Vollkommener Schwachsinn. Wenn ich einen Weg gefunden habe, schlimme Erlebnisse oder Rückschläge schnell und bündig zu verarbeiten, dann ist das das beste, was passieren kann. Das hat weder etwas damit zu tun, dass ich nicht ernst sein kann, sondern einfach damit, dass ich keinen großen Sinn darin sehe, monatelang einer vergangenen Partnerschaft nachzutrauern oder ein Leben lang irgendeinem Schicksal und mir dabei immer zu sagen "Ich werde wohl nie wieder der alte sein" oder "das wird noch lang dauern, bis sich das Loch in meinem zerstörten Herzen voller Narben verheilt ist". Weswegen glaubst Du, dass es besser ist, so zu sein, wie manch andere hier drin?
Dazwischen gibt es allerdings noch viele viele Abstufungen, die Du offenbar nicht siehst. Keiner von uns hat derartige Sätze geschrieben; wie Du uns hier darstellst, entspricht überhaupt nicht unserer Haltung. Für DICH ist es der richtige Weg, "...schlimme Erlebnisse oder Rückschläge schnell und bündig zu verarbeiten...", für andere eben nicht. Niemand kritisiert Deine Art, mit den Problemen des Lebens umzugehen, aber Du feierst Deine Art als die einzig richtige- absolut überheblich.
Und wenn ich solche Beispiele höre/lese, dann frage ich mich, weswegen andere Menschen, denen ebenfalls böses/bezeichnendes angetan wurde, ihr eigenes Leben dennoch meistern. Denn Du willst mir nicht etwa sagen, dass jeder Mensch, der schlimmes erfahren hat, dies unweigerlich im späteren Verlauf veräußern muss. Allein ich schon kenne viele Menschen, die sich im ganz normalen Rahmen bewegen, obwohl sie hätten Psychos werden müssen. Gutes Gegenbeispiel: Eine meiner früheren Partnerinnen wurde von 2 Freunden ihrer Mutter über 10 Jahre hinweg (6-16) sexuell missbraucht (alles passierte außer die Vergewaltigung selbst, versucht wurde es aber am Ende). Und trotzdem wurde sie eine liebenswerte Person, die weder sexuell noch emotional noch mit ihrer Persönlichkeit ein Problem haben. Und jetzt erklär mir mal, weswegen diese Leute es schaffen, hier die Leute jedoch nicht?
Solche Aussagen sind lediglich GEDACHT, nicht gefühlt (ich weiß, dass Deine Kapazitäten beschränkt sind, da Du ja keine Seele besitzt) und ich habe sie oft gehört, gelesen und die ERFAHRUNG gemacht, dass es wenig Sinn macht, Menschen, die das nicht verstehen wollen oder können, da noch irgendetwas erlären zu wollen. Es gibt tatsächlich Menschen, die haben eine oder mehrere schlimme Erfahrungen gemacht und können sich nie wieder dem Leben zuwenden...Sie können sich nicht aufraffen und sich neuem zuwenden...Aber zu diesen Menschen gehört hier niemand und selbst wenn dem so wäre, dann hat es einen Grund...
Ich selbst gehöre wie Deine Ex zu den Menschen, die in der Kindheit die schlimmsten Dinge erlebt hat und sich dennoch immer optimistisch dem Leben zugewandt haben aber ich habe großes Verständnis für Menschen, die dazu weniger oder gar nicht imstande sind. Ich sehe es so (und weiß, dass Du das für "Schwachsinn" hälst): wenn ein Mensch eine körperliche Behinderung hat, ihm ein Bein fehlt, wird jeder verstehen, dass er kein Marathonläufer wird sein können, wenn jemandem seelisch ein Bein fehlt, macht man ihm- wie Du hier Vorwürfe, dass er dieses fehlende Bein nicht gebraucht weil Menschen wie Dir der SINN fehlt, zu sehen, dass dieses Bein (zunächst einmal) wirklich fehlt um zu gehen...und später vielleicht zu laufen...
Zudem besteht nicht für jeden Menschen die höchste Lebensqualität darin, sich (trotz innerer Widerstände) im Leben durchzusetzen und emotional möglichst unkompliziert durchs Leben zu kommen. Einen Gefühlsreichtum zu besitzen, sich auch schmerzhaften Gefühlen hinzugeben, sich Grenzen einzugestehen, kann durchaus erfüllend sein- aber eben auf anderen Ebenen, als die die Dir vertraut sind. Die besten Schriftsteller sind die, die der Realität ins Auge sehen; und zu dieser gehört auch Schmerz, auch das Unwiederbringliche etc. An dieser geistigen Welt Anteil zu nehmen kann sehr glücklich machen.
Und nun zu Deinem Beispiel: ja, es gibt diese Beispiele: Menschen waren im KZ, im Krieg, wurden missbraucht...und überstehen es gut. Andere nicht. Kennst den Schriftsteller Imre Kertesz? Er war mit 15 Jahren im KZ und hat sich sein Leben lang geistig mit diesen Erfahrungen auseinandergesetzt....Er schreibt, dass diejenigen Juden überlebt haben, die härter und abgef...ter waren, diejenigen, die sich nicht auf alle Kompromisse eingelassen haben- weil sie nur ein wenig an ihrer Menschlichkeit festhielten, wurden umgebracht oder haben sich selbst umgebracht...Sind es nun die Starken, die überleben? Und was ist das für eine Stärke? Manche Menschen dulden nicht jeden Kompromiss um zu leben.
Ich habe viel darüber gelesen, warum manche Menschen z.B. einen sexuellen Missbrauch besser verarbeiten als andere...Es spielen da viele kleine Faktoren eine Rolle, da die menschliche SEELE sowie auch das Gehirn sehr komplex ist. Zum einen z.B. ob es für das Kind einen emotionalen Ausweg aus der Situation gab. Viele Theoretiker sagen, die schlimmste Konstellation ist, ein brutaler Vater und eine emotional unzugängliche Mutter: das Kind wird also vom Vater geschlagen und hat keine Möglichkeit, sich in die Arme der Mutter zu flüchten. Wenn es dann noch keine einzige weitere Bezugsperson gibt, dann ist dieses Kind dazu verurteilt, seine Gefühle völlig abzuspalten; wenn hingegen jemand da ist, dann gibt es ein Ventil für den Schmerz; er muss nicht verdrängt werden und der Zugang zu sich selbst bleibt erhalten. Ein anderes Beispiel: ein Kind hat eine wundervolle Kindheit, hat sehr gute Erfahrungen mit den ersten Bezugspersonen gemacht...Dann steben die Eltern, es ist großter Gewalt ausgesetzt, doch es trägt in sich die erste Erfahrung eines zärtlichen Menschenbildes. Der Begründer der Logotherapie war ebenfalls im KZ. Er schreibt, als er so ausgehungert war, dass er drohte zu sterben, hätte ihn nur noch die Hoffnung ein wenig Kraft geben können....es gab aber keine Hoffnung...So stellte er sich das Gesicht seiner Frau vor, wie sie ihn liebevoll anlächelt...und dies- so schreibt er, rettete ihm das Leben- also nicht ein reales Stück Brot, sondern eine geistige Vorstellung. Die aber ist nicht jedem gegeben. Manche Menschen erleben sehr früh die absolute AUSWEGSLOSIGKEIT- was sie auch tun, es ist keine Hilfe in Sicht. Diese ERFAHRUNG kann im späteren Leben zu mangelnder Motivationsbereitschaft führen- ganz gleich was ich tue, es hat eh keinen Sinn.
Jeder Mensch hat seine Art, mit Problemen, mit Schmerzen umzugehen bzw. sich vor ihnen zu schützen, auch Du. Du hast ganz offensichtlich auch kein leichtes Leben gehabt und hast Dir DEINE Lösung ausgewählt um das für DICH angenehmste Leben zu führen- nämlich indem Du behauptets, es gibt keine Seele, nur ein Gehirn. Es ist DEIN Umgang mit den Problemen des Lebens weil Du für Dich entschieden hast, möglichst wenig Schmerz erleben zu wollen. Daneben gibt es abder auch andere Wege dem Leben etwas abzugewinnen. Und diese anderen Wege gehst Du derartig aggressiv (gegenüber Neuanfang) an, dass man ganz deutlich sieht, wie sehr Du Dich um Deiner selbst willen vor ungewollten Gefühlen schützen musst denn sonst könntest Du Dich wenigstens gedanklich Neuanfangs Worten öffnen, erstmal Fragen stellen, Dich einfühlen ohne gleich alles abwehren zu müssen. Man kann auch eine andere Meinung haben ohne alles von sich zu stoßen was nicht der eigenen entspricht. Diese Fähigkeit ist Dir offenbar nicht gegeben.
Und noch etwas: ich kenne auch Leute, die schlimmste Erfahrungen gemacht haben und beschlossen, all dies hinter sich zu lassen, Deckel drauf und im Leben funktionieren...Es gibt sie zur Genüge. Was sehe ich bei ihnen? Sie haben evtl. einen guten Job, sie leben gesund und machen alles so, wie es einen BILD vom Glück, gesunden Leben entspricht...Aber da sie ganz viele Seiten in sich erstickt haben, ist ihr Leben emotional eindimensional. Bleiben wir bei meinem Bsp. von der Vortragsangst: ich kann meine Ängste Schritt für Schritt überwinden...kann dabei im Kontakt mit mir bleiben, d.h., fühlen, dass ich Angst habe, unsicher bin und langsam lernen, dass ich mich dabei vielleicht wohl fühle. Das ist für mich Entwicklung, bei der ich ganzheitlich Laterne bleibe. Alternativ kann ich den einzigen Wert darin sehen, endlich wie alle anderen ein selbstbewusster Mensch zu sein, der eben ein Referat hält und mir innerlich die von Dir erwähnte Knarre an die Schläfe halten- mir nämlich Gewalt antun. Damit würde ich mich brechen. Ich würde alle Gefühle einfach zudeckeln, würde tatsächlich wohl ein gutes Referat halten aber hätte meine Gefühle, meine Weichheit verloren. Die möchte ich aber behalten denn auch Unsicherheit ist eine menschliche Eigenschaft und ist nicht grundsätzlich abzulehmen. Mir diese Gefühle zu erhalten und dennoch notwendige Dinge zu tun, bedeutet für mich wahre Stärke. Es gibt eine Redewendung: Stark ist derjenige, der Angst hat und dennoch voranschreitet. Ich persönlich mag die Menschen am liebsten, die nicht völlig unkritisch, mit größter Selbstgefälligkeit Dinge tun, sagen, sondern die, die ambivalenteste Gefühle in sich tragen und denen man es auch ansieht. Warum hat ein Michael Jackson die Massen berührt? Nicht nur weil er bis zur Vollkommenheit das Singen und Tanzen beherrscht hat, sondern weil er sich all seine kindlichen Gefühle erhalten hat und sie zum Ausdruck gebracht hat.
Ich jedenfalls sehe einen entscheidenden Unterschied: Hier wird die ganze Zeit gesagt, wie schwer doch alles ist, worauf irgendeine Seele doch nicht hört und wieviel Zeit doch immer gebraucht wird, und dass man sich nicht vorstellen könnte, welches Loch eingebrannt blabla....Während meine damalige Partnerin sagte: "Mir ist schlimmes iderfahren, dennoch lasse ich es nicht zu, dass ich mein Leben in EInschränkung und Gram oder Angst verbringe". Und dies hat sie nie anders gesehen.
Hier jedoch kommt es mir vor, als würden sich die Personen erstmal ewig im Leid suhlen wollen, damit sie es auch richtig breitttreten, bevor sie es dann bequem angehen. Mag für Dich vielleicht schockierend und empörend klingen, aber: Ihr schafft euch zusätzliche Schranken durch eure resignierende Denkensweise. Es geht anders, das haben andere zur Genüge gezeigt.
Aus Deiner Perspektive mag es so sein; für mich ist es keinerlei sich im Leid suhlen- im Gegenteil, ich leide nicht und Takes versüsst mir hin und wieder den Tag durch ihre geistreichen und witziges Kommentare, Neuanfang regt mich zum Denken an und hat mich schon sehr oft motiviert usw usf.