Zum Thema frühes Liebesgeständnis: Ist mir noch nicht passiert und jemandem bei mir auch noch nicht. Abschrecken würde es mich in dem Fall, den Bodo beschrieben hat, dass man es vernünftig betrachtet für unauthentisch halten muss, weil sich Liebe (der eigenen Definition nach) in der Zeit, die man zusammen verbracht hat, noch gar nicht entwickelt haben kann. Ernsthafte Zuneigung für andere Personen entsteht ja meiner Erfahrung nach erst über Zeit. Wenn jemand zwar bisschen früh für mein Gefühl dran wäre, aber ich es als authentisch empfinde und nachvollziehen kann, dass unser sich Verhältnis bereits zu einem Punkt hin entwickelt hat, an welchem die Zuneigung dann schon auch entsprechend tief sein kann, würde es mich nicht abschrecken und auch nicht unter Druck setzen. Da hätte ich dann Vertrauen, dass es sich gut weiterentwickeln wird. Kurz zusammengefasst: Mir käme es auf die Glaubwürdigkeit an.
Zum Thema Feminismus: Ich spreche jetzt nur aus meinen persönlichen Erfahrungen.
Also, woran ich irgendwie immer so ein bisschen anstoße, ist diese Darbietung der hypothetischen Welt, in der Geschlechter und Pronomen keine Rolle spielen, und diesen Weg dahin dann aber mit einem starken Fokus auf nur einem der Geschlechter pflastern zu wollen.
In meinem persönlichen Umfeld habe ich das Gefühl, dass die Frauen besser copen als die Männer. Ja, die eine Freundin (Ingenieurin, Automobilindustrie) wird nicht gut behandelt an ihrem Arbeitsplatz und das ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf ihr Geschlecht zurückzuführen, denn inhaltlich war sie schon immer extrem gut und auch persönlich ist sie sehr rational und ausgeglichen, also eigentlich nichts, was am Arbeitsplatz stören sollte.
Aber sie trifft sich regelmäßig mit uns, sie lässt sich darüber aus, wir besprechen das alles (gemischtgeschlechtliche Runde), wir überlegen wie man was verändern kann und letztlich wird sie jetzt den Arbeitsplatz wechseln und auf diese Weise etwas an ihrer Unzufriedenheit bei der Arbeit ändern. Das jetzt nur als ein Beispiel, es gab ähnliches im Freundeskreis auch mit Belästigung am Arbeitsplatz, Mobbing, inhaltlicher Abwertung/Diskriminierung usw.
Also ich bestreite nicht, dass es das gibt, aber in meinem Umfeld zumindest wird das alles offen besprochen und thematisiert und versucht zu ändern. Es ist lange nicht mehr so ein Tabu-Thema, wie es das ja mal war.
Wenn ich meine männlichen Freunde angucke, dann strugglen die fast mehr im Leben und die haben nicht mal ein klares Feindbild. Die führen irgendwie eine Art Kampf mit sich selbst aus, überhaupt erst mal Orientierung zu finden und die eigenen Prioritäten festzulegen. Und die Gespräche darüber laufen aber komplett anders ab, viel unfreier gefühlt. Vielleicht auch, weil sie nicht jammern dürfen, weil sie ja priviligiert sind und sonst gleich irgendein denglisches Wort erfunden wird, um ihre Selbstbezogenheit zu verspotten.
Und so sehr ich mir für meine weiblichen Freunde auch ein einfacheres Leben wünsche, wünsche ich mir das auch für die männlichen. Ich hab gar keine Lust ihre Probleme abzuwerten, nur weil sie in Summe den größeren Teil der Bevölkerung ausmachen und damit im Allgemeinen betrachtet, eine größere Machtposition innehaben.
Also nur auf mein Umfeld bezogen, verdienen die Männer vermutlich die höheren Gehälter. Nur auf mein Umfeld bezogen, haben auch mehr Männer mit Abhängigkeit von Substanzen zu tun. Und Verdacht auf Depression usw.
Irgendwie ist diese Ära der Geschlechtergleichordnung zu einem Geschlechterkampf geworden und ich checke noch nicht ganz, warum.
Gestern war ich in "Don't Worry Darling" und seitdem ist die Frage, was eigentlich das Idealbild eines Mannes in der Gegenwart ist, wieder etwas präsenter in meinem Kopf. Und ich hab über die sonstige mediale Repräsentation von Männern, die sich an dieser Frage reiben, nachgedacht, und mir sind Mad Men, Breaking Bad und Sopranos eingefallen. Aber mEn werden da zwar die Struggle aufgezeigt, aber nie aufgelöst. Es gibt nie dieses "Dann löste er sich von den Erwartungen anderer und wurde glücklich."
Correct me, if I'm wrong.