Ich habe bereits den Eindruck, dass sie ihm beisteht und ihm erlaubt Gefühle zu haben. Sie ist seit 17 Jahren mit ihm zusammen und weiß das seit 5 Jahren. Klingt für mich wie eine loyale Partnerin. Außerdem wendet sie sich an ein anonymes Hilfeforum, um mit Menschen darüber reden zu können, ohne ihn vor anderen zu "outen". Und zu Beginn hat sie die Situation auch nur sehr abstrakt beschrieben. Erst als sie gemerkt hat, dass hier keine strengen Urteile kamen, hat sie sich etwas mehr getraut und ist etwas mehr ins Detail gegangen. Also alles deutet für mich darauf hin, dass sie einen sehr vorsichtigen Umgang mit der Sache hat, von daher finde ich, dass man die wenigen Bemerkungen, die auf IHRE Gefühlswelt eingehen, genauso zulassen sollte.
Und dann weiß ich auch gar nicht, ob das so unbedingt etwas mit dem Geschlecht zu tun hat. Es ist ja nicht nur der Eindruck, dass er als Kind missbraucht wurde, sondern dass es die Mutter war zu der er immer noch einen engen Bezug zu haben scheint. Ich kann mir vorstellen, dass wenn ein Mann eine Partnerin hätte, die von ihrem Vater missbraucht wurde und dann im Erwachsenenalter, nachdem ihr das bereits klargeworden ist, immer noch engen Kontakt zu ihrem Vater pflegt und sogar irgendwie mit ihm "flirtet" (so würde ich es empfinden, wenn ich dieses auf die Blase drücken beobachten würde), diesem Mann seine Partnerin ebenfalls suspekt werden würde. Er würde es vielleicht nicht als "schwach" beschreiben, aber ich kann mir vorstellen, dass er trotzdem Achtung vor seiner Frau verlieren würde. So lange man mit der Person nicht darüber reden kann, bekommt man auch keine gute Möglichkeit sich in die Situation desjenigen hineinzuversetzen. Und was man nicht versteht, das kann man auch schwer achten. Da kann man ihr jetzt keinen Vorwurf draus machen, finde ich.