Gutes Benehmen..nicht mehr zeitgemäß ?

Dabei
22 Aug 2011
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#31
Damit ist doch alles gesagt. Was Du für sie machst, tust Du nur, damit Du Dir sagen kannst, was für ein toller Mensch Du bist. Diese Bestätigung erhältst Du aus ihrem Lächeln, aus ihrem Feedback, aus ihrer Dankbarkeit. Altruistisch bist Du keineswegs, sondern egoistisch. Wärst Du selbstlos, wäre es Dir egal, ob sie Deine Aufmerksamkeit schätzt oder nicht. Sie könnte Dir auch zum "Dank" einen Tritt geben oder Dich beschissen behandeln, und Du würdest ihr dennoch etwas gutes tun. Würdest Du aber dann nicht mehr. Ergo: Du tust es nicht für sie, sondern für Dich. Was Du für sie tust, ist letztendlich auch für Dich nur Mittel zum Zweck. Worin Du Deinen Lohn beziehst, ist variabel. Was aber immer bleibt, ist: Ohne "Lohn" würdest Du es nicht mehr machen.
Eine These, die Du hier im Forum schon oft genug geschrieben hast. Aber da es offenbar noch immer Leute gab, die sie nicht gelesen hatten (die Padawans von heute sind auch nicht mehr das Wahre ... ;) ), ein kleiner Kommentar dazu:

Natürlich hast Du prinzipiell Recht - wir tun Dinge für andere Menschen, weil wir dafür irgendwie "entlohnt" werden. Nur sind Egoismus und Altruismus eben keine Handlungen, sondern mentale Einstellungen. Der Altruist ist in der Lage, eigene Befriedigung aus dem Glück anderer Menschen zu ziehen. Und ist deswegen motiviert, etwas für sie zu tun. Dem Egoisten fehlt diese Fähigkeit - er tut deshalb primär nur dann etwas zum Wohle eines anderen, wenn etwas für ihn vorteilhaftes für ihn dabei herausspringt. Und zwar mehr als die simple Freude, einen anderen erfreut zu haben.

Wenn ich den eiligen jungen Mann an der Kasse vorlasse, freut es mich, wenn der strahlt und sich darauf freut, etwas schneller zu seinem Date zu kommen. Pures emphatisches Mitfreuen. Die egoistische Version wäre, ihn nur dann vorzulassen, wenn mich gerade jemand beobachtet, vor dem ich dann gut dastehe, wenn ich eh noch ein Stück Butter holen wollte und so die Zeit dafür gewonnen habe, oder wenn ich hoffe, dass er mich zum Dank zum Essen einlädt ...

Man kann so etwas auch gut in den Foren dieser Welt beobachten. Da gibt es Menschen, die auf den Fragesteller eingehen, versuchen, auf seiner Sprachebene mit ihm zu kommunizieren, sein Problem ernst nehmen und ihm/ihr individuell zu helfen versuchen. Und all das, weil sie eben ihre Belohnung daraus ziehen können, dass vielleicht mal ein "danke, jetzt geht's mir besser" kommt. Meli ist so ein tolles Beispiel für diese Art Menschen - sie scheut sich sogar nicht, wirklich heftige, schmerzhafte Details aus ihrer eigenen Vergangenheit aufleben zu lassen, wenn sie das Gefühl hat, dem Fragesteller damit helfen zu können. Und nimmt sich ansonsten sehr zurück und stellt das Problem und den TE in den Mittelpunkt.

Den Gegensatz dazu bilden Schreiber, die ihre Beiträge vorrangig nutzen, um sich selbst zu präsentieren, ihre Meinung bekannt zu machen, ihre rhetorischen Fähigkeiten zu trainieren oder einfach ihre Langeweile zu vertreiben. Die Frage des TE dient lediglich als Sprungbrett, als Aufhänger für die inszenierte Selbstdarstellung. Und der Lohn ist dann eben die Aufmerksamkeit, die man bekommt (ob positiv oder negativ, ist weitgehend egal) und das gelegentliche Auftreten von Cronies, die ein "ach, Du bist so toll" zurückspiegeln. Ob mit dem Beitrag dem TE geholfen wurde, oder ob der sich betroffen zurückzieht, ist egal - oft wird sogar dann noch weiter geschrieben, wenn der TE schon längst nicht mehr an der Diskussion teilnimmt. Hauptsache, irgendwer antwortet noch, schenkt damit Aufmerksamkeit und bietet die Gelegenheit, einen weiteren selbstverliebten ach so klugen, weisen und über den Dingen stehenden Beitrag zu verfassen. Oder zwei. Oder 11.079.

Dummerweise fällt mir jetzt absolut kein Beispiel für so einen Schreiber ein. Aber ich denke mal, irgendwann taucht schon auch hier einer auf ;)


By the way ... die ganze Egoismus-Theorie erinnert stark an Frank Schirrmachers „Ego – das Spiel des Lebens". Aber sogar der erzählt „Als John Nash in den Fünfzigerjahren seine Modelle entwickelte, haben sie die an den Sekretärinnen in der Rand Corporation ausprobiert. Dabei zeigte sich, dass diese Frauen eben nicht egoistisch handelten wie angenommen, sondern rational-altruistisch. Nash ist fast durchgedreht, als er das hörte, und sagte, die Sekretärinnen hätten das Spiel nicht verstanden.“
 
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Dabei
24 Okt 2010
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#32

Aber wo du grade helfen ansprichst ich glaube du hast auf meine letzte PM noch nicht geantwortet ich gehe mal davon aus du kannst oder willst mir keine Hilfsreiche Antwort dazu geben wolltest dir aber nicht die böse geben das zuzugeben oder warst einfach zu Faul.
Du, ich hab ne Firma dichtgemacht, eine Laborübergabe und schreib noch an meiner DA. Ist nicht böse gemeint, aber Immobilienberatung in einem Liebeskummerforum ist da nicht meine erste Priorität. Wenn das Thema bei dir noch aktuell ist, kann ich mich aber gern Montag ranmachen :) Ist nicht ganz einach deine ziemlich allgemein gehaltene Frage zu beantworten. Eigentlich bräuchte man die Exposes. Sollte dir das zu öffentlich gewesen sein, jetzt, melde mich kurz damit ein Mod das rauseditiert.

Ich glaub, du nimmst das hier alles ein bischen ernst :)

Grüße
 
Dabei
3 Feb 2013
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#34
Du, ich hab ne Firma dichtgemacht, eine Laborübergabe und schreib noch an meiner DA. Ist nicht böse gemeint, aber Immobilienberatung in einem Liebeskummerforum ist da nicht meine erste Priorität. Wenn das Thema bei dir noch aktuell ist, kann ich mich aber gern Montag ranmachen Ist nicht ganz einach deine ziemlich allgemein gehaltene Frage zu beantworten. Eigentlich bräuchte man die Exposes. Sollte dir das zu öffentlich gewesen sein, jetzt, melde mich kurz damit ein Mod das rauseditiert.

Ich glaub, du nimmst das hier alles ein bischen ernst :)

Grüße
Wurde nie böse aufgefasst. Wie geschrieben ich bin davon ausgegangen das du mir nicht weiter helfen kannst oder wolltest. Ersteres war ja scheinbar der Fall (Du konntest mir aus Zeitmangel). Ich hätte mich über ein kurzes Feedback gefreut, Ich kann dir nicht Helfen oder Ich hab keine Zeit, wäre als Antwort ja vollkommen legitim gewesen denn es ist nicht meine Pflicht dir zu helfen. Die Frage war zugegeben recht allgemein gehalten du hättest ja aber nach mehr Infos fragen können und dann hätte ich immer noch entscheiden können ob ich die mit dir teilen will oder nicht. Eine Antwort dieser Art gab es ja aber nicht und so habe ich meine eigenen Schlüsse gezogen.
Und bei Gelegenheit gefragt ob diese richtig waren.
Es ist noch aktuell und wenn du am Montag Zeit und Muse hast würde ich mich über eine Antwort sehr freuen denn je mehr Meinungen ich zu einem Thema habe umso hilfreicher ist das für mich.
Deinen letzten Satz musst du mir erklären den verstehe ich in dem Zusammenhang nicht.
 
Dabei
22 Aug 2011
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#35
Aber das Wissen, dass das Glück anderer Menschen einen befriedigt, zu seinem Vorteil (und seine Befriedigung) zu nutzen, wäre dann ja wieder egoistisch, was? ;)
Nein. Etwas zu tun, was einem selbst Zufriedenheit / Glück / Vorteile bringt, ist vollkommen natürlich. Das haben egoistisch und altruistisch veranlagte Menschen gemeinsam. Nur hat der Altruist eben das Glück, seine Zufriedenheit allein aus der Tatsache zu ziehen, dass die Menschen um ihn herum zufrieden sind, und dass er dazu etwas beigetragen hat. Der Egoist hat es da etwas schwerer ... und ist deshalb einfach weniger anfällig dafür, anderen einfach mal was Gutes zu tun. Weil es ihn eben nix bringt.
 
Dabei
15 Mai 2011
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#36
Nein. Etwas zu tun, was einem selbst Zufriedenheit / Glück / Vorteile bringt, ist vollkommen natürlich. Das haben egoistisch und altruistisch veranlagte Menschen gemeinsam. Nur hat der Altruist eben das Glück, seine Zufriedenheit allein aus der Tatsache zu ziehen, dass die Menschen um ihn herum zufrieden sind, und dass er dazu etwas beigetragen hat. Der Egoist hat es da etwas schwerer ... und ist deshalb einfach weniger anfällig dafür, anderen einfach mal was Gutes zu tun. Weil es ihn eben nix bringt.
Das ist Schwachsinn. Der Egoist schaut, dass seine Bedürfnisse gedeckt werden. Woraus er seine Befriedigung erhält, ist individuell. Manche eben auch daraus, dass sie wertgeschätzt werden, dass sie eben etwas im Universum darstellen, das sowohl von einem sachlichen oder finanziellen Gegenwert als auch durch ein Lächeln hervorgebracht wird. Das ist vom Prinzip her absolut das gleiche. Der Altruist fordert keinerlei Gegenwert und legt auch nicht wert darauf, dass irgendeins seiner Interessen befriedigt wird. In diesem zusammenhang ist es ironisch, dass Du glaubst, dass mentale und emotionale Aufmerksamkeit dem altruistischen Gedankengut zukommt.

Ergo: Sobald man durch eine Aktion etwas erhält, wird es egoistisch. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Gegenwert nun eine Entlohnung von 1000 € darstellt oder das Lächeln, das einem zeigt, dass dieser Mensch einen selbst schätzt. Der Wert, den man selbst bekommen hat, ist dabei entscheidend. Dass Du hierbei eine Unterscheidung machst, ist also sinnfrei. Es geht immer darum, dass man selbst am Ende glücklich ist, was eins der wichtigsten Interessen im leben darstellt. Der wirkliche Atruist müsste nicht nur vollkommen unerkannt bleiben und dürfte nicht nur keinerlei positives Feedback jeglicher Art haben, sondern dürfte auch von sich selbst nichts halten, damit keinerlei eigenes Interesse verfolgt würde und die wirkliche Selbstlosigkeit gegeben wäre. Dies jedoch wäre ein ungesunder Zustand, den es zu therapieren gälte.

Ergo: Egoismus ist absolut wichtig. Der Mensch muss sich selbst immer am wichtigsten sein. Nur wer seine Interessen ausreichend abdeckt, ist ein in sich zufriedener Mensch und kann losgelöst anderen Menschen helfen. Welcher User hier drin welche genauen Motive hat, ist vaiabel....manche wollen sich generell selbst weiterentwickeln, andere suchen das Rampenlicht und wiederum andere wollen ihre Probleme gelöst bekommen oder sehen es als Abwechslung zum Leben. Die Gemeinsamkeit ist aber stets der Egoismus.
 
Dabei
22 Aug 2011
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#37
Schaffst Du es gelegentlich, Deine Meinung zu äußern, ohne vorher Deinen Vorredner zu beleidigen und als Idioten abzustempeln? Faszinierend übrigens, dass Du das unter der Überschrift "Gutes Benehmen" tust.

Der Altruist fordert keinerlei Gegenwert und legt auch nicht wert darauf, dass irgendeins seiner Interessen befriedigt wird.
Dann dürfte es dieses Wort überhaupt nicht geben. Denn mit Deiner Argumentation ist jede real praktizierte Handlungsweise als egoistisch zu bewerten. Sogar die Kindergärtnerin, die einen Kind aus ihrer Gruppe in ein Loch unbekannter Tiefe hinterhergesprungen ist (http://www.welt.de/vermischtes/welt...-in-Schacht-Erzieherin-springt-hinterher.html), hat das wohl nur getan, um keinen Ärger mit Eltern zu bekommen, oder weil sie lieber ihr Leben riskieren als mit dem Wissen weiterleben wollte, dass sie ein Kind in Not allein gelassen hat. Voll egoistisch, echt mal.

Dabei spielt es keine Rolle, ob der Gegenwert nun eine Entlohnung von 1000 € darstellt oder das Lächeln, das einem zeigt, dass dieser Mensch einen selbst schätzt.
Es scheint einfach jenseits Deines Begriffsvermögens zu sein. Das Lächeln, das Du am unteren Ende der Entlohnungsskala siehst, bedeutet eben NICHT, dass dieser Mensch einen selbst schätzt. Es bedeutet nur, dass der andere sich freut. Der Mensch, den ich an der Kasse vorlasse, schätzt mich deswegen nicht. Und der Radfahrer, der NICHT über die Scherben fährt, die ich weggefegt habe, weiß noch nicht einmal, dass ich existiere.

Der wirkliche Atruist müsste nicht nur vollkommen unerkannt bleiben und dürfte nicht nur keinerlei positives Feedback jeglicher Art haben, sondern dürfte auch von sich selbst nichts halten, damit keinerlei eigenes Interesse verfolgt würde und die wirkliche Selbstlosigkeit gegeben wäre. Dies jedoch wäre ein ungesunder Zustand, den es zu therapieren gälte.

Ergo: Egoismus ist absolut wichtig. Der Mensch muss sich selbst immer am wichtigsten sein.
100% Altruismus ist natürlich kaum einmal gegeben - und 100% Egoismus findet sich in der Praxis auch kaum einmal. Da die wenigstens von uns auf einer einsamen Insel leben, lässt es sich auch für den größten Egoisten kaum vermeiden, ab und zu etwas zu tun, was auch einen anderen Menschen glücklich macht. Der Hauptunterschied liegt in der Denkweise "ich mache einen anderen glücklich, und dass der glücklich ist, freut wiederum mich" versus "ich mache das, was für mich am besten ist - egal, ob es auch für nen anderen gut ist".

Ich persönlich finde ja den Ansatz der Maximierung des Gesamtnutzens am besten. Hypothetisches Szenario: mir wird angeboten, eine gewisse Geldsumme (0-100 EUR) zu bekommen. Nehme ich weniger als 50 EUR, bekommen 10 mir unbekannte Personen dieselbe Summe ausgezahlt. Nehme ich mehr, bekommen sie nix, und zusätzlich wird alles das, was über 50 EUR liegt, von diesen 10 Personen eingesammelt. Ich würde die Handlungsweise wählen, bei der in der Summe alle Beteiligten am besten wegkommen - sprich, ich nehme 49 EUR. Auch wenn ich selbst bei rein egoistischer Handlungsweise - wenn ich also 100 EUR nehmen würde - deutlich mehr zählbare Vorteile hätte. Die dann aber - nur für mich persönlich - durch das Wissen, dass andere dadurch Nachteile hätten, gemindert werden würde - während anders herum das Wissen, dass alle glücklich sind, mein persönliches Zufriedenheitslevel steigern würde. Ich handle also aus egoistischen Motiven altruistisch. Ein Mensch, der keine Befriedigung daraus ziehen kann, dass es anderen gut geht, und dem es vollkommen egal ist, wenn es anderen schlecht geht, würde vermutlich eher die rein egoistische Handlungsweise wählen und den Hunni einstecken.

Und ja - wenn es um 10 Mio gehen würde und die anderen 10 Personen alle Bill Gates wären, würde der zählbare Vorteil auch für mich so groß sein, dass das bisschen Zufriedenheit darüber, Herrn Gates nicht die Portokasse geplündert zu haben, nicht weiter ins Gewicht fällt ;)
 
Dabei
15 Mai 2011
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#38
Dann dürfte es dieses Wort überhaupt nicht geben. Denn mit Deiner Argumentation ist jede real praktizierte Handlungsweise als egoistisch zu bewerten.
Selbstlos bedeutet nunmal, dass man keinerlei Nutzen für sich selbst (egal welcher Art) aus der Sache zieht. Und das widerspricht jedem gesunden Menschenverstand und der menschlichen Natur. Selbstlos wäre das Opfer, das brav gehorcht, sich dafür treten lässt und trotzdem weitermacht.

Sogar die Kindergärtnerin, die einen Kind aus ihrer Gruppe in ein Loch unbekannter Tiefe hinterhergesprungen ist (http://www.welt.de/vermischtes/welt...-in-Schacht-Erzieherin-springt-hinterher.html), hat das wohl nur getan, um keinen Ärger mit Eltern zu bekommen, oder weil sie lieber ihr Leben riskieren als mit dem Wissen weiterleben wollte, dass sie ein Kind in Not allein gelassen hat. Voll egoistisch, echt mal.
Selbst sie agierte egoistisch. Ihr Bedürfnis, das Kind zu retten, entstammt der gleichen Quelle, wie jene, Kindergärtnerin zu werden: Es ist ihre Berufung. Was sie nun genau dazu gebracht hat, dort hinunterzuspringen, ist ungewiss. Dem Kind das Leben zu retten, ist jedoch nach wie vor nur Mittel zum Zweck. Ob ihr Motiv aus ihrer Leidenschaft zu ihrem Beruf heraus oder ihrer guten Erziehung (also böse gesprochen: Lemmingverhalten) oder ihrem Mutterinstinkt entsprang: Fakt ist, dass sie einen Antrieb hatte, der letztendlich ihr diente, sich gut zu fühlen (bzw. besser, als wenn sie es unterlassen hätte) und die Rettung des Kindes für sie nicht im Vordergrund stand (egal, ob sie sich dessen nun bewusst war oder nicht).

Es scheint einfach jenseits Deines Begriffsvermögens zu sein. Das Lächeln, das Du am unteren Ende der Entlohnungsskala siehst, bedeutet eben NICHT, dass dieser Mensch einen selbst schätzt. Es bedeutet nur, dass der andere sich freut. Der Mensch, den ich an der Kasse vorlasse, schätzt mich deswegen nicht. Und der Radfahrer, der NICHT über die Scherben fährt, die ich weggefegt habe, weiß noch nicht einmal, dass ich existiere.
Das ist unerheblich, da Du Dir durch Dein Verhalten ja selbst die Belohnung gibst: Z.B. Dir selbst einzureden, dass Du ein guter Mensch bist und dadurch Dein gutes Gefühl daraus zu beziehen. Für einen Menschen wie z.B. Hitler hättest Du das wahrscheinlich nicht gemacht. Als altruistische, also selbstlose Person, müsste Dir aber so etwas egal sein, denn dann ginge es um die gute Tat an sich, nicht darum, was Du dabei empfindest oder welches Gefühl Dir die Tat vermittelt. Dein Ego(ismus) bliebe dann also außen vor.

100% Altruismus ist natürlich kaum einmal gegeben - und 100% Egoismus findet sich in der Praxis auch kaum einmal. Da die wenigstens von uns auf einer einsamen Insel leben, lässt es sich auch für den größten Egoisten kaum vermeiden, ab und zu etwas zu tun, was auch einen anderen Menschen glücklich macht. Der Hauptunterschied liegt in der Denkweise "ich mache einen anderen glücklich, und dass der glücklich ist, freut wiederum mich" versus "ich mache das, was für mich am besten ist - egal, ob es auch für nen anderen gut ist".
Was Du beschreibst, sind nur 2 taktische Vorgehensweisen des Egoismus. Dem Gegenüber etwas Gutes zu tun, ist taktisch geschickt und stellt mit größerer Wahrscheinlichkeit sicher, selbst viel Gutes zurückzubekommen, während ein negatives Verhalten die Glücks"quelle" schnell versiegen lässt (bzw. das eigene schlechte gewissen einem kein Glück an sich vermittelt). Egoismus oder Altruismus sind jedoch absolute Begriffe. Es gibt nicht 80% egoistisch oder 50% egoistisch. Man ist entweder egoistisch oder nicht.

Ich persönlich finde ja den Ansatz der Maximierung des Gesamtnutzens am besten. Hypothetisches Szenario: mir wird angeboten, eine gewisse Geldsumme (0-100 EUR) zu bekommen. Nehme ich weniger als 50 EUR, bekommen 10 mir unbekannte Personen dieselbe Summe ausgezahlt. Nehme ich mehr, bekommen sie nix, und zusätzlich wird alles das, was über 50 EUR liegt, von diesen 10 Personen eingesammelt. Ich würde die Handlungsweise wählen, bei der in der Summe alle Beteiligten am besten wegkommen - sprich, ich nehme 49 EUR. Auch wenn ich selbst bei rein egoistischer Handlungsweise - wenn ich also 100 EUR nehmen würde - deutlich mehr zählbare Vorteile hätte. Die dann aber - nur für mich persönlich - durch das Wissen, dass andere dadurch Nachteile hätten, gemindert werden würde - während anders herum das Wissen, dass alle glücklich sind, mein persönliches Zufriedenheitslevel steigern würde. Ich handle also aus egoistischen Motiven altruistisch. Ein Mensch, der keine Befriedigung daraus ziehen kann, dass es anderen gut geht, und dem es vollkommen egal ist, wenn es anderen schlecht geht, würde vermutlich eher die rein egoistische Handlungsweise wählen und den Hunni einstecken.
Dein persönliches Zufriedenheitslevel. Damit ist es doch gesagt: Letztendlich ist Dein Antrieb der, dass es Dich zufriedenstellt. Der Vorgang selbst ist nur Mittel zum Zweck, um Dich zufriedenzustellen. Wenn Du derart sozial erzogen wurdest oder Dich derart der Gesellschaftsnorm unterwirfst oder was immer Deine Motive sind, weniger glücklich damit zu sein, dass Deine eigene monetäre Situation maximiert wird, anstatt, dass alle etwas davon haben, dann ist das nichts anderes, als dass Du dafür sorgst, dass gemäß Deinem inneren Empfinden Du selbst am glücklichsten bist. Das ist purer Egoismus. Die anderen sind Dir vollkommen egal, auch wenn Du Dir das nicht eingestehen willst. Wärst Du darauf gepolt, dass Du am glücklichsten wärst, wenn Du egal wie möglichst viel Geld besitzt, dann hättest Du die 100 € gewählt. In beiden Fällen sind die anderen nur Statisten, während Dein eigenes Glück immer als einziges im Rampenlicht steht.

Und ja - wenn es um 10 Mio gehen würde und die anderen 10 Personen alle Bill Gates wären, würde der zählbare Vorteil auch für mich so groß sein, dass das bisschen Zufriedenheit darüber, Herrn Gates nicht die Portokasse geplündert zu haben, nicht weiter ins Gewicht fällt
Du sprichst wieder über Dich und Dein Zufriedenheitslevel. Die Leute variieren, was bleibt bist Du und Deine Zufriedenheit und deren Prioritäten, um darin Erfüllung zu erhalten. Situationsabhängig würde Dich dann eben das Geld glücklicher machen, weil Du Dein Gewissen eben für Dein Glück als Priorität heranziehst. Was nichts anderes bedeutet, als dass es immer um Dich geht.

Ergo: Wir Menschen machen Dinge immer nur deswegen, um uns selbst Vorteile zu verschaffen. Altruistisch sind nur psychisch kaputte Menschen, die sich fremdsteuern lassen und wie Marionetten parieren, ohne sie selbst zu sein. Sobald Du Dir gemäß Deiner inneren Steuerung einen Vorteil verschaffen kannst, gehst Du es an. Für die einen ist emotionales Glück wichtiger, für andere monetäres Glück und wieder andere beziehen ihr Glück daraus, im Rampenlicht zu stehen und Anerkennung zu bekommen. Aber eins haben sie alle gemeinsam: Sie sind egoistisch, und ihren Egoismus zu nähren ist ihnen ausschließlich wichtig. Ihre Taktik, ihr gewünschtes Glück zu bekommen, list variabel, ebenso wie die Quelle des Glück oder dessen Natur. Menschen kommen, Menschen gehen. Was was konstant ist, ist das eigene Ich, das Ego, das zum eigenen Vorteil genährt werden will und das unseren Antrieb steuert.

Dein Problem ist, dass Du oberflächlicherweise nicht kapierst, dass Egoismus nichts Negatives darstellt. Gemäß Klischeedenken glaubst Du, Egoismus sei schlecht und Altruismus sei gut. Zudem glaubst Du, Egoismus und Altruismus hinge von der Natur des Glücks/Zufriedenheit ab, welches man sich verschafft. Deswegen verschließt sich Dir auch die Erkenntnis, dass ein Mensch, der nicht egoistisch ist, gar nicht funktionieren kann und früher oder später zum glücklosen, gepeinigten Opfer verkommt (oft anzutreffen in Partnerschaften, die vollkommen kaputt sind).
 

Aladin

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10 Mrz 2014
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#39
Jeder Mensch ist ein Egoist auch wenn er denkt er wäre es nicht. ZB in der Liebe würde man ja niemals diese mit jemanden anderen Teilen wollen.
 
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