Erfahrungen damit eine Pflegeeinrichtung zu finden?

Dabei
6 Feb 2017
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#1
Hallo ihr Lieben,
im vergangenen Jahr ist etwas viel bei mir passiert.

Mein Vater hatte einen Schlaganfall und war danach halbseitig gelähmt. Anfangs war er komplett unselbstständig und konnte sich nicht einmal alleine im Bett aufsetzen - nach vier Monaten Reha konnte er bereits langsam und vorsichtig an einem Stock gehen. Nicht besonders weit, aber so ein paar Schritte gingen. Er wurde dann nach Hause entlassen mit Pflegedienst, der kam und beim Duschen und Anziehen half und täglichem Aufenthalt in einer Tagesklinik, bis er nachmittags von seiner Frau abgeholt wurde.

Seine Frau hat schon direkt nach dem Schlaganfall zu verstehen gegeben, dass sie seine Situation als von ihm selbst verschuldet ansieht und sich als das eigentliche Opfer, da sie sich nun um alles zu kümmern hat. In der Reha hat sie ihn in den Monaten so alle 10-14 Tage mit dem gemeinsamen Sohn besucht. Ich habe in der Zeit so gut wie durchgängig in Süddeutschland verbracht und ihn so gut wie jeden Tag besucht, wobei man das um sie herumplanen musste, da sie entschieden hatte nicht mehr mit mir zu sprechen und sich gewünscht hat dass niemand anderes da sein soll, wenn sie ihn besuchen kommt.

Seit er vor neun Monaten wieder zu sich nach Hause ist, habe ich ihn zu Hause daher nicht mehr besucht. Ich habe alle zwei Monate circa meine Mutter in Süddeutschland besucht und dabei dann auch einen Abstecher in seine Tagesklinik gemacht, wenn er da war, wobei er relativ schnell auf nur zwei Tage die Woche reduziert hat (gegen die Empfehlungen des dortigen Personals), da seine Frau ihn nicht mehr jeden Tag hinbringen und abholen wollte. Ich habe da also nur kleine Einblicke bekommen und hatte kein gutes Bild davon, wie es ihm geht.

Letzten Monat war ich für zwei Wochen bei ihm zu Hause, da seine Frau ihm angekündigt hatte, dass sie mit dem Sohn in den Urlaub fahren will und er sich überlegen solle, wie er in der Zeit klar kommt. Er hat also mich gefragt und ich bin für zwei Wochen runtergefahren und habe da dann wieder viel Zeit mit ihm verbringen können. Es wurde ziemlich deutlich, dass er zu Hause gemobbt wird und es da nicht aushaltbar ist. Frau und Sohn haben beide absolut keine Empathie für seine Situation und Abhängigkeit, sie scheinen ihn zu verachten und lassen es ihn bei jeder Gelegenheit spüren. Zwei Tage lang konnte ich das auch selbst beobachten, bevor sie in den Urlaub gefahren sind. Mit meinem kleinen Halbbruder habe ich an den beiden Abenden auch versucht zu reden und ihm klar zu machen, dass man keinen Menschen so behandelt, aber er versteht es nicht.

Ich bin wohl nicht die einzige die das so sieht und mein Vater hat jetzt, nachdem er von verschiedendsten Leuten zur Seite genommen wurde um ihm zu sagen, dass er unwürdig und demütigend behandelt wird, entschieden dass dort auszuziehen tatsächlich das beste wäre. Dazu kommt glaube ich noch, dass seine Frau auch immer wieder durchklingen lässt, dass sie ihn gerne raus hätte und besser früh als spät. So viel zur Vorgeschichte.

Er möchte jetzt also in meine Stadt ziehen - was Sinn ergibt - und hat mich gebeten mir Institutionen anzugucken. Das habe ich die letzte Woche gemacht und muss sagen, dass alles, was von seiner Rente bezahlbar wäre, mich total trostlos und unglücklich stimmt. Meinem Gefühl nach würde er da in ein paar Jahren sterben. Ich habe auch sehr schöne Einrichtungen gesehen, die aber entsprechend teuer sind.

Daher meine Frage: Hat jemand Erfahrung damit und weiß, wo man wie extra Unterstützung zur Rente beantragen kann? Pflegegeld bekommt er, das ist ja aber zweckgebunden.
 
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Dabei
6 Mrz 2013
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#2
Hallo idkat,
zunächst mal: Das tut mir wahnsinnig leid für dich und deinen Vater.
Ich kenne diese Situation - dass Eltern pflegebedürftig werden - vielfach, und es ist immer Mist, nur besonderer Mist ist es, wenn die Familie da nicht an einem Strang zieht bzw wenn man (du/ dein Vater) nicht nur keine Hilfe hat, sondern wenn auch noch gegengearbeitet wird.

So ein paar Rahmenbedingungen wären noch wichtig zu kennen:
Wer ist Eigentümer des Hauses, in dem dein Vater und seine Frau aktuell wohnen?
Hat dein Vater einen Pflegegrad und wenn ja, welchen?

Ansonsten ist es nach meiner Kenntnis leider so, dass je nach Pflegegrad und "Unterbringung" die Pflegekasse etwas zahlt, aber wenn das zusammen mit der Rente und dem Vermögen (und einer etwaigen Unterhaltspflicht - der Ehefrau womöglich?) nicht reicht, muss die Sozialhilfe einspringen, und die finanziert dann natürlich nicht die schönste Einrichtung. Da kann man wahrscheinlich froh sein, wenn die Einrichtung für dich gut erreichbar ist.

Schau doch mal, welche Stellen bei dir vor Ort dich beraten könnten. Das könnte eine Nachbarschaftshilfe sein, ein Pflegestützpunkt, der Bürgerservice der Stadt oder Gemeinde, ...

Im Internet gibt es zwar auch ganz gute Seiten, zB pflege.de oder die Seite des BMG https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-pflege.html , aber es ist kompliziert, sich da durchzuwühlen.
Manche Pflegekassen sind da auch sehr kooperativ und geben Tipps.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#3
Hi Twin,
vielen lieben Dank für deine Antwort <3

Wer ist Eigentümer des Hauses, in dem dein Vater und seine Frau aktuell wohnen?
Das Haus wird noch abbezahlt. Er hat 100.000€ bereits bezahlt, ein großer Teil ist jedoch noch offen. Im Kaufvertrag stehen beide; seine Frau möchte das Haus übernehmen und die ausstehenden Raten zahlen. Angeblich wird sie dann auch ihm irgendwas ausbezahlen, da bisher ja nur er das Haus abbezahlt hat, aber ich durchblicke bislang noch nicht so richtig, was sie ihm dann zahlt und wann. Er rechnet jedoch nicht damit extra Einkünfte durch das Haus zu haben in nächster Zeit.

Hat dein Vater einen Pflegegrad und wenn ja, welchen?
Ja, er hat PG 4 momentan. Es kann aber sein, dass das abgestuft wird bei der nächsten Inspektion, da er inzwischen schon viel selbstständiger ist als damals.

(und einer etwaigen Unterhaltspflicht - der Ehefrau womöglich?)
Sie waren schon beim Notar und haben auf gegenseitige Ansprüche nach Auflösung der Ehe verzichtet - seine Frau möchte sich dann scheiden lassen. Aber auch da weiß ich nicht, was alles unter "gegenseitige Ansprüche" mit einbegriffen ist. Mein Vater sagt, dass es so ok für ihn ist, da seine Rente ihr Gehalt übersteigt (sie arbeitet jetzt Teilzeit und hat davor ca. 20 Jahre lang so gut wie nicht gearbeitet).

Das könnte eine Nachbarschaftshilfe sein, ein Pflegestützpunkt, der Bürgerservice der Stadt oder Gemeinde, ...
Das ist schon mal eine super Hilfe, danke!! Bei solchen Dingen scheitert es bei mir schon daran, dass ich gar nicht weiß, was genau ich googlen oder suchen sollte. Von daher vielen Dank!

Im Internet gibt es zwar auch ganz gute Seiten, zB pflege.de oder die Seite des BMG https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-pflege.html , aber es ist kompliziert, sich da durchzuwühlen.
Perfekt, dann wühle ich mich da mal durch, vielen Dank.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich richtig wütend werde bei der Vorstellung, dass sie die nächsten Jahre in diesem Haus mit Garten, zwei Terassen und Sauna leben wird, während er, der ihr bislang alles finanziert hat, in so einem 17m²-Zimmer einer Senioren-WG leben soll, und sie nicht mal diejenige ist, die sich das mit angucken muss, weil sie ihn sowieso niemals besuchen kommen wird.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Sie waren schon beim Notar und haben auf gegenseitige Ansprüche nach Auflösung der Ehe verzichtet - seine Frau möchte sich dann scheiden lassen. Aber auch da weiß ich nicht, was alles unter "gegenseitige Ansprüche" mit einbegriffen ist. Mein Vater sagt, dass es so ok für ihn ist, da seine Rente ihr Gehalt übersteigt (sie arbeitet jetzt Teilzeit und hat davor ca. 20 Jahre lang so gut wie nicht gearbeitet).
Äh - Moment mal - sie will sich scheiden lassen? Da muss er ja nicht gleich begeistert mitmachen oder ist das schon alles eingetütet?
Dein Vater sollte sich dringend von einem Anwalt beraten lassen, wie seine Finanzsituation auf absehbare Zeit aussieht unter Einbeziehung der Rahmenbedingungen wie dieser hier:
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich richtig wütend werde bei der Vorstellung, dass sie die nächsten Jahre in diesem Haus mit Garten, zwei Terassen und Sauna leben wird, während er, der ihr bislang alles finanziert hat, in so einem 17m²-Zimmer einer Senioren-WG leben soll,
 
Dabei
6 Feb 2017
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#5
Ich habe schon nach Anwälten im Familienrecht gesucht, aber die sind auch nicht gerade billig. Das, und seine Noch-Abhängigkeit von ihr, schreckt ihn glaube ich ab. Er reagiert zumindest sehr abwehrend, wenn ich das ins Spiel bringe und ihm sage, dass ich es wichtig finde, dass er einfach seine Anspruchslage kennt - dann könne er ja immer noch verzichten, aber wenigstens wissentlich. Gefällt ihm irgendwie nicht, wenn ich ihm das sage.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#6
Was sagt er denn dann zu ihren Scheidungsabsichten?

Will er überhaupt dass du ihm hilfst? Wobei genau?
Wenn ich bei etwas helfen soll, und das von dem Hilfsbedürftigem aber nicht angenommen oder gar torpediert wird, versuche ich, die Verantwortung wieder an den anderen abzugeben. Diese ganze Materie ist so komplex, dass sie kein Stückwerk verträgt.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#7
Was sagt er denn dann zu ihren Scheidungsabsichten?
Die Eheprobleme und eventuelle Trennung haben sich schon vor dem Schlaganfall abgezeichnet. Ich glaube, dass der Schlaganfall ihr einen Strich durch ihre eigentlichen Trennungspläne gemacht hat, denn unter anderen Umständen wäre auf jeden Fall er ihr gegenüber unterhaltspflichtig gewesen. Der Scheidungswunsch kommt jetzt denke ich nicht als großer Schock für ihn, er sagt aber dass er ihr den Umgang mit seiner Situation übel nimmt und dass er das nie im Leben so gedacht hätte. Aber dann sagt er halt auch, dass er es nicht eskalieren möchte, weil er Angst hat, dass sie und der Sohn sonst sagen, dass sie jetzt keinen einzigen Handgriff mehr für ihn machen. Momentan machen sie zwar auch nicht viel, weil sie das meiste schon eingestellt haben, aber sie helfen ihm noch manchmal so eine Armschiene anzuziehen oder Tabletten aus den Hüllen zu kriegen und so.

Will er überhaupt dass du ihm hilfst? Wobei genau?
Ich denke primär dabei den Umzug zu regeln. Also eine Einrichtung zu finden, Möbel zu kaufen, einzurichten, etc. Und dann soll ich auch als Pflegeperson eingetragen werden, also würde ich dann vermutlich die bürokratischen Sachen mit der Pflegekasse regeln. Aber darum, mich in die Scheidung zu mischen, hatte er mich jetzt nicht gebeten.

die Verantwortung wieder an den anderen abzugeben
Ja mein Freund sagt auch, wenn mein Papa lieber in der billigen Unterkunft lebt um den Stress für zusätzliche Gelder zu vermeiden, ist das seine Entscheidung. Aber ich werde ihn dann ja dort besuchen gehen und ich werde ihn dort verfallen sehen, also hab ich schon das Gefühl, dass es auch was mit mir und meinem Wohlbefinden zu tun hat.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#8
Ich denke primär dabei den Umzug zu regeln. Also eine Einrichtung zu finden, Möbel zu kaufen, einzurichten, etc. Und dann soll ich auch als Pflegeperson eingetragen werden, also würde ich dann vermutlich die bürokratischen Sachen mit der Pflegekasse regeln. Aber darum, mich in die Scheidung zu mischen, hatte er mich jetzt nicht gebeten.
Das ist klar, dass du dich nicht in die Scheidung reinmischen solltest, aber das hat ja was mit den Finanzen zu tun, und wenn du seine bürokratischen Sachen regeln sollst (das kann er also nicht mehr selber?), musst du über seine Finanzen zumindest Bescheid wissen, brauchst Vollmachten, usw.
Aber ich werde ihn dann ja dort besuchen gehen und ich werde ihn dort verfallen sehen, also hab ich schon das Gefühl, dass es auch was mit mir und meinem Wohlbefinden zu tun hat.
Das ist ja noch Zukunftsmusik. Und wenn es so weit ist, wirst du dir mantraartig vorsagen müssen "Er will es so. Es ist seine Sache, nicht meine", bis du aufhören wirst, dir darüber Gedanken zu machen.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#9
Apropos Vollmachten: Hat er eine Patientenverfügung und was da rundherum sonst noch dazugehört? Bist du da jeweils eingetragen? Willst du das überhaupt?
 
Dabei
24 Sep 2017
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#10
Oh shit.
Das tut mir sehr leid, dass du in dieser Situation bist.
Als jemand, der alle Großeltern und bis vor kurzem noch einen Opa mitgepflegt hat (der jetzt im Wohnheim wohnt, weil es nicht mehr ging), kann ich sagen, dass das ultra an der Substanz zehrt und du absolut kein schlechtes Gewissen zu haben brauchst, wenn du irgendwann erleichtert bist, wenn er gestorben oder in Vollzeitpflege ist. Fühl dich bitte niemals schlecht dafür. Das ist traurig, aber du kannst nichts dafür uns bist deshalb auch kein schlechter Mensch oder hast deinen Vater nicht weniger lieb. Du gibst hier dein Bestes, aber du bist ein Mensch, du bist kein Gesundheitssystem, du bist keine Einrichtung und du hast dein eigenes Leben und deine eigene Familie. Klar braucht er dich jetzt, aber du bist immer noch du.
Ich glaube auch nicht, dass das mit der Scheidung so einfach sein wird, denn wenn er irgendeine Einrichtung nicht bezahlen kann, dann geht es an Grundstücke, Eigentum, Schenkungen - und die direkte Familie und das schließt dich mit ein, was mit der Noch-Frau ist kann dir erstmal egal sein. Sag ihm das, dass es nicht nur ihn betrifft, wenn er sich nicht richtig einstufen lässt. Die Pflegekasse bezahlt ,wenn er, keine Ahnung, 10k noch selbst besitzt oder so.
Und schau seine Unterlagen durch, ob er irgendeine Zusatzversicherung hat, alte Leute sind normalerweise ziemlich über-versichert.
Was die Pflegeunterkunft abgeht, ist es immer besser, eine in der Nähe zu nehmen. Klar, es ist scheiße, wenn man da kein gutes Gefühl hat, aber man kann da auch erstmal zur Kurzzeitpflege und ausprobieren. Aber da wird sehr viel Herumgefahre auf dich zukommen.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#11
Hallo Idkat, ich habe jetzt erst deinen Beitrag gesehen und es tut mir ebenfalls wahnsinnig leid, was du jetzt schultern musst. Meine Vorrednerinnen haben ja schon Vieles gesagt und besonders viel Erfahrung mit pflegebedürftigen Eltern habe ich nicht.
Aber ich möchte dir dennoch einen Rat geben. Du solltest aufpassen, dass dein Vater nicht vorzeitig irgendwelche Verzichtserklärungen unterschreibt, nur, um seine Ruhe und keinen Ärger mit der Exfrau zu haben. Bei Scheidungen wird einem oft dazu geraten, sich außergerichtlich zu einigen, Was meist ja auch Sinn macht. Aber bei einer gemeinsamen Immobilie würde ich auf Nummer sicher gehen. Anwälte sind teuer, aber sie haben einfach auch mehr Erfahrung. Der Verkauf eines Hauses nach einer Scheidung ist nicht selten, weil man das Haus dann natürlich gerecht aufteilen kann. Im Übrigen sind nicht nur Eltern gegenüber ihren Kindern verpflichtet, sondern das gilt im Alter umgekehrt auch. Sein Sohn (dein Halbbruder) kann sich da nicht einfach rausziehen, je nachdem, ob bzw. wieviel er verdient. Ich würde mich in jedem Fall rechtlich beraten lassen. So ein Erstgespräch kostet vielleicht 200 €, aber danach weißt du, worauf es ankommt und welche Ansprüche oder Möglichkeiten ihr habt. Das kann sich am Ende wirklich bezahlt machen und sich auch auf die Qualität der Unterbringung auswirken.
 
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