Fernbeziehung - schwierige Situation

Dabei
28 Jul 2014
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#1
Hi Leute,

ich habe ein Problem mit meinem Freund und brauche mal neutrale Ansichten dazu. Wäre super, wenn der ein oder andere Mal was dazu sagen könnte. Besonders die Meinung von anderen Männern würde mich interessieren.

Wir führen eine Fernbeziehung seit fast einem Jahr. Die Entfernung zwischen uns ist so groß, dass wir uns leider nicht sehr oft sehen. Wenn es gut läuft, dann sehen wir uns für ein paar Tage alle 2 Monate. Aber das ist leider nie wirklich sicher, weil in seinem Job ständig was dazwischen kommt und wir eigentlich nie wirklich wissen – erst wenige Tage bis max. eins/zwei Wochen vorher – wann wir uns das nächste Mal wiedersehen. Mich belastet diese Situation sehr, dass wir beim Abschied nie wissen, wann wir uns wiedersehen können. Er kann damit wohl besser umgehen, obwohl ihn die Abschiede aber gleichermaßen mitnehmen. Nur findet er recht schnell wieder in seinen Alltag zurück. Mir fällt das aber alles andere als leicht.

Wir haben uns im Internet kennengelernt und es war sozusagen Liebe auf den ersten „Klick“. Da wir nicht im selben Land leben, war es auch von Anfang an eine Fernbeziehung. Wir waren uns aber ziemlich schnell einig, dass er zu gegebener Zeit nach Deutschland kommen und hier mit mir leben würde. Da uns die Abschiede, wie bereits erwähnt aber immer schwerer fallen, planen wir seit einiger Zeit diesen Zustand so schnell wie möglich zu ändern und zusammen zu ziehen. Das ist natürlich nicht so einfach, da vieles bedacht werden muss. Dass dies nicht innerhalb von zwei Wochen über die Bühne geht, ist klar. Er spricht unsere Sprache noch nicht, was bedeutet, es wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis er zumindest soweit ist, dass er im Alltag mit seinen Sprachkenntnissen zurechtkommt und auch eine Arbeit finden kann. Die Suche nach einer Arbeit ist dann natürlich eine weitere Hürde. Dass er im EU-Ausland lebt ist schon mal ein großer Vorteil, da wir uns um Aufenthalts – und Arbeitsgenehmigungen und dergleichen keine Gedanken machen müssen.

Soweit die Rahmenbedingungen. Da eben aus oben genannten Gründen das ganze einige Zeit in Anspruch nehmen wird, sollten die Dinge meiner Meinung nach auch schleunigst in Angriff genommen werden. Sprich, Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, ggfs. Zeugnisse und Zertifikate übersetzen und beglaubigen lassen, Sprache lernen, etc. und was eben noch so getan werden muss. Allerdings habe ich das Gefühl, ich bin die einzige, die sich Gedanken über diese Dinge macht. Wenn ich sage wir setzen uns jetzt hin und machen Sprachunterricht, tut er das offenbar nur wiederwillig. Ich will ihm sicher nichts vorschreiben, aber wenn ich merke, dass von seiner Seite diesbezüglich gar nichts kommt, nehme ich eben die Zügel in die Hand, da ich irgendwie immer das Gefühl habe, er hat so gar keinen Plan, wie wir das angehen sollen. Und so ist es eigentlich mit allem, was irgendwie mit unserem geplanten Zusammenziehen zu tun hat. Wenn ich ihn darauf anspreche, dass er mir damit das Gefühl gibt, die Angelegenheit wäre ihm nicht wichtig oder ich ihn direkt frage, ob er das wirklich will und dazu bereit ist, ist er beleidigt und fragt mich, wie ich an seinen Absichten zweifeln könnte. Dann erklärt er mir stundenlang was ich ihm bedeute und wie sehr er das will, was auch wirklich süß ist. Aber wenn ich darauf entgegne, dass - so sehr mich seine Worte auch berühren – es mir langsam schwer fällt all das zu glauben, wenn er nicht auch entsprechend handelt, kann er einfach nicht verstehen, wieso ich so empfinde. Und genau aus diesem Grund streiten wir seit einiger Zeit ständig. Ich kann sein Verhalten nicht verstehen und er meines nicht. Nach meinem Empfinden tut man einfach alles, was möglich ist, wenn einem eine Sache wirklich wichtig ist. Natürlich sehe ich ein, dass es ein riesen Schritt ist. Besonders für ihn, da er sein Land und sein ganzes Leben dort verlässt. Darum frage ich ihn ja auch, ob er dazu wirklich bereit ist, weil ich mir schon langsam schlecht dabei vorkomme, dass er etwas tut, was er eigentlich gar nicht möchte. Und jedes Mal beteuert er mir, dass er das will und bereit dazu ist. Aber warum zeigt er es dann nicht, indem er sich ein bisschen in die Sache reinkniet und etwas Einsatz zeigt? Mir kommt es einfach so vor, als könne er mit dieser Situation sehr gut umgehen und er darum keinen Anlass sieht, etwas daran zu ändern. Ich persönlich kann damit nicht umgehen und das sage ich ihm auch. Für mich ist es derzeit nur ein „Aushalten“ bis wir unser Ziel erreicht haben. Und darum ärgert es mich, dass er meint, wir hätten alle Zeit der Welt.

Mir wirft er hingegen vor, ich wäre ungeduldig. Was ich auf der einen Seite auch nicht von der Hand weisen kann, da er mir seit einiger Zeit ein baldiges Ende dieser Situation in Aussicht gestellt hat und nun irgendwie einen Rückzieher macht. Wenn er mir klar sagen würde, er brauche noch Zeit und kann und will das jetzt noch nicht, dann müsste ich mir eben überlegen ob ich meinerseits darauf warten kann und will, bis er sich entschieden hat. Aber er lässt mich irgendwie so in der Schwebe hängen und ich weiß einfach nicht, woran ich bin und das macht mich wahnsinnig. Ich liebe ihn wirklich sehr und möchte mein Leben mit ihm verbringen, aber auf der anderen Seite will ich nicht umsonst warten, bis er dann irgendwann zu der Erkenntnis kommt, dass er es doch nicht will. Denn ich verstehe einfach nicht, worauf er noch warten will, wenn er sich so sicher mit uns ist? Leicht wird es sicher nicht, alle Zelte abzubrechen und ein komisches Gefühl bleibt denke ich immer zurück. Aber das wird so sein, egal ob wir das in zwei Monaten in Angriff nehmen oder erst in einem Jahr. Allerdings steht für mich fest, dass ich diese Art der Beziehung kein weiteres Jahr durchhalten werde. Bzw. vielleicht könnte ich das sogar, wenn einfach ein wenig mehr Planungssicherheit in dieser Beziehung wäre. Aber wir können weder richtig planen, wann wir uns genau sehen, noch kann er mir ein Ziel in Aussicht stellen, wann diese Situation permanent vorüber sein wird. Und langsam empfinde ich das ganze als ein Hinhalten seinerseits.

Außerdem kommt hinzu, dass wir seit etwa 2 Wochen extrem oft Streit hatten, der nun eskaliert ist. Angefangen hat die Situation damit, dass er, nachdem ich für ein verlängertes Wochenende bei ihm war, plötzlich meinte, er würde mal wieder viel öfter raus müssen, unter Leute gehen, Party machen etc. In der ganzen Zeit, in der wir zusammen sind, war er nie dieser Typ Mensch, der viel unterwegs war. Darum hat mich das etwas stutzig gemacht. Ich war gerade mal wieder einen Tag zu Hause von unserem letzten Treffen, bei dem wir unter anderem natürlich darüber gesprochen haben, wie es weitergehen solle und wir uns noch immer einig waren, dass wir nun alles daran setzen, endlich für immer zusammen sein zu können. Und da kommt er mit der Idee, seine wenige Freizeit (sein Job ist sehr zeitintensiv) dafür zu verschwenden, Party zu machen und Saufen zu gehen. Verschwenden ist sicher nicht das passende Wort, da er die Zeit ja nutzt, um sich mit Freunden zu treffen. Und dass ihm seine Freunde wichtig sind, finde ich auch gut und richtig. Aber ich finde es extrem merkwürdig, dass er dieses Bedürfnis gerade jetzt empfindet, wo wir eigentlich die Zeit damit verbringen sollten intensiv nach Lösungen zu suchen. Noch zu mal er seit ich ihn kenne, nie der Party-Löwe war. Nun sagt er mir, er war schon immer so, bevor er mich kennen gelernt hat. Ich habe ihn aber als eine andere Person kennen gelernt und nun erwartet er von mir, dass ich diesen plötzlichen Wandel einfach so kommentarlos akzeptieren muss. Ich muss dazu sagen, dass wir immer viel Zeit gemeinsam bei Skype verbringen. Jeden Abend eigentlich, es sei denn jobmäßig kommt mal was dazwischen. Es ist also eine Routine geworden, dass wir jeden Abend „gemeinsam“ verbringen. Jetzt will er seine Abende aber lieber woanders mit anderen verbringen. Wirft also einfach so unsere ganze Routine über den Haufen, kürzt unsere ich nenne sie mal „Quality Time“ so wie es ihm gefällt und findet, ich muss das hinnehmen. Es geht hier ja nicht mal um zwei oder drei Abende in der Woche, wo er nach der Arbeit nochmal für zwei, drei Stunden mit Freunden ein Bierchen trinken geht. Wir sprechen hier von der Mehrzahl der Wochentage plus Wochenende, wo intensiv gefeiert wird und ne Menge Alkohol fließt und wo es keine Seltenheit ist, dass er – auch unter der Woche an einem Arbeitstag – um 3 Uhr morgens nach Hause kommt. Am Wochenende ist das dann eher so gegen 5 Uhr. Und dann ist er so verkatert, dass er bis Nachmittags schläft und nach dem Aufstehen mit Freunden Kaffee trinken gehen will oder irgendwelchen anderen wichtigen Verpflichtungen nachgeht, die er auf keinen Fall absagen kann. Mir hingegen kann er aber ohne weiteres immer einen Korb geben. Letztes Wochenende war er sogar so zugeballert, dass er sich an einen Zeitraum an diesem Abend gar nicht mehr erinnern kann. Er kann mir also nicht mal mit Gewissheit sagen, ob er mich betrogen hat.

Auf meine Fragen, warum er sich plötzlich so verändert hat, sagt er mir, er wäre die gleiche Person wie immer. Er müsste aber eben einfach viel mehr raus. Ich verstehe das ja auch, dass er sich ablenken will. Aber er versteht so überhaupt nicht, dass es für mich den Eindruck macht, er würde vor etwas weglaufen. Außerdem ist er nicht bereit, auch nur ein wenig von seinen Plänen abzurücken. Wenn ich ihm vorschlage, dass er dann eben mal nur für ein paar Stunden auf eine Party geht, anstatt die ganze Nacht bis zum Morgen dort zu bleiben, bekomme ich zu hören, er könne nicht sagen, wann er wieder da ist. Er benimmt sich in meinen Augen so, als wäre er Single ohne Verpflichtungen seiner Partnerin gegenüber. Ich finde einfach – und meinetwegen nennt mich spießig – es gehört sich einfach nicht, so ein extremes Partyleben zu führen, wenn man in einer Partnerschaft lebt. Wenn ich dabei wäre, würde ich das vielleicht anders sehen und dann würde er sich sicher auch nicht so verhalten. Aber wenn er alleine unterwegs ist, finde ich es absolut peinlich und unangebracht, dass er sich wie ein pubertierender Teenager verhalten muss. Und feiern mit Freunden ist eine Sache, aber neue Weiber kennenlernen finde ich nun wirklich das höchste der Gefühle.

Nun ist der Streit wie gesagt eskaliert und wir sind erstmal auf Abstand. Ich habe mich dermaßen in die Ecke gedrängt gefühlt von diesem Verhalten, dass wir uns gestern so richtig gezofft haben und einiges gesagt wurde, was besser ungesagt geblieben wäre. Aber es ist wie es ist. Und dann sagt er mir, diese zwei Wochen wären ein Test gewesen, den ich nicht bestanden hätte. Er wollte sehen, ob ich auf ihn eingehe, wenn er etwas möchte. Und nun weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll und noch weniger weiß ich, was ich davon halten soll. Sicher habe ich mich in dieser Zeit nicht immer richtig verhalten, genauso wie er sich nicht immer richtig verhalten hat. Er war mir vollkommen fremd in seinem ganzen Verhalten und das habe ich ihm während dessen ja auch immer gesagt. Er meinte aber er hätte sich nicht verändert. Mit diesem Test allerdings bestätigt er mir das genaue Gegenteil. Er hat bewusst auf diese Dinge beharrt, obwohl sie ihm sonst nie wichtig waren, nur um eine Reaktion aus mir herauszukitzeln. Er hat grundsätzlich genau das Gegenteil von dem gemacht, worum ich ihn gebeten habe. Er hat Verhaltensweisen genutzt, von denen er wusste, sie bringen mich zur Weisglut und hat mich wissentlich verletzt, um zu testen, wie ich reagiere. Wenn ich nicht so gehandelt habe, wie er wollte, hat er die dann-mach-ich-eben-Party-Keule rausgeholt, weil er wusste, damit kann er mir eins auswischen.

Und ich verstehe einfach nicht, wie jemand so krank sein kann, sich einen solchen Test für jemanden auszudenken. Anstatt einfach den Mund aufzumachen und zu sagen, was genau er will und erwartet, stellt er mich vor Extremsituationen, um zu testen, wie ich darauf reagiere. Ich fühle mich inzwischen wie seine Laborratte und frage mich, welchen Tests er mich noch unterziehen möchte.

Also wie seht ihr das? Reagiere ich über? Interpretiere ich etwas in seinem Verhalten falsch? Tue ich ihm Unrecht? Denn ich bin total verwirrt inzwischen und zweifle schon an meinem Verstand und frage mich, ob ich wirklich so unmöglich reagiere, wie er es mir vorwirft. Und vielen Dank für’s Lesen. Ist leider etwas lang geworden.

LG
 
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Dabei
27 Aug 2011
Beiträge
138
#2
Hi,

in diesem Fall gibt es mMn leider keine Hoffnung auf einen positiven Ausgang.

Im Grund ist dein Thread der Beleg, warum Fernbeziehungen fast immer zum Scheitern verurteilt sind (euch trennen sogar Länder). Dazu kommt, das ihr euch extrem wenig seht. Daraus folgt, dass auf beiden Seiten eine eiserne Disziplin und viel Vertrauen in die andere Seite vorherrschen muss, damit so etwas überhaupt funktionieren kann.

Dein Freund beherrscht unsere Sprache nicht und hat beteuert er möchte mit dir in D leben? Tut mir leid, das sehe ich noch nicht. Wenn man nur widerwillig und unter Druck zum Sprachunterricht bewegen kann, der möchte die Sprache nicht lernen. Da er auch keinen konkreten Plan gemacht hat, wie er die Hindernisse überwinden kann, vermute ich mal dass er dich mit halbseidenen Beteuerungen bei der Stange hält und nie vorhatte, nach D auszuwandern um hier zu leben. Und du bist seinen gesäuselten Worten, wie sehr er dich "liebt" eine lange Zeit lang auf den Leim gegangen. Passiert jedem Mal ist nicht schlimm.

Solche gravierenden Veränderungen bei Menschen machen mich immer stutzig. Wenn jemand sein Verhalten in so kurzer Zeit ändert, hat er sich entweder lange verstellt oder seine Lebensumstände haben sich geändert. Ich denke auch, dass das immer wieder abgesagte "Skypen" keine Jobgründe hat. Wenn ich eine Partnerin liebe und sie ist über eine längere Zeit räumlich von mir getrennt, bediene ich mich aller Mittel und Wege um Zeit mit dieser zu verbringen. Da hat dann auch der Job hinten anzustehen.

Du hast es gut zusammengefasst… Er verhält sich wie ein Single ohne Verpflichtungen. Daraus schließe ich, dass er die Beziehung gar nicht mehr für voll nimmt.

Und diese Nummer mit dem Test war dann einfach der Höhepunkt der Dreistigkeit. Ich halte es nichtmal für ausgeschlossen, das da sogar eine oder mehrere andere Frauen im Spiel sind.

Fazit: Auch wenn es hart klingt, denke ich, dass diese Beziehung eigentlich vorbei ist und du diese beenden solltest. Über das Internet entsteht keine Liebe nur Verliebtheit. Und dein Freund hat dir mit seinem Verhalten gezeigt, dass er die Beziehung nicht für voll nimmt und dich vorallen Dingen als Freundin auch nicht mehr respektiert. Daher hör auf, dich von ihm so behandeln zu lassen, beende diese Farce, komm darüber hinweg und siehe zu dass dir sowas nie wieder passiert.

Diese Worte klingen zwar hart, aber ich hoffe sie rütteln dich auf. Das ist meine neutrale Meinung zum Sachverhalt.

 
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