so von ihm vereinnahmen oder provozieren lassen. Er wurde mir schlicht egaler und ich distanzierter.

Das hat meinen Mann wahnsinnig gemacht. Er wurde rasend vor Eifersucht, hat die Kontrolle mehrfach verloren. Einmal hat er mich in der Küche rücklings über die Spüle gebeugt, seinen Unterarm quer über meinen Hals gelegt und zugedrückt. Ich dachte in dem Moment, das war's. Keine Ahnung, warum er dann wieder von mir abgelassen hat. Vielleicht weil unser kleiner Sohn, damals war er 5, in die Küche gekommen ist und starr vor Schreck im Raum stand.

Es folgten einige Wochen reinsten Psycho-Terrors. Ich habe dafür kein anderes Wort. Er hat die ganze Zeit auf mich eingeredet. Wirklich die ganze Zeit. Dass es so etwas gibt, wusste ich bis dahin nicht. Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, stand er schon vor der Tür und hat auf mich gewartet. Dieses Zulabern fing schon an, bevor ich überhaupt ins Haus kam. Er hat das stundenlang gemacht. Es war ihm egal, was ich sagte, ob ich was sagte, schwieg oder einfach keine "Gespräche" mehr wollte. Es war ihm egal, ob die Kinder dabei waren oder anfingen zu heulen, weil sie das nicht mehr ertrugen. Ob sie z.B. müde waren und von mir ins Bett gebracht werden wollten Er hat einfach weiter auf mich eingeredet. Er hat sie gar nicht mehr gesehen.

Wenn ich den Raum oder das Haus verlassen habe, ist er mir gefolgt. Ich konnte dem nicht entkommen. Nur wenn er selbst auf der Arbeit war oder nachts hatte ich Ruhe (wir hatten schon seit Jahren getrennte Schlafzimmer). Er redete die ganze Zeit dasselbe: Dass er jetzt wüsste, wo unsere Beziehungsprobleme herkämen, dass er nämlich herausgefunden hätte, dass ich psychisch krank sei. Dafür gäbe es stichhaltige Beweise. Aber ich bräuchte keine Angst zu haben, er sei ja immer für mich da. Er wäre auch der einzige, der mich wahrhaftig kennen würde. Ich sollte darüber auch nicht mit meinen Eltern oder Geschwistern reden, denn die seien nicht gut für mich. Ihm könnte ich als einzigem vertrauen, den anderen nicht. Wenn ich nur das tun würde, was er mir sagt, dann würde alles wieder gut. Er würde mich jedenfalls niemals verlassen, egal, was ich getan hätte, niemals.

So ging das die ganze Zeit.

Irgendwann löste allein sein Anblick Panik in mir aus. Ich hielt es nicht mehr aus, mich in demselben Raum wie er aufzuhalten. Das ist übrigens bis heute so geblieben. Wenn ich mich in einem geschlossenen Raum mit ihm aufhalten muss, bekomme ich Herzrasen, Schweißausbrüche und kaum Luft.

Ich habe ihm dann gesagt, dass ich es nicht mehr aushalte und mich von ihm trenne. Darüber hat er nur gelacht. Er hat es nicht ernst genommen. Im Gegenteil: er meinte, das sei ja Teil meines Krankheitsbildes. Ich würde das im Grunde gar nicht wollen, sondern einfach nur sagen, weil ich psychisch krank und nicht mehr zurechnungsfähig sei. Aber ich müsse mir keine Sorgen machen, er halte auf ewig zu mir und würde mich auf keinen Fall verlassen.

Es war wie ein Albtraum, aus dem man einfach nicht erwacht.

Ich habe dann meine Kinder genommen und bin aus meinem eigenen Haus ausgezogen. Das war im November 2014.

Weil er dort nicht ausziehen wollte, habe ich ihm nach 3 Monaten mit einer Klage gedroht, denn schließlich war es ja mein Haus. Da musste er dann irgendwann ausziehen.

Nachdem ich wieder in mein Haus mit den Kindern zurückgezogen bin, ging es mir immer besser. Es war wie eine Befreiung.

Aber mein Ex hat mich natürlich nicht in Ruhe gelassen. Er hat mich 10, 20 x am Tag angerufen. Weil ich nicht dran ging, hat er mir Briefe geschrieben oder ist einfach vorbeigekommen und wollte mit mir "reden".

Er hat die Kinder stundenweise zu sich geholt, aber nicht oft, vielleicht 2-4x im Monat.

2015 und 2016 hat er 125 € pro Kind und Monat gezahlt. Da ich einfach nicht noch mehr Stress wollte, habe ich das erstmal so akzeptiert, obwohl er mehr als Doppelte hätte zahlen müssen. Schließlich hat er in Vollzeit gearbeitet und ich nur in Teilzeit.

Wenn er die Kinder hatte, hat er sie ständig ausgefragt: was ich mache, wo ich mich mit wem aufhalte, ob ich an den Wochenenden weggehe etc.

Vor allem meine Tochter hat das belastet. Sie sagte: "Papa fragt mich immer so viel" und fing an zu weinen.

Anfangs hat er sich aber noch relativ ruhig verhalten. Richtig kompliziert wurde es dann, nachdem ich meinen Freund offiziell gemacht habe.

Kurz nachdem er das erfahren hat, dass ich einen Freund habe, ist er bei mir aufgetaucht, widerrechtlich in mein Haus eingedrungen und wäre fast auf meinen Freund losgegangen. Ich habe die Polizei gerufen und er hat ein mehrtägiges Annäherungsverbot bekommen.

Dann wurden die Übergaben der Kinder und die Absprachen aber immer komplizierter. Es kam mehrfach vor, dass er mich vor den Kindern anfing zu beschimpfen (dass ich mit mehreren Männern schlafe, dass ich verlogen und hinterhältig sei und ihn von Anfang an betrogen hätte etc.).

Ich bin mittlerweile ein absolutes Hassobjekt für meinen Ex. Er hat die Trennung nie akzeptiert und akzeptiert sie heute immer noch nicht.

Man muss dazu noch wissen, dass er Algerier ist. Er hat zwar auch die deutsche Staatsbürgerschaft, aber die hat er erst im Laufe der Ehe bekommen. Ursprünglich hatte er keinen Aufenthaltstitel.

Er ist zwar nie religiös gewesen, aber dennoch muslimisch geprägt. Für ihn ist es einfach eine Schande, dass ihn seine Ehefrau verlassen hat. Das kommt in seinem Horizont nicht vor. Er sagte mir einmal selbst, dass es eine Scheidung in seiner Familie noch nie gegeben hat.

Er wird das nie überwinden. Er hasst mich dafür und er wird mich immer dafür hassen.

Und er könnte, da er beide Staatsbürgerschaften und damit 2 Pässe besitzt, einfach mit meinen Kindern nach Algerien reisen und ich würde meine Kinder nie wiedersehen. Es gibt kein Gesetz auf dieser Welt, das es mir ermöglichen würde, meine Kinder auf legale Weise zurückzubekommen. In Algerien hat ALLEIN der Vater ALLE Rechte.

Meine beiden süßen Kinder, die alles für mich sind. Ich könnte sie nicht schützen. Ich konnte sie auch in der Vergangenheit schon so oft nicht schützen.

Wie kann ein Anwalt mich da entlasten???

Natürlich habe ich einen Anwalt. Er hat die finaziellen Dinge geregelt, wobei ich meinem Ex da SEHR entgegen gekommen bin (was aber auch nicht viel nützt). Und er hat jetzt bei Gericht beantragt, dass der Umgang gerichtlich geregelt wird.

Alles toll, in meinem Leben. Finde, das habe ich doch alles ganz toll hinbekommen, oder? Was meint ihr? Ich denke, ich bin die Queen im "Sich-selbst-in-Scheiße-reiten-und-sich-und-anderen-das-Leben-versauen."
 
Dabei
1 Sep 2010
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#24
Wahrscheinlich bringt gar nichts mehr irgendwas.

Ich rede hier immer toll. Und dabei weiß ich gar nichts und mein verf*** Leben ist ein Scherbenhaufen.

Ich habe heute meinen Freund 2x angerufen, um Schluss zu machen. Ich hab's 2x nicht geschafft. Toll, nicht mal das kann ich.
Ich würde mit mir auch nicht zusammen sein wollen.
Alles toll, in meinem Leben. Finde, das habe ich doch alles ganz toll hinbekommen, oder? Was meint ihr? Ich denke, ich bin die Queen im "Sich-selbst-in-Scheiße-reiten-und-sich-und-anderen-das-Leben-versauen."
:056:

Das ist ja echt ein ordentliches Paket, das du da zu schleppen hast! Da darfst du auch ruhig mal einen Hänger haben und ordentlich jammern!

Wenn dein (Noch)Freund davon nichts hören will, ist das sehr traurig. Hast du denn in deinem Umfeld Personen, mit denen du darüber reden kannst und die deine vielen Probleme mittragen?
Hast du Spaß, bist ausgelassen und albern, wenigstens ab und zu? Das ist so wichtg, um Kraft zu schöpfen.
Überleg mal, was du machen kannst, um dir Inseln zu schaffen.
Hab keine Bedenken, dir Hilfe zu holen, und tu was nur für dich (Yoga, Chor, Tanzen etc, es gibt massenhaft Möglichkeiten)


Und, du weißt es im Grunde selbst, aber ich schreibs trotzdem nochmal auf: du bist eine starke, intelligente, mitfühlende Frau! Du kannst stolz auf dich sein, dass du trotz der widrigen Umstände für deine Kinder da bist. Tolle, süße Kinder, schau sie an, das ist DEIN Werk!

Wo hast du eigentlich anderen das Leben versaut?? Du meinst doch damit nicht etwa PsychoEx?
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#25
Wahrscheinlich bringt gar nichts mehr irgendwas.

Ich rede hier immer toll. Und dabei weiß ich gar nichts und mein verf*** Leben ist ein Scherbenhaufen.
Ganz im Gegenteil, vielleicht kannst du gerade deswegen, weil du leider auch schon viel Blödes erlebt hast, dich gut in andere hineinfühlen, und denen gute Tips geben. Weil jetzt bei dir alles zusammenkommt, hast du eben gerade eine etwas "destruktive" Phase, aber das geht sicher wieder vorbei!

vielleicht hätte ich ja schon einen.
Das find ich leider einen ziemlich unverschämten Seitenhieb. Wenn dein Freund nicht kapiert, dass (auch) du massive Probleme hast, ist er (jetzt) kein passender Partner für dich. Aber du musst dir nicht vornehmen, dich zu trennen, ich will dich auch garantiert zu nichts überreden. Solche Fässer laufen von selber über, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Da nimmt man es sich xmal vergeblich vor, und auf einmal kommt es aus einem raus.

Wie kann ein Anwalt mich da entlasten???
OK, dann brauchst du eben zusätzlich noch psychotherapeutische Hilfe, um dieses krasse Ehetrauma aufzuarbeiten. Aber auch ein (guter!) Anwalt kann dich hier sehr wohl unterstützen. ZB könnte ich mir als Laie auf diesem Gebiet vorstellen, dass man deinem Ex, nachdem er in der Familie Gewalt ausgeübt hat und die Gefahr besteht dass er die Kinder mitnimmt, das Sorgerecht entzieht. Sowas würde ich zB von einem Anwalt prüfen lassen (das macht er ja wohl auch gerade).

Finde, das habe ich doch alles ganz toll hinbekommen, oder? Was meint ihr?
Ganz ohne Ironie: Ja, ganz genau!! Es ist super dass du es geschafft hast dich von diesem gefährlichen Typen zu trennen! Viele schaffen das nicht, und dann passiert das was dir auch fast passiert wäre. Das ist eine große Leistung die du da vollbracht hast.

Weiß dein Freund das eigentlich alles so genau wie du es hier geschildert hast? Wenn er dann noch meint du hättest ja keine Probleme, dann weiß ich echt nicht. 2 Menschen, von denen beide große Probleme haben, können sich auch gegenseitig unterstützen, aber dann muss natürlich erst mal jeder das Problem des anderen als solches anerkennen.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#26
Und er könnte, da er beide Staatsbürgerschaften und damit 2 Pässe besitzt, einfach mit meinen Kindern nach Algerien reisen und ich würde meine Kinder nie wiedersehen. Es gibt kein Gesetz auf dieser Welt, das es mir ermöglichen würde, meine Kinder auf legale Weise zurückzubekommen. In Algerien hat ALLEIN der Vater ALLE Rechte.
Das ist in der Tat eine Gefahr. Über so einen Fall wurde ein Buch geschrieben, hatte viel Aufmerksamkeit bekommen. Die Frau ist dann hinterhergereist und konnte nach einiger Zeit ihre Tochter wieder mit nach Hause "entführen".

Also wenn du gerichtlich dagegen etwas machen kannst (Entzug des Sorgerechts), wäre das ein Gedanke wert.

---

Ansonsten ist das Leben schön und toll. Du siehst es nur nicht so.

Das Problem der meisten Menschen ist, dass sie glauben (oder im Glaube gelassen werden), ihr Leben sollte anders, mehr, besser sein. Kontrolle wird gesucht und Glück(sempfinden) eingefordert. Es wird suggeriert, dass man sein Leben kontrollieren kann. Dass man besser, schöner, heißer, intelligenter sein könnte. Dass man seine Lebensumstände eben "einfach mal" ändern könnte — wenn man nur wollte.

Aber das entspricht eben nicht immer der Wahrheit. Manchmal hat man keine Kontrolle der Umstände. Manchmal befindet man sich eben an einem Tiefpunkt. Manchmal ist es eben so, wie es gerade ist.
Und wenn du dann nachdenkst, wirst du feststellen, dass du keinen Druck hast, das zu ändern, dass du loslassen kannst und irgendwann wieder in ein Hoch getrieben wirst. Du wirst feststellen, dass dein Leben genug ist.

...und dann, vielleicht kannst du dich dann zurücklehnen und glücklich lächeln... in all dem Unglück! :eusa_whistle:
 
Dabei
6 Feb 2017
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#28
Badesalz hat gesagt.:
Alles toll, in meinem Leben. Finde, das habe ich doch alles ganz toll hinbekommen, oder? Was meint ihr? Ich denke, ich bin die Queen im "Sich-selbst-in-Scheiße-reiten-und-sich-und-anderen-das-Leben-versauen."
Badesalz - ich bewundere dich wirklich.
Das alles durch zu machen und dann noch Kinder dabei.. Es wäre ein Wunder, wenn du unverändert aus dem Ganzen herausgekommen wärst. Ich glaube aber nichtmal ein gutes Wunder.

Ich kenne nicht viele vergleichbare Geschichten. Zumindest nicht aus der realen Welt ;)
Aber ich habe den Eindruck, dass es viele Menschen gibt, die in deiner Situation direkt gesagt hätten "Handgreiflich geworden --> ich gehe". Die haben da vielleicht einen "Vorteil", weil sie sich die Linie da so klar setzen und ihren Prinzipien den Vorrang über ihren Emotionen gewähren, aber so ist eben nicht jeder. Und ob das jetzt gut oder schlecht ist so zu sein - alles hat Vor- und Nachteile ;)
Das heißt du bist ein emotionaler Mensch, dem es schwerer fällt rational und/oder egoistisch zu entscheiden. Du bist außerdem noch eine Mutter und gewohnt sehr sehr viel Liebe zu geben ohne direkt etwas zu erwarten. Und dann sind das eben Stärken und Schwächen zugleich. Und ich glaube, dass wirklich viele Frauen mit der Mischung aus Mitgefühl und Verantwortungsgefühl gar nicht den Schritt der Trennung geschafft hätten. Von so vielen weiß man nichtmal, dass sie zu Hause attackiert werden und diese gehen nie. Aber du hast Grenzen gesetzt und bist gegangen und das, obwohl es dir sicher schwer gefallen ist. Schwerer, wie gesagt, noch als anderen Menschen mit anderer Prägung.

Und es ist sicher richtig beängstigend sich vorzustellen, was er alles machen könnte, auch noch auf Grundlage dessen, was er ja schon gemacht hat.. Und ich kann es deshalb mehr als gut verstehen, wie sehr der Scheidungsprozess an dir nagen muss. Jetzt kämpfst du schon so lange und es ist immernoch nicht vorbei.
Aber du kommst dem Ziel näher! Guck mal, was für einen weiten Weg du jetzt schon zurückgelegt hast! Und auch, wenn es sich wie ein Tief anfühlt - Es geht bergauf. Wenn du es mal nicht glaubst, guck zurück aus welcher Situation du ursprünglich kommst und dann siehst du auch wieder, dass du nur bergauf gegangen bist seitdem (mit ein paar Hindernissen, über die du noch immer klettern musstest).
Also nicht den Mut verlieren ;) Es gibt immer schlechte Tage, aber bei dir würde ich wirklich mal sagen, dass du dir keine Sorgen machen musst zu scheitern. Dafür bist du offensichtlich nicht der Typ.

Und zu deinem Freund jetzt:
Ich finde seine Augenkrankheit übrigens auch ganz schlimm und ich hätte da auch vollstes Verständnis für, dass er dann immer mal rumjammern muss, ABER rumzujammern heißt ja nicht komplett selbstbezogen zu sein. Und da sehe ich auch jetzt noch das größte Problem bei ihm.

Er scheint jetzt aufgewacht zu sein und sich um dich zu bemühen, aber eben erst jetzt, wo er mit Verlustangst konfrontiert ist.
Trotzdem ist jetzt dann vermutlich der Zeitpunkt, in dem er dir zuhören wird (wenn nicht jetzt, wann dann?), also würde ich wohl die Situation nutzen, um ihm mal ein Verständnis dafür zu verschaffen, dass Beistand von dir nur erwartet werden kann, wenn er auch selbst welchen gibt. Denn du bist eben nicht seine Mutter. Hier funktioniert Liebe also anders.
Niemand kann ihn zwingen und wenn es nicht in seiner Natur liegt in ähnlichem Maße zu geben und zu wünschen, dann kann das auch niemand (außer ihm selbst) ändern - aber es sollte klar sein, dass du Bedürfnisse hast und dass, wenn diese nicht erfüllt sind, du dich natürlich wegorientierst denn das natürliche Ziel ist doch seine eigenen Bedürfnisse zu stillen.
Vielleicht versteht er es ja, wenn man es ihm jetzt nochmal in Ruhe erklärt. Allgemein gehalten, ohne konkrete Beispiele die er "falsch" gemacht hat.

Aber es bleibt alles dir überlassen. Du bist die Einzige hier, die wirklich erfühlen kann, was dir gut tun würde - aber wenn du glaubst zu wissen, was das ist, solltest du es unbedingt machen.

Und nochmal zum Exmann: Hast du ihn damals wegen Körperverletzung angezeigt? Sorgerecht entziehen würde ich auch befürworten.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#29
Danke, ihr alle, für eure Antworten!!!

Es hilft doch ein bisschen, habe ich festgestellt ... :roll:

Wo hast du eigentlich anderen das Leben versaut?? Du meinst doch damit nicht etwa PsychoEx?
Nein, ich meinte damit meine Kinder.

Ich hätte ihnen gerne eine, irgendwie "schönere" Familie gegeben. Meine Tochter fing nach einer Auseinandersetzung mal an zu weinen und meinte, wir wären ja gar keine "richtige" Familie, so wie andere auch. Das trifft mich besonders dann, wenn ich erschöpft bin und nicht alles leisten kann, was ich müsste, und dann mal ungerecht werde.

Dann kommen unweigerlich Schuldgefühle, dass ich es eben nicht geschafft habe, eine "richtige" Familie zu gründen und meinen Kindern etwas Besseres zu bieten. Immerhin habe ich mich damals ja auch für diesen Mann entschieden und ihn geheiratet.

Allerdings war ich da erst 22 und ich habe mich in den letzten Jahren sehr verändert. Das habe ich festgestellt, als mir vor 3 Jahren Tagebucheintragungen aus der Zeit in die Hände fielen. Ich war mir mit Anfang 20 nicht viel wert. Mein Ex erschien mir damals stark und irgendwie passten wir auch zusammen.

Weiß dein Freund das eigentlich alles so genau wie du es hier geschildert hast?
Nein, so genau weiß er das nicht.

So etwas erzählt man ja nicht direkt. Aber mir fällt es grundsätzlich schwer, das zu erzählen, aus verschiedenen Gründe. Ein Grund ist, dass ich nicht den Eindruck erwecken will, dass mein Leben so kompliziert und in diesem Punkt irgendwie ja gescheitert ist.

Ich habe damals auch gegenüber anderen ziemlich lange geschwiegen, weil ich es mir schön geredet habe und lange dachte "so schlimm ist es doch gar nicht." Ich habe es auch nicht erzählt, weil ich anderen Menschen mit meinen Problemen nicht auf die Nerven gehen und rumjammern will. Weil es unattraktiv wirkt. Weil ich auch gar nicht wusste, wie ich es am besten in Worte fasse, damit es meine Gefühle am besten oder am objektivsten oder verständlichsten abbildet. Ich stehe mir da ziemlich selbst im Weg.

Mein Freund war schon mal sehr eingeschnappt, weil es mir schlecht ging und ich ihm nicht erzählt hatte, warum. Er dachte, ich würde ihm nicht genug vertrauen oder er würde mir als Gesprächspartner nicht genügen oder so etwas in der Art, dabei konnte ich einfach nicht. Mir ist es schon immer schwerer gefallen, etwas zu verbalisieren als es aufzuschreiben. Ich rede nicht viel. Ich brauche Zeit und Ruhe und den richtigen Moment, um etwas zu erzählen. In dem Punkt bin ich nicht so, wie viele andere Frauen bzw. wie man es dem weiblichen Geschlecht gemeinhin nachsagt.

Ich wirke im richtigen Leben sehr ruhig und ausgeglichen. Gar nicht so emotional wie in diesem Forum. Manche empfinden meine Art auch als unnahbar, spröde oder sogar überheblich.

Allerdings weiß mein Freund schon von den physischen Übergriffen. Er hat meinen Ex unfreiwillig schon mal "kennen gelernt" als er fast auf ihn losgegangen wäre, wenn ich nicht die Polizei gerufen hätte. In dem Zusammenhang hat er auch mitbekommen, wie ich auf meinen Ex reagiere, weil ich wie blöde anfing zu zittern.

Einmal habe ich die Kinder zu meinem Ex gebracht, wo sie übernachten sollten. Danach wollte ich weiter zu meinem Freund fahren. Weil ich 15min später als vereinbart mit den Kindern bei meinem Ex war, kam es bei der Übergabe zu einem Riesenstreit. Ich war danach völlig fertig, auch weil ich nicht wusste, ob ich die Kinder bei meinem Ex lassen sollte. Ich bin dann schließlich zu meinem Freund gefahren, aber mit mir war nichts mehr anzufangen, nachts bin ich mehrfach aufgewacht, habe angefangen zu heulen. Er hat das natürlich mitbekommen, mich in den Arm genommen, gestreichelt.

Er weiß also von dem schwierigen Verhältnis. Aber ich habe ihm nichts von der psychischen Gewalt erzählt. Er weiß nicht, dass mein Ex wochenlang versucht hat mir einzureden, dass ich psychisch krank sei. Das ist aber auch so schwer nachzuvollziehen, dass ich das kaum jemandem erzähle. Eigentlich weiß das keiner so genau.

Dass ich ihm das fast geglaubt hätte, spricht ja nicht für mich. Dass das für mich schlimmer war, als die blauen Flecken, ist auch schwer nachvollziehbar. Dabei war genau das der Trennungsgrund. Alles andere hätte ich ihm wahrscheinlich weiterhin verziehen. Aber das nicht.

Ich habe meinen Ex ja wirklich geliebt. Daher war er auch eine Vertrauensperson für mich. Daher habe ich ihm grundsätzlich geglaubt. Aber als er anfing, mich wie eine Schwerkranke zu behandeln und das selbst auch noch glaubte, ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ich dachte nur die ganze Zeit, dass es sich gar nicht um den Menschen handelt, den ich damals geheiratet hatte. Da saß ein ganz anderer vor mir, der war mir total fremd. Er hat Dinge auf mich projiziert, die er selbst mal erlebt haben muss. Dinge aus seiner Kindheit, die ich angeblich erlebt hätte, weshalb ich psychisch krank sein müsse. Als ich ihm dann gesagt habe, dass ich das niemals erlebt hätte, meinte er nur, ich würde das alles verdrängen. Diese Gespräche waren total abgefahren, irgendwie kafkaesk.

Ich bin zu meiner Schwester gefahren und habe sie gefragt, ob ich mal irgendwas Schlimmes erlebt habe, an das ich mich jetzt partout nicht mehr erinnern könne. Da meinte sie: nein, das sei doch Quatsch. Ich habe meine Kollegen gefragt, ob ich ihnen irgendwie einen psychisch instabilen Eindruck machen würde? Die waren nur erstaunt und verneinten das. Ich habe auch mit einer Freundin, meiner Therapeutin aus der Familineberatung und schließlich meinen Eltern geprochen, um herauszufinden, ob da vielleicht doch etwas dran ist, was mein Ex mir jeden Tag erzählte.

Dass ich mich so sehr in einem Menschen täuschen könnte, hat mein Vertrauen in meine Urteilsfähigkeit über andere tief erschüttert. Aber das ist so schwer nachvollziehbar, dass ich das meinem Freund nicht erzählen möchte. Wer glaubt denn so eine story???

Und nochmal zum Exmann: Hast du ihn damals wegen Körperverletzung angezeigt? Sorgerecht entziehen würde ich auch befürworten.
Ich habe festgestellt, dass mein Ex eben dann die Kontrolle verliert, wenn er unter extremen Druck gerät.

Damals, als er merkte, dass ich mich emotional von ihm entferne und ihn evt. verlassen könnte, hat ihn das unter einen extremen Stress gesetzt. Das war für ihn eine solch schlimme Vorstellung, dass er nicht mehr er selbst war.

Ihn anzuzeigen, ihm das Sorgerecht zu entziehen, ihm finanziell das abzuverlangen, was mir rein rechtlich zustehen würde, erhöht diesen Druck auf ihn.

Das kann ich natürlich machen und ich sitze am längeren Hebel, das sagt mir mein Anwalt auch immer. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Ich schrecke davor zurück, ihn so unter Druck zu setzen. Ich denke, dass er im Endeffekt durch die Trennung viel mehr verloren hat als ich. Die Kinder leben bei mir, ich wohne in einem großen Haus, habe Familie, Freunde und Kollegen hier, in einem Land, dessen Sprache und Kultur ich vollkommen kenne. Mein Ex hingegen ist isoliert, sieht seine Kinder nur 2-4x im Monat, ist in eine winzige Wohnung gezogen und muss mit der "Schande" leben, dass ihn seine Frau verlassen hat.

Ich will nicht, dass er mit dem Rücken zur Wand steht. Was erreiche ich damit? Er ist im Grunde ein Mensch, der durch seine eigene traumatischen Erlebnisse (er hat in seiner Heimat Krieg und Zerstörung erlebt) geprägt wurde und deswegen so handelt. Da empfinde ich es als kontraproduktiv, wenn ich ihm immer noch mehr Druck mache und ihn weiter destabilisiere.

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Insomnius, ich habe lange über das nachgedacht, was du geschrieben hast:

Das Problem der meisten Menschen ist, dass sie glauben (oder im Glaube gelassen werden), ihr Leben sollte anders, mehr, besser sein. Kontrolle wird gesucht und Glück(sempfinden) eingefordert. Es wird suggeriert, dass man sein Leben kontrollieren kann. Dass man besser, schöner, heißer, intelligenter sein könnte. Dass man seine Lebensumstände eben "einfach mal" ändern könnte — wenn man nur wollte.

Aber das entspricht eben nicht immer der Wahrheit. Manchmal hat man keine Kontrolle der Umstände. Manchmal befindet man sich eben an einem Tiefpunkt. Manchmal ist es eben so, wie es gerade ist.
Und wenn du dann nachdenkst, wirst du feststellen, dass du keinen Druck hast, das zu ändern, dass du loslassen kannst und irgendwann wieder in ein Hoch getrieben wirst. Du wirst feststellen, dass dein Leben genug ist.
Es ist etwas, was sehr auf mich zutrifft. Und es hat mir auch ziemlich Mut gemacht. Ich werde das noch ein paar Mal durchlesen, immer, wenn ich mich gerade an einem Tiefpunkt befinde. Danke dafür!
 
Dabei
27 Aug 2012
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#30
Das kann ich natürlich machen und ich sitze am längeren Hebel, das sagt mir mein Anwalt auch immer. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Ich schrecke davor zurück, ihn so unter Druck zu setzen. Ich denke, dass er im Endeffekt durch die Trennung viel mehr verloren hat als ich. Die Kinder leben bei mir, ich wohne in einem großen Haus, habe Familie, Freunde und Kollegen hier, in einem Land, dessen Sprache und Kultur ich vollkommen kenne. Mein Ex hingegen ist isoliert, sieht seine Kinder nur 2-4x im Monat, ist in eine winzige Wohnung gezogen und muss mit der "Schande" leben, dass ihn seine Frau verlassen hat.

Ich will nicht, dass er mit dem Rücken zur Wand steht. Was erreiche ich damit? Er ist im Grunde ein Mensch, der durch seine eigene traumatischen Erlebnisse (er hat in seiner Heimat Krieg und Zerstörung erlebt) geprägt wurde und deswegen so handelt. Da empfinde ich es als kontraproduktiv, wenn ich ihm immer noch mehr Druck mache und ihn weiter destabilisiere.
!
Oh please..come on!

Boo-hoo dein Ex hat ja so gelitten, Kindheit schlecht, anderes Land -> who the fuck cares?

Das mag alles stimmen, aber rechtfertigt nicht ansatzweise sein Verhalten, also versuchs erst gar nicht. Bei so Aussagen wie "er war nicht er selbst" könnte ich mir an den Kopf fassen :eusa_doh:natürlich war er er selbst, nur eben die dunkle Seite an ihm. Und so wie du eure Ehe beschreibst, war die auch schon immer da, es schwankte halt nur, wieviel davon nach außen trat. Und solange du das kleine Duckmäuschen warst, musste er davon ja nicht viel zeigen, hast ja immer brav genickt und zu allem Amen gesagt. Das war der einzige Grund, weshalb eure Beziehung überhaupt mal "funktionieren" konnte. Doch sobald du ein wenig selbstständiger wurdest, fiel das Kartenhaus in sich zusammen. Er war also im Kern schon immer so wie heute.

Stell es bitte nicht so da, als ob er in irgendeiner Form das Opfer wäre, das warst einzig und allein du, du bist diejenige, die schweißgebadet wegen Albträumen aufwacht. Und meine Meinung? Dafür sollte er auch bezahlen - teuer. Und auch rein objektiv gesehen ist es fragwürdig, was deine Kinder von so einem Vater noch Gutes mitbekommen können, dass er sie überhaupt sehen dürfte + die Gefahr, dass er sie vielleicht doch noch irgendwann heimlich verschleppt, wenn du sie bei ihm absetzt. Gemäß deinen Schilderungen halte ich das für absolut möglich.

Also JA, du solltest unbedingt noch viel weiter gehen und ihn im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten angehen, für deine Kinder, für dich selbst, vielleicht auch für deine jetzige Beziehung. Dieser Mann muss, soweit es möglich ist, aus deinem Leben chirurgisch komplett entfernt werden. Je weniger du dich mit ihm auseinander setzen musst, desto besser wird es dir gehen, der psychische Druck abfallen. Dann sieht er seine Kinder halt ein paar Jahre nicht mehr, Pech gehabt! Bedanken dafür darf er sich ausschließlich bei sich selbst.
 
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