Ah, ich verstehe.
Ja, es läuft bei dir wirklich etwas umgekehrt als bei mir.
Um es kurz zu machen, ich habe Interesse daran einen jungen Mann in meinem Alter besser kennenzulernen, da ich mich körperlich zu ihm hingezogen fühle. Momentan ist es wirklich nur körperlich, bzw. war es eigentlich schon immer, da ich ihn nicht gut kenne.
Du fängst körperlich an, schüttest dadurch Bindungshormon aus und willst daraufhin logischerweise die Sache "festmachen". Also irgendwie definieren, dass das nunmehr "eine Beziehung" ist.
Und auf dieser Grundlage - "Wir sind in einer festen Beziehung miteinander" - glaubst du, ihn kennenlernen und nicht so bald enttäuscht werden zu können, denn da es ja definiertermaßen eine "feste Beziehung" ist, kann er da nicht so einfach 'raus.
Ohne es als "Beziehung" irgendwie "definiert" zu haben, wäre es für dich zu "unverbindlich", und "unverbindlich" lehnst du ab.
Meine Reihenfolge, sofern man davon sprechen kann, ist:
1. Kennenlernen, Zeit miteinander verbringen, sich anfreunden
2. Intimität, auch sexuell
3. sich als Paar empfinden.
Gemessen daran, ist deine Reihenfolge 2., 3., 1., richtig?
Die männliche Reihenfolge ist wohl am ehesten 2., 1., 3. Wobei leider zu viele in Wirklichkeit nur an Punkt 2 interessiert sind und dann vor Frauen wie dir und mir flüchten, weil wir ihnen "zu besitzergreifend" sind.
Das ist aber auch fast schon die einzige Gemeinsamkeit zwischen dir und mir. Jetzt kommen die Unterschiede.
Offtopic:
Ein Grund für diese könnte sein, dass wir aus unterschiedlichen Generationen kommen, denn wenn die 97 in deinem Nicknamen tatsächlich auf dein Geburtsjahr hinweist, dann bin ich etwa doppelt so alt wie du, gehöre also deiner Vorgängergeneration an.
Ich habe ganz oft den Eindruck, dass Leute einer Generation unbedingt alles anders machen wollen als die Generation unmittelbar vor ihnen. Was ja auch ganz normal ist.
Eine - mitunter kuriose - Folge dessen ist, dass jede Generation somit der ihrer Großeltern ähnelt. Gerade in Beziehungs- und sexualmoralischen Dingen scheint mir das wirklich so. Wie die jeweilige Generation mit dieser Ähnlichkeit umgeht, steht indessen auf einem anderen Blatt.
Was du hier "unverbindlich" nennst und in gewisser Weise ablehnst, nenne ich "unbeschwert" oder "entspannt": das Kennenlernen. Du möchtest möglichst schnell wissen, woran du bist.
Der junge Mann, um den es dir geht, erinnert mich ein bisschen an die 68er Generation: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment" - was bei denen verpönt war, eben weil "spießbürgerlich festgezurrt".
Somit wirkt ihr beide auf mich wirklich wie Vertreter etwa eurer Großelterngeneration, also etwa meiner Elterngeneration. Vielleicht ist genau das der Grund, weshalb ich deine Ansicht ebenso schwer nachvollziehen kann wie die deines jungen Mannes.
Und somit ist es auch kein Wunder, dass ich mich auch an der weitverbreiteten Ansicht vieler junger Leute von heute stoße, alles möglichst genau definieren zu wollen.
Offtopic:
Stichwort "Freundschaft plus". Was heute so genannt wird, nenne ich "Liebe". Denn wirkliche Freundschaft ist für mich was ganz Hohes, Wertvolles, Intimes. Offtopic:
"Intim" ist nicht dasselbe wie "sexuell". Aber Sexuelles ist für mich intim.
Wenn dann auf dieser Grundlage auch der Wunsch nach körperlicher Intimität, also Sexualität entsteht und sich erfüllt, dann ist es für mich eindeutig Liebe! Dem gegenüber steht eine gewisse Feigheit, zu den eigenen Empfindungen zu stehen - bzw. dazu, keine Empfindungen zu haben. Beides wird dann lieber nicht persönlich-menschlich formuliert, sondern kühl-geschäftsmäßig versachlicht, etwa "Beziehung" statt "zusammen" oder "Partnerschaft".
Du,
@Rose97 , möchtest eine "Beziehung", momentan am liebsten mit dem besagten jungen Mann.
Er möchte keine "Beziehung", zumindest nicht mit dir, da du ja aus seiner Sicht zu sehr auf "Beziehung" drängst.
Was dabei bei euch beiden! in euer beider Denken! völlig außen vor bleibt, sind die beiden Menschen
@Rose97 und er. Legen wir mal meine 3-Punkte-Reihenfolge zugrunde, dann fängt euer beider Denken bei (meinem) Punkt 2 an: körperliche Intimität, also Sexualität. Auf Punkt 2 folgt bei dir wie mir Punkt 3, und da gehen deine und seine Meinung schon auseinander. Du bist
pro "Beziehung", und er ist
contra "Beziehung".
Punkt 1 - der Mensch für Punkt 2 und 3 - rangiert in euer beider persönlicher Denk-Prioritätenliste erst viel weiter hinten. - Guck mal allein schon auf die Titelzeile dieses deines Themas. Schon dort ist als erstes ganz versachlicht von "Beziehung" die Rede und erst als zweites von einer Person, nämlich einem Mann. - Bzw. kommt Punkt 1 bei ihm gar nicht erst vor, weil ihm Punkt 2 genügt und er Punkt 3 ausschließt. Letzteres kann er aus seiner Sicht auch, denn für Punkt 2 (Sexualität) bist du für ihn ja so oder so parat. Er muss sich nicht mal bemühen oder irgendwas investieren.
Und während er das, was er so leicht und ohne jede Anstrengung bei dir haben kann, praktisch als eine Art "Dienstleistung zum Nulltarif" genießt, produzierst du dabei Bindungshormone. Wie bereits Klaus Kinski mal sehr treffend sagte:
Klaus Kinski hat gesagt.:
Jede Frau glaubt im Orgasmus an die Liebe.
Und der wusste wohl, wovon er sprach.
Und der Schluss aus alledem? Bedenk dein Werteschema und
bei wem du im Orgasmus nicht nur an die Liebe glauben, sondern deine Bindungshormone richtig platziert
wissen möchtest.