Beste Freundin meldet sich nicht mehr

Dabei
3 Dez 2013
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#1
Hallo liebe community

ich (23) habe seit geraumer zeit beziehungsprobleme mit meiner besten freundin. wir hatten uns vor einem jahr auf einer neuen arbeitsstelle kennengelernt und obwohl wir oft grundverschieden sind, habe ich mich, trotz des altersunterschieds von 8 jahren, niemandem je so nah gefühlt wie ihr und ich weiß, dass es ihr auch so ging. ein jahr lang waren wir unzertrennlich, und auch, als sie gekündigt hatte und einpaar monate arbeitslos war, haben wir uns so oft es ging getroffen und mehrmals am tag miteinander geschrieben oder telefoniert. in diesem einem jahr ist bei ihr sehr vieles passiert, leider ist ihre mutter plötzlich verstorben, ihr verhasster vater ist wieder bei ihr eingezogen und sie hatte sich leider unglücklich in ihren ehemaligen chef verliebt. wir haben das alles gemeinsam durchgestanden und ich habe das gefühl, dass all dieses unglück erst unsere freundschaft so gestärkt hat.

im sommer diesen jahres hat sich dann bei ihr endlich alles zum guten gewendet; sie hat jemanden kennengelernt, mit dem sie jetzt eine äußerst glücklichen beziehung führt und seit einpaar monaten hat sie auch einen neuen arbeitsplatz in einer anderen stadt, ca. eine stunde entfernt. und genau seitdem kracht es bei uns immer öfter. da ich durch das studium und die arbeit ziemlich ausgelastet bin und sie durch ihre neue arbeitsstelle ebenso, haben wir uns immer seltener getroffen. dennoch hatten wir regelmäßigen telefonkontakt. in letzter zeit aber ist auch das weniger geworden. immer wenn ich was vorgeschlagen habe, hatte sie entweder keine zeit, war krank, hatte keine lust oder sagte dann kurz davor ab. oft kam es auch vor, dass wir uns an einem sonntag zum kaffee treffen wollten und sie dann nicht kommen konnte, weil sie noch zu verkatert von letzter nacht war. ich muss dazu sagen, sie geht unglaublich gerne feiern und ich bin leider so gar nicht der party mensch. aber dann denke ich mir in den momenten, warum sie nicht einmal aufs feiern verzichtet hat, um auch mal einbisschen zeit mit der freundin zu verbringen, die ihr immer beistand, egal was war. ich hab meinen ärger meistens runtergeschluckt, weil sie zunehmend gereizt auf kritik jeder art reagierte. ich meine, ich verstehe, dass sie auch mehr zeit mit ihrem freund verbringen möchte, den ich im übrigen wirklich gern habe. und ich verstehe auch, dass sie oft müde ist und einfach keine kraft mehr hat. aber es kann doch nicht sein, dass sie fast jedes wochenende etwas unternimmt und mich nur beiläufig fragt, ob ich nicht auch lust hätte, mitzukommen, obwohl sie ganz genau weiß, dass ich am wochenende meistens früh morgens arbeiten muss. ich habe oft trotzdem zugesagt, damit ich sie wenigstens zu sehen bekomme, aber oft war es dann so, dass sie sich vollkommen betrunken hat und sich den ganzen abend mit anderen unterhalten hat. am nächsten tag hat sie mich dann immer angerufen und so getan, als wäre alles super und mich gefragt, ob ich mich gut unterhalten habe. dabei ging es mir nie darum, gut unterhalten zu werden, ich wollte immer nur einbisschen zeit mit IHR verbringen. seit zwei monaten wurden unsere treffen immer seltener, wir telefonierten auch kaum, sondern schrieben uns nur noch. jede woche gabs streit, weil ich ihr vorwarf, sie würde mir aus dem weg gehen.

vor zwei wochen wollten wir uns dann zum essen treffen mit einpaar anderen freunden. ich hatte mich so sehr gefreut, da ich sie mittlerweile seit eineinhalb monaten nicht mehr gesehen hatte. zwei stunden vor dem essen hat sie mir dann eine sms geschickt, es tue ihr leid, sie muss absagen, sie erkläre es mir wann anders. ich war einfach nur noch sauer. ich habe versucht, sie anzurufen, aber sie hatte ihr handy ausgeschaltet. frustriert und wütend habe ich ihr dann geschrieben, wie enttäuscht ich bin, dass sie nicht einmal erklärt, warum sie schon wieder absagt und dass man eine freundin nicht so behandelt. am nächsten tag war sie wiederum wütend auf mich, weil ich ihr ständig vorwerfen würde, sie sei eine schlechte freundin. sie wolle ihre ruhe haben, ich solle mich nicht mehr melden. seitdem ist funkstille. ich fühle mich wie vor den kopf gestoßen; ich hätte nie gedacht, dass das so ausartet, wir hatten immer unsere streitereien, aber nie war es so ernst. alles was ich sage, ist falsch, jedes wort versteht sie als angriff. das war bis vor einpaar monaten nie so. ich habe das gefühl, wir zwei sprechen zwei vollkommen verschiedene sprachen.

seitdem sie sich nicht mehr meldet, merke ich, wie sehr ich sie vermisse, aber auch, wie sehr sie mich in letzter zeit ermüdet hat. wie viel kraft mich das jedes mal gekostet hat, wenn ich mich wieder einmal rechtfertigen musste.
bis vor kurzem war unsere freundschaft das beste, was in meinem leben passiert ist. ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt, wie mit ihr, sie hat mich wirklich zu einem anderen menschen gemacht. aber mittlerweile raubt sie mir nur noch energie und nerven, und obwohl ich sie sehen möchte, graut es mir auch gleichzeitig davor. ich will sie nicht verlieren, weil sie mir immernoch sehr viel bedeutet, aber ich will auch nicht zu allem ja und amen sagen und alles runterschlucken, nur um den frieden zu bewahren. oft weiß ich nicht einmal, warum wir uns schon wieder in den haaren liegen. dabei will ich nur mit ihr abhängen und bei einpaar bier über gott und die welt reden. es macht mich so traurig, dass sie sich nicht meldet und offensichtlich auch nicht will, dass ich es tue. es tut mir weh, zu sehen, dass es ihr ohne mich auch gut geht. ich hatte immer gedacht, uns könnte nichts und niemand auseinanderreißen. jetzt habe ich angst, dass wir genau das tun. ich weiß nicht, was ich machen soll, daher bitte ich um rat

danke

monaro
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#2
seitdem sie sich nicht mehr meldet, merke ich, wie sehr ich sie vermisse
Was du vermisst ist die Gewohnheit. Du warst abhängig von ihr und hast gar nicht gemerkt wie sehr du ihr nachgelaufen bist. Sie fand das natürlich toll und konnte dich behandeln wie sie wollte — du bist sowieso irgendwann wieder gekommen.

Du hast dir eine Illusion mit deinem "beste Freundinnen"-Traum gebaut. Aber nie gemerkt, dass sie es nie ganz so gesehen hat wie du. Denn als sie einen neuen Arbeitsplatz hatte, hat sie deine Hilfe nicht mehr benötigt, deswegen warst du für sie von keiner so großen Priorität mehr. Du wurdest enttäuscht, wolltest es aber nicht wahrhaben. Das ist jetzt eskaliert.

=> Mach dir endlich klar, dass du einer Illusion hinterher jagst und sie nicht die Freundin ist, die du dir immer gewünscht/eingebildet hast. Du hast viel erwartet. Sie konnte dem nicht entsprechen und wollte nicht so viel geben. Erwartungen resultieren in Enttäuschung. Du kannst aber nie etwas von einer anderen Person erwarten, sondern dich nur freuen, wenn es dir freiwillig gegeben wird. Lass in Zukunft locker und lerne aus diesem Fall. Sie lässt du besser in Ruhe.
 
Dabei
15 Mai 2011
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#3
Ich sehe das nicht so negativ wie Insomnius. Selbst unter Freundschaften gibt es manchmal Phasen, in denen man sich für eine Weile abschottet. Sei es, wenn man einen Partner kennenlernt oder man wirklich in dieser Feierphase ist oder man auch irgendwelche gravierenden Probleme hat. Als Freundin musst Du diesbezüglich tolerant sein und darfst sie nicht wie eine Partnerin behandeln. Eine Freundschaft lebt auch von einer gewissen Distanz. Wenn man wirklich eine gute Freundschaft hat, dann findet man irgendwann auch wieder zusammen. Dennoch muss man demjenigen seinen Freiraum lassen, wenn dieser benötigt wird. Diese Distanz ist genau der Grund, weswegen gute Freundschaften oft länger halten als viele Partnerschaften: Weil man nicht derart intensiv mit dem Leben des Gegenübers verbunden ist. Du hingegen hast aber eine partnerschaftsähnliche Freundschaft erwirken wollen. Und das führt eben - wie oft in einer Partnerschaft - zu Stress. Der wird auch nicht dadurch gemindert, dass Du ihr stets Vorwürfe machst. Wohin sollte das auch führen? Dass sie sich aus Pflichtgefühl öfter mit Dir trifft?

Ergo: Lass ihr ihre Phase. Du hast doch wohl nicht nur diese eine Freundin. Sofern eure Freundschaft etwas wert ist, wird sich euer Kontakt irgendwann wieder intensivieren. Nur sei einfach locker und verbeiß Dich nicht auf diesen unbedingten regelmäßigen Kontakt, ansonsten verlierst Du sie als Freundin ganz.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#4
Die Freundin klingt so, als ob sie nach dem Finden des Arbeitsplatzes kaum Initiative gezeigt hat um die Freundschaft weiterhin so aufrecht zu halten wie immer. Sie ist achtlos über ihre Kontaktversuche und Einladungen gegangen und kam immer wieder mit irgendwelchen Ausreden. Die TE konnte das gar nicht verstehen, denn das war doch die "beste Freundin", mit der sie sonst immer so viel gemacht hat.
Sie hat also viele Erwartungen gehabt und sich eingebildet, dass das so weitergehen wird wie immer. Allein schon die Bezeichnung als "beste Freundin" zeigt, dass die TE sich eine Illusion geschustert hat und natürlich viel davon erwartete. Sie hat mehr aus ihrer Freundin gemacht, als diese dann bringen konnte oder wollte.

Ob sie wirklich nur auf die Hilfe aus war und sobald sie diese nicht mehr braucht, die TE unwichtiger wird, ist natürlich unsicher. Aber die Prioritäten der Freundin haben sich definitiv geändert.

=> Einmal auf einem hohen Standard, wollte die TE das so beibehalten. Sie hat dabei vergessen, dass das eben nicht immer so geht. Freundschaft ist eben auch Distanz wie du selbst schon sagtest. Die Erwartungen wurden nicht erfüllt, die TE enttäuscht. Anstatt das zu realisieren, kam sie aber mit Vorwürfen an (die immer auf unerfüllten Erwartungen basieren). Die Freundin blockte natürlich ab. Bei Vorwürfen verständlich.
Wo siehst du da etwas Negatives?
 
Dabei
15 Mai 2011
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#5
Dein erster Beitrag las sich nach der undankbaren Freundin, die sich schnappte, was sie kriegen konnte, und der Fragestellerin dann den Rücken kehrte. Das glaube ich aber nicht. Ich kenne das zumindest auch von meinen Freunden, dass sie hin und wieder schon mal 2-3 Monate oder auch länger nichts mehr von sich hören lassen und da "ihr Ding" machen müssen, sich dann irgendwann wieder melden, und alles ist wieder wie früher. Dann habe ich vielleicht mal diese Phase, und da haben sie ebenfalls Verständnis dafür. Das klappt prima, keiner fühlt sich hintergangen, keiner fühlt sich weggestoßen. Und wir machen auch sehr viel füreinander.

Aber vielleicht wollen wir auf das gleiche hinaus. Ich zumindest denke, dass man einen Gefallen, den man einem Freund tut, nicht deswegen macht, um ihn oder sie deswegen später emotional zu erpressen oder ein schlechtes Gewissen zu machen. Es muss immer noch freiwillig kommen. Und ein wirklich guter Freund findet auch wieder ein Weg zu einem zurück, auch wenn es manchmal eine Zeit dauert.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#6
Dein erster Beitrag las sich nach der undankbaren Freundin, (..) Ich zumindest denke, dass man einen Gefallen, den man einem Freund tut, nicht deswegen macht, um ihn oder sie deswegen später emotional zu erpressen
Ja den Anteil der Freundin habe ich deswegen auch etwas relativiert. Um dein Adjektiv aufzugreifen, was ich meinte ist, dass die TE die Freundin durch ihre Illusion als "beste Freundinnen" und die vergessene Distanznotwendigkeit als undankbar sieht. Nicht die Freundin ist primär undankbar, die TE macht sie dazu.
Einen Gefallen sollte jeder nur des Gefallens wegen machen, nicht mit einer Erwartungen etwas zurückzubekommen. Denn wie schon gesagt führt das dann oft zur Enttäuschung. Man kann nicht erwarten, sondern nur nehmen, was man freiwillig bekommt.
 
Dabei
15 Mai 2011
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#7
Es kommt immer darauf an, worum es geht. Zeit für sich allein zu haben, muss immer drin sein. Wenn ich allerdings einem Freund in einer schweren Zeit helfe oder generell dabei bin, wenn es darauf ankommt und mir dieser dann aber seine Gleichgültigkeit zeigt, wenn ich selbst mal Unterstützung bei etwas brauche, dann wäre die Freundschaft für mich passé.
 

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