Ich schreib mal wieder hier weiter ... das Thema passt echt nicht mehr zum Originalthread, aber so ein Halbwissen bei einer ansonsten nicht unintelligenten Person kann ich nicht einfach stehen lassen.
Du kannst nicht einerseits anführen, dass nichts dagegen spricht, dass sie sofort schwanger wird (denn das ist ja ihr Wunsch) und auf der anderen Seite Job etc. mit rein bringen.
Hab ich auch nicht. Die Empfehlung, erst noch 1-2 Jahre zu arbeiten, kan glaub ich von flyingapi. Und dass NICHTS dagegen spricht, hab ich nicht gesagt - meine Nichtablehnung betraf lediglich die Finanzen. Der Beziehungsstatus lässt mich allerdings generell von einer Schwangerschaft abraten.
Ah, dann sollten Ärzte am besten einfach aufgrund persönlicher Erfahrungen aus dem Boden sprießen und nicht etwas aufgrund von Schulung und "schriftlicher Infos".
Ich habe Dich jetzt nicht als Arzt gesehen, sondern eher in der Rolle des potentiellen Patientenangehörigen. Ärzte sehen die Sache naturgemäß anders und sollten sich natürlich mit der Fachliteratur auskennen. Zudem aber auch persönliche Erfahrungen, die sie in ihrer Berufspraxis gesammelt haben, mit einfließen lassen.
Als Patient sieht man die Sache natürlich aus anderer Perspektive. Klar, es ist schön zu wissen, dass das statistische Risiko einer Trisomie 21 mit 32 Jahren bei 1:423 liegt. Aber die werdende Mutter interessiert nur die Frage "Ist mein Kind gesund?"
Und wo die unweigerliche Subsequenz zwischen Untersuchung und Abtreibung liegen soll, erschließt sich mir ebenfalls nicht.
Unweigerlich nicht. Ich sprach auch nicht von Zwang, sondern von Druck, der auf die werdenden Eltern ausgeübt wird.
Letztlich ist es doch Fakt, dass chromosomendefekte nicht therapierbar sind. Die ganze pränatale Diagnostik dieser Defekte dient lediglich einem Zweck: Kinder mit Chromosomendefekten zu identifizieren und es den Eltern damit zu ermöglichen, diese "Ausschussprodukte" abzutreiben. Und genau das muss der Arzt bei der Beratung zu der Untersuchung auch sagen - dass es für die Krankheit, die da ggf. diagnostiziert wird, keine Heilung gibt, und dass man sich, wenn man Abtreibung prinzipiell ausschliesst, das Geld sparen kann. Die Schwangere wird also in einem Frühstadium der Schwangerschaft dazu gedrängt, sich mit dem Gedanken zu befassen, dass sie das Kind evtl. abtreiben wird. Folglich wird teilweise bewusst vermieden, eine emotionale Bindung zum Kind aufzubauen, Stress und - überwiegend unbegründete - Ängste nach einem "auffälligen" Screening-Ergebnis kommen dazu, und ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko bei der - überwiegend unnötigen - Fruchtwasseruntersuchung runden das Bild ab.
Letztlich werden (einige wenige) gesunde Kinder "geopfert", wird (fast allen) Schwangeren das Erlebnis einer unbelasteten Frühschwangerschaft (man nannte das mal "guter Hoffnung sein") genommen - nur um einige wenige behinderte Kinder töten zu können, solange das noch rechtlich möglich ist. Der gesellschaftliche Druck ist dabei enorm - Untersuchungen zeigen, dass sich ca. 72% der Mütter und 100% der Väter genetisch fehlgebildeter Kinder mit der Frage konfrontiert sahen, warum man denn keine pränatale Diagnostik in Anspruch genommen hat. Die Nähe zur Frage "warum legt ihr dem nicht einfach ein Kissen auf den Kopf" und zum Euthanasieprogramm ist erkennbar.
Und solltest Du jetzt mit der These kommen, dass alles, was noch nicht geboren ist, nicht lebt und deshalb nicht schützenswert ist, und es deswegen egal ist, ob Frauen durch die Pränataldiagnostik zu Abtreibungen oder zur Inkaufnahme eines höheren Fehlgeburtsrisikos gedrängt werden, schau Dir mal das Embryonenschutzgesetz an. Mehrzeller, die noch nicht mal in der Gebärmutter sind, also ohne einen medizinischen Eingriff nie überleben würden, sind so schützenswert, dass ein Arzt nicht einmal nach Augenschein selektieren darf, welche Embryonen eingepflanzt werden. Geschweige denn, dass ohne begründeten Verdacht (z.B. Erbkrankheiten in der Familie) eine genetische Analyse durchgeführt wird. Zumindest in Deutschland nicht ...