Die Sache mit dem Geld ...

Dabei
23 Nov 2016
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#31
Mir geht es auch so.

Theoretisch weiß ich auch, dass man die neue Beziehung von der alten trennen soll, aber in der Praxis ist das gar nicht möglich.

Es ist z.B. so, dass ich bei meinem Freund in der Vergangenheit immer viel eher an Trennung dachte, sobald es zur kleinsten Schwierigkeit kam. Ich dachte dann: Du kommst auch genauso gut alleine klar.

Aber das stimmt nur zum Teil. Natürlich kommt man alleine klar. Aber ich habe die negativen Seiten, die eine Beziehung mit sich bringt (Rücksichtnahme, Kompromisse machen...) viel stärker gewichtet, als die positiven Dinge.

Früher, in meiner Ehe, habe ich viel mehr Zugeständnisse gemacht, um die Beziehung zu erhalten. Mir kam nie in den Sinn mich zu trennen. Mein Ex konnte sich 100mal mehr an " Verfehlungen" mir gegenüber leisten als mein jetziger Freund.

Ich lasse mich schon von kleinen Dingen verunsichern, hinterfrage meine jetzige Beziehung viel mehr als ich das während meiner Ehe getan habe, und bin kritischer. Obwohl mir mein jetziger Freund viel mehr Respekt entgegenbringt.

Beispielsweise hat sich mein Ex, was das Geld angeht, einige Klopper geleistet. Ich war aber damals so vertrauensselig und idealistisch, dass ich gar nichts hinterfragt habe. Ich dachte es reicht, sich zu lieben.

Er hat damals, während unserer Ehe, einen Kredit im 5-stelligen Bereich aufgenommen, um eine Immobilie in Algerien zu erwerben. Für den Kredit hatte ich - blöd wie ich war - gebürgt. Ohne mich hätte er den Kredit nicht bekommen, als Garantie diente mein Haus. Die Immobilie, ein hübsches Haus am Mittelmeer, in Algerien war aber angeblich illegal errichtet worden. Oder der ursprüngliche Eigentümer war nicht der Eigentümer. Jedenfalls gab es sie nicht und das Geld war futsch. Ich hatte meinem Ex vertraut. Es ist ja nicht unüblich, dass ein Ehepartner für den anderen bürgt. So hatte ich mir die Ehe auch vorgestellt: Man geht gemeinsam durch dick und dünn.

Wohin das Geld verschwunden ist, weiß ich bis heute nicht. Mein Ex hat das nie offen gelegt, auch auf Anfrage meines Anwalts nicht. Ich musste ziemlich viel Lehrgeld zahlen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach unserer Trennung hat mein Ex noch eine Immobilie hier in Deutschland gekauft, eine Eigentumswohnung. Er selbst wohnt zur Miete auf 17qm und hat die größere Eigentumswohnung vermietet. Mindestunterhalt kann er nicht zahlen, weil er Kredite abzuzahlen hat. Wenn man Kreditverpflichtungen hat, werden die zum Selbstbehalt dazugerechnet. Auf diese Weise kann man sich so klein rechnen, dass es für die Kinder nicht mehr reicht. Grundsätzlich hat mein Ex nämlich ein ganz gutes Gehalt.

Ich schweife ab.

Ich bin sehr misstrauisch geworden. Das Vertrauen zu meinem Freund baut sich nur langsam auf, obwohl er da nichts für kann.

Ich war eine Zeitlang sehr, sehr wütend auf mich selbst. Dass ich so blöd und naiv war. Mein Ex hat mir sogar immer selbst gesagt, ich sei zu naiv.

Immer, wenn etwas nicht ganz glatt läuft zwischen mir und meinem Freund, fange ich an zu zweifeln. Ich zeige es ihm nicht. Aber die Erfahrungen aus meiner Ehe haben mich verunsichert. Manchmal wünschte ich, ich könnte meinem Freund so wie ich vorher war gegenüber treten.

Ich kann auch nachvollziehen, dass Menschen keine Partnerschaft mehr eingehen. Das wird mit jeder Enttäuschung schwieriger.
 
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Dabei
27 Feb 2013
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5.263
#32
Ich glaube, du solltest anfangen, dir zu verzeihen. Du wusstest es damals nicht besser.

Ich kann das aber nachfühlen. Ich war auch sehr lange wütend auf mich. Wie ich das alles nur zulassen konnte, mit mir machen lassen...

Erst als ich mir das verzeihen konnte bzw. mir bewusst wurde, dass ich es halt einfach nicht besser wusste, ging es mir besser.
 
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