Hat das überhaupt noch Sinn, fühle mich so hilflos

Dabei
28 Okt 2013
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#1
Hallo zusammen,

kurze Situations-Beschreibung: Beziehung seit einem 3/4 Jahr, sehr vertraute Beziehung, nun traf er 2 Wochen lang eine andere (kein Sex) - das war Auslöser für die Beziehungskrise

Nachdem ich den Schrecken, seines Betruges einigermaßen verarbeitet habe, waren wir nun fast schon wieder auf einem recht guten Weg in Richtung Normalität in der Beziehung. Nach mehreren Diskussionen, hin und her, was will ich, was erwartet er; - hat er nun eine Trotz-Tour gestartet und trifft mich damit ( wissender-weise ).
Er erwartet einen Alltag, wie man ihn führt wenn man zusammen wohnt. Das tun wir allerdings nicht und wir sehen uns deshalb etwa 4 mal die Woche. Er weiß, dass er klammert, findet aber seine Ansprüche an die Beziehung nicht so abwegig. Nun hat er mir heute hingeknallt, was er alles vorhat mit wem und beendet seine Nachricht mit: " Das alles soll ja schließlich wichtiger werden wie du." . Hierzu als kleine Ergänzung: Ich hatte ihm gesagt, dass er sich zu sehr nur auf mich konzentriert und es deshalb eben für ihn so schlimme ist, wenn ich auch mal mehr zeit in ein Hobby investiere. Für ihn hat alles scheinbar einen Rang. Dabei gehört eben alles zum Leben dazu.

Ich weiß nicht mehr recht, wie ich ihm das verständlich machen soll. Auch fühle ich mich grade einfach so hilflos und er schafft es eben immer wieder mich aus der Fassung zu bringen. :(
Was würdet ihr machen? Habt ihr hilfreiche Tipps?
 
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Dabei
16 Aug 2013
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#2
Wieso klammert er sich an dich und geht dennoch fremd? Komisches Verhalten. Männer gehen eigentlich eher fremd, wenn die Frau klammert.

Er hat ein gutes Recht auf gewisse Ansprüche an eine Beziehung, du allerdings auch. Wenn du nicht mit ihm zusammen leben möchtest, muss er das akzeptieren. Ich finde dazu auch den Zeitpunkt falsch gewählt (Krise->Zusammenziehen)

Mache ihm klar, dass du das im Moment nicht willst und das er das akzeptieren muss.
 
Dabei
28 Okt 2013
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#3
Danke, für die Antwort. Ja, das war auch mein Problem. Er sagt, er wollte sich emotional von mir entfernen, weil er in einer so großen Abhängigkeit von mir steht.

Ich habe nicht vor mit ihm zusammenzuziehen, das hast du missverstanden. Mein Problem ist, ihm meine Ansicht verständlich zu machen. Seine Spielchen machen mich total fertig. Er reagiert wie ein Kind und trotzt jetzt.
 
Dabei
26 Okt 2013
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#4
OMG... das kommt mir alles irgendwie merkwürdig bekannt vor...
Ich versuchmal das ganze aufzudröseln...ich hoffe du verstehst das (hat bei uns auch geholfen...hat aber ewig gedauert)
Das ganze hat viel mit Wertesystemen, Idealvorstellungen von Beziehungen zu tun zu tun.

Er hat ein bestimmtes Konstrukt einer "guten", "richtigen" Beziehung im Kopf.
Dazu gehört "eine Alltag, wie man ihn führt wenn man zusammen wohnt" Du siehst das anders, damit lehnst du seine Beziehungskonstruktion ab. Er empfindet diese jedoch als richtig. Du lehnst das richtige ab, folglich - willst du in seinem Denk und Wertesystem keine "richtige" Beziehung mit ihm führen.
Du schreibst, er klammert, findet das aber berechtigt. Wahrscheinlich sieht er das so als richtig an weil er dir mit diesem Klammern zeigt dass du "die wichtigste Person" für ihn bist. Du sagst zu ihm klammer nicht so! Damit sagst du ihm, in seinem Wertesystem: "mach mich nicht zu der wichtigsten Person in deinem Leben!" Das möchte er aber, denn dich zu der wichtigsten Person zu machen entspricht deinem Wert in seiner Beziehungskonstruktion einer "Guten" Beziehung.Und er verfügt über bestimmte verhaltensweisen (Klammer) um dir das zu zeigen. Natürlich findet er das fatal wenn du viel Zeit mit deinem Hobby verbringst, und zwar immer dann fatal, wenn er das Gefühl hat an Wert zu verlieren. Wie du schon schriebst, alles hat seinen Rang. Wenn er das Gefühl hat dass dein Hobby einen höheren Rang hat als er, ist es in seinem Wertesystem eine "schlechte" Beziehung.
Wenn du ihm sagst "klammer nicht so" und ihn zwingst andere Dinge zu unternehmen, dann schaut das für ihn so aus, als ob du keine "gute" Beziehung mit ihm willst (anderes soll wichtig werden = du willst nicht mehr der wichtigste Teil in seiner Beziehungskonstruktion sein) Er fühlt sich abgelehnt und hat vielleicht sogar Angst, dass du ihn verlassen willst? Er fühlt sich verletzt, abgelehnt und holt zum Gegenschlag aus.
Das ganze sind Misverständnisse die aus Unkenntnis entstanden sind. Dagegen kann man was tun.

Was ihr tun müsst um daraus zu kommen ist, raus aus der Kommunikations und Diskussionsebene auf Augenhöhe, rauf auf eine Metaebene.
Das hört sich kompliziert an. Ist aber, wenn man begreift worum es geht, machbar. Findet die Strukturen in euren Wertesystemen und macht sie dem anderen begreifbar. Du sagst alles in seiner Idealen Beziehungskonstruktion hat einen Rang. Was bedeutet das für ihn? Welche Rangreienfolge muss eingehalten werden damit es seinem Gefühl nach eine "gute" Beziehung ist. Was muss er seiner Meinung nach tun, damit eine Beziehung gut läuft? Und dazu führ,t dass es eine glückliche Beziehung ist.
Und wie sieht es umgekehrt bei dir aus?
Ich geb dir mal ein Beispiel, ich finde immer dann wird es deutlicher:
Wenn in deinem Beziehungskonstrukt z.B."dem anderen möglichst viel individuellen Freiraum zur Selbstverwirklichung geben" ein Merkmal bzw ein Indikator für eine glückliche Beziehung ist, dann laufen diese beiden Werte konträr. Das bedeutet immer dann wenn du das Gefühl hast, jetzt ist ein hohes Maß an individueller Selbstverwirklichung erreicht und damit ist die Beziehung besonders glücklich, ist sie das in seinem Wertesystem gerade dann nicht. Solche Wertesystem haben sich im Laufe der Zeit aufgebaut und lassen sich zum Glück ändern bzw. einander anpassen.

Bei mir war es z.b. so dass ich mich oft geärgert habe, weil mein Partner Treffen abgesagt hat, ich hab dann rausgefunden dass er sich unwillkommen gefühlt hat weil ich nicht ausdrücklich Dinge gesagt habe wie "Ich feier zwar mit meinen Freunden aber ich hätte dich gerne dabei." oder "Ich würde mich freuen wenn du noch kommst, auch wenn es schon spät ist." In seinem Wertesystem war dieses Feedback wichtig. Ich habe allerdings vorrausgesetzt dass mein Partner das weiß und dass es föllig unnötig wäre soetwas wie, ich würde dich gerne sehen, es würde mich freuen, nochmal extra zu erwähnen. Nun, da ich weiß, dass er dieses Feedback aber zwingend braucht um sich willkommen und glücklich zu fühlen und er weiß dass wenn ich ihn irgendwohin einlade oder es auch nur als Option erwähne dass er dort hinkommen könnte, ich ihn immer dabei haben will und mich über sein Erscheinen auch dann freue wenn ich es nicht sage. Mit diesem Wissen ist es für ihn nicht mehr so schlimm, wenn ich es nicht extra sage und ich sage es öfter weil ich weiß, dass es für ihn wichtig ist.

Ich hoffe ihr findet ebenso brauchbare Lösungen.
Viel Glück,
Spider
 
Dabei
28 Okt 2013
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#6
Danke für deine ausführliche Antwort Spider. Heute hat er vorgeschlagen, eine 2-wöchige "Beziehungs-Pause" zu machen, um zu sehen, ob wir uns dann immer noch wollen und anschließend einen Neustart zu machen. Es soll mehr oder weniger, so blöd es klingt, festgelegt werden, wie was laufen soll und was nicht sein sollte. Das sollte dann Konflikte vermeiden. Ich bin davon nicht so abgeneigt, auch wenn es hart wird, für ihn wird es allerdings wahrscheinlich noch schwieriger.
Was haltet ihr davon?
 
Dabei
31 Jul 2011
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#7
Beziehungspause bedeutet immer nichts gutes,ich halte da garnichts von.
Das ist nur das unvermeidliche auf die lange Bank schieben.

Was soll sich denn in den 2 Wochen ändern?
 
Dabei
26 Okt 2013
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#8
Beziehungspause...


"Liebe ist für immer nicht nur für ein paar Wochen.
Liebe wird nicht mittendrin abgebrochen.
Liebe ist für immer und ganz ohne Pause.
Liebe ist manchmal auch bei dir zu hause.
Liebe ist für immer und das ist nicht wenig.
Egal was man glaubt - ganz ohne gehts eh nicht
Liebe ist für immer, auch wenn sie mal drauf geht.
Liebe erholt sich auch wenns nicht so aussieht."


aus Dageblieben von Malediva http://www.youtube.com/watch?v=uAwnMUBd90c&hd=1

Ich denke das Liebe keine Pause macht. Manchmal muss man aber vielleicht aus einer Situation, die sich festgefahren hat heraus, um das ganze quasi von einem Anstand aus zu betrachten. Und zwar dann wenn man in der Situation selbst keine Lösung findet.
Ob man das in 2 Wochen schafft weiß ich nicht. Ob man das so sagen kann, zwei Wochen schauen wir mal ob... und dann...
Dieser "Abstand" den so eine "Pause" mit sich bringt ist gut. Denn wenn ihr dann nicht einen gewissen Abstand haltet, dann führen Alltagssituationen wieder zu Konflikten und ganz schnell geht es wieder um Dinge und nicht um die Gestaltung eurer Beziehung.

Ich erlebe gerade etwas ähnliches, bei uns sind es allerdings vier Wochen... (es waren mal 72 Stunden dafür angesetzt)

Ihr solltet diese Zeit als intensivste Arbeit ansehen, deswegen finde ich "Pause" das falsche Wort.
Die Zeit wird sehr anstrengend, jedenfalls war sie das bei uns.
Intensivste Gespräche, aufdröseln von Situationen, das eigene Handeln erklären, sehr sehr viel Selbstanalyse und Selbstreflektion!! Kränkungen offen legen, Handlungsalternativen finden. Wir haben tatsächlich Muster gefunde, eigene Ängste, Verhaltensmuster aus denen wir nicht rauskamen weil sie das Resultat unserer Wertesysteme waren. Wir haben festgestellt, dass wir Situationen ganz anders bewerten... Jetzt stehen wir an einem Punkt an dem wir wissen warum es Konflikte gab, warum sie sich ähnelten und was wir tun müssten um dort raus zu finden. Nun ist die Frage ob wir das wollen. Ob wir mit diesen neuen Handlungsalternativen glücklich wären.

Noch zu dieser "Pause" Ich halte das für gut - Wenn man das kann. Es bedeutet auch einen sehr gründlichen Blick in die eigenen Ängste und Abgründe der eigenen Person zu werfen. Zu den eigenen Schwächen zu stehen. Ich glaube, dass es Leute gibt die Fehler lieber nur bei anderen sehen wollen die ihr eigenes Wertesystem und ihr Beziehungsideal nicht hinterfragen (können). Nicht jeder kann diese Selbstreflektion die dafür nötig ist leisten.
Und dann gehört zum Schluss eine gehörige Portion knallharte Ehrlichkeit dazu: Ist es überhaupt möglich die Beziehung so zu gestalten, dass beide wirklich glücklich sind? Wenn man weiß was man tun müsste, ist man wirklich bereit diese Dinge anzunehmen? Neue Verhaltensmusster dauerhaft umzusetzen geht nicht, wenn sie einem im Grunde widerstreben. Was man widerwillig tut, wird nie zu einem gehören sondern sich immer fremd und aufgezwungen anfühlen.

Nutze diese Zeit, sieh das als Konfliktpause an, nicht als Beziehungspause, als Waffenstillstand und nun fangen quasi die "Friedensverhandlungen" an.
Viel Glück und viel Kraft wünsche ich dir.

LG,
Spider
 
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