Hi Cornflakes,
ich schreibe dir jetzt auch mal kurz aus meinen Erfahrungen, wobei ich nicht sicher bin, ob dir das weiterhilft, weil Menschen ja bekanntlich unterschiedlich sind.
Ich vermute, du stammst aus einem Maghreb-Staat? Ich war 14 Jahre lang mit einem Nordafrikaner verheiratet, ich selbst bin Deutsche. Damals war ich sehr jung, Anfang 20, er war Mitte 20 und "eigentlich" relativ liberal aufgewachsen (keine der Frauen aus seiner Familie trug einen Schleier, er betete nicht, aß Schweinefleisch, trank gern mal einen Wein zum Essen, liebte westliche Popmusik, hasste islamistische Extremisten, Korruption etc.). Wir haben 2 Kinder bekommen.
Die ersten Jahre unserer Beziehung war auch alles fein, wir verstanden uns super, meine Familie nahm ihn herzlich auf, seine fand mich ganz toll und Verständigungsprobleme gab es auch nicht, weil ich fließend Französisch spreche, sodass ich mich auch mit den Verwandten unterhalten konnte. Ich war mehrfach in seinem Heimatland.
Leider änderte sich aber mit der Zeit alles.
Das Problem war tatsächlich nicht "das Große Ganze", sondern die interkulturellen Unterschiede wurden erst mit der Zeit offensichtlich und dann leider so gravierend, dass die Ehe zerbrach. Es ist so, dass er für die Kultur, aus der er stammte, sehr liberal und tolerant war. Aber im Vergleich zu dem, was ich kannte, war er eben nicht tolerant und offen genug. Die Schwierigkeiten fingen an, als ich berufstätig wurde und irgendwann mein Einkommen besser war als seins. Ich habe dafür hart gearbeitet und war stolz auf das, was ich erreicht habe, aber er wurde immer kontrollierender und fing an, meinen beruflichen Erfolg schlechtzureden. Außerdem gehörte mir das Haus, in dem wir wohnten. Er war sehr unzufrieden damit, hielt mir sehr oft vor, dass er hier in Deutschland nicht die Chancen wie in seiner Heimat hätte, dass ich dann nicht arbeiten müsste und ich hier mehr Vorteile hätte als er. Es kränkte ihn, dass ich "wohlhabender" und sehr unabhängig von ihm war, obwohl ich immer alles als gemeinsames Geld betrachtete. Ich bezahlte vieles, das war mir aber egal, weil wir ja eine Familie waren. Nur wollte ich getrennte Konten haben. Er verstand das nicht. Es nagte an seinem Selbstverständnis von Mannsein.
Dann fing es mit den Demütigungen an und er hielt mir vor, dass ich anderen Männern hinterherschauen und mich sogar mit ihnen treffen würde. Er sah überall für mich Gelegenheiten, ihn zu hintergehen und drohte mir. Es wurde leider irgendwann richtig schlimm mit seiner Eifersucht und eskalierte eines Tages, sodass ich nicht mehr bei ihm bleiben konnte. Auch die Trennung war dann extrem, weil er sich bestätigt sah und es als tiefe Ehrverletzung ansah. Er sagte, dass das bei ihm (er meinte wohl seine Heimat /Kultur) nicht vorkäme, dass eine Frau ihren Mann verlässt. Er wollte und konnte es nicht akzeptieren und es ist bis heute schwierig für mich, mit ihm zu sprechen, weil er das, was ich getan habe, immer noch als inakzeptables Verhalten und absolute Kränkung empfindet.
Er hat sich für das, was er getan hat, allerdings nie entschuldigt. Seiner Ansicht nach habe ich seine "Aussetzer" durch mein Verhalten provoziert (und im Grunde auch verdient).
Klar hätte das alles auch mit einem Partner aus meinem kulturellen Umfeld passieren können, denn Eifersucht gibt es überall, aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Ich glaube, dass unsere Ehe an einem unterschiedlichen Rollenverständnis gescheitert ist. Mein Ex-Mann hat es unterschätzt, wie eigenständig und unabhängig man hier als Frau (glücklicherweise!) ist und ich habe seine Toleranz überschätzt bzw. seine kulturelle Prägung nicht ganz verstanden. Oder erst zu spät.
Unsere Kinder indes haben kein Identitätsproblem. Sie haben ihren Lebensmittelpunkt hier und fühlen sich als "Deutsche". Sie kennen aber auch das Heimatland ihres Vaters und haben sehr regelmäßigen Kontakt zu ihm. Sie sprechen Französisch, würden aber nicht in Nordafrika leben wollen. Sie sind aus meiner Sicht ganz tolle, stabile Persönlichkeiten.
Das war mein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht. Was du damit anfängst, bleibt dir überlassen. Aber du hattest ja explizit nach Erfahrungen interkultureller Paare gefragt.
ich schreibe dir jetzt auch mal kurz aus meinen Erfahrungen, wobei ich nicht sicher bin, ob dir das weiterhilft, weil Menschen ja bekanntlich unterschiedlich sind.
Ich vermute, du stammst aus einem Maghreb-Staat? Ich war 14 Jahre lang mit einem Nordafrikaner verheiratet, ich selbst bin Deutsche. Damals war ich sehr jung, Anfang 20, er war Mitte 20 und "eigentlich" relativ liberal aufgewachsen (keine der Frauen aus seiner Familie trug einen Schleier, er betete nicht, aß Schweinefleisch, trank gern mal einen Wein zum Essen, liebte westliche Popmusik, hasste islamistische Extremisten, Korruption etc.). Wir haben 2 Kinder bekommen.
Die ersten Jahre unserer Beziehung war auch alles fein, wir verstanden uns super, meine Familie nahm ihn herzlich auf, seine fand mich ganz toll und Verständigungsprobleme gab es auch nicht, weil ich fließend Französisch spreche, sodass ich mich auch mit den Verwandten unterhalten konnte. Ich war mehrfach in seinem Heimatland.
Leider änderte sich aber mit der Zeit alles.
Das Problem war tatsächlich nicht "das Große Ganze", sondern die interkulturellen Unterschiede wurden erst mit der Zeit offensichtlich und dann leider so gravierend, dass die Ehe zerbrach. Es ist so, dass er für die Kultur, aus der er stammte, sehr liberal und tolerant war. Aber im Vergleich zu dem, was ich kannte, war er eben nicht tolerant und offen genug. Die Schwierigkeiten fingen an, als ich berufstätig wurde und irgendwann mein Einkommen besser war als seins. Ich habe dafür hart gearbeitet und war stolz auf das, was ich erreicht habe, aber er wurde immer kontrollierender und fing an, meinen beruflichen Erfolg schlechtzureden. Außerdem gehörte mir das Haus, in dem wir wohnten. Er war sehr unzufrieden damit, hielt mir sehr oft vor, dass er hier in Deutschland nicht die Chancen wie in seiner Heimat hätte, dass ich dann nicht arbeiten müsste und ich hier mehr Vorteile hätte als er. Es kränkte ihn, dass ich "wohlhabender" und sehr unabhängig von ihm war, obwohl ich immer alles als gemeinsames Geld betrachtete. Ich bezahlte vieles, das war mir aber egal, weil wir ja eine Familie waren. Nur wollte ich getrennte Konten haben. Er verstand das nicht. Es nagte an seinem Selbstverständnis von Mannsein.
Dann fing es mit den Demütigungen an und er hielt mir vor, dass ich anderen Männern hinterherschauen und mich sogar mit ihnen treffen würde. Er sah überall für mich Gelegenheiten, ihn zu hintergehen und drohte mir. Es wurde leider irgendwann richtig schlimm mit seiner Eifersucht und eskalierte eines Tages, sodass ich nicht mehr bei ihm bleiben konnte. Auch die Trennung war dann extrem, weil er sich bestätigt sah und es als tiefe Ehrverletzung ansah. Er sagte, dass das bei ihm (er meinte wohl seine Heimat /Kultur) nicht vorkäme, dass eine Frau ihren Mann verlässt. Er wollte und konnte es nicht akzeptieren und es ist bis heute schwierig für mich, mit ihm zu sprechen, weil er das, was ich getan habe, immer noch als inakzeptables Verhalten und absolute Kränkung empfindet.
Er hat sich für das, was er getan hat, allerdings nie entschuldigt. Seiner Ansicht nach habe ich seine "Aussetzer" durch mein Verhalten provoziert (und im Grunde auch verdient).
Klar hätte das alles auch mit einem Partner aus meinem kulturellen Umfeld passieren können, denn Eifersucht gibt es überall, aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Ich glaube, dass unsere Ehe an einem unterschiedlichen Rollenverständnis gescheitert ist. Mein Ex-Mann hat es unterschätzt, wie eigenständig und unabhängig man hier als Frau (glücklicherweise!) ist und ich habe seine Toleranz überschätzt bzw. seine kulturelle Prägung nicht ganz verstanden. Oder erst zu spät.
Unsere Kinder indes haben kein Identitätsproblem. Sie haben ihren Lebensmittelpunkt hier und fühlen sich als "Deutsche". Sie kennen aber auch das Heimatland ihres Vaters und haben sehr regelmäßigen Kontakt zu ihm. Sie sprechen Französisch, würden aber nicht in Nordafrika leben wollen. Sie sind aus meiner Sicht ganz tolle, stabile Persönlichkeiten.
Das war mein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht. Was du damit anfängst, bleibt dir überlassen. Aber du hattest ja explizit nach Erfahrungen interkultureller Paare gefragt.