Jeder hat sein Wertesystem.
Ja, nur dass es nicht Dein Wertesystem ist, sondern Du nur irgendetwas Anerzogenes und Vorgekautes nachlebst/-redest.
Ich ergänze: "Der Mensch ist auch ein hormongesteuerter Verdauungsschlauch", hat jedoch die Möglichkeit, sich zu entscheiden, zwischen Alternativen zu wählen, sein Verhalten zu reflektieren.
Ja, das tust Du aber nicht. Du hinterfragst gar nichts, sondern lebst nach Richtlinien anderer.
Und: Ich lauf nicht mit erhobenem Zeigefinger durchs Leben, sondern lebe mein Leben einfach authentisch und aufrichtig. Und ich kann dir sagen, ich bin sehr unangepasst.
Ah, verstehe, authentisch und unangepasst also:
Ich weiss nicht, wie ihr drauf seid. Vielleicht bin ich ja spießig... ich versuche mit Menschen so umzugehen, wie ich selbst behandelt werden möchte. Will heissen: Zuerst klaren Tisch machen, dann evtl. "der Lust frönen". Der Mensch ist kein hormongesteuerter Verdauungsschlauch, verdammich.
Das sind Konventionen der Gesellschaft, die mit Deiner eigenen Meinung überhaupt nichts zu tun haben. Ebenso könntest Du eine kopftuchtragende Muslime sein, die fragt, wie jemand drauf ist, dass er kein Kopftuch trägt. Und das ist zum einen einfältig und zum anderen sehr wohl zeigefingerhebend. Dabei weißt Du noch nicht mal, weswegen Du so denkst. Du folgst einem Gerechtigkeitsdenken, welches so nicht existiert. Einem freien Menschen ist es relativ latte, wie Du Dich benimmst; er macht seine Entscheidungen und Handlungsweisen nicht von den Deinen abhängig. Das macht ihn - im Gegensatz zu Dir - frei.
Ich stimme zu, mit einer Korrektur: Man ist zuerst einmal sich selbst verpflichtet.
Nein, man ist
ausschließlich sich selbst verpflichtet. Wenn jeder für sein eigenes Leben verantwortlich ist, dann impliziert dies auch, dass man keinerlei Pflichten für das Leben eines anderen zu tragen hat (mit Ausnahme von Schutzbefohlenen, natürlich). Nur Mitläufer bürden sich Pflichten auf (oder lassen sie sich aufbürden), die sie nicht zu vertreten haben. Und nur Feiglinge schieben die Verantwortung, die sie selbst zu tragen haben (also das eigene Leben betreffend), auf andere Menschen. Ein freier Mensch unterwirft sich bei seinen Lebensentscheidung nur einem einzigen Grundsatz: "Was bringt mich in diesem Moment am weitesten voran". Für diese Entscheidung ist er bereit, ggf. auftretende Kollateraleffekte inkauf zu nehmen und wird mit einem vollkommenen Wohlgefühl belohnt. Du hingegen stoppst bereits vor der Wahrheit, die Dir zu "kaltschnäuzig" vorkommt.
Ergo: Freiheit bedeutet zunächst einmal frei zu denken. Wer sich bereits in seinen Gedanken von Konventionen und vorgekauten Moralvorstellungen einfangen lässt, ist Lichtjahre davon entfernt, frei zu handeln, geschweige denn frei zu sein.