Ich muss ja sagen, dass ich es irgendwie immer amüsant finde, gegen zwei Leute gleichzeitig zu argumentieren.
Wahrscheinlichkeiten sind nichts anderes als Hoffnungen. Beides haben eins gemeinsam: Sie besagen rein garnichts über die Zukunft. Die Chemie zwischen zwei Menschen können durch so viele Ding egesteuert werden, dass Dinge wie das Verlieben in keiner Weise vorausgesagt werden kann. So viele Paare erzählen, dass sie sich anfangs gar nicht beachtet haben, es dann aber irgendwann KLICK gemacht hat. Und umgekehrt: Aus scheinbar optimalen Situationen hat sich nichts weitergehendes ergeben. Und natürlich aber auch die anderen 2 Fälle.
Ich sehe das anders. Wahrscheinlichkeiten sind Einschätzungen, welche Möglichkeit eher zutrifft. Eine Hoffnung hingegen ist das, was man sich eher wünscht. Insofern besagt eine Wahrscheinlichkeit im Vergleich zur Hoffnung schon etwas - nämlich mit welcher Situation man eher zu rechnen hat.
Natürlich hast du Recht, dass sich aus allem möglichen etwas ergeben kann, das streite ich dir doch gar nicht ab. Was ich aber sagen will, ist, dass jemand, der von Vornherein mit dem Gefühl an die Sache herangeht, wirklich nur Sex und nicht mehr zu wollen, auch wesentlich eher zu dieser Handlungsweise tendiert und es insofern auch eher eintreten wird, weil die innere Bereitschaft eigentlich nicht vorhanden ist.
Daraus ergibt sich dann, dass derjenige sehr viel eher die (schwachsinnigen) Erwartungen des Gegenübers enttäuscht und insofern ist es alles eine Sache des Risikos, das man bereit ist, aufzunehmen, wenn man sich denn überhaupt Gedanken darüber macht, ob das Gegenüber enttäuscht werden könnte - was ihr ja nicht tut und wozu ich mittlerweile auch tendiere, es nicht zu tun.
Wahrscheinlichkeiten sind für das Emotionale, für das Verlieben völlig belanglos, weil einen Menschen zu viele Dinge auf zu vielen unterschiedlichen Weisen reiten, um daraus eine auch nur ansatzweise verlässliche Prognose zu treffen. Deswegen sind Wahrscheinlichkeiten absolut nichts, was auch nur einen Hauch an Verbindlichkeiten und dementsprechend auch Schuld schafft. Es ist eine Illsuion, erschaffen von Menschen, die glauben, sie könnten das Emotionale damit in symmetrische Bahnen lenken. Dass das nicht möglich ist, wird uns an unzähligen Beispielen täglich gewahr.
Es geht ja auch nicht um das Entstehen einer Sache, sondern um das Vermeiden. Und wenn jemand wirklich vermeiden will, das Gegenüber zu verletzen, dann muss er einige Handlungsweisen eben kategorisch ausschließen.
Das ist eine Frage, die in sich keinen Sinn ergibt. Das Beispiel mit der Tombola ist nicht zufällig gewählt. Bei einer Tombola ist - wie natürlich bei jeder anderen Verlosung auch - der Jackpot verlockend. Dennoch genießt der Spaßfaktor eine hohe Priorität. Wer an einer Tombola keinen Spaß hat und nur an den Gewinn denkt, der muss eben stattdessen beim Poker schummeln. Das käme ungefähr dem gleich, nicht den Reiz des Kennenlernens, dem damit verbundenen Sex in der ungewissen Prickelphase und dem offenen Ausgang wahrzunehmen, sondern etwa eine Russin aus St. petersburg nach Deutschland zu holen, die mit einem nicht nur ganz sicher eine Beziehung anfängt, sondern auch fast garantiert aufgrund gewissen Motive heiratet.
Mir persönlich erschließt sich nicht, wie eine Tombola ohne Gewinn Spaß machen soll. Die Aussicht auf den Gewinn, d.h. dass man eben gewinnen könnte, macht das Spiel doch erst interessant. Habe ich keinen Gewinn als Möglichkeit, macht das ganze Spiel keinen Sinn.
Man muss dabei nicht zwangsläufig gewinnen, aber zumindest die Aussicht haben.
Jetzt bezieh das mal auf das Leben. Im Leben spielst du auch Tombola. Du hast keine Ahnung, ob du der Sohn eines Multimilliardärs oder tollen Eltern bist, oder das Kind eines Alkoholikers der deine Mutter schlägt, die drogenabhängig ist.
Im Leben kann so viel schreckliches passieren.. oder du kannst Glück haben ohne Ende, oder beides natürlich. Beeinflussen kannst du das eigentlich kaum, wenn du nicht alle Chancen auf wirkliches leben verwirken willst.
Insofern: Was ist das Leben sonst, als eine "Spiel", in dem es meistens darum geht, so viel Spaß zu haben wie möglich?
Ist es, aber nur meiner Meinung nach. Andere mögen andere Ziele im Leben haben, das ist auch eine Moralvorstellung, lieber Insomnius.
Wie das Beispiel aber auf unser Diskussionsthema passen soll, erschließt sich mir ansonsten nicht so ganz.
Insomnius hat gesagt.:
Bezogen auf das Thema heißt das für mich:
Im Leben gibt es so viel Schreckliches. Das durfte ich selbst erfahren. Also erscheint mir der Sinn des Lebens, so viel Spaß und Genuss zu haben wie möglich. Und dazu gehört nunmal, auf sich selber zu schauen. Es nennt sich ja nicht umsonst gesunder Egoismus.
Und es ist keine Meinung, dass du für dich selber an oberster Stelle kommst, sondern die pure Realität. Wenn es dir dreckig geht, opferst du nicht den letzten Atemzug für jemand anderen, statt die Tabletten zur Heilung zu schlucken. Auch wenn das etwas extrem formuliert ist.
Wenn aber du selbst keinen nennenswerten Nachteil aus der Sache hast, sondern lediglich einen Vorteil erringen könntest, dann geht es durchaus um Moral.
Sagen wir so: Du hast eine Blutkrankheit, die dich zwar nicht töten wird, dir aber dauernd im Kopf rumgeht und dich schwächer macht (okay, der Vergleich hinkt ein wenig, weil Sex sogar noch weniger notwendig ist als das, aber ich gestehe euch da ja sogar noch etwas zu) und brauchst eine Infusion des Blutes eines anderen. Du hast die Auswahl zwischen zwei Leuten, denen du es abzapfst, um deine eigene Krankheit zu heilen: Dem einen macht es gar nichts aus, der andere jedoch ist Zeuge Jehovas und darf insofern keine Blutspenden machen. Wen suchst du dir aus?
Und solltest du ausgerechnet den Zeugen Jehovas nehmen, würdest du ihm dann erzählen, dass du es nur brauchst, um ihn selbst auf Krankheiten zu untersuchen? Oder würdest du die Wahrheit sagen und damit riskieren, dass er ablehnt?
Insomnius hat gesagt.:
Sie sollte es nur nicht tun, weil sie sich selber damit schadet.
Sage ich doch auch dauernd, aber wenn die Leute halt tun, was sie tun, kann man es nicht ändern.
Insomnius hat gesagt.:
Hast du schonmal daran gedacht, dass deine Entscheidung des Punktes der Moral auch Negatives erschafft? Indem du ihr einen Fehler ersparst, hinderst du sie daran aus diesem Fehler zu lernen.
Man muss sie aber nicht daran hindern, wenn niemand ihre Erwartungen enttäuscht. Und wenn es doch jemand tut: Warum muss dann ausgerechnet ich derjenige sein, der es tut und ihr damit die Augen öffnet?
Das ist, als würde bei einem 12 Jährigen, der Alkohol haben will, sagen, dass man es ihm dann halt kauft, weil es irgendwer ja dann sowieso tun würde. Er würde dann letztendlich mit einem Kater aufwachen und/oder Kotzen. Aber wieso muss ich derjenige sein, der das Zeug kauft?
Insomnius hat gesagt.:
Und hast du auch schonmal daran gedacht, dass jeder Mensch selber erwachsen ist und für seine Handlungen verantwortlich? Oder was, wenn sie selber lügt, auf eine Beziehung aus zu sein, und du sie deswegen vor einem Fehler zu bewahren glaubst, obwohl sie eigentlich auch nur Sex wollte? Wissen kannst du es ja nicht. Du erhebst dich über die Entscheidungskraft dieser Frau und spielst den barmherzigen Retter, der aber nicht sicher sein kann, ob er überhaupt rettet.
Ja, jeder ist offiziell erwachsen, nicht aber in der Realität, wie man auch immer wieder sieht.
Wenn sie lügt, ist das ihre Sache, aber ich habe sie immerhin nicht ausgelöst durch meine Handlung enttäuscht.
Nein, ich erhebe mich nicht über die Entscheidungskraft, sondern ich gehe davon aus, was mir gesagt wird und verhindere, dass ich es wider der angekündigten Intention der Frau tue. Mehr kann ich nicht tun.
Und eigentlich will ich gar nicht den barmherzigen Samariter spielen, sondern vielmehr nur nicht gegen meine eigene (mittlerweile zwar aus anderen Gründen überholte, aber ich argumentiere jetzt einfach mal weiter aus der Sicht desjenigen, der es eben anders sieht) Einstellung verstoßen.
Insomnius hat gesagt.:
Ansonsten gilt das, was ich in meinem letzten Beitrag schrieb, auf den du aber nicht antwortetest.
=> Ob Tombola, das Leben oder sonst irgendein Glücksspiel. Es kommt immer auf den Spaß an. Spaß ist das einzige, was du mit (größter) Sicherheit garantiert. Der Gewinn selbst bzw alles andere ist immer ungewiss. Das ergibt ja auch erst den Reiz!
Ich wüsste nicht, was ich dazu zu sagen habe.
Du magst Recht haben, dass der Spaß wichtig ist, aber andere haben vielleicht andere Ziele im Leben.
Und selbst wenn der Person wirklich Spaß an erster Stelle steht: Eventuell ist sie ja so enttäuscht, dass das Negative das Positive an der Sache überwiegt?