Hat er Angst, mich schwach zu sehen?

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Frau

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#1
In mir arbeiten neben anderen vor allem drei Ereignisse nach, die mich an der Tragfähigkeit meiner Beziehung zweifeln lassen. Wird leider etwas länger, wer das liest: Am besten ein Bier aufmachen. Hoffentlich lesen es auch Männer, vielleicht können die mir das Verhalten übersetzen.

Vor wenigen Monaten hatte ich eine Operation, an die sich drei Tage Krankenhaus anschließen würden. Meine erste Vollnarkose. Ich bekam immer mehr Angst vor der Narkose und sagte das auch meinem Partner.

Am Tag der OP musste ich um xxxx das Haus verlassen, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln das KH zu erreichen, das wusste auch mein Freund. Da er an dem Tag zur Arbeit und das Kind in den Kindergarten musste, war klar, dass ich alleine ins KH fahren musste.

Mein Freund steht regulär um xxxx auf. Kurz bevor ich die Wohnung verließ, schaute ich noch mal ins Zimmer und sagte leise, dass ich aufbrechen müsse, keine Reaktion, schlief wohl. Ich war beleidigt und weckte ihn nicht. Ich war so enttäuscht, dass er nicht eine halbe Stunde früher aufgestanden ist als sonst, um mit alles Gute zu wünschen. Explizit ausgemacht war es auch nicht, für mich war unausgesprochen klar, dass er mich verabschieden würde. Im Krankenhaus erhielt ich dann zu seiner normalen Aufwachzeit einen Kuss-Smiley.

Als ich nach der OP wach und irgendwann auf dem Zimmer war, schaltet ich mein Handy ein und hatte ca 11 Anrufe in Abwesenheit und lauter hysterische SMS, warum ich mich nicht meldete. Es hat aber alles nicht viel länger gedauert als geplant, ich war ca eine Stunde später auf dem Zimmer, als wir uns ausgerechnet hatten.

Als er da war, regte er sich am meisten darüber auf, dass er sich so Sorgen machen musste. In den drei Tagen Krankenhaus kam er mich dann ein Mal mit unserem xxxxxx besuchen und brachte lustigerweise xxxxx mit, die ich nach der OP nicht schälen konnte. Das fand ich süß ;)

Kurz darauf folgte ein weiterer geplanter KH-Aufenthalt zur Abklärung meiner leichten . Es war ungewiss, ob ich nur eine oder zwei Wochen bleiben müsste. Vorsichtshalber hatten wir für die zwei Wochen Großmütter einreisen lassen, die sich an meiner Stelle um das Kind kümmern, es ixxxxxxxn die Kita bringen konnten etc. Kind also immer versorgt.

Es zeichnete sich dann rasch ab, dass es 12 Tage werden würden. Ich lag die ersten 3 Tage an Elektroden angeschlossen in einem Einzelzimmer und durfte das Bett nicht verlassen. Klostuhl, Videoüberwachung und dergleichen. Mein Freund kam mich nicht besuchen, obwohl Wochenende und eine Großmutter da war. (Mein Kind hätte mich so verkabelt nicht sehen dürfen, er hätte es also nicht mitnehmen können, hätte er ja aber nicht müssen, da Großmutter da war.)

Die neun weiteren Tage über durfte ich an zwei Tagen für ein paar Stunden mit dem Taxi nach Hause, um meine Tochter und Familie zu sehen. Ins Krankenhaus kam mein Freund kein einziges Mal, obwohl ich mehrfach sagte, wie sehr es mich freuen würde. Nicht einmal als eine Hirnwasseruntersuchung anstand und ich ihm sagte, dass ich große Angst habe und ihn gerne am Abend danach sehen möchte.

An dieser Stelle muss man vielleicht erwähnen, dass ich an xxxxxx leide, was einerseits für meinen Partner sehr belastend ist, mich aber anfällig macht, mich unendlich einsam zu fühlen, vor allem wenn ich Angst oder das Gefühl habe, eine Situation nicht unter Kontrolle zu haben.

Ich bin noch immer traurig, dass er nicht gekommen ist oder sich anschauen wollte, wie ich untergebracht bin. Telefoniert haben wir natürlich kurz täglich.

Der dritte Fall liegt etwas länger zurück. Meine Eltern wohnen Hunderte Kilometer von uns entfernt. Eines Tages erhielt ich einen Anruf, dass mein xxx gerade mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werde, akuter Notfall. Ich könnte anreisen, vermutlich wäre er aber schon tot, bis ich ankomme. Ich informierte meinen Freund und fuhr mit der nächstmöglichen Verbindung fast neun Stunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu meinem Vater.

Er wurde zwischenzeitlich operiert und lag im künstlichen Koma. In den Tagen sah ich ihn erst im künstlichen Koma, war dabei als sie ihn "weckten", bis er auf ein normales Zimmer verlegt werden konnte. Dann musste ich zurück, da die Arbeit drängte. Ich nahm sehr bewegende Anblicke und aufwühlende Gedanken mit. Meinen Freund informierte ich, dass ich sehr durcheinander sei und mich freuen würde, wenn er und mein Kind mich quasi als Repräsentanten der Gesundheit und des Glücks vom Endbahnhof abholen könnten, mich auffangen quasi. Die Fahrt hatte ich extra so gebucht, dass es um die Uhrzeit gegangen wäre. (Sie wären mit der S-Bahn 20 Minuten zum Bahnhof gefahren.) Er verwies auf das Regenwetter, was ich erst für einen Scherz hielt, und kam tatsächlich nicht.

Ich kann die Enttäuschung dieser drei Ereignisse, vor allem des dritten. einfach nicht loswerden. Ich verstehe ihn einfach nicht. Oder ist das was Männliches? Ich bin in vielen Sachen tough, sage aber immer, wenn ich Hilfe brauche.

kann er es nicht ertragen, mich traurig oder leidend zu sehen?

Er war auch bei meinem ersten großen epileptischen Anfall dabei (erlebte ich nachts neben ihm im Bett, über mehrere Minuten). Er rief damals nicht den Notarzt, ich habe meinen Anfall selbst nicht mitgekriegt und erfuhr erst am Morgen, was geschehen war und dass ich zwischendurch noch mal wach geworden und mit ihm gesprochen hatte, was ich auch nicht mehr wusste.

Das passt nicht hundertprozentig zu den anderen Vorfällen, ist aber auch ein Verhalten von ihm, dass ich so gar nicht verstehen kann und das im Zusammenhang mit mir in krank/hilflos steht. Wie kann man keinen Notarzt rufen, wenn die Freundin minutenlang neben einem krampft? Als ich damals ins Krankenhaus musste, war er viel für mich da. Das war am Anfang unsere Regierung Beziehung.

Wo sind die Männer oder Männerversteher, die mir das erklären können oder Theorien nennen?

Wieso kommt er in so schweren Zeiten nicht zu mir, auch wenn ich deutlich darum bitte?
Liebe Grüße
 
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Dabei
6 Feb 2017
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#2
Oh, das hat sich ganz schön gesteigert... Erstmal hoffe ich, dass es dir gesundheitlich inzwischen schon wieder besser geht?

Wie ist denn eure Beziehung abgesehen von diesen Ereignissen? Und wie war die Stimmung insgesamt zwischen euch? zB als er dich damals im Krankenhaus besucht hat und erzählt hat wie viele Sorgen er sich gemacht hat - wie hast du da reagiert? Denn hier im Thread klingt es, als ob du das als fehlplatziert empfunden hättest.
Was ist er sonst für ein Mensch? Redet er viel über Gefühle und äußert, wenn ihm etwas aufstößt, oder muss man sich das alles selbst zusammenreimen?
Wie häufig bist du im Krankenhaus?
Wie lange seid ihr schon zusammen? Wie geht er mit deiner Depression um?

Auf diese Fragen hätte ich gerne erstmal Antwort, bevor ich mit Theorien um mich werfe, aber mein momentaner Verdacht wäre, dass dieser erste Krankenhausbesuch bei dem er nur "gemeckert" hat vielleicht der Schlüssel sein könnte.. Dass er (auch wenn du sagst dass du ihn gerne da hättest) nicht das Gefühl hat dir zu helfen und er sich mit "Nutzlosigkeit" vielleicht eher ungern konfrontiert.
Das mit dem Anfall im Bett zB.. Da kann ich mich auch schwer hineinversetzen, aber ich denke ich würde die Person auch eher versuchen zu wecken. Und wenn sie dann wach ist und mit mir spricht auch keinen Arzt mehr rufen.

Abgesehen von diesen drei Ereignissen: Würdest du ihn als egoistisch bezeichnen?
Und hast du ihn darauf angesprochen und ihn mal direkt gefragt was er sich in umgekehrter Situation eigentlich von dir als Verhalten erhoffen würde?
 
Dabei
27 Feb 2013
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#3
Also die Fragen meiner Vorrednerin würde ich auch erstmal gern beantwortet haben.

"Nutzlosigkeit" vielleicht eher ungern konfrontiert.
Wer bitte ist damit gerne konfrontiert? Wer sieht seinen Partner schon gern krank und/oder weiß, was er tun soll. Natürlich ist es schöner und angenehmer, wenn alles stimmt und angenehm ist.

Auch wenn ich auch noch mit keinen Theorien um mich werfen will - ich verstehe, dass du an der Tragfähigkeit deiner Beziehung zweifelst.

Es ist leicht, für jemanden da zu sein, dem es gut geht. Echte Liebe zeichnet sich dadurch aus, dass man auch in schweren Zeiten nicht von der Seite weicht und einfach da ist, auch wenn man nicht helfen kann.

Ist das Kind euer beider Kind?
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Hm ... Du hattest was, was operiert werden musste, du hast epileptische Anfälle, du hast Depressionen. Da könnte man erst meinen, das alles ist ihm halt zuviel. Aber warum bleibt er dann bei dir? Weil er es bisher schafft, das irgendwie wegzudrücken, dass du "nicht richtig funktionierst" und Hilfe und mentale Unterstützung brauchst?

Kann sein, dass ein Teil von deinen Schilderungen so ein Männerding a la "bringt ja nichts/ nicht mehr als was anderes" ist, zB: Wenn er dir um 6:45 eine nette SMS schickt ist das auch nicht schlechter als eine Nettigkeit um 6:15, nur dass er dafür an seinen gewohnten Abläufen nichts ändern muss.

Aber andere Stories gehen einfach gar nicht, zB das
Mein Freund kam mich nicht besuchen ... Nicht einmal als eine Hirnwasseruntersuchung anstand und ich ihm sagte, dass ich große Angst habe und ihn gerne am Abend danach sehen möchte.
Meinen Freund informierte ich, dass ich sehr durcheinander sei und mich freuen würde, wenn er und mein Kind mich quasi als Repräsentanten der Gesundheit und des Glücks vom Endbahnhof abholen könnten, mich auffangen quasi. Die Fahrt hatte ich extra so gebucht, dass es um die Uhrzeit gegangen wäre. (Sie wären mit der S-Bahn 20 Minuten zum Bahnhof gefahren.) Er verwies auf das Regenwetter, was ich erst für einen Scherz hielt, und kam tatsächlich nicht.
Er war auch bei meinem ersten großen epileptischen Anfall dabei (erlebte ich nachts neben ihm im Bett, über mehrere Minuten). Er rief damals nicht den Notarzt, ich habe meinen Anfall selbst nicht mitgekriegt und erfuhr erst am Morgen, was geschehen war und dass ich zwischendurch noch mal wach geworden und mit ihm gesprochen hatte, was ich auch nicht mehr wusste.
Wenn er da irgendwas verdrängen will - dass es dir sehr mies geht und was Schlimmes daraus werden können und/ oder er die Ursache nicht bekämpfen kann - dann wäre das schon eine krasse "Leistung". Einen epileptischen Anfall einfach verdrängen, das finde ich schon extrem.

Fühlst du dich eigentlich im Grunde wohl mit ihm? Auf mich wirkt er zumindest nicht sehr empathisch, wenn nicht sogar hilflos.
 
Dabei
17 Mrz 2018
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#5
Ja, ich glaube, da reagieren Männer schon etwas eigen! Ich selbst hatte vor kurzen leichte Depressionen und auch nur für 2 Monate, was ich meinem Freund, mit dem ich erst seit ein paar Monaten zusammen war, auch gesagt habe! Im Gespräch kam dann raus, dass ich natürlich nur alleine da raus komme und er da nichts machen kann! Das führte dazu, dass ich mich teilweise etwas distanzierte, weil ich total mit mir selbst beschäftigt war und das für mich in diesen Wochen absolute Priorität hatte!
Er hat die meiste Zeit so getan, als wenn nichts wäre und mich auch manchmal kritisiert, dass ich mich abkapsle und er den Grund dafür wissen wollte - aaabberrr den Grund wusste er schon längst, ich hatte am Anfang ja auch bei ihm Weinkrämpfe!
Dadurch kam unsere (erst kurze) Beziehung ordentlich in Schieflage und ich wollte ihn dann auch mal 1 Woche gar nicht sehen! Uuuuunnnddd ......... danach ging ihm ein Licht auf ........... es folgt ein riesen langer Brief, er entschuldigte sich, dass er in dieser schweren Zeit nicht an meiner Seite war, wie es hätte sein sollen! Sondern, dass er sogar noch "Forderungen" an mich stellte (z.B. Sex), die ich in meiner Depression nicht erfüllen konnte! Es fehlte mir einfach gründlich an Verständnis! Hatte ihn auch öfters drauf angesprochen, aber er sieht das halt anders :)
Aber bei mir hat dieses Alleingelassenwerden in einer schweren Zeit Spuren hinterlassen und ich glaube, das wird unsere noch so kurze Beziehung nicht "überleben"!

Ich hoffe, es geht dir gesundheitlich wieder besser! Dann solltes du ihn mal explizit um ein Gespräch bitten, nur ihr beide und sprich einfach Klartext mit ihm, sag ihm, dass dich diese Ereignisse verletzt haben usw., sag ihm alles!
 
F

Frau

Gast
#6
Danke für eure Antworten! Ist ja toll, ein Forum gefunden zu haben, wo tatsächlich reagiert wird. Dann liefere ich noch ein paar Infos nach.
Zunächst Danke der Nachfrage: Mir geht es gesundheitlich ganz gut, die OP war zum Glück nur eine Schulter-OP. Ich bin nicht regelmäßig im Krankenhaus. Die Epilepsie ist seit 2013 diagnostiziert, Depressionen habe ich seit vielen, vielen Jahren immer wieder.

Das letzte Jahr war für uns alle sehr anstrengend. Ich hatte auf gut Glück eine Reha beantragt, um mich von Schwangerschaft und Epilepsie und Dauerstress zu erholen, und nicht wirklich damit gerechnet, eine zu bekommen. Sie ist mir dann aber unglaublich schnell genehmigt worden. Vor Ort steckte man mich unerwartet in die Psychosomatik statt der Neurologie, da man mein Seelenwohl als größte Baustelle definierte, und ich war auf einmal 5 Wochen weg von Mann und Kind. Und ich hatte Zeit festzustellen, wie ausgebrannt ich tatsächlich war. xxxxxxxxx

So viel zum Gesundheitszustand ☹ Meine Epilepsie ist keine, in der ich regelmäßig krampfe, sondern eine ganz sonderbare mit Wahrnehmungsstörungen, sogenannten Auren. Eigentlich sehr faszinierend, aber natürlich trotzdem Mist.


Mein Freund kennen uns noch aus Studienzeiten, also seit fast 18 Jahren. Damals war ich denn 20. Er verliebte sich in mich und versuchte drei Jahre lang, mit mir zusammenzukommen. In dieser Zeit setzten auch meine Depressionen ein. Ich fand ihn ebenfalls toll, hatte einen guten Freundeskreis, konnte mir aber allgemein nicht vorstellen, mit IRGENDjemandem eine Beziehung zu führen. Man kann rückblickend sagen, dass ich früher immer zahlreiche Verehrer hatte, meist ohne es zu merken, und als "Kumpeltyp" der Schrecken aller Männer war. Aber ich war gleichzeitig immer unglücklich, Angst vor Beziehungen und gleichzeitig die Sehnsucht nach Geborgenheit zu haben.
Nach den drei Jahren, die ich in meiner ersten Studienstadt lebte, zog ich ins Ausland, mein zukünftiger Freund und ich hatten selten losen Kontakt. Vor gut 5 Jahren (ich 33) sind wir uns wiederbegegnet und auf einmal zusammengekommen. Wir führten eine Fernbeziehung. Nach dem schweren epileptischen Anfall hatte ich Angst, sehr krank zu sein, er kümmerte sich liebevoll um mich, und ich zog zu ihm nach Deutschland. (Ich hatte meinen ersten Freund mit unglaublichen 26 Jahren und hatte bis dahin noch nie mit einem Partner zusammengelebt.) Ich gab einen tollen Job, super Freunde und das Leben in meiner Wahlheimat auf. Er sagt, er sei seit der ersten Begegnung mit mir damals durchgängig in mich verliebt gewesen, auch wenn er andere Beziehungen führte, hätte er immer an mich gedacht.

Ca ein halbes Jahr, nachdem ich zu ihm gezogen war, wurde ich ungeplant schwanger, das Kind, von dem ich schreibe, ist also unser gemeinsames und drei Jahre alt.

Ich liebe mein Kind zwischenzeitlich unendlich, mir fiel und fällt es aber sehr schwer, so ungeplant auf einmal viel Freiheit und Freiraum aufzugeben. Bis dahin war ich so ein „2,5-Jahre-Mensch“. Wenn es mir irgendwo nicht mehr gefallen hat, bin ich weggezogen, wenn ich wen nicht mehr leiden konnte, traf ich die Person einfach nicht mehr, auch die Jobs wechselte ich alle paar Jahre. Kontinuität boten mir meine engsten Freunde und meine immer wiederkehrenden Depressionen. Und meine sich immer wieder auskugelnde Schulter ��



Ich kann meinem Freund so vieles nicht bieten, was er sich wünscht. Wenn ich depressiv bin (also seit langem), will ich einfach in den Arm genommen und festgehalten werden, ich will Sachen mit ihm unternehmen, ich brauche so viel Anreiz von außen, dann bin ich manchmal begeisterbar. Aber ich habe immer mehr Angst vor Sex. Es fühlt sich an, als bräuchte ich einen Winterschlaf am Bauch eines geliebten Menschen, der mich einfach halten und nicht mit mir schlafen will. Ich will nicht das Gefühl haben, dass jedes Streicheln quasi ein Vorspiel ist.

Man kann sagen, ich fühle mich schlecht und habe ständig ein schlechtes Gewissen, meinem Freund nicht den Sex bieten zu können, den er so sehr braucht. Er will ein zweites Kind, ich wollte eigentlich gar keines. Auch wenn ich es jetzt nie wieder hergeben will. Manchmal habe ich das Gefühl, all meine Liebe steckt in meinem Kind.

Seit 2013 begleiten mich gesundheitliche Probleme. Bei all meinen gesundheitlichen Extremfällen hatte mein Freund sonderbarerweise fast immer begleitend auch zB Erkältung oder Verdauungsstörungen oder Stress auf der Arbeit. Wenn ich zB aus der Reha anrief und berichtete, dass ich einen aufwühlenden Tag hatte, oder eben eine Hirnwasseruntersuchung, erzählte er, dass er was an den Nebenhöhlen hat, und im Endeffekt endeten solche Telefonate oft damit, dass ich ihn bemitleiden musste.
Auch als er mich nicht vom Bahnhof abholte, nachdem ich meinen komatösen Vater besuchte, war er erkältet und es regnete.

Ich weiß nicht, ob es an den Depressionen liegt, in diesen Momenten denke ich mir dann etwas wie: Mensch, der Arme! Er hat Erkältung/Stress auf Arbeit/Rückenschmerzen und ich frage ihn, ob er mich abholen/besuchen/etc kommt. Wie konnte ich das von ihm erwarten! Ich schäme mich dann und bin gleichzeitig unendlich traurig.
Nach einer Weile meldet sich dann der Verstand und ich spreche noch einmal an, was mich enttäuscht oder verletzt hat. Ich habe noch nie eine wirkliche schlichte Entschuldigung gehört, sondern es kommt dann gern gereizt etwas wie: „Ich habe doch gesagt, dass ich vor lauter Stress/Erkältung/Rückenschmerzen dies und das nicht machen konnte. Wie oft soll ich mich denn noch entschuldigen!“


Ich bin glaube ich ein ziemlich sperriger Typ, den andere gerne als laut, lustig, sarkastisch, verrückt, auffällig und dennoch sympathisch bezeichnen. Mein Freund kennt mich aus Zeiten, in denen meine Depressionen starteten, und ich sagte ihm damals, dass ich fürchte, niemals eine Beziehung führen zu können. xxx Ich habe ihn wahnsinnig lieb, und wenn ich ihn und meine Tochter betrachte, wird mir warm ums Herz. Aber es ist so kalt um uns als Paar geworden.
Er ist tatsächlich sehr egoistisch, und manchmal fühle ich mich kontrolliert. Er ist schnell gekränkt und man kann nicht mit ihm streiten. Mir ist aufgefallen, dass ich mich vieles nicht mehr zu sagen traue. Ich traue mich zB nicht, ihm zu sagen, dass ich das Gefühl habe, unsere Beziehung ist keine mehr.
Nach der Schwangerschaft hatte ich beim Sex Schmerzen und überhaupt keine Lust mehr. Er quatschte so lange auf mich ein, dass er wenigstens einen geblasen bekommen will, bis ich es tat, obwohl ich nicht wollte, danach ging ich aufs Klo und weinte. Ein andermal versuchte er sich, ohne mir vorher „Bescheid“ zu geben, an Analverkehr, was mir weh tat, und ich musste zwei Mal sagen, dass ich Schmerzen habe, ehe er aufhörte. Das fand ich zB auch wirklich fürchterlich und ich fühlte mich fast missbraucht.

Beides habe ich ihm nachträglich gesagt, er entschuldigte sich, und für ihn war das dann erledigt. Ich kann mir vorstellen, dass er halt einen Druck hatte und es nicht böse meinte, aber vergessen kann ich es auch nicht.

Neben dem Sex ist unsere Beziehung eher WG-artig. Leider sprechen wir auch nicht mehr viel miteinander.
Oh Gott, liest sich das alles beschissen. Ich will ihn auch nicht anschwärzen, er ist ja nicht da, um zu schreiben, wie er es sieht.
Aber für mich neu ist diese Geschichte, dass er eben nicht kommt, wenn ich ihm SAGE, dass ich ihn brauche. Und das ist wirklich nicht häufig der Fall. Wenn ich mir vorstelle, ER wäre 12 Tage im Krankenhaus, würde sich für mich gar nicht die Frage stellen, ob ich ihn besuche. Wenn er eine Untersuchung hat, vor der er Angst hat, tue ich alles, damit er sich besser fühlt.


Er ist tatsächlich eher so ein Grummel, der nicht gerne über Gefühle redet. Man muss also vieles erraten und ihm auch immer wieder Zeit geben, erst mal über irgendwas nachzudenken, ehe man etwas noch einmal anspricht. Er ist auch sehr sensibel. Ich bin allerdings jemand, der wirklich quasi alles anspricht, was mich schwerwiegend stört oder enttäuscht. Das nervt sicher auch manchmal, ich jammere ihn jetzt aber nicht ständig voll. Und wenn mir etwas richtig ernst ist, sage ich es auch. Wenn dann entsprechende Reaktionen ausbleiben, ist das super enttäuschend.


Der Gedanke, dass es für ihn vom Ergebnis her gleich ist, ob er um 6:15 aufsteht, um mich persönlich zu verabschieden, oder ob er um 6:45 zur regulären Aufstehzeit eine SMS schreibt, ist total neu für mich, passt aber wunderbar zu ihm. Das kann ich jetzt besser verstehen und für mich abhaken. Aber die anderen Sachen nicht.
Ein "Wie würdest du dich fühlen wenn ..." Gespräch könnte ich mal versuchen. Aber glaubt ihr, er liebt mich noch?

Oh Mann.
Lieben Dank an euch!
 
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#7
(Jetzt ist so vieles gesagt, dass bestimmt nicht all meine Antworten weiter so lang werden, bitte entschuldigt.)
 
Dabei
27 Feb 2013
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#8
Ich glaube ehrlich gesagt schon, dass er dich liebt. Aber irgendwie habt ihr euch in eine Sackgasse manövriert.

Jetzt muss ich idkats (wir nennen idontknowaboutthis so ;)) Zitat nochmal aufnehmen, weil es mir jetzt in einem ganz anderen Licht erscheint:

"Nutzlosigkeit" vielleicht eher ungern konfrontiert.
Zusammenfassend: du bist die Liebe seines Lebens - sogar die Smsen hat er abgeschrieben und in ein Büchlein geschrieben, konnte dich nie vergessen und war anfangs auch für dich da!

Vielleicht macht es ihm einfach zu schaffen, dass er dich nicht so glücklich macht, dass deine Depressionen vergehen. Dass er nicht genug ist, dass du dich gesund und glücklich fühlst. Deswegen ist er auch gleichzeitig immer krank. Sein Körper signalisiert einfach, was seine Seele fühlt.

Ich denke, er hat resigniert. Er kann dich seiner Meinung nach wohl nicht glücklich machen, obwohl das seit er dich kennt immer sein sehnlichster Wunsch war. Das macht ihn richtig krank.

Auch deine körperlichen Leiden sagen das aus, was deine Seele ausdrücken will.

Was euch wirklich helfen könnte ist eine sehr gute Paartherapie. Eine dritte geschulte Person, die die richtigen Fragen stellt und das aus jeden von euch herauskitzeln kann, was ihm so schwer auf der Seele lastet.

Mein Bruder hat das mal mit seiner Frau gemacht und beide waren begeistert. Sie wussten nicht, was den anderen stört oder was ihn bedrückt - weil zu zweit konnten sie sich noch nie so aussprechen und ausdrücken. Es ist ein Dritter da, der das Gespräch lenkt und es gar nicht erst zu einem Streit oder Missverständnissen kommen kann. Meine Schwägerin sagte damals, ich wusste gar nicht, dass ich dieses und jenes so mache. Das ist mir erst jetzt bewusst.

Ich bin total entzückt von seiner Liebe zu dir, wie sehr muss er leiden, wenn sogar der Sex mit ihm dir weh tut. Du verkrampfst dich. Ich glaube, weil du jetzt Sex mit Schwangerschaft verbindest, weißt, dass er noch ein Kind will, du aber keinesfalls. Das ist nichts Organisches.

Das mit dem Analverkehr war wirklich im Eifer des Gefechts - mir ist das auch schon mal so passiert und ich weiß, wie schmerzhaft das ist. Vor allem, wenn er nicht sooo oft Sex mit dir hat, können die Pferde mit ihm durchgehen.

Wegen Oralverkehr - er leidet halt. Er spürt dich eben gern. Es ist was anderes, ob du ihm einen bläst oder er sich selber einen runterholt. Er kann es ja auch nicht rausschwitzen - und gemeinsamer Sex verbindet auch.

Das ist halt wirklich blöd gelaufen und wie schon gesagt, ihr habt euch da total verfahren.

Du solltest ganz klar sagen, dass du kein weiteres Kind mehr möchtest und dementsprechend auch die Verhütung in Angriff nehmen. Da gibt es ja mehrere Möglichkeiten, wie du gut "abgesichert" bist, ob es nun ein Implantat ist, Dreimonatsspritze, Spirale oder ihr passt halt besonders gut auf und verwendet in "heiklen" Phasen zusätzlich ein Kondom und er kommt zusätzlich nicht in dir. Darüber müsst ihr unbedingt reden, irgendeine Verhütungsmethode finden, wo du dich wieder entspannen kannst. Schlimmstenfalls unterbindest du deine Eierstöcke, wenn für dich ganz klar ist, dass du kein weiteres Kind mehr haben willst.

Wie du selber sagst, vieles wird nicht mehr aus- und angesprochen, es staut sich immer mehr auf und immer größer wird der Frust.

Tut euch was gutes und sucht euch Unterstützung. Es ist einfach viel zu schade, wenn eine so schöne Liebe zerbrechen würde. Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Es ist es das wert!
 
Dabei
6 Mrz 2013
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7.723
#9
Also ich bin mir da unsicher ...

Natürlich wäre es schön wenn es so wäre wie Peachy vermutet. Aber es könnte auch anders sein.

ZB das hier:
Bei all meinen gesundheitlichen Extremfällen hatte mein Freund sonderbarerweise fast immer begleitend auch zB Erkältung oder Verdauungsstörungen oder Stress auf der Arbeit. Wenn ich zB aus der Reha anrief und berichtete, dass ich einen aufwühlenden Tag hatte, oder eben eine Hirnwasseruntersuchung, erzählte er, dass er was an den Nebenhöhlen hat, und im Endeffekt endeten solche Telefonate oft damit, dass ich ihn bemitleiden musste.
Dazu gibts so einen Sketch: Die Frau opfert sich immer für die Familie auf, der Mann drückt sich davor. Und EIN Mal ist die Frau krank. Der Mann kriegt es fertig, noch kranker zu tun, so dass sie noch aus dem Bett rauskriecht, um ihm was Gutes zu tun.

Und so weiter.

Klar ist das mit dem Büchlein mit euren SMS eine romantische Geste. Aber das ist halt schon länger her, und in jüngster Zeit hast du weniger romantische Geschichten zu berichten. Da kümmert sich dein Partner nicht mal um dich wenn du ihn gezielt drum bittest.

Mal zu einer Paartherapie zu gehen finde ich eine gute Idee. Da könnt ihr mit professioneller Hilfe rausfinden, was das zwischen euch beiden noch ist und wie man das evtl wieder hinkriegen könnte.
 
F

Frau

Gast
#10
Über eine Paartherapie denke ich auch oft nach und habe das bereits mit ihm gesprochen. Muss ich mal anpacken. Er überlässt die Auswahl eines Therapeuten allerdings mir, und das sehe ich als problematisch an. Denn er müsste jemanden aussuchen, den oder die ER sympathisch und kompetent findet. Ich kann mich mit quasi jedem auf ein Gespräch einlasse und die Situation ernst nehmen.
Ich war während meiner Schwangerschaft in einem Beratungsprogramm für Depressive und habe ihn ein Mal mitgenommen, da ich dachte, es würde ihm helfen, auch mal jemand anderen fragen zu können, was er tun kann, dass es mir besser geht, oder zu hören, dass er eben auch nicht immer dafür verantwortlich ist, wenn es mir schlecht geht, und auch nicht immer was tun kann. Im Anschluss an diese Stunde hat er immer wieder Späße über die Sitzung gemacht und sie überhaupt nicht ernst genommen. Deshalb denke ich, ER muss jemanden aussuchen, vermutlich einen Mann. Ich werde ihm mal eine Vorauswahl von drei männlichen Therapeuten präsentieren, dann kann er die sich angucken. Dazu habt ihr mich motiviert.
Ansonsten fürchte ich immer häufiger, dass er sich in die "Liebe von damals" verrannt hat. Er hat so lange die Vorstellung, wie es sein könnte, mit mir zusammen zu sein, mit sich herumgeschleppt, dass ich mir vorstellen kann, dass er irgendwie verblendet und realitätsfern geworden ist. Als er dann mit mir zusammenkam, war ich halt keine Studentin mehr, sondern eine erwachsene Frau, die viele Jahre fern von ihm gelebt hat, und er von mir. Vielleicht fällt es ihm schwer, den Traum und die Realität in Einklaung zu bringen. Aber es fällt mir dennoch schwer zu akzeptieren, sollte er verdrängen wollen, dass ich eben unperfekt und zudem leider krank bin.
Ich weiß auch nicht, ob zwei Dickköpfe unseres Alters sich noch groß ändern können. Vielleicht hilft uns da die Paartherapie weiter.
Ich habe auch schon mal angedeutet, dass ich es gut fände, für eine gewisse Zeit in Gehweite zusätzlich eine Einraumwohnung anzumieten, dass man sich wechselseitig mal für ein paar Tage zurückziehen und gucken kann, ob man sich vermisst. Allein den Gedanken empfindet er aber schon als Trennung.
xxxxxx. Dieses Thema kommt in regelmäßigen Abständen wieder auf den Tisch.
 
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Papatom

Gast
#11
Moin die Damen,

aaaaaalso....Ich verstehe, wie schwer die Situation für Dich ist. Du hast ja auch mehr als genug. Depression, Epilepsie, Schulter, kannst keinen Sex haben, wolltest Dein Kind nicht so wirklich (damit spreche ich Dir auf keinen Fall ab, es nicht trotzdem lieben zu können).

Aber ich glaube, Du wirkst auf den "typischen Mann (sofern er einer zu sein scheint) auch sehr anstrengend.

Wenn ich depressiv bin (also seit langem), will ich einfach in den Arm genommen und festgehalten werden, ich will Sachen mit ihm unternehmen, ich brauche so viel Anreiz von außen, dann bin ich manchmal begeisterbar. Aber ich habe immer mehr Angst vor Sex. Es fühlt sich an, als bräuchte ich einen Winterschlaf am Bauch eines geliebten Menschen, der mich einfach halten und nicht mit mir schlafen will. Ich will nicht das Gefühl haben, dass jedes Streicheln quasi ein Vorspiel ist.
Du schreibst sehr viel von Dir. Ich denke mal, das spiegelt auch Deine Haltung gegenüber Deinem Freund wieder, wenn Ihr "diskutiert". Du hast Deine ganzen Baustellen. Du hoffst, Du wünscht, Du erwartest.....

Ja, sein Verhalten war/ ist generell nicht optimal. Aber ich kann es teilweise nachvollziehen. Ich meine, Du lädst letztlich die Gesamte Last und Verantwortung bei ihm ab. Er soll sich und Dich mittragen.

Generell tut man dies ja auch in einer Partnerschaft. Wobei ich persönlich mir da 2 Voraussetzungen gesetzt habe.

Erstens, die Situation muss absehbar sein. Wenn eine starke Belastung ohne Ende die Perspektive ist, dann ist das für eine Beziehung tödlich. Es bleiben logischerweise nur Trennung oder Resignation. Bei Euch sind das ja sogar mehrere.....

Zweitens. In der Partnerschaft muss von beiden Seiten der Wille und die Umsetzung da sein, die Situation zu meistern. Das ist bei Euch auch kritisch. Du erwartest von ihm quasi, einen großteil Deiner Leiden mit zu tragen. Das ist ein Unterschied gegenüber einem reinen "für den Partner da sein". Warum? Du siehst halt vieles als gegeben hin und erwarest Verständnis und Unterstützung. Nachvollziehbar, dass auch mal die Frage kommt "Ja und ich?".
Schau, Du hast Depression und Epilepsie. Das ist allein schon heftig für eine Beziehung. Es wäre hier ganz Interessant, warum Du überhaupt seit 20 Jahren Depressionen hast, die Du bisher leider noch nicht in den Griff bekommen hast. Was ist das Thema? Das wäre sehr hilfreich zu wissen....
Zudem kannst Du keinen Sex haben und brauchst die "Winterschlafbehandlung"

Ich sage es mal drastisch, ja er wird mal ab und an denken, was er denn nun eigentlich überhaupt von der Beziehung hat.

Wenn Du an alle Eure Konflikte wie an Sex heran gehst....dann kommt er da eigentlich gar nicht vor. Nur wie es Dir geht. Wie Du Dich siehst. Ich meine, ja, es war scheiße von ihm, wie er einiges angegangen ist. Aber die Frage ist auch, warum hast Du von Dir aus denn nicht für ihn/ Euch eine Lösung gesucht? Ja, da kann man eben auch über Oral, Anal und Handbetrieb nachdenken. Ist auch die Frage, warum Du Schmerzen hast. Was sagt der Gynäkologe? Narben etc.?

Ich persönlich hätte nicht so gehandelt wie er. Sicherlich könnte er einfühlsamer sein. Er hätte auch da sein können.

Andererseits kann es aber genausogut sein, dass er nach all den Leistungen die er bringen soll auch keine Kraft mehr hat und teilweise "froh" war, wenn Du mal aushäusig warst. Wenn ich sein Verhalten so anschaue, hätte er sich wohl eher trennen sollen.

Letztlich hindert ihn aber die Tasache daran, dass er Dich wohl auch immer noch liebt.

Ich glaube , es wäre ganz schön, wenn Du auch mal mehr auf ihn zugehen würdest. Ohne Ansprüche. Selber ein paar Lösungen bringst. Aus dem Winterschlaf rauskommst (wenn Du mal keine depressvie Phase hast)

War jetzt absichtlich etwas drastischer als ich es selber machen würde, aber mal um die "Männerseite" zu vertreten....

Grüße
 
F

Frau

Gast
#12
Ich möchte meine älteren Einträge gerne bearbeiten, um unsere Geschichte weniger "erkennbar" zu machen. Gibt es diese Funktion gar nicht?
Ansonsten: Ja, ich glaube auch, dass ihm sicher meine Krankheiten zu viel werden und ich viel von ihm verlange.
Ich schreibe hier allerdings natürlich auch nicht nieder, was ich alles für ihn tue. Auf Beziehungsebene bin ich sicherlich nicht liebevoll und entlastend genug für ihn, da werde ich meinen eigenen Ansprüchen, die ich an mich als Partnerin hätte, auch nicht gerecht.
Einen Grund oder Auslöser für meine Depressionen kenne ich nicht. Ich könnte an einem verdrängten Trauma leiden, habe mich aber in Absprache mit mehreren Therapeuten entschieden, nicht am Warum zu arbeiten, sondern am Wie wird es besser. Das ist wohl ein gängiger Ansatz.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#15
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Dabei
27 Feb 2013
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#16
habe mich aber in Absprache mit mehreren Therapeuten entschieden, nicht am Warum zu arbeiten, sondern am Wie wird es besser.
Wann hast du das entschieden, wie lange machst du die Therapie in diesem Sinne? Merkst du eine Besserung?

Sehr merkwürdig, dass die Ursache nicht am Schopf gepackt wird. Aber natürlich ist das "Wie" bequemer...
 
P

Papatom

Gast
#17
Moin,

habe mich aber in Absprache mit mehreren Therapeuten entschieden, nicht am Warum zu arbeiten, sondern am Wie wird es besser. Das ist wohl ein gängiger Ansatz.
Äh.....das empfinde ich als suboptimal. Wenn man am "Wie wird es besser" arbeitet wird das ein Faß ohen Boden, denn vom "Warum" kommt unendlich Nachschub. Zudem suchen sich Probleme ihre Wege. Die wollen eigentlich gesehen und erkannt werden. Da kannst Du dann alle Nase lang eine neue "Wie Strategie" erarbeiten.

Sorry, das klingt auch so, als das es 20 Jahre bisher nicht wirklich geholfen hat.

Zudem finde ich folgendes interessant. Du fragst explizit nach Männermeinungen. Da kommt dan die erste und Du gehts eigentlich nicht wirklich drauf ein. Es kommt

Einen Grund oder Auslöser für meine Depressionen kenne ich nicht
Nach 20 Jahren? Wie viele Therapeuten hattest Du in der Zeit?

entschieden, nicht am Warum zu arbeiten, sondern am Wie wird es besser
Ich schreibe hier allerdings natürlich auch nicht nieder.....
Wenn Du generell auch mit Deinem Partner so über Deine Probleme redest und dann kommt das "hilf mir" kann ich ihn verstehen. Denn es wirkt leider auch ein wenig so, als würdest Du Dich nicht so intensiv mit Dir auseinandersetzen, wie Du es von Deinem Freund erwartest. So ein Misverhältnis kann sein Verhalten hervorrufen...(nicht, dass es alles deswegen besser macht, oder plötzlich als "gut" bewertet...)

Grüße
 
F

Frau

Gast
#18
Danke noch einmal für alles Feedback. Ich kann meine Krankheitsgeschichte hier nicht ganz aufdröseln, das würde ewig lang, ich versuche es kurz zu machen: Im Ausland behandelte man mich immer nur mit Medikamenten. Fand ich nicht toll, konnte aber nichts anderes bewirken. Depressionen und Epilepsie hängen meist auf unterschiedlichste Weise zusammen, wie ich mittlerweile weiß. Erst seit ich in Deutschland bin und nach dem großen Anfall genehmigte man mir Therapien und erkannte rückblickend die Epilepsie als Ursache vieler Probleme. Als Patient "bewarb" ich mich bei Therapeuten, führte auf Reha und in den Krankenhäusern Gespräche. Ich denke unglaublich viel über mich und die Menschen, die mir etwas bedeuten nach und hinterfrage vieles. Ich wollte eine Analyse machen, um zu ergründen, woher meine Probleme rühren, bislang rieten mir alle Therapeuten und Ärzte, erst eine Verhaltrnstherapie zu machen und dann, gefestigt, Eine Tiefenanalyse. Ich lasse mich vollkommen darauf ein und versuche, den Ärzten zu vertrauen. Ich muss vertrauen, dass die Spezialisten wissen, wie man mich am besten therapiert.
Ich habe vermutlich die Tendenz, mich schlechter darzustellen als ich bin. Ich rede natürlich mit meinem Partner viel ausführlicher und behutsamer als hier im Forum. Auch belade ich ihn nicht mit allen Problemen. Ich tue alles, um meine Depressionen nicht den Alltag verpesten zu lassen, und tue meinem Partner viel Gutes, so wie auch er mir viel Gutes tut.
Darum erstaunt es mich, und das war mein Thema, warum er, wenn ich dann mal sage: Ich packe das gerade nicht, ich brauche dich jetzt, nicht kommt, oder für mich da ist. Also genau in Situationen, in denen er etwas ganz Konkretes tun könnte, um mir zu helfen. Ich bin durchaus in der Lage, Dankbarkeit und Liebe zu zeigen.

Tatsächhlich habe ich seit der Geburt irgendein Problem mit Sexualität, und das tut mir auch leid und wir sprechen darüber und probieren immer wieder was aus. Ich arbeite auch mit meiner Therapeutin daran. Es gab nach der Geburt Risse, die zwischenzeitlich nicht mehr weh tun. Wenn ich weiß, dass er nicht glücklich mit mir werden kann, wünsche ich ihm alles, damit er glücklich wird, wenn es sein muss auch eine andere Frau. Aber noch gebe ich ihn nicht auf.
liebe Grüße
 
Dabei
27 Feb 2013
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#19
Papatom hat irgendwie Recht, du gehst hier auf vieles nicht ein.

Z.B. nicht auf meine Vermutung, dass du beim Sex krampfst und deswegen Schmerzen hast, weil du Angst vor einer Schwangerschaft hast.

Genauso ist deine Einstellung falsch:
wie man mich am besten therapiert.
Das kannst nur du selbst. Therapeuten im psychologischen Bereich begleiten und unterstützen dich nur. Sie können dich nicht therapieren. Da musst du den aktiven Part übernehmen. Wundert mich nicht, dass sich seit 20 Jahren keine Verbesserung einstellt.
 
Dabei
27 Aug 2012
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#20
Ich könnte an einem verdrängten Trauma leiden, habe mich aber in Absprache mit mehreren Therapeuten entschieden, nicht am Warum zu arbeiten, sondern am Wie wird es besser. Das ist wohl ein gängiger Ansatz.
Dann sind diese Therapeuten wie so viele ihres Berufsstandes Pfosten. Es ist wie bei "normalen" Krankheiten auch. Diagnose -> Therapie.

Anyway, zum eigentlichen Thema. Viel Text...puh!

Ich will an ein paar Eckpunkten anknüpfen:

Er hat so lange die Vorstellung, wie es sein könnte, mit mir zusammen zu sein, mit sich herumgeschleppt, dass ich mir vorstellen kann, dass er irgendwie verblendet und realitätsfern geworden ist. Als er dann mit mir zusammenkam, war ich halt keine Studentin mehr, sondern eine erwachsene Frau, die viele Jahre fern von ihm gelebt hat, und er von mir. Vielleicht fällt es ihm schwer, den Traum und die Realität in Einklaung zu bringen.
Schön, dass du es selber geschrieben hast. Ganz genau, das wird sicherlich irgendwo in dem Ganzen mitschwingen. Er hatte dich als toughe, junge Frau in Erinnerung, die quasi unmöglich zu erobern ist und jetzt hat er ein Klammeräffchen bekommen (bewusst übertrieben formuliert) und darf sich täglich gefühlt um ein Dutzend Baustellen kümmern, die nicht seine sind. Ist gemein formuliert, aber das wird so in etwa sicherlich ein Teil seiner Wahrnehmung sein. Und diese Kluft zwischen Vorstellung und Realität muss echt enorm sein...ich mein hallo? Er hat alte SMS von dir abgetippt und in ein Buch übertragen. Das ist schon nicht mehr romantisch, sondern fast unheimlich. Streiche das "fast" - es ist unheimlich. Und wer weiß, was sonst noch alles jahrelang in seinem Kopf rumgespukt hat an Gedanken über dich.

Du schreibst sehr viel von Dir. Ich denke mal, das spiegelt auch Deine Haltung gegenüber Deinem Freund wieder, wenn Ihr "diskutiert". Du hast Deine ganzen Baustellen. Du hoffst, Du wünscht, Du erwartest.....
Ich glaube auch, dass das mit der Zeit sehr anstrengend werden kann für einen Partner... ich mein klar, du kannst erstmal nichts für Depressionen und die daraus resultierende "needyness", aber anstrengend ist es halt trotzdem ;) und dann waren seine Erwartungen wohl auch noch vollkommen andere.

Dennoch verhält sich dein Freund komplett falsch. Dein Eindruck, dass es nicht normal ist, wenn der Partner einen nicht mal im Krankenhaus besucht oder vom Bahnhof abholt oder vllt die halbe Stunde früher aufsteht, wenn du weg musst zur OP - bin ich voll bei dir, das geht überhaupt nicht und ist z.B. meinem eigenen Denken und Handeln, sowie dem der meisten anderen hier, wohl eher fremd.

Und ja, was Tom sagt im Sinne "schuldmindernder Umstände" für sein Verhalten kann man bis zu einem gewissen Grad gelten lassen, allerdings erlaubt sich dein Freund trotzdem weitaus zuviel an inakzeptablem Verhalten für jemand, der in einer festen Partnerschaft ist. Wenn man keinen Bock hat, sollte man in eine andere Richtung gehen und Konsequenzen ziehen. Stattdessen lässt er alles vor sich hin vegetieren (hmm ein sehr treffendes Wort für diesen Fall). Allerdings führt du natürlich auch ganz genau Buch über jede Kleinigkeit, die gut oder schlecht läuft, das ist auch nicht richtig.

Sehr verzwickt / verfahren, das Ganze. Vermutlich wisst ihr aktuell beide nicht, ob die Gefühle noch füreinander reichen. Alleine kommt ihr da auch nicht mehr raus, fürchte ich, denn ihr kommuniziert nicht auf der gleichen Ebene, ihr braucht einen Moderator / Vermittler.

Übrigens, ich glaube dein Freund hat gewaltig einen an der Klatsche. Die Sache mit den SMS...seine eigene Wehleidigkeit und der Schrei nach Aufmerksamkeit....so richtig "mentally healthy" ist das auch nicht bei ihm, da sind schon einige Schrauben locker (sorry)
 
F

Frau

Gast
#21
Papatom hat irgendwie Recht, du gehst hier auf vieles nicht ein.

Z.B. nicht auf meine Vermutung, dass du beim Sex krampfst und deswegen Schmerzen hast, weil du Angst vor einer Schwangerschaft hast.

Genauso ist deine Einstellung falsch:

Das kannst nur du selbst. Therapeuten im psychologischen Bereich begleiten und unterstützen dich nur. Sie können dich nicht therapieren. Da musst du den aktiven Part übernehmen. Wundert mich nicht, dass sich seit 20 Jahren keine Verbesserung einstellt.
Wenn ich den Eindruck erwecke, nicht auf Kommentare einzugehen, entschuldige ich mich. Ich hatte wie gesagt Schmerzen aufgrund von Verletzungen, die ich mir bei der Geburt zugezogen habe. Die Schmerzen haben sich dann nach einiger Zeit erledigt, da ich "verheilt" war. Deine Vorschläge zur Verhütung sind natürlich richtig und wir verhüten ja auch mit Bedacht, ich habe also nicht ständig Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft. Habe extra noch einmal darüber nachgedacht, weil die Theorie gut ist.

Der Analverkehr hat mir halt weh getan, weil ich nicht vorbereitet war, ich sagte meinem Partner danach übrigens nichts Vorwurfsvolles oder dass er das nie wieder machen soll oder so etwas, sondern dass wir das das nächste Mal am besten mit etwas Vorbereitung versuchen.

Ich verstehe jetzt auch nicht, warum du in meine Formulierung "wie man mich am besten therapiert" reininterpretierst, dass ich erwarte, dass man mich ohne mein Zutun heilt. Man muss sich auf der Suche nach einem Therapeuten entscheiden, ob man jemanden sucht, der Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie eine Tiefenpsychologische Therapie anbietet. Meine mich seit Jahren behandelnde Hausärztin und meine Neurologin haben mir geraten, mit einer Verhaltenstherapie zu beginnen und später eine Analyse zu machen. Ich bin sehr froh, nach langem Warten einen Therapieplatz zu haben, und arbeite in Rücksprache mit meiner Therapeutin sehr an mir. Sie gibt mir Anstöße und manchmal Aufträge, was ich wie anders versuchen könnte. Das nenne ich "therapieren". Ohne Therapeutin habe ich auch versucht, herauszufinden, was ich an meinem Verhalten oder Einstellungen ändern kann.

Habe ich irgendwem auf den Schlips getreten?
Ich wollte eigentlich auch nicht meine Depressionen so in den Vordergrund stellen, da sie mein Leben nicht dominieren. Manche Kommentare hier lesen sich, als wäre ich für mein Umfeld eine Zumutung. Ich weiß nicht, wie viel Erfahrung ihr mit Depressionen habt (ich wünsche euch, dass ihr davon verschont bleibt), aber ich laufe ja nicht ständig jammernd und zeternd herum und nörgele an allem herum. Ich habe gute und schlechte Phasen und kann schlechter mit Rückschlägen und Enttäuschungen umgehen als andere. Ich versuche zu verstehen, warum ich bin, wie ich bin, und versuche zu ändern, was mich oder andere stört, mache das aber nicht ständig zum Thema.

Naja. Ich glaube, ein bisschen an der Klatsche haben mein Freund und ich sicherlich, aber ich mag ihn ja auch für seine Schrullen. Die abgeschriebenen SMS finde ich auch etwas unheimlich, aber man macht verrückte Sachen, wenn man verliebt ist. Ich finde das eher romantisch. Auf den alten Knochen von damals konnte man übrigens wenige SMS speichern und musste dann löschen, um neue schreiben und empfangen zu können. Durch das Abschreiben konnte er sich wohl gut merken, wie und was gesagt wurde. Egal.

Danke jedenfalls noch einmal für eure vielen Anregungen und Tipps! Ich fragte am Anfang auch nach der Meinung von Männern, um genau so etwas zu erfahren wie zB, dass es ein Mann gleich liebevoll meinen kann, einem einen Smiley zu schicken als einem eine halbe Stunde früher ein Abschiedsbussi zu geben. Ich glaube halt doch, dass Männer in manchen Dingen anders ticken können. Dass das Forum hier so gut funktioniert, dass gleichermaßen Frauen wie Männer antworten, weiß ich ja jetzt.

Ich mache mich dann mal auf die Suche nach einer Paartherapie, ich sehe ein, dass wir das alleine nicht gelöst bekommen.
Alles Gute auch für euch!
 
Dabei
6 Feb 2017
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#22
Woah, hier sind jetzt aber auf einmal sehr harte Worte am Start.

Ich lese hier irgendwie (sorry) kaum konstruktive Ratschläge heraus --> fühl dich angesprochen, YKMN. Also ihr Partner hängt einer Illusion ihrer Person nach, sie weint ihn die ganze Zeit nur voll und beide haben einen Sprung in der Schüssel. Und mehr als diese "Analyse" gibt es nicht?!
Schwer enttäuscht. Schwer. Enttäuscht.

Ich würde gerne zum Punkt Problemlösung zurückkehren.
@TE: Ich bin an einer Sache noch hängen geblieben, kannst du mir das beantworten: Dieser Krankenhausbesuch, als er dann mal da war. Du hast positiv erwähnt, dass er das mit den Mandarinen gemacht hat - also scheinst du Kleinigkeiten ja schon zu sehen und wertzuschätzen. Wie äußerst du denn Dankbarkeit im Alltag und ihm gegenüber? Bist du da genauso mitteilend wie mit all deinen anderen Gefühlen?

Und die Beschriebung deiner eigenen Person
Ich bin glaube ich ein ziemlich sperriger Typ, den andere gerne als laut, lustig, sarkastisch, verrückt, auffällig und dennoch sympathisch bezeichnen.
hat mir den Verdacht gegeben, dass du Raum einnehmend sein kannst. Du schreibst ja er spricht eher nicht über seine Gefühle. Du wiederum äußerst was du brauchst. Er wird aber nicht weniger Bedürfnisse haben. Wie gut, würdest du selbst sagen, erkennst du diese bei ihm und berücksichtigst sie? Merkst du von selbst wenn auch nur eine Kleinigkeit bei ihm nicht stimmt, oder reflektierst du eher erst bei konkreten Situationen wie jetzt?

Wäre das hier übrigens der Thread von deinem Partner, würde ich sein Verhalten komplett durchkritisieren. Ich lasse das hier nur außen vor, weil du ja diejenige bist, die sich hier die Gedanken macht. Eine Paartherapie halte ich außerdem auch für sinnvoll. Einfach um mal ins Gespräch zu kommen. Reicht ja nicht, wenn nur eine Person arbeitet..

Hast du ihm die Auswahl an Therapeuten schon vorgelegt?
 
Dabei
27 Feb 2013
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#23
Liebe Frau,

über den Vorfall mit dem Analverkehr habe ich nichts mehr geschrieben, weil ich das nachvollziehen kann. Wieso du diesen Vorfall in einem Atemzug mit einer ungewollten Schwangerschaft in Zusammenhang bringst, verstehe ich jetzt nicht, aber ok.

Ich wollte mit dem "therapieren" nur sagen, dass die meisten mit der falschen Einstellung hingehen und erwarten, dass jemand anderer die Problemlösung findet. Das kann man aber nur selbst, das meinte ich.

Schon mal über pflanzliche Antidepressiva nachgedacht. Lies mal über Safran nach und Rhodiola würde dir auch guttun.

Desweiteren... sicher dass du eine Depression hast? Vielleicht bist du ja nur eine HSP und wenn du das erkennst, wirst du dich viel besser verstehen und kannst besser mit dir selbst umgehen.

Ich würde niemals zulassen, dass mich 20 Jahre lang etwas so quält und würde alle Hebel in Bewegung setzen, diesen Zustand zu ändern. Ärzte wechseln bis ich zu einem komme, der mir wirklich hilft.

Ein Beispiel: eine frühere Arbeitskollegin von mir war schwer Herzkrank. Wurde als Kind mehrmals operiert und konnte sich nur in Zeitlupe bewegen, weil mehr nicht drinnen war und ihre Lippen auch ständig blau anliefen. Sie war unglaublich traurig, Anfang 20, dass sie niemals Sex haben wird können (das wäre sozusagen ein Sterbensgrund) und einfach gar nichts machen kann.

Die Ärzte sagten aber, dass man da nichts machen kann.

Ich motivierte sie, so lange sekkant zu sein und Telefonbücher zu wälzen - es MUSS eine Möglichkeit geben. Und wenn sie im Ausland zu finden ist. So weit musste sie aber gar nicht reisen. Sie fand nach einiger Sucherei einen Spezialisten in einem anderen Bundesland, unterzog sich ein oder zwei mehrstündigen Operationen und schrieb mir später: "Ich bin das erste Mal einen Hügel hinaufgestiegen - dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich bin so glücklich."

Ärzte sind keine Götter in Weiß und wissen auch nicht immer, was richtig für einen ist. Es sind auch nur Menschen mit einem begrenzten Horizont.
 
F

Frau

Gast
#24
Woah, hier sind jetzt aber auf einmal sehr harte Worte am Start.
Wie äußerst du denn Dankbarkeit im Alltag und ihm gegenüber? Bist du da genauso mitteilend wie mit all deinen anderen Gefühlen?

(...) Wie gut, würdest du selbst sagen, erkennst du diese bei ihm und berücksichtigst sie? Merkst du von selbst wenn auch nur eine Kleinigkeit bei ihm nicht stimmt, oder reflektierst du eher erst bei konkreten Situationen wie jetzt?
(...)
Hast du ihm die Auswahl an Therapeuten schon vorgelegt?
Hallo!
Ich äußere Dankbarkeit und bemühe mich, ihm immer wieder schöne Sachen zu sagen. Wenn es mir in einer Phase schlecht geht, kommt er vermutlich zu kurz, ich habe dann Angst, ihn zu vernachlässigen und spreche das auch an. Ich bringe ihm zB kleine Leckerein mit oder massiere ihn oder so etwas und sage ihm, dass mir bewusst ist, dass ich gerade anstrengend bin. Ich gehe dann auch auf das ein, was er antwortet.
Da er vieles nicht von selbst äußert, frage ich ihn immer wieder mal, wie es ihm geht. Meist erkenne ich aber, wenn etwas an ihm nagt oder es ihm schlecht geht, und brauche nur nachbohren, etwas sagen, einen Tag drauf noch mal ansprechen, versuchen, etwas zu ändern.
Er gibt mir auch zu erkennen, dass ich ihm oft zur rechten Zeit ermögliche, über etwas zu sprechen, das ihn beschäftigt.
Wenn er mir sagt, dass ihm alles zu viel wird (ist bislang zwei Mal passiert), nehme ich das ernst und unterbreite ihm Vorschläge und frage ihn, was ich akut tun kann, um ihn zu entlasten. Er gibt mir dann auch Rückmeldung, wie es ihm damit geht.
Die Probleme, die wir haben, besprechen wir also, es sind halt gerade sehr viele. Und wie gesagt verstehe ich eben nicht, warum er gerade Dinge, um die ich bitte und die konkret bezeichnet werden können, wie zB ein Besuch im Krankenhaus, nicht schafft.
Therapeuten habe ich schon rausgesucht, mache heute eine Liste fertig und präsentiere sie ihm dann. Er will sie sich durchsehen.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#25
Frau hat gesagt.:
Da er vieles nicht von selbst äußert, frage ich ihn immer wieder mal, wie es ihm geht. Meist erkenne ich aber, wenn etwas an ihm nagt oder es ihm schlecht geht, und brauche nur nachbohren, etwas sagen, einen Tag drauf noch mal ansprechen, versuchen, etwas zu ändern.
Hmm... Also mehr kann man ja eigentlich nicht machen, oder?

Das einzige, was ich mir aus meiner vergangenen Beziehung noch gemerkt habe, ist dass der Teil der Beziehungsarbeit niemals den Teil des gemeinsamen Spaßhabens übersteigen sollte und das kann schwierig sein, wenn man viele gemeinsame Hürden zu bewältigen hat (- wir hatten definitiv viele). Irgendwann waren wir einfach nicht mehr wirklich unbeschwert zusammen und egal ob gute oder schlechte Stimmung; ich hab auch die gute Stimmung irgendwann nur noch so aufgefasst, als ob wir uns gegenseitig auf die nächste schlechte Phase vorbereiten in der Hoffnung "eine geht noch". Keine Ahnung, ob das hier in irgendeiner Form deiner Situation ähnlich ist.. Ich hoffe ein Therapeut kann euch helfen. Finde gut, dass er da auch mit einverstanden ist. Wünsche dir/euch alles Gute!
 
P

Papatom

Gast
#26
Hi,
Du darfst das nicht zu persönlich nehmen.

Ein Forum hat halt Vor- und Nachteile. Im Prinizp sind die Vor- auch die Nachteile. ;) Man nimmt eben, was Du geschrieben hast. Wir kennen Dich nicht. Wir interpretieren, wie das geschriebene auf uns wirkt. Das ist nicht per se böse oder besonders gut. Es ist aber, wenn man es zulässt, hilfreich. Denn die Meinung könnte ja z.B. auch so Dein Freund haben....

Für mich wirkst Du eben sehr passiv. Du selber empfindest Dich nicht so. Aber wenn man Alternativen zulassen möchte, wäre das ja ok.

Z.B. die Therapie. Ja, man kann alles den Therapeuten überlassen. Ja, mann kann sich freuen, einen zu haben und dann bleibt man da. Oder man bleibt 20 Jahre beim Hausarzt. Wenn sich 20 Jahre nix tut, KANN man auch das ganze in Frage stellen. Einen 2,3,4 Therapeuten suchen. Das sind auch nur Menschen. Deren Meinung hinterfragen, wenn es nicht hilft. Den Hausarzt wechseln.
Ich kenn mich da auch aus. Meine Frau ist chronisch krank. Meine Tochter hat eine schwere Autoimmunerkrankung und ich selber habe auch "Therapeutenerfahrung". Ich war unzufrieden und wir haben in jedem Fall so lange gesucht, bis sich was tat.

Du scheinst aber ganz gerne den Ansatz zu lassen. 20 Jahre!!!!! Deine Begrüundung? Man hätte Dir gesagt, das sei so richtig. Das erweckt den Eindruck, als käme Dir das recht gelegen. Deshalb auch die unterschwellige "Unterstellen" wie ernst Du das ganze meinst.
Therapien sind nie schön. Je schwerer das Trauma, desto vehementer das Schutzverhalten und die Verdrängung. Die kann auch so aussehen, dass man behauptet, der Therapeut den man hat sei schon richtig, man solle das gefälligst nicht kritisieren, Du machst ja schließlich "irgnendwas". Letztlich ist die Wahl der falschen Ärzte dann aber trotrzdem nur eine weitere Verdrängung.

Dazu kommt, dass Du nach Aussen sehr reflektiert und rethorisch abgeklärt auftrittst. Trotzdem reagierst Du, wenn man Kernpunkte anrührt defensiv.....Von daher kann ich mir vorstellen, Du kannst Dich gut verkaufen, ohne wirklich etwas von Dir und Deinen wahren Sorgen preis zu geben.

Mein Frau hat ausch schwere Beckenbodenprobleme und Vernarbungen nach 3 Geburten. Wir haben dann halt geschaut was geht und uns gemeinsam rangetastet. Dafür war aber eine klare Kommunikation hilfreich und ihr Wille. Wir haben uns dann durchmanövriert. Stellungen, Winkel, Hilfsmittel, verschiedenste Vorspielvarianten und und und....und wir haben einen Weg gefunden. Zusammen.

Ich würde mich an Deiner Stelle jetzt nicht so sehr um Deinen Freund kümmern. Das wäre die nächste Baustelle. Die erste wäre, Dass Du Dich ehrlich mit Dir auseinandersetzt und versuchts, da raus zu kommen. Ja, das wird blöd und es wird wohl nicht schön. Aber möchtest Du mit 60 Jahren mal sagen "Na ja, mein Leben wa eigentlich furchtbar, aber ich habe es immerhin 40 Jahre auf eine Weise versucht"? Wenn der Wellnessweg nicht klappt, muss man auch mal die Steinigen Pfade in Erwägung ziehen....da scheinst Du aber noch nicht angekommen zu sein

Deshalb sagt man ja auch, Menschen ändern und arbeiten erst an sich, wenn der Leidensdruck groß genug ist.

Du nutzt bisher noch die Therapie und Deinen Freund als Kompensator, deshalb kommst Du halbwegs klar. Aber ich hoffe für Dich, es muss nicht erst mehr zusammenbrechen und noch schlimmer werden, damit Du aktiver wirst

Grüße
 
F

Frau

Gast
#27
Liebe Frau,

über den Vorfall mit dem Analverkehr habe ich nichts mehr geschrieben, weil ich das nachvollziehen kann. Wieso du diesen Vorfall in einem Atemzug mit einer ungewollten Schwangerschaft in Zusammenhang bringst, verstehe ich jetzt nicht, aber ok.
(...)
Schon mal über pflanzliche Antidepressiva nachgedacht. Lies mal über Safran nach und Rhodiola würde dir auch guttun.
Desweiteren... sicher dass du eine Depression hast? Vielleicht bist du ja nur eine HSP und wenn du das erkennst, wirst du dich viel besser verstehen und kannst besser mit dir selbst umgehen.
Ich würde niemals zulassen, dass mich 20 Jahre lang etwas so quält und würde alle Hebel in Bewegung setzen, diesen Zustand zu ändern. Ärzte wechseln bis ich zu einem komme, der mir wirklich hilft.
(...)
Ärzte sind keine Götter in Weiß und wissen auch nicht immer, was richtig für einen ist. Es sind auch nur Menschen mit einem begrenzten Horizont.
Liebe Peachy,
Rhodiola habe ich tatsächlich noch nicht ausprobiert, danke für den Tip.
Ansonsten ist mir schleierhaft, wieso manch einer hier davon ausgeht, dass ich 20 Jahre lang nichts gegen meine Depressionen unternommen habe. Wer will kann sich gerne mal die Entwicklung der Gespräche hier anschauen, seit man sich auf die Depressionen eingeschossen hat. Ich habe mich bemüht, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, anzudeuten, dass ich durchaus und intensiv an mir arbeite und habe versucht, das Gespräch zurück zu meiner Frage zu führen und euch in nicht allzu umfangreicher Form Informationen zu liefern, die für meine Fragestellung interessant für euch sein könnten.
In einem Depressions-Forum hätte ich meine Geschichte anders dargestellt. Ich wollte vor allem ein Verhalten meines Partners interpretiert bekommen, und das hat in den ersten Antworten auch toll geklappt. Das Interesse, inwieweit mein Partner betroffen ist, wenn ich eine depressive Phase habe, oder wie ich mit ihm umgehe, kann ich auch nachvollziehen, aber dann geriet das hier aus meiner Sicht bisschen aus der Bahn.
Ich bin dankbar, dass ihr euch um meine Gesundheit sorgt, die auch die Psyche beinhaltet, aber ich empfinde manche Aussage und Schlussfolgerin als gereizt, manche sogar als unhöflich. Es scheinen sich viele mit Depressionen auszukennen. Dabei ist meine Epilepsie für mich zB seit dem Anfall von viel größerer Bedeutung, da sie vieles erklärt. Mein Freund hat mich minutenlang krampfen gesehen, das war für ihn auch sehr belastend. Ich kann hier aber nicht hinschreiben, was alles mit mir los ist, da das den Rahmen sprengen würde. Auren beschreiben sich nun mal schwer, sind aber mega beängstigend. Die sind weg, seit ich Antiepileptika nehme, jahrelang hielt man sie für Ausgeburten der Depression, insofern bin ich froh, den großen Anfall gehabt zu haben und seitdem besser zu wissen, was mit mir los ist. Hypersensibilität ist bei mir gegeben.
Hättet ihr einfach gefragt, hätte ich gesagt, dass im Ausland keinen Platz bei einem Therapeuten bekommen habe. Ich habe mich in alle den Jahren an Chinesischer Heilkunde, Ostheopatie, Kinesiologie, Entspannungstechniken versucht, betreibe viel Sport und und und.
In meiner ersten und schlimmsten Phase, die ich im Liebeskummer und allein wohnend erlebte, habe ich in kurzer Zeit über 10 Kilo abgenommen, obwohl ich normal gegessen habe, konnte die einfachsten Alltagsaufgaben zuhause nicht mehr erledigen, funktionierte nur noch auf der Arbeit, und wage zu behaupten, dass mir damals die Antidepressiva das Leben gerettet haben. Sobald es mir besser ging, machte ich mich an die Ursachenforschung und bemühte mich, die Tabletten abzusetzen. Seitdem ging es mir nie mehr so schlecht, aber ich habe Phasen, in denen ich kippe und aus denen ich mich herauskämpfen muss.
Es gibt anlassbezogene Depressionen, die nach der Behebung der Ursache komplett verschwinden, die durchlebt fast jeder Mensch mal in seinem Leben, und es gibt Menschen, die zu Melancholie, Hypersensibilität oder Depressionen neigen und immer wieder damit zu tun haben. Hier finden sich meist auch im familiären Umfeld "Mitleidende". So ist es auch bei mir.
Ich halte Ärzte nicht für allwissend.

Ich habe das Gefühl, mich hier rechtfertigen zu müssen. Sonderbar. Fühlt sich nicht gut an und kenne ich so nicht.
Den Analverkehr habe ich soweit ich das lesen kann nicht in Zusammenhang mit der ungeplanten Schangerschaft gestellt. Vielleicht habe ich mich zu verkürzt ausgedrückt. Ich hatte nach der Geburt meiner Tochter medizinisch nachvollziehbare Schmerzen. Die schon länger wieder weg waren, als der Analverkehr kam. Der Analverkehr hat halt weh getan, kann ja mancher hier nachvollziehen. Thema Schmerzen.

Dass meine Tochter nicht geplant war, erwähnte ich, da ihr gerne mehr über die Belastungssituation unserer Beziehung erfahren wolltet. Auf einmal ein Kind zu bekommen, ist ja auch für den Mann und die Beziehung eine Herausforderungen, wenngleich dann eine schöne. Es hat unser Leben anders ausgerichtet, als wir es planten, aber damit kommen wir gut klar. Mit Kleinkind kann man allerdings nicht so einfach abends klärende Gespräche führen, ehe da Kind denn endlich eingeschlafen ist etc. Man kann auch nicht einfach überlegen oder entscheiden, dass die Beziehung eine Auszeit braucht, da unsere Tochter uns beide liebt und mein Freund ein unglaublich toller Papa ist.
Nun denn, liebe Grüße
von der Frau
 
F

Frau

Gast
#28
Hmm... Also mehr kann man ja eigentlich nicht machen, oder?

(..)Keine Ahnung, ob das hier in irgendeiner Form deiner Situation ähnlich ist.. Ich hoffe ein Therapeut kann euch helfen. Finde gut, dass er da auch mit einverstanden ist. Wünsche dir/euch alles Gute!
Ja, das ist ähnlich. Ich habe derzeit das Gefühl, dass vieles aufwärts gehen kann. Das verdanke ich nicht zuletzt den Gesprächen mit meiner Therapeutin.
Und das ist doch ein guter Grundstein für die Arbeit an der Beziehung, gerne auch mit Paartherapie.
Dir auch alles Gute :)
 
Dabei
27 Feb 2013
Beiträge
5.263
#29
Ansonsten ist mir schleierhaft, wieso manch einer hier davon ausgeht, dass ich 20 Jahre lang nichts gegen meine Depressionen unternommen habe.
Das hat niemand behauptet. Uns ist nur aufgefallen, dass du in 20 Jahren noch nicht den richtigen Weg gefunden hast und dich damit abfindest.

ich empfinde manche Aussage und Schlussfolgerin als gereizt, manche sogar als unhöflich.
Das kommt daher, weil hier wunde Punkte berührt werden, die du aber nicht berührt haben willst.

Ich habe für mich erkannt, dass immer dann, wenn mich etwas furchtbar aufregt oder kränkt, besonderen Augenmerk braucht. Da schaue ich jetzt immer genauer hin - wieso regt mich das so auf, wieso tut mir das weh, wieso reagiere ich gleich mit Schutzfunktion und bin beleidigt?

Hier kennt dich niemand und dieses Forum ist eigentlich "bekannt" dafür, dass jeder ehrlich die Meinung sagt, auch wenn sie unangenehm ist. Dazu sollte ein Forum auch dienen. Hier werden dir die wenigsten das sagen, was du hören willst und dir übers Köpfchen streicheln, so wie es deine Bekannten und Verwandten tun, weil sie deine Reaktionen kennen.
 
Dabei
27 Feb 2013
Beiträge
5.263
#30
Dazu kommt, dass Du nach Aussen sehr reflektiert und rethorisch abgeklärt auftrittst. Trotzdem reagierst Du, wenn man Kernpunkte anrührt defensiv.....Von daher kann ich mir vorstellen, Du kannst Dich gut verkaufen, ohne wirklich etwas von Dir und Deinen wahren Sorgen preis zu geben.
Diesen Eindruck habe ich übrigens auch.

Du solltest deswegen aber nicht gekränkt sein. Oft sieht man sich so, wie man gerne sein würde. Selbstreflektion bedeutet, sich selbst zu hinterfragen und auch mal über Kritiken (die hier immer gut gemeint sind) nachzudenken.
 
Status
Nicht offen für weitere Antworten.
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