Hängt er noch an der Ex?

Dabei
13 Jul 2020
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#1
Hallo zusammen,

seit 6 Monaten bin ich mit einem neuen Partner liiert.

Lasst mich bitte wissen, wie ihr folgendes einschätzt:

Seine Ex und er waren mehr als 10 Jahre ein Paar, haben 1 Kind von sechs Jahren zusammen.
Sie hat ihn vor zwei Jahren verlassen. Sie hatte ihn, wiederholt, betrogen und ist mit ihrer Affäre zusammengezogen. Das sie fremdgegangen ist, hatte schon vor mehreren Jahren zu einer Trennung, dann aber wieder zur Versöhnung geführt (in den ersten Jahren der Beziehung, als noch kein Kind da war).

Er sagt, sie ist eine gute Mutter. Das habe ich ihm erstmal so geglaubt. Ich kenne sie nämlich nicht näher.
Dann kam es zu Situationen, von denen ich denke, dass sie vllt doch keine ganz so gute Mutter ist. (Aber das ist Ansichtssache.)
Sie kocht dem Kind kein Mittagessen. Ist das Kind nachmittags bei seinem Vater, sagt es, es hat nach der Schule nichts zu essen bekommen. Es ist dann auch wirklich richtig hungrig, so dass ich davon ausgehe, dass es die Wahrheit sagt.
Zuletzt war das heute der Fall. Sein Vater verteidigt die Ex aber und sagt, sie würde etwas zu essen kochen mittags. Früher sei es so gewesen, dass es nichts gab, aber nun kocht sie regelmäßig.

Die Hausaufgaben macht die Mutter nicht mit dem Kind (1. Klasse). Sie sagt, sie kommt nicht klar mit ihm. Gibt die Aufgaben mit zum Vater, der sie mit dem Kind machen muss.
Er ist zwar mal gegenan gegangen und sagte, er will nicht und gab ihr Tipps, wie es geht, macht es aber trotzdem weiter.

Das Kind war bis vor kurzem 14 Tage im Monat bei ihm, er hat den vollen Unterhalt gezahlt, dem Kind on top Kleidung gekauft, Nahrungsmittel, Spielzeug, lange Urlaube gemacht.

Neulich sagte seine Ex, sie wolle mich kennenlernen und würde zu dem Kindesvater gefahren kommen, bevor der Sommerurlaub losgeht. Er willigte ein, ohne mich vorher zu informieren oder zu fragen.

Als ich ihn bat, Geduld zu haben, raunzte er mich an, wieso ich solch einen Aufstand mache...es laufe so gut mit seiner Ex...wieso ich das kaputt machen müsse!? Hm...hätte mir einfach nur gewünscht, dass er mich fragt.

Seine Ex war außerdem zum Geburtstag des Kindes in sein Haus zum Kaffee trinken mit seiner Familie eingeladen. Ich war nicht eingeladen. Irgendwann hieß es dann: ich könne kommen, aber später, wenn die Familie und seine Ex weg sind.
Obwohl ja alle von mir wissen und die Tochter und ich gut klarkommen.

Als er die Ex auf meine Anfrage hin, ob es nicht anders gehen könnte mit dem Geburtstag, ausgeladen hat, machte sie einen Riesenaufstand und hetzte nicht nur ihn auf, sondern auch das Kind, bis es schrie und tobte.
Die Geb.feier hatten so übrigens seine Mutter, also die Oma väterl.seits und die Kindesmutter geplant.

Seine Familie ist sehr präsent. Mein Gefühl ist...was sie sagt, macht er. Für ihn ist es selbstverständlich, sich danach zu richten. Er holt sich aktiv Rat. Er sagt zwar, er entscheidet alleine, tut es aber nicht.

Auch als es darum ging, ein Wohnmobil zu kaufen, in dem er und ich reisen werden, lässt er seine Familie entscheiden. Auf meine Auswahlkriterien oder Wünsche pfeift er. Es wird zwar sein Wohnmobil sein, aber mit wem fährt er denn!? Doch nicht mit seiner Familie...

Zurück zu seiner Ex: sie hat einen Fehler gemacht, durch den das Kind nicht mehr auf die Schule gehen kann, auf der es das erste Schuljahr war. (Ist umgezogen in anderen Bezirk)
Nun hat sie den Kindesvater gebeten, auf dem Papier anzugeben, dass er das Kind im Wechsel wöchentlich bei sich wohnen hat. (Er wohnt im Schulbezirk)
Er hat mich erst gefragt, dann aber das mit dem Wechselmodell auf dem Papier abgesegnet, ohne von der Mutter zu fordern, selber etwas zu regeln.

Sie hat sich laut seiner Aussage immer an ihn gewendet, um ihr Leben geregelt zu bekommen...hat kaum etwas alleine geschafft. Ist sehr bequem.
Er ist jemand: er hilft gerne.

Sie kann sich immer auf ihn verlassen. Was gut ist für das Kind. Aber nicht für unsere Beziehung, wenn sie mit allem durchkommt, was sie will.

Hätte sie das mit dem Wechselmodell durchbekommen, hätte er die nächsten drei Jahre in seinem Bezirk wohnenbleiben müssen und wir hätten keine gemeinsame Bleibe nehmen können (ich wohne mit meinem Kind woanders - kann hier nicht weg). Er hat aber nur an sein Kind gedacht...was ich verstehe...aber warum fordert er sie nicht, Verantwortung zu übernehmen und sich zu bemühen, bevor er selbst solche Kompromisse und Wagnisse eingeht?

Was sagt ihr - hat unsere Beziehung eine Chance? Wo seht ihr Gefahren, dass ein Gleichgewicht nicht hergestellt werden kann? Wie soll ich mich verhalten?

Lieben Dank und liebe Grüße

Finya
 
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Dabei
11 Jul 2020
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#2
Um deine Frage aus dem Titel zu beantworten? Nein, ich glaube nicht, dass dein Partner explizit an seiner Ex hängt, zumindest nicht auf romantischer Ebene. Wenn sie ihn wegen eines Anderen verlassen hat, kann es gut sein, dass er sie damals trotz des Betrügens wegen der gemeinsamen Vergangenheit und des gemeinsamen Kindes nicht verlieren wollte, aber ein Jahr Pause sollte doch eigentlich ausreichen, um sich ganz auf eine neue Partnerin zu konzentrieren. Auf jeden Fall wüsste ich aufgrund deiner Beschreibungen nicht, wieso man dieser Frau groß nachweinen sollte.

Das ist eine Spekulation aber ich könnte mir vorstellen, dass es in seiner Familie Stimmen gibt, die sie verklären und sagen, wie viel besser früher mit ihr doch alles war und dich deswegen schlecht machen. Wenn er allgemein ein eher passiver Charakter ist, der sich leicht beeinflussen lässt, halte ich das für naheliegend.

Ganz spät im Text kam eine Stelle, die mich aufhorchen ließ. Du hast auch ein Kind. Wie geht er denn mit dem um?
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#3
Ich fand nach der Lektüre deines Textes deine Frage irreführend. Ich lese da nicht raus, dass er "an der Ex hängt", so wie man sich das vorstellt, also im Sinne einer (Sexual)Partnerin. Ich denke auch nicht dass das das Problem ist, das du meinst, oder?

Ich lese da raus, dass dein Mann zum einen viel für seine Ex mitdenken und -organisieren muss, weil sie die Mutter des gemeinsamen Kindes ist und sie selber das nicht gebacken kriegt. Und ich lese raus, dass er sehr eng mit seiner Familie ist; dass er seine Familie in Dingen mitreden lässt, die nur ihn und dich betreffen. Letzteres (der Bezug zu seiner Familie) würde mich noch mehr stören als Ersteres (der Bezug zu seiner Ex), denn das ist ein Muster, das Externe (du) nicht abstellen können, und es ist nichts "Notwendiges" wie das sich Kümmern um das eigene Kind, was auch mit zunehmendem Alter und Selbständigkeit des Kindes besser werden kann.

Ich finde es kommt darauf an, wie autonom du selber bist. Wenn du sehr autonom bist, hat die Beziehung aus meiner Sicht keine Zukunft, weil es dir zunehmend auf den Senkel gehen wird, wenn fremde Leute über dein Leben bestimmen und sich dein Partner von denen wie eine Mationette führen lässt. Vielleicht überinterpretiere ich deine Beispiele aber auch, weil ich persönlich mal einen Partner hatte, der eine sehr enge Bindung zu seiner Familie hatte und das nicht gutgegangen ist.

Mich würde auch interessieren, welche Rolle dein Kind in dem Konstrukt einnimmt (und der Vater deines Kindes). Wie stehen die beiden Kinder zueinander? Verstehen sie sich gut?
 
Dabei
13 Jul 2020
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#4
Lieber Odin, liebe(s) Twi-n-light,
Danke für eure Antworten. Ihr sprecht etwas Spannendes an. Mein Kind ist genervt von seinem Kind. Mein Kind und ich waren immer sehr autonom und selbständig, haben dabei aber immer reflektiert, wie es anderen geht mit unserem Verhalten und einen Perspektivwechsel vorgenommen.
Sein Kind ist - dem Alter entsprechend - egozentrisch, dabei aber rücksichtslos und frech. Ihr wird alles erlaubt, vieles hinterher getragen.
Das war bisher nicht das Problem, außer nachts.
Das Kind hat bis vor einem halben Jahr immer bei Papa im Bett geschlafen. Er hat ihm die vergangenen Monate versucht,dies abzugewöhnen, es scheiterte aber bisher.
Die Wochenenden, an denen er sein Kind hat, verbringen wir deshalb auch getrennt.
Neulich kam es zu einem Versuch, das Kind hat stundenlang geschrieen, geweint, seinen Vater unter Druck gesetzt und erpresst.
Es zeigt auch keine Reue oder entschuldigt sich.
Es ist sehr willensstark und benimmt sich Erwachsenen und auch meinem Kind gegenüber wie die Axt im Walde. Der Vater lässt es durchgehen, verteidigt es.
Twi-n-light hat mich an einen wichtigen Punkt gebracht. Ich weiß nicht, ob ich das für mich und mein Kind möchte.
Die Familie ist nicht so stark wie seine Ex. Die stört mich eher. Da sie und er sich in vielem so einig sind und er nicht mit mir ein Team ist (das ist sie mit ihrem neuen Freund aber).
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#5
die Tochter und ich gut klarkommen.
Also diese Äußerung in deinem 1. Post wundert mich nach deinem 2. Post nun etwas :eusa_think:
Es zeigt auch keine Reue oder entschuldigt sich.
Das kannst du von einem 6Jährigen auch nicht erwarten.

Mein Kind und ich waren immer sehr autonom und selbständig, haben dabei aber immer reflektiert, wie es anderen geht mit unserem Verhalten und einen Perspektivwechsel vorgenommen.
Wie alt ist dein Kind denn, wenn es sein Verhalten reflektieren und Perspektivwechsel vornehen kann?
Das ist dann wohl der zentrale Punkt, wobei ich das Team, das er mit seinen Eltern bildet (was du ja auch beschrieben hast), gegenüber dem Team, das er mit seiner Ex schon wegen des gemeinsamen Kindes bilden muss, nicht unterschätzen würde. Die Eltern werden immer seine Eltern bleiben und da sein solange sie leben.

Das ist immer das "Problem" (manchmal klappt es ja auch gut) mit Patchworkfamilien: Die Eltern eines Kindes sollten durchaus auch nach ihrer Trennung noch ein Team bilden, nämlich das Team Eltern. Daneben sollte es ein neues Team "Partnerschaft" geben. Dann gibt es bei Zusammenwohnen auch noch das Team "Patchworkfamilie". Wer Mitglied in mehreren Teams ist, muss die Interessen und Anliegen der Teams insgesamt im Auge behalten. Es ist auch normal, dass das jüngste Team - hier Partnerschaft zwischen dir und ihm - sich erst mal finden muss. Nach 6 Monaten ist das vielleicht noch zu früh, besonders wenn kleine Kinder involviert sind. Aber man lernt den neuen Partner ja kennen und bekommt dabei schon ein Gespür, wo die Reise hingehen könnte. Dann kann man sich entweder bemühen, die Reise gemeinsam zu gehen, oder die Reißleine zu ziehen. Das kannst natürlich nur du selber beurteilen.
 
Dabei
13 Jul 2020
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#6
Das Kind und ich haben im Umgang miteinander keine "heißen Themen", richtig. Wenn es "austickt" ziehe ich mich raus...das ist dann ja der Job des Vaters. Sonst ist es in der Regel nett, lustig, offen und ich mag das Kind alles in allem. Wenn man ihm stärker die Grenzen aufzeigen würde, wären wir ein gutes Team.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#7
Die Ex deines Partners hat sicherlich ihren Anteil an der schlechten Erziehung des Kindes aber ich sehe des Hauptproblem absolut nicht bei ihr. Sie und die Familie deines Partners spielen halt mit rein aber unterm Strich funktioniert euer Konstrukt Patchwork-Familie gar nicht. Das ist nach 6 Monaten vermutlich auch zu viel verlangt aber letztendlich wirk es auf mich so, als hättet ihr eine romantische Beziehung, die losgelöst von den Gegebenheiten (Familie, Kinder, Wohnung, ...) stattfindet. Wie gesagt, 6 Monate sind nichts aber auf lange Sicht solltest (und willst?) du doch auch eine Mutterrolle für sein Kind annehmen und er umgekehrt eine Vaterrolle für dein Kind, zumindest so, dass man sich respektiert und einen familiären Umgang miteinander hat. Natürlich hat er ein anderes Verhältnis zu seinem Kind aber wieso ist es sein Job, wenn es Probleme gibt? Ist das sein Wunsch oder ist das deine Meinung?
 
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