in einer Nussschale...

Dabei
16 Jul 2017
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#1
Hallo Foren-Gemeinde,

mein Name ist Fritz. Und wie so viele hier habe ich ein Problem. Zumindest denke ich, dass ich ein Problem habe. Vlt. seh ichs aber auch nur zu dramatisch. Aber alleine schon die Erkenntnis, dass ich im Netz google und mir die Suchergebnisse durchlese und dann feststelle, dass die Situationen, Fragen & Antworten alle irgendwie passend aber dann doch auch nicht sind... führt mich dazu, meine Situation darzustellen. Vlt. weil ich grad "jemanden" brauche der zuhört und unverblümte Meinungen zu hören.

"Ständige Unzufriedenheit ist ein unternehmerisches Merkmal" - keine Ahnung wer das gesagt hat, läuft mir jedoch immer wieder über den Weg. Ich bin Unternehmer und führe zwei Unternehmen mit einigen Beschäftigten. Ich stehe sieben Tage die Woche unter Strom, komme aber beruflich sehr gut damit klar. Es macht mir Spaß und "Dinge" zu erledigen ist nie eine Bürde für mich. Ich habe einen schwierigen Charakter. Penibel bis ins Detail, planungs- und kontrollsüchtig. Mir kommts selbst nicht so vor, mein Umfeld nimmt mich aber so wahr. Meine Familie sagt, ich agiere oft wie eine "Maschine", ohne Emotionen. Meine Partnerin sagt "Du bist wo Du bist weil Du bist wie Du bist". Ich liebe meine Partnerin - zumindest würde ich "Liebe" so bezeichnen. Nur wo fängts an und wo hörts auf? Eine Fragestellung quält mich und lenkt mich ab von meinem "Job". Und das seit einiger Zeit. Das macht mir Sorgen. Es geht dabei um meine Beziehung. Ich weiß was ich brauche. Wenn ich den "Job" Schalter auf "Privat" umlege, brauche ich Ruhe und Abgeschiedenheit. Ich bin kein Typ der sich dann gerne und viel mit anderen Leuten umgibt. Ausgehen und Gesellschaftsabende - ja, gerne. Aber bitte nicht öfter als 3-4 mal im Monat. Zeit zu Zweit ist das Höchste für mich. Hier kann ich auftanken.
Als ich meine Partnerin vor zwei Jahren kennengelernt habe, habe ich mir viel Zeit gelassen mir anzusehen, mit wem ich da bin, sein werde. Und sie hat mich verzaubert. Das klingt jetzt vermutl. doof und kitschig aber zu jeder Fragestellung in meinem Kopf hatten wir die selben Antworten. Manch mal komme ich aus dem Büro, habe das Gefühl reden zu wollen aber keine Idee worüber. Und dann ergibt sich ein langes Gespräch über Gott und die Welt. Noch immer. Jedes mal. Wir verstehen uns richtig gut und die Zeit zu Zweit ist das was ich brauche. Jetzt fragt Ihr Euch vermutl. was der Haken ist. Nun, ich muss sie teilen. Nicht mit anderen Männern oder ihren Freunden. Mit ihrer Familie. Zurecht wird jetzt kommen "das ist doch normal". Ja. Irgendwie schon. Irgendwie auch nicht. Zumindest nicht für mich. Drei-vier Monate im Jahr (nicht am Stück aber regelmäßig ne Woche oder einige Tage) muss ich auf sie verzichten weil Sie Zeit mit ihrer Familie verbringen will. Um die Situation besser verständlich zu machen: Sie kommt aus einem anderen Land, aus einer anderen Kultur. Familie ist dort größer als alles andere. Weil man sich nur auf die Familie verlassen kann. Ein dementsprechend dickes Band gibt es also. Als wir uns kennengelernt haben, hat mich das begeistert. "Die perfekte Mutter" war so mein erstes Bauchgefühl. Ich denke das auch heute noch. Ihre Eltern leben noch in dem Land. Ihre Schwester ist mit ihr hier in Deutschland. Sie pendelt also. Und auch hier verbringt sie viel Zeit mit ihrer Schwester. Was sich unweigerlich auch auf mich auswirkt. Versteht mich nicht falsch - ich hab ihre Schwester ebenso ins Herz geschlossen. Aber mir wirds zuviel. In den letzten sechs Wochen hatte ich gerade mal vier Abende alleine mit meiner Partnerin. Und die nächsten zwei Wochen wirds auch nicht mehr werden. Und gefühlt ist es das ganze Jahr so. Ich rede mit meiner Partnerin darüber. Sie zeigt Verständnis und reduziert die Zeit. Und wird unglücklich. Sie braucht das. Sie braucht ihre Freiheit. Verstehe ich. Ich will nicht das sie unglücklich ist. Aber es geht soweit das ich mich frage, ob diese Beziehung das richtige für uns ist. Soll ich mich mit dem Gedanken zufrieden geben, dass wir eine tolle Zeit hatten aber es auf Dauer nicht klappen kann? Für mich ist das eine Belastung und sie weiß das. Nur kann und will sies nicht weiter reduzieren. Was auch nichts bringen würde - am Ende wäre nur einer happy - es sollten aber beide sein. Und die Beziehung leidet, sehr sogar. Es dreht sich wohl alles um die Frage: Kann ich das akzeptieren und damit glücklich werden oder nicht? Rede ich mit meinen männlichen Freunden, kommt mir Unverständnis entgegen. Dinge wie "Sei doch froh, so hast Du Zeit für Dich" kommen dann. Klar, "think positive" wäre wohl ein Ansatz. Ich könnte die Zeit für mich nutzen, Dinge tun die ich sonst vlt. nicht tun könnte. Das ist aber hypothetisch. Ich will im Grunde nix alleine machen, ich brauche keine Zeit für mich. Ich will mit meiner Partnerin die Dinge zusammen tun. Und das ist wohl der Punkt: Ich will. Und dabei lasse ich Ihre Bedürfnisse ausser acht. Und das bringt mich wieder zum Punkt "Liebe". Das heisst doch den Partner so akzeptieren wie er ist. Ist das nicht etwas "plump"? Ich bin beruflich erfolgreich weil ich die Dinge gestalte wie ich es brauche. Und privat...stoße ich damit an meine Grenzen. Kann aber auch nicht aus meiner Haut. Zwei Dinge sind jedoch relativ deutlich für mich: Ich will nicht ohne sie sein, kanns aber so nicht mehr mittragen. Druck wird zum Ende der Beziehung führen. Akzeptanz zu einer tieferen Bindung. Kurzfristig werde ich damit nicht happy sein. Ich frage mich, ob ich diesen Punkt überschreiten sollte weil ich langfristig damit happy bin. Und genau diese Frage quält mich - wie wird denn meine langfristige Reaktion darauf sein. Werde ich damit happy sein können oder werde ich Zeit verschwenden weil mein TYP sich damit nicht anfreunden kann.
 
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Lonel9

Gast
#2
ich frage mich gerade aus welchem Land stammt sie denn? Aber abgesehen davon ist das sowieso nicht normal, egal von wo sie herkommt. Auch die Tatsache, dass du in 6 Wo nur 4 Abende mit ihr verbracht hast obwohl ihre Schwester nicht mit euch wohnt (oder doch?) ist auch nicht normal. Was macht sie denn beruflich, dass sie 4 Monate in Ausland sein kann? Habt ihr Kinder? Was ist dann wenn ihr ein Kind habt. Dann siehst du dein Kind auch selten. Andere Kultur, sie braucht das - sind für mich keine Argumente. Ich würde so eine Beziehung nicht führen wollen.
 
Dabei
16 Jul 2017
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#3
Hi. Ist ein ehemals kommunistisches Land. Ich möchte da keine Verurteilung herbeiführen weswegen ich das Land nicht nennen möchte. Wir leben in einem Apartment, ihre Schwester hat ein eigenes Apartment in der Nähe. Die Darstellung mit den vier Abenden kommt vlt. falsch rüber - wir sehen uns jeden Abend nur waren wir vier Abende in den letzten sechs Wochen alleine.
Sie arbeitet 100% remote für eine US Firma. Insofern ist der Aufenthaltsort kein Problem solange Internet vorhanden ist.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Ich kann dir da nichts raten - das sollte man wohl auch nicht - nur dir sagen, dass das schon ein schwieriger Punkt ist, wenn man gerade da nicht einig ist. Ich zB bin überhaupt kein "Familienmensch", wäre also genervt, wenn ich die ganze Zeit eigene oder fremde Familie um mich hätte. Andererseits kann ich gut alleine wohnen, auch in einer Fernbeziehung, mein Partner muss also nicht ständig um mich herum sein. Hast du denn nicht von Anfang an gemerkt, dass sie in dem Punkt völlig anders tickt als du?
 
Dabei
16 Jul 2017
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#5
Naja lass es mich so sagen: Sie hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt nur offensichtlich habe ich das unterschätzt. Darüber hinaus war in mir zu Beginn auch der Wunsch vorhanden, so eng mit der Familie zu sein. Habe dann aber über die Zeit festgestellt, dass es mich eher auslaugt als beflügelt. Das Ding ist, dass sie mir sehr wichtig ist und das zwischen uns - bis auf diesen einen zugegeben sehr wichtigen Punkt - alles passt.

Aber wie Du schon sagst - da kann man eigentlich keinen Ratschlag geben. So diffizil alles scheint, am Ende ist es eine binäre Operation.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#8
Ich finde, du klingst sehr reflektiert. Du weißt eigentlich sehr genau, was du bist, was du kannst und was nicht und was du im Grunde möchtest. Du machst dir Gedanken und wägst alles ab.

Du klingst aber auch sehr traurig. Weil du genau weißt, was du verlieren würdest und Angst hast, so eine innige Verbindung nicht nochmal wiederzufinden. Gleichzeitig macht dich die Situation unglücklich.

Wie alt bist du eigentlich?

Ich habe das Gefühl, dass du jetzt, nachdem du beruflich ja ziemlich erfolgreich bist, gerne eine Familie gründen würdest.

Ich kann hier nur meine Meinung wiedergeben, das ist natürlich ziemlich subjektiv. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es unheimlich schwierig sein kann, wenn gewisse kulturelle Prägungen nicht übereinstimmen. Das ist manchmal ein unüberbrückbares Hindernis, da sich solche Prägungen auch nicht wegdiskutieren oder ohne Weiteres verändern lassen.

Mir ist Familie sehr wichtig und ich bin ein ausgeprägter Familienmensch. Ich habe Eltern, Geschwister, Nichten, Neffen, Tanten, Onkel, massenhaft Cousins und Cousinen. Ich sehe all diese Menschen gerne und regelmäßig. ABER: Mein Partner und meine eigenen Kinder gehören zu meiner Kernfamilie und nehmen den größten Raum ein. Sie haben den größten Einfluss auf mich, denn sie sind meine Zukunft. Wenn es schwierige Entscheidungen oder Probleme gibt, wende ich mich zuerst an meinen Partner und bespreche das mit ihm. Seine Meinung ist mir am wichtigsten. Natürlich hole ich auch die Meinung anderer Menschen ein. Aber was ich sagen will, ist: Wenn die Familie eines der beiden Partner innerhalb einer Beziehung einen zu großen Raum einnimmt und einen zu großen Einfluss hat, dann kann das für die Partnerschaft zu großen Problemen führen, weil es Loyalitätskonflikte impliziert.

Ich finde es daher sehr bedenklich, dass die Familie deiner Freundin einen so großen Raum einnimmt und sie sich davon nicht lösen kann. Ihre Priorität ist damit eindeutig: Sie liegt nicht auf einer Zukunft / eigenen Familie mit dir.

Wenn sie dann noch aus einer anderen Kultur kommt, ist es noch komplizierter. Denn: Stell dir vor, ihr hättet gemeinsame Kinder und es würde bei euch kriseln. Sie hätte den Rückhalt einer Sippe hinter sich, die sie beeinflusst. Du hättest dann nichts mehr zu melden, glaub mir.

Wie gesagt, das ist nur meine Einschätzung. Ich habe das binationale Experiment auch gewagt und würde es nicht wieder tun. Das ist nicht rassistisch, sondern eine Einschätzung aus meiner Biografie heraus.
 
Dabei
16 Jul 2017
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#9
Hallo Badesalz. Danke für Deine Gedanken. Ich bin noch relativ jung, 31 um genau zu sein. Ich war bereits sieben Jahre verheiratet (hab früh, zu früh angefangen) und habe viel über mich und meine Bedürfnisse gelernt. Was aber auch Ängste geschürt hat. Vlt. sehe ich Dinge jetzt dramatischer als sie sind weil ich keine Zeit mehr vergeuden möchte. Genau aus dem Grund den Du genannt hast. Ich möchte eine Familie gründen. Deswegen war mir der "Familiengedanke" auch sehr wichtig.
Loyalitätskonflikt. Ein sehr gutes Wort. Daran reibe ich mich bereits eine Weile. Ich muss zugeben, dass ich den Spitzenplatz nur ungern teile. Und um ehrlich zu sein, dass ist eine Lüge. Ich kann erst dann in Ruhe teilen wenn ich sehe, dass keiner meiner Position gefährlich werden kann. Aber ggf. ist meine Erwartungshaltung hier einfach überzogen - weil wir uns noch nicht lange genug kennen. Weil zwei Jahre keine Dreißig auf der anderen Seiten ablösen können. Es dreht sich also um die Frage: Kann ich mich auf sie verlassen wenn es soweit ist. hmm vlt. ist es wirklich das was mir Unbehagen bereitet.
 
Dabei
22 Mai 2010
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#10
Ich habe eine Frage:

Wie viel arbeitest du? Ich habe gehört das Selbstständige oftmals viele Stunden arbeiten und eben zu wenig Zeit für Familie / Partner haben. Ist es wirklich ausschließlich Ihre Schuld, das Ihr so wenig Zweisamkeit habt? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, das Sie 26 von 30 Tagen mit der Familie am Abend abhängt. Das wäre wirklich extrem.

Ich kann aber verstehen, das Sie in einem Maß soziale Kontakte sucht und braucht. Sie arbeitet von zu Hause, so wie ich es verstanden habe, hat also beruflich wenig Kontakt mit anderen Menschen. Da ist es doch normal, wenn Sie das irgendwo anders wieder reinholen möchte. Besser mit der Familie, als das Sie sich in irgendwelchen Clubs herumtreibt (Aus Sicht deines Familienwunsches).
Der familiäre Zusammenhalt fremder Kulturen hat auch nicht nur negative Seiten, so wie es Badesalz schildert. Beispielsweise hättet Ihr in stressigen Zeiten immer jemanden, der auf das Kind aufpasst. Kommt natürlich auch auf die Kultur an. Zwischen Russen, Polen und der Türkei gibt es da große Unterschiede.

Ich habe jetzt bewusst die andere Seite beleuchtet, damit du auch andere Sichtweisen kennen lernst. Letztendlich musst du für dich entscheiden, wie weit du auf Sie zugehen möchtest und wo deine Schmerzgrenze liegt. Aber nicht nur die "Probleme" bei Ihr sehen. Sondern in einem gesunden Maße auch selbstkritisch denken.
 
Dabei
16 Jul 2017
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#11
Danke für Deinen Einwand und Blickwinkel. Ich schließe aus das ich zu viel arbeite. Aber ich sehe den Punkt des sozialen Umfelds. In ein anderes Land zu gehen und alles hinter sich zu lassen ist mit Sicherheit kein einfacher Schritt.

Es ist nie die Schuld von einem allein. Es sind grad auch Zeiten wo alles zusammen kommt. Das passiert 2-3 mal im Jahr über so einen Zeitraum wo wir echt wenig Zeit füreinander haben. Vlt. muss man manche Dinge einfach besser planen.

Möchte mich für die bisherigen Kommentare bedanken. Die ein oder andere Kenntnis ergab sich daraus.
 
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