Hallo... es geht (mal wieder) um meinen Freund.
Seine Eltern haben sich getrennt als er 11 Jahre alt war. Anfangs hat sein Vater noch in der Nähe gewohnt, da waren mein Freund und seine Schwester oft bei ihm. Das sah dann so aus, dass mein Freund sich um seine (fünf Jahre jüngere) Schwester gekümmert hat, ihr bei den Hausaufgaben geholfen, für sie gekocht hat, sich um den Haushalt und um die Haustiere gekümmert hat. Sein Vater war 24 Stunden am Tag betrunken und hat sich kaum blicken lassen. Überall standen Bierflaschen herum, keiner hat aufgepasst, dass die Kinder da auch nicht dran gehen. Mein Freund hat mir eine Szene erzählt, wo sein Vater mal wieder mit einer Bierflasche in der Küche saß und mein Freund zu ihm ging und sagte: "Papi, kann ih nicht irgendetwas für dich tun? Kann ich dir nicht irgendwie helfen?" Und sein Vater hat ihn nicht mal angesehen.
Inzwischen wohnt sein Vater 600km von hier entfernt. Mein Freund war ca. einmal im Jahr immer für ein paar Tage bei ihm, bis letztes Jahr. Jetzt will er das nicht mehr.
Er sagt, dass er sich von seinem Vater so sehr im Stich gelassen fühlt, und dass er ihm das einfach nicht verzeihen kann.
Das Verhältnis zu seiner Mutter ist auch nicht viel besser. Er vertraut ihr nicht (er vertraut so gesehen aus mir eigentlich niemandem so richtig), fühlt sich ungeliebt und abgelehnt. Seine Mutter hat ihm seit Jahren nicht gesagt, dass sie ihn lieb hat, hat ihm nicht gesagt, dass sie stolz auf ihn ist. In den letzten Jahren hat sie ihn ein einziges Mal in den Arm genommen, dass war an seinem 18. Geburtstag. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass sie ihn mal gefragt hat, wie es ihm geht.
Dieses Schuljahr ging es ihm psychisch und körperlich so schlecht, dass er in der Schule kaum noch mitgekommen ist. Da hat sie ihm damit gedroht, ihn zu seinem Vater nach Hamburg zu schicken, wenn er das Schuljahr nicht schafft.
Seine Mutter macht sich große Sorgen um ihn, und sie hat große Angst um ihn, das weiß ich. Mein Freund meinte selbst mal, er würde ja schon irgendwie glauben, dass seine Mutter nur das Beste für ihn will, nur seiner Meinung nach macht sie damit alles nur noch schlimmer.
Mein Freund hat sich schon am Anfang der Pubertät immer mehr zurückgezogen. Er hat sich immer mehr vor seinen Mitmenschen verschlossen, hat kaum jemanden an sich herangelassen. Es fällt ihm schwer, Vertrauen zu fassen, oder sich anderen Menschen zu öffnen. Er hat jetzt bereits seit über 2 1/2 Jahren Depressionen (die genaue Diagnose lautete rezidivierende Depression, schwere Episode). Es bestand scheinbar auch Verdacht auf Borderline.
Ich habe gemerkt, wie schnell (?) er sich von Menschen abwendet. Beispielsweise hatte ich immer das Gefühl, dass er ein gutes Verhältnis zu seinen Großeltern hat. Jetzt waren sie diesletzt zu Besuch und haben ihn da scheinbar so sehr unter Druck gesetzt, dass er keinen Kontakt mehr zu ihm haben möchte. Ich war selbst nicht dabei, aber das waren wohl so Sachen wie "Du schreibst jetzt bis morgen zwei Seiten darüber, was du in deinem Leben erreichen möchtest!", "Hier, das ist eine Bewerbung für einen Ferienjob. Das tippst du jetzt ab und schickst es dahin". Und dann noch so Aussagen wie: "Jetzt hör auf rumzuheulen und benimm dich wie ein Mann!" Dann wollten sich auch noch wissen, warum er sich selbst verletzt hat, und als er erklärte, dass er einfach nicht mit Gefühlen umgehen kann und das deshalb sozusagen körperlich zu "kompensieren" versucht, fingen sie mit ihm eine Diskussion an, dass das doch dann auch wieder mit Gefühlen zu tun hätte.
Das ist zumindest das, was mein Freund mir erzählt hat.
Dazu kamen dann noch die Aussagen des Freundes seiner Mutter, er würde seiner Mutter ja nur auf der Tasche liegen, und wenn er sein Sohn wäre, dann hätte er ihn längst rausgeschmissen.
Mein Freund ist jetzt April in Therapie. Noch ist er in der Klinik, aber er weiß nicht, wohin danach. Er möchte selbstständig sein, den Kontakt zu seiner Familie abbrechen.
Mich macht das traurig, dass das so laufen muss. Natürlich akzeptiere ich seine Entscheidung, was immer er tut. Aber mir tut insbesondere seine Mutter auch irgendwie leid. Auch wenn sie ihm das scheinbar nicht wirklich zeigen kann, bedeutet er ihr doch etwas und sie macht sich Sorgen um sie. Und mein Freund ist manchmal schon ziemlich stur und kompliziert und fühlt sich sehr schnell angegriffen. Andererseits kann man wiederum nicht leugnen, dass Dinge wie Umarmungen und ein "Ich habe dich lieb" in dieser Familie eindeutig fehlen.
Ich würde jetzt einfach mal gerne eure Meinung zu dem Thema hören.
Findet ihr es übertrieben bzw. egoistisch von meinem Freund, sich von seiner Familie abzuwenden?
Oder findet ihr dass das absolut verständlich und gerechtfertigt ist?
Seine Eltern haben sich getrennt als er 11 Jahre alt war. Anfangs hat sein Vater noch in der Nähe gewohnt, da waren mein Freund und seine Schwester oft bei ihm. Das sah dann so aus, dass mein Freund sich um seine (fünf Jahre jüngere) Schwester gekümmert hat, ihr bei den Hausaufgaben geholfen, für sie gekocht hat, sich um den Haushalt und um die Haustiere gekümmert hat. Sein Vater war 24 Stunden am Tag betrunken und hat sich kaum blicken lassen. Überall standen Bierflaschen herum, keiner hat aufgepasst, dass die Kinder da auch nicht dran gehen. Mein Freund hat mir eine Szene erzählt, wo sein Vater mal wieder mit einer Bierflasche in der Küche saß und mein Freund zu ihm ging und sagte: "Papi, kann ih nicht irgendetwas für dich tun? Kann ich dir nicht irgendwie helfen?" Und sein Vater hat ihn nicht mal angesehen.
Inzwischen wohnt sein Vater 600km von hier entfernt. Mein Freund war ca. einmal im Jahr immer für ein paar Tage bei ihm, bis letztes Jahr. Jetzt will er das nicht mehr.
Er sagt, dass er sich von seinem Vater so sehr im Stich gelassen fühlt, und dass er ihm das einfach nicht verzeihen kann.
Das Verhältnis zu seiner Mutter ist auch nicht viel besser. Er vertraut ihr nicht (er vertraut so gesehen aus mir eigentlich niemandem so richtig), fühlt sich ungeliebt und abgelehnt. Seine Mutter hat ihm seit Jahren nicht gesagt, dass sie ihn lieb hat, hat ihm nicht gesagt, dass sie stolz auf ihn ist. In den letzten Jahren hat sie ihn ein einziges Mal in den Arm genommen, dass war an seinem 18. Geburtstag. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass sie ihn mal gefragt hat, wie es ihm geht.
Dieses Schuljahr ging es ihm psychisch und körperlich so schlecht, dass er in der Schule kaum noch mitgekommen ist. Da hat sie ihm damit gedroht, ihn zu seinem Vater nach Hamburg zu schicken, wenn er das Schuljahr nicht schafft.
Seine Mutter macht sich große Sorgen um ihn, und sie hat große Angst um ihn, das weiß ich. Mein Freund meinte selbst mal, er würde ja schon irgendwie glauben, dass seine Mutter nur das Beste für ihn will, nur seiner Meinung nach macht sie damit alles nur noch schlimmer.
Mein Freund hat sich schon am Anfang der Pubertät immer mehr zurückgezogen. Er hat sich immer mehr vor seinen Mitmenschen verschlossen, hat kaum jemanden an sich herangelassen. Es fällt ihm schwer, Vertrauen zu fassen, oder sich anderen Menschen zu öffnen. Er hat jetzt bereits seit über 2 1/2 Jahren Depressionen (die genaue Diagnose lautete rezidivierende Depression, schwere Episode). Es bestand scheinbar auch Verdacht auf Borderline.
Ich habe gemerkt, wie schnell (?) er sich von Menschen abwendet. Beispielsweise hatte ich immer das Gefühl, dass er ein gutes Verhältnis zu seinen Großeltern hat. Jetzt waren sie diesletzt zu Besuch und haben ihn da scheinbar so sehr unter Druck gesetzt, dass er keinen Kontakt mehr zu ihm haben möchte. Ich war selbst nicht dabei, aber das waren wohl so Sachen wie "Du schreibst jetzt bis morgen zwei Seiten darüber, was du in deinem Leben erreichen möchtest!", "Hier, das ist eine Bewerbung für einen Ferienjob. Das tippst du jetzt ab und schickst es dahin". Und dann noch so Aussagen wie: "Jetzt hör auf rumzuheulen und benimm dich wie ein Mann!" Dann wollten sich auch noch wissen, warum er sich selbst verletzt hat, und als er erklärte, dass er einfach nicht mit Gefühlen umgehen kann und das deshalb sozusagen körperlich zu "kompensieren" versucht, fingen sie mit ihm eine Diskussion an, dass das doch dann auch wieder mit Gefühlen zu tun hätte.
Das ist zumindest das, was mein Freund mir erzählt hat.
Dazu kamen dann noch die Aussagen des Freundes seiner Mutter, er würde seiner Mutter ja nur auf der Tasche liegen, und wenn er sein Sohn wäre, dann hätte er ihn längst rausgeschmissen.
Mein Freund ist jetzt April in Therapie. Noch ist er in der Klinik, aber er weiß nicht, wohin danach. Er möchte selbstständig sein, den Kontakt zu seiner Familie abbrechen.
Mich macht das traurig, dass das so laufen muss. Natürlich akzeptiere ich seine Entscheidung, was immer er tut. Aber mir tut insbesondere seine Mutter auch irgendwie leid. Auch wenn sie ihm das scheinbar nicht wirklich zeigen kann, bedeutet er ihr doch etwas und sie macht sich Sorgen um sie. Und mein Freund ist manchmal schon ziemlich stur und kompliziert und fühlt sich sehr schnell angegriffen. Andererseits kann man wiederum nicht leugnen, dass Dinge wie Umarmungen und ein "Ich habe dich lieb" in dieser Familie eindeutig fehlen.
Ich würde jetzt einfach mal gerne eure Meinung zu dem Thema hören.
Findet ihr es übertrieben bzw. egoistisch von meinem Freund, sich von seiner Familie abzuwenden?
Oder findet ihr dass das absolut verständlich und gerechtfertigt ist?