Hallo Ihr Lieben,
hier mal wieder eine meiner krassen Geschichten. Bitte keine blöden Sprüche darüber, dass ich dauernd an Psychopathen gerate. Dieser hier ist wenigstens nicht gefährlich. Außerdem denke ich, dass ich nicht von mir verlangen kann, dass ich Gedanken lesen kann. So richtig lernt man jemanden doch erst mit der Zeit kennen, z.B. wenn man zum ersten Mal unterschiedlicher Meinung ist. Wir sind jetzt so weit... Ich frage mich nur, ob er wirklich ein Psychopath ist oder ob ich hier den Fehler mache. Vielleicht bin ich überempfindlich. Ist ja nichts Schlimmes passiert, aber für bedenklich halte ich das schon. Naja, ich erzähl mal. Mich interessiert, was ihr davon haltet.
1. Akt: Vor einem Jahr habe ich einen Mann kennen gelernt, mit dem ich mich sehr gut verstand. Jeden Tag gemailt, stundenlange Telefonate. Allerdings war ich da ja in einen anderen verliebt. (Wir berichteten.)
2. Akt: Anfang Dezember besuchte er mich. Damals war ich schon nicht mehr so sehr verliebt in besagten Kollegen, aber es machte mir beinahe Magengeschwüre, dass er mich so offensichtlich... mobbte? Sowas wohl. Ging mir aus dem Weg, drehte sich weg, wenn ich ihn ansprechen wollte, reagierte genervt, wenn ich in der großen Runde etwas sagte. War schon ätzend. Ich hätte gerne mit ihm geredet und einiges geklärt, weil seine Wut auf mich auf jeden Fall unnötig war. Aber gut, man merkt ja, wenn der Typ nicht mit einem sprechen will.
Bei dem Besuch haben wir über meine Liebesgeschichte gesprochen und über seine auch. War auch eine verkorkste Geschichte. Jedenfalls setzte er mich unter Druck, ich müsse mit dem Mann unbedingt reden, der würde mich doch sicher lieben. Keine Ahnung, wie er darauf kommt, denn meiner Meinung nach war offensichtlich, dass ich ihm nur auf den Sack gehe, sonst nichts. Ich weigerte mich also und er drängte noch mehr. Auch ansonsten nahm er meine Meinung nicht so recht ernst, sondern steckte viel Mühe und Energie rein, mich von seinen Meinungen zu überzeugen. Als ich von meinem Ärger bei der Arbeit erzählte, meinte er ganz selbstverständlich: "Ja, klar, Du wirkst ja auch gar nicht selbstbewusst."
Ja, danke fürs Kompliment! Ich weiß, dass Liebeskummer einen ganz toll wie eine Powerfrau wirken lässt. Mich ärgerte noch so manche abfällige Nebenbemerkung von ihm. Daher war ich dann enttäuscht von ihm und er wohl auch von mir, denn hinterher gab es nur noch drei Mails und keine Telefonate. Er war dann auch erstmal mit seiner Liebesgeschichte beschäftigt und hatte plötzlich bei der Arbeit zu viel zu tun (Jahresabschluss?), um mir weiterhin zu mailen. Ich habe das auch nicht weiterverfolgt, weil ich das ungute Gefühl hatte, er könne ein Manipulator sein. Nur so ein Gefühl, keinen echten Beleg.
3. Akt: Anfang Juli ging es mir total beschissen. Es sind einige wirklich wichtige Dinge schief gegangen und dann wurde ich ja fast noch von einem Psychopathen entführt. (Der Typ hat sich übrigens gestern entschuldigt, drei Monate später. Ganz schön krass.) Jedenfalls fühlte ich mich da total allein und hatte auch keine Lust, hier in meiner neuen Stadt neue Leute kennen zu lernen und hielt mich lieber an die alten. Da schrieb ich dem Mann von oben also wieder eine E-Mail und er rief mich gleich an und wir telefonierten zwei Stunden und verstanden uns wieder sehr gut. Er erzählte, dass er in der Zwischenzeit noch eine andere Beziehung hatte, die nur vier Wochen gehalten hatte. Aha. Wir sagten, wenn wir doch beide grad so allein sind, könnten wir ja das Wochenende mal miteinander verbringen.
4. Akt: Vier Wochen lang antwortete er nicht auf meine E-Mails und da ich seine Telefonnummern inzwischen ja schon weggeschmissen hatte, konnte ich ihn auch nicht anrufen. Dann aber doch ein Anruf, eine Stunde telefoniert und er meinte, wir wollten uns doch mal treffen. Ich war erstaunt, schließlich hatte er sich nicht mehr gemeldet. Er redete sich raus mit "Ich habe zur Zeit keine Lust zum Mailen. Ich telefoniere eben viiiel lieber mit Dir." Ja, toll, aber das hatte er ja auch nicht gemacht. Aber einsam wie ich war, dachte ich, OK, ich fahre da hin. Immerhin verstehen wir uns ja ganz gut. Im Nachhinein dachte ich mir aber doch, was das soll. Ich schrieb ihm also eine Mail und meinte, er müsse sich nicht mit mir treffen, nur weil wir das vor einem Monat mal angesprochen haben. Nur wenn er das auch will. Dann rief er mich an und war voller Vorwürfe. Ich müsse doch wissen, wie wichtig ich ihm sei. Er würde ja sooo viele Leute kennen, aber er würde mit MIR das Wochenende verbringen wollen und nicht mit den anderen. Blabla, sülz. Bis hin zu der Frage: "Sag mal, du hast doch Menschenkenntnis, oder?" Und blödes Schaf das ich bin, fing ich an zu heulen und gab zu, dass ich an meiner Menschenkenntnis zweifle, weil ich mich so oft schon getäuscht habe und dass ich nicht mehr wisse, wem ich vertrauen könne. Versicherung von ihm, dass ich ihm vertrauen kann. Ja, schon klar. Im Nachhinein fiel mir aber auch auf, wie doof ich war und dass ich mich unter Druck hatte setzen lassen, wie so oft. Ich war wieder in dem Scheiß Teufelskreis drin, ein schlechtes Gewissen zu haben. Zu glauben, ICH würde hier alles falsch machen, nur weil ich schon so viele Enttäuschungen erlebt habe. Und mir wurde klar, dass ich auf dem besten Wege war, aus lauter schlechtem Gewissen und um die Verletzungen, die ich ihm angetan hatte, wie gut zu machen, mit ihm eine Beziehung einzugehen oder ins Bett zu gehen oder was auch immer er will. Weil ich so in meinem schlechtem Gewissen gefangen war. OK, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
5. Akt: Ich besuchte ihn. Tja, traumhaft... Wenn ich ein Teenager wäre, wäre ich sicher auf seine Maschen reingefallen. Aber inzwischen bin ich wohl zu zynisch und kaputt oder zu vernünftig, um mich einwickeln zu lassen. Wir hatten ein gemütliches Wochenende mit langen Gesprächen, netten Ausflügen, gutem Essen, langen, interessanten Gesprächen. Er trug nur leider so dick auf, dass es schon gar nicht mehr echt war. Komplimente vorne, Komplimente hinten, dauernd meiner Meinung, Liebeskomödien ansehen und lecker bekochen, Schultern massieren und als Krönung Besichtigen des Schaufensters eines Brautmodengeschäfts. Der Körperkontakt zwischen uns wurde immer enger. (Eigentlich mag ich Kuscheln, aber das ging mir zu schnell.) Aber dazwischen dann immer wieder so Dissonanzen. Seltsame Nebenbemerkungen, aus denen mir klar wurde, der spielt nur was vor. In Wirklichkeit versteht und respektiert er mich nicht. (Aber vielleicht bin ich ja nur irre, keine Ahnung?) Jedenfalls hatte ich ein saumäßig seltsames Gefühl so als wenn ich über ein Meer fahre, die Oberfläche ruhig, die Sonne scheint, aber ich weiß genau, da unten lauert eine zwanzig Meter lange Wasserschlange, die jederzeit hochkommen und das Schiff zerbrechen kann. So wie bei dem Psychopathen davor. Das Gefühl, sobald ich nicht tue, was er will, flippt er aus.
Hinterher hatte ich natürlich wieder ein schlechtes Gewissen à la "Ich kann Liebe einfach nicht annehmen" und "Ich bilde mir dauernd was Schlimmes ein, wo gar nichts ist" und so weiter. Habe mich damit beruhigt, dass wenn man nicht verliebt ist, dann ist man nicht verliebt. So ist das eben. Ist ja nicht so, dass ich mich nie verliebe.
6. Akt: Ich rief ihn noch an, nachdem ich heim gekommen war, danach eine Woche Funkstille. Dann rief er mich nachts um 23 Uhr an, da war ich schon im Bett. Vorwurfsvoll von ihm, ich würde doch nie vor Mitternacht ins Bett gehen. Oh doch, tue ich und würde das gerne viel öfter tun, weil ich sonst tags darauf matschig bin. OK, gut, aber ich habe ein schlechtes Gewissen und telefoniere noch eine halbe Stunde mit ihm, um ihn nicht einfach so abzuwimmeln. Am Ende war er aber wohl doch sauer, sagte mir jedenfalls, es sei wohl besser, wenn in Zukunft ich ihn anrufe, er würde mich nicht mehr anrufen. Aha, OK. Hab ich nicht kommentiert, sondern mir gedacht, dass mir so Zeit zum Nachdenken bleibt.
7. Akt: Ich schrieb ihm eine E-Mail, dass ich ihm wohl offensichtlich nicht geben kann, was er sucht. Was mir leid tut, aber man kann ja für seine Gefühle auch nichts. Und dass ich mich von ihm unter Druck gesetzt fühle. Daraufhin beleidigte E-Mail von ihm, er sei eben so wie er sei und wenn ich ihn so nicht mag, dann soll ich gefälligst aufzuhören, ihm Freundschaft vorzuspielen. Uff! Das war´s dann wohl. :-(
Richtig traurig bin ich aber nicht, denn es war doch die ganze Zeit irgendwie Sand im Getriebe. Dauernd wollte er irgendetwas von mir und wenn ich es nicht gebe, gibt´s Druck. Und wenn er mich gerade nicht braucht, dann hör ich ja monatelang nichts von ihm. Ich fühlte mich schon irgendwie benutzt.
An dieser Stelle möchte ich K. und T. herzlich danken und fernknuddeln. Früher hatte ich nämlich keine guten Freunde und deshalb war es extrem leicht mir einzureden, dass so etwas nur ganz alleine an mir liegt. Und dann habe ich wirklich aus schlechtem Gewissen oder um mir etwas zu beweisen, Freundschaften und sogar Beziehungen aufrecht erhalten, die mir ein schlechtes Gefühl machen. Ich hatte ja auch keinen Vergleich und keinen Beweis dafür, dass es die Art von Freundschaft, die ich suche, auch wirklich geben kann. Jetzt habe ich gleich zwei davon.
Und es deshalb nicht nötig, mich mit jemandem herumzuschlagen, mit dem die Kommunikation so gar nicht klappt. Soll er doch mit einer anderen Brautmoden besichtigen gehen. Mehr als stundenlange Telefonate kann ich ihm nicht geben. Und ich finde es albern, mir ein schlechtes Gewissen deswegen zu machen, weil ich mich nicht in ihn verliebt habe.
Ich weiß gar nicht, ob ich bei ihm noch gerade rücken sollte, dass ich durchaus seine Freundschaft will, aber eben das Gefühl habe, er will entweder Liebe oder gar nichts. Andererseits frage ich mich, ob ich denn eine Freundschaft mit ihm will. Ich habe mich ja doch unwohl gefühlt bei den beiden Malen, als wir uns getroffen haben. Am Telefon war das alles einfach viel lockerer und netter. Aber es wirkt so als würde er nicht mich mögen, sondern nur das Bild, das er sich von mir macht, während wir telefonieren.
Seufz!
Mona
hier mal wieder eine meiner krassen Geschichten. Bitte keine blöden Sprüche darüber, dass ich dauernd an Psychopathen gerate. Dieser hier ist wenigstens nicht gefährlich. Außerdem denke ich, dass ich nicht von mir verlangen kann, dass ich Gedanken lesen kann. So richtig lernt man jemanden doch erst mit der Zeit kennen, z.B. wenn man zum ersten Mal unterschiedlicher Meinung ist. Wir sind jetzt so weit... Ich frage mich nur, ob er wirklich ein Psychopath ist oder ob ich hier den Fehler mache. Vielleicht bin ich überempfindlich. Ist ja nichts Schlimmes passiert, aber für bedenklich halte ich das schon. Naja, ich erzähl mal. Mich interessiert, was ihr davon haltet.
1. Akt: Vor einem Jahr habe ich einen Mann kennen gelernt, mit dem ich mich sehr gut verstand. Jeden Tag gemailt, stundenlange Telefonate. Allerdings war ich da ja in einen anderen verliebt. (Wir berichteten.)
2. Akt: Anfang Dezember besuchte er mich. Damals war ich schon nicht mehr so sehr verliebt in besagten Kollegen, aber es machte mir beinahe Magengeschwüre, dass er mich so offensichtlich... mobbte? Sowas wohl. Ging mir aus dem Weg, drehte sich weg, wenn ich ihn ansprechen wollte, reagierte genervt, wenn ich in der großen Runde etwas sagte. War schon ätzend. Ich hätte gerne mit ihm geredet und einiges geklärt, weil seine Wut auf mich auf jeden Fall unnötig war. Aber gut, man merkt ja, wenn der Typ nicht mit einem sprechen will.
Bei dem Besuch haben wir über meine Liebesgeschichte gesprochen und über seine auch. War auch eine verkorkste Geschichte. Jedenfalls setzte er mich unter Druck, ich müsse mit dem Mann unbedingt reden, der würde mich doch sicher lieben. Keine Ahnung, wie er darauf kommt, denn meiner Meinung nach war offensichtlich, dass ich ihm nur auf den Sack gehe, sonst nichts. Ich weigerte mich also und er drängte noch mehr. Auch ansonsten nahm er meine Meinung nicht so recht ernst, sondern steckte viel Mühe und Energie rein, mich von seinen Meinungen zu überzeugen. Als ich von meinem Ärger bei der Arbeit erzählte, meinte er ganz selbstverständlich: "Ja, klar, Du wirkst ja auch gar nicht selbstbewusst."
Ja, danke fürs Kompliment! Ich weiß, dass Liebeskummer einen ganz toll wie eine Powerfrau wirken lässt. Mich ärgerte noch so manche abfällige Nebenbemerkung von ihm. Daher war ich dann enttäuscht von ihm und er wohl auch von mir, denn hinterher gab es nur noch drei Mails und keine Telefonate. Er war dann auch erstmal mit seiner Liebesgeschichte beschäftigt und hatte plötzlich bei der Arbeit zu viel zu tun (Jahresabschluss?), um mir weiterhin zu mailen. Ich habe das auch nicht weiterverfolgt, weil ich das ungute Gefühl hatte, er könne ein Manipulator sein. Nur so ein Gefühl, keinen echten Beleg.
3. Akt: Anfang Juli ging es mir total beschissen. Es sind einige wirklich wichtige Dinge schief gegangen und dann wurde ich ja fast noch von einem Psychopathen entführt. (Der Typ hat sich übrigens gestern entschuldigt, drei Monate später. Ganz schön krass.) Jedenfalls fühlte ich mich da total allein und hatte auch keine Lust, hier in meiner neuen Stadt neue Leute kennen zu lernen und hielt mich lieber an die alten. Da schrieb ich dem Mann von oben also wieder eine E-Mail und er rief mich gleich an und wir telefonierten zwei Stunden und verstanden uns wieder sehr gut. Er erzählte, dass er in der Zwischenzeit noch eine andere Beziehung hatte, die nur vier Wochen gehalten hatte. Aha. Wir sagten, wenn wir doch beide grad so allein sind, könnten wir ja das Wochenende mal miteinander verbringen.
4. Akt: Vier Wochen lang antwortete er nicht auf meine E-Mails und da ich seine Telefonnummern inzwischen ja schon weggeschmissen hatte, konnte ich ihn auch nicht anrufen. Dann aber doch ein Anruf, eine Stunde telefoniert und er meinte, wir wollten uns doch mal treffen. Ich war erstaunt, schließlich hatte er sich nicht mehr gemeldet. Er redete sich raus mit "Ich habe zur Zeit keine Lust zum Mailen. Ich telefoniere eben viiiel lieber mit Dir." Ja, toll, aber das hatte er ja auch nicht gemacht. Aber einsam wie ich war, dachte ich, OK, ich fahre da hin. Immerhin verstehen wir uns ja ganz gut. Im Nachhinein dachte ich mir aber doch, was das soll. Ich schrieb ihm also eine Mail und meinte, er müsse sich nicht mit mir treffen, nur weil wir das vor einem Monat mal angesprochen haben. Nur wenn er das auch will. Dann rief er mich an und war voller Vorwürfe. Ich müsse doch wissen, wie wichtig ich ihm sei. Er würde ja sooo viele Leute kennen, aber er würde mit MIR das Wochenende verbringen wollen und nicht mit den anderen. Blabla, sülz. Bis hin zu der Frage: "Sag mal, du hast doch Menschenkenntnis, oder?" Und blödes Schaf das ich bin, fing ich an zu heulen und gab zu, dass ich an meiner Menschenkenntnis zweifle, weil ich mich so oft schon getäuscht habe und dass ich nicht mehr wisse, wem ich vertrauen könne. Versicherung von ihm, dass ich ihm vertrauen kann. Ja, schon klar. Im Nachhinein fiel mir aber auch auf, wie doof ich war und dass ich mich unter Druck hatte setzen lassen, wie so oft. Ich war wieder in dem Scheiß Teufelskreis drin, ein schlechtes Gewissen zu haben. Zu glauben, ICH würde hier alles falsch machen, nur weil ich schon so viele Enttäuschungen erlebt habe. Und mir wurde klar, dass ich auf dem besten Wege war, aus lauter schlechtem Gewissen und um die Verletzungen, die ich ihm angetan hatte, wie gut zu machen, mit ihm eine Beziehung einzugehen oder ins Bett zu gehen oder was auch immer er will. Weil ich so in meinem schlechtem Gewissen gefangen war. OK, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
5. Akt: Ich besuchte ihn. Tja, traumhaft... Wenn ich ein Teenager wäre, wäre ich sicher auf seine Maschen reingefallen. Aber inzwischen bin ich wohl zu zynisch und kaputt oder zu vernünftig, um mich einwickeln zu lassen. Wir hatten ein gemütliches Wochenende mit langen Gesprächen, netten Ausflügen, gutem Essen, langen, interessanten Gesprächen. Er trug nur leider so dick auf, dass es schon gar nicht mehr echt war. Komplimente vorne, Komplimente hinten, dauernd meiner Meinung, Liebeskomödien ansehen und lecker bekochen, Schultern massieren und als Krönung Besichtigen des Schaufensters eines Brautmodengeschäfts. Der Körperkontakt zwischen uns wurde immer enger. (Eigentlich mag ich Kuscheln, aber das ging mir zu schnell.) Aber dazwischen dann immer wieder so Dissonanzen. Seltsame Nebenbemerkungen, aus denen mir klar wurde, der spielt nur was vor. In Wirklichkeit versteht und respektiert er mich nicht. (Aber vielleicht bin ich ja nur irre, keine Ahnung?) Jedenfalls hatte ich ein saumäßig seltsames Gefühl so als wenn ich über ein Meer fahre, die Oberfläche ruhig, die Sonne scheint, aber ich weiß genau, da unten lauert eine zwanzig Meter lange Wasserschlange, die jederzeit hochkommen und das Schiff zerbrechen kann. So wie bei dem Psychopathen davor. Das Gefühl, sobald ich nicht tue, was er will, flippt er aus.
Hinterher hatte ich natürlich wieder ein schlechtes Gewissen à la "Ich kann Liebe einfach nicht annehmen" und "Ich bilde mir dauernd was Schlimmes ein, wo gar nichts ist" und so weiter. Habe mich damit beruhigt, dass wenn man nicht verliebt ist, dann ist man nicht verliebt. So ist das eben. Ist ja nicht so, dass ich mich nie verliebe.
6. Akt: Ich rief ihn noch an, nachdem ich heim gekommen war, danach eine Woche Funkstille. Dann rief er mich nachts um 23 Uhr an, da war ich schon im Bett. Vorwurfsvoll von ihm, ich würde doch nie vor Mitternacht ins Bett gehen. Oh doch, tue ich und würde das gerne viel öfter tun, weil ich sonst tags darauf matschig bin. OK, gut, aber ich habe ein schlechtes Gewissen und telefoniere noch eine halbe Stunde mit ihm, um ihn nicht einfach so abzuwimmeln. Am Ende war er aber wohl doch sauer, sagte mir jedenfalls, es sei wohl besser, wenn in Zukunft ich ihn anrufe, er würde mich nicht mehr anrufen. Aha, OK. Hab ich nicht kommentiert, sondern mir gedacht, dass mir so Zeit zum Nachdenken bleibt.
7. Akt: Ich schrieb ihm eine E-Mail, dass ich ihm wohl offensichtlich nicht geben kann, was er sucht. Was mir leid tut, aber man kann ja für seine Gefühle auch nichts. Und dass ich mich von ihm unter Druck gesetzt fühle. Daraufhin beleidigte E-Mail von ihm, er sei eben so wie er sei und wenn ich ihn so nicht mag, dann soll ich gefälligst aufzuhören, ihm Freundschaft vorzuspielen. Uff! Das war´s dann wohl. :-(
Richtig traurig bin ich aber nicht, denn es war doch die ganze Zeit irgendwie Sand im Getriebe. Dauernd wollte er irgendetwas von mir und wenn ich es nicht gebe, gibt´s Druck. Und wenn er mich gerade nicht braucht, dann hör ich ja monatelang nichts von ihm. Ich fühlte mich schon irgendwie benutzt.
An dieser Stelle möchte ich K. und T. herzlich danken und fernknuddeln. Früher hatte ich nämlich keine guten Freunde und deshalb war es extrem leicht mir einzureden, dass so etwas nur ganz alleine an mir liegt. Und dann habe ich wirklich aus schlechtem Gewissen oder um mir etwas zu beweisen, Freundschaften und sogar Beziehungen aufrecht erhalten, die mir ein schlechtes Gefühl machen. Ich hatte ja auch keinen Vergleich und keinen Beweis dafür, dass es die Art von Freundschaft, die ich suche, auch wirklich geben kann. Jetzt habe ich gleich zwei davon.
Und es deshalb nicht nötig, mich mit jemandem herumzuschlagen, mit dem die Kommunikation so gar nicht klappt. Soll er doch mit einer anderen Brautmoden besichtigen gehen. Mehr als stundenlange Telefonate kann ich ihm nicht geben. Und ich finde es albern, mir ein schlechtes Gewissen deswegen zu machen, weil ich mich nicht in ihn verliebt habe.
Ich weiß gar nicht, ob ich bei ihm noch gerade rücken sollte, dass ich durchaus seine Freundschaft will, aber eben das Gefühl habe, er will entweder Liebe oder gar nichts. Andererseits frage ich mich, ob ich denn eine Freundschaft mit ihm will. Ich habe mich ja doch unwohl gefühlt bei den beiden Malen, als wir uns getroffen haben. Am Telefon war das alles einfach viel lockerer und netter. Aber es wirkt so als würde er nicht mich mögen, sondern nur das Bild, das er sich von mir macht, während wir telefonieren.
Seufz!
Mona