Entschuldige, Twin, dass ich's nochmal bin. Gut möglich, dass es total unpassend ist. Ich weiß nicht, wo ich es sonst hinstellen soll.
Weil es jetzt in diesem Thread angesprochen wurde, möchte ich ein Statement loswerden. Ist auch vorerst das letzte.
Liebe Peachy,
ich habe mich vor ca. 1,5 Jahren auf einer Single-Plattform angemeldet, weil ich einen ungebundenen Mann kennen lernen wollte. Eigentlich nicht, um eine Beziehung zu suchen, sondern um von meinem Arbeitskollegen, der mir seit mittlerweile mehr als 6 Jahren (!) den "Hof macht" gefühlsmäßig loszukommen.
Zuerst hatte ich die Avancen meines Arbeitskollegen ignoriert, ja nicht mal mitbekommen. Ich war damals noch verheiratet und glücklich mit meinem Mann. Jedenfalls dachte ich das. Dann fing es an in meiner Ehe zu kriseln. Mein Arbeitskollege war schließlich Anlass, nicht Grund der Trennung von meinem Ehemann. Mir war bis dahin nicht klar, wie schlecht es mir in meiner Ehe ging.
Vor ca. 3 Jahren habe ich mich in meinen Arbeitskollegen dann wahnsinnig verliebt. Es gibt bis zum heutigen Tag keinen Mann, dem ich mich so nah gefühlt habe. Es war nicht so, dass es in erster Linie um eine physische Sache ging, sondern tatsächlich geistig, mental, verstandes- und dann doch gefühlsmäßig. Ich bin mir sicher, dass wir zusammen wären, wenn wir uns zu einem anderen Zeitpunkt getroffen hätten.
Haben wir aber nicht: erst war ich verheiratet, als er frei war, und dann war er verheiratet, als ich frei war.
Vor ca. 3 Jahren wären wir fast in eine Affäre geschlittert. Vielleicht war es das auch, wir hatten alles, aber keinen Sex.
Mir war ziemlich schnell klar, dass ich nicht als Affäre tauge. Ich wollte ihn ganz. Aber dann wurde seine Frau schwanger (nach vielen erfolglosen Versuchen, eigentlich hatten sie schon nicht mehr dran geglaubt), also entschied er sich für sie und das Kind.
Trotzdem suchte er immer wieder meine Nähe. Auch weiterhin, viele Monate. Mir ging es nicht gut damit, ich wollte das nicht. Da ich den Arbeitsplatz nicht vollständig wechseln konnte, habe ich mich um eine Versetzung in eine andere Abteilung bemüht. Das klappte leider erst vor ein paar Monaten, das ging nicht so einfach und hat viel länger gedauert, als gedacht. Übrigens ist auch seine Frau eine Kollegin.
Als ich den Thread (als flumm) erstellt habe, im August 2015, war ich wegen meinem Kollegen wirklich ratlos.
Das ist der Thread:
https://www.lovehelp.de/gebunden-an-die-falsche-t38076.html
Wie bereits gesagt, habe ich mich parallel auch auf einer Single-Plattform im Internet angemeldet. Dort habe ich meinen jetzigen Freund getroffen. Wir haben erst nur geschrieben und hatten dann ca. 6 Monate eine Freundschaft plus. Ich dachte, das sei nur eine Bettgeschichte.
Aber es hat mir gut getan. Es hat mich abgelenkt. Ich habe mich mehr mit diesem neuen Mann, den ich ab und zu am Wochenende traf und schöne, lustvolle Stunden verbrachte, beschäftigt. Es schien perfekt: er hatte keine Ehefrau, war familiär völlig ungebunden (da wusste ich noch nichts von seiner Tochter), hatte keinerlei Berührungspunkte mit meiner Arbeit oder meinem Ex-Mann (der mir übrigens bis heute massive Probleme bereitet, aber das ist eine andere Geschichte), also keine Geheimnistuerei, nur unverbindlicher Wahnsinns-Sex, Essen gehen, Wein ... na ja, du kannst es dir vorstellen. Auch für meine Online-Bekanntschaft war es das, was er gerade suchte.
Aber das konnte natürlich nicht lange gut gehen, das tut es leider nie in meinem Leben.
Wenn man nach dem Wahnsinns-Sex dann erschöpft und zufrieden in den Armen des anderen liegt, erzählt man sich eben doch das ein oder andere, was einen beschäftigt. Und man kommt sich doch näher, als man das geplant hatte. Und obwohl man seine Mauern pflegt und hütet wie der Ritter seine Festung, bröckelt es irgendwann an manchen Stellen.
Dass ich tiefere Gefühle für meine Online-Bekanntschaft entwickelt habe, war ein schleichender Prozess. Seine schwere Stoffwechselkrankheit, die Sache mit seiner Tochter, seine zeitweise Arbeitslosigkeit, meine laufende Scheidung, meine Wunden aus meiner Ehe, in der es zu physischer und psychischer Gewalt kam, und mein mich bis heute bedrohender, phasenweise stalkender Ex-Mann haben uns genug Gesprächsstoff gegeben und uns einander näher gebracht. Ich habe meinem Freund auch von meinem Kollegen erzählt. Und er mir von seinen Ex-Freundinnen.
Ja, es hat in der Zeit, in der ich mit meinem Freund zusammen bin, schwache Momente gegeben, in denen ich an meinen Kollegen gedacht habe. Und einmal haben wir uns geküsst, als er mich nach einer Feier nach Hause gebracht hat.
Aber die meiste Zeit denke ich nicht an ihn. Manchmal bin ich wütend, dass er mir immer noch zu verstehen gibt, dass er Gefühle für mich hat. Und mir hinterher läuft. Ich weiß nicht, was das soll. Ich habe schon oft genug bewiesen, dass für mich die Sache gelaufen ist. Ich schicke ihn immer wieder weg, flirte nicht mit ihm, erzähle ihm nichts, was mich bewegt. Und er weiß, dass ich einen Freund habe.
Meistens stehe ich darüber. Aber es gibt Zeiten, da geht es mir extrem schlecht, wegen all dieser Dinge, die ich erlebt habe und den ganzen Problemen, die ich habe. Mal abgesehen von einem enorm stressigen Alltag, als Mutter von 2 Kindern und Alleinverdienerin. Manchmal schreibe ich dann hier in diesem Forum, um mich abzulenken. Vor allem, wenn ich mich mal mit meinem Freund gestritten habe oder es ihm selbst schlecht geht, denn dann bricht mir diese für mich mittlerweile so wichtige Stütze weg.
Ich liebe meinen Freund. Ich glaube, das brauche ich hier nicht zu erklären. Anfangs war er ein Trostpflaster, ja, aber das ist er schon lange nicht mehr. Wenn mein Kollege seine Frau verlassen würde und ich mich zwischen den beiden entscheiden müsste, wäre die Entscheidung ganz klar für meinen Freund.
Mein Kollege war mir nie die Stütze, die mir mein Freund ist. Es gibt viele Dinge, die ich an meinem Freund sehr, sehr mag, viele liebenswerte Kleinigkeiten. Er macht mich oft grundlos froh. Es reicht schon, ihn zu sehen, und ich muss lächeln. Und dass ich lächeln kann, ist wirklich nicht selbstverständlich. Mein Sohn sagte einmal zu mir: Mama, seit du X hast, bist du viel lieber zu uns geworden. Du lachst auch viel mehr.
Schreiben ordnet Gefühle. Ich achte nicht immer auf korrekte Zeitangaben, es geht doch nur darum, negative Gefühle loszuwerden oder Druck abzulassen. Ich schreibe hier auch, um andere damit nicht zu belasten. Und man kann ganz ehrlich sein, ohne jemanden gleich zu verletzen.
Dieser Kuss war im Grunde bedeutungslos. Er gefährdet meine Beziehung nicht. Ich habe ihn wütend "weggeschrieben" und jetzt denke ich nicht mehr an ihn. Schon jetzt, in diesem Moment, ist er mir lästig.
Es war gut, das hier zu schreiben. Aber ich werde mich jetzt erstmal eine zeitlang nicht mehr melden, irgendwann wieder. Das Schreiben hat auch seine Grenzen, man kann es selten so darstellen, wie man es sich wünscht. Es bildet nicht die Wirklichkeit ab, es bleibt immer Spielraum für Interpretation. Das ist ja auch das Schöne an Literatur, nur dass es sich hier nicht um Literatur handelt.
Sicher kann man etwas an diesem Text finden, dass nicht ganz stringent, nicht ganz widerspruchsfrei ist. Es ist eben so. Vielleicht bin ich so.
Ich bin ja keine Maschine, nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, wie Bedzko so treffend singt.
Danke dir, Peachy, und Twin und all den anderen nochmal so herzlich für eure Antworten.
LG, Badesalz