Hier geht es doch um einen Kompromiss zwischen Risikominimierung und Aufwand/Einschränkung im Leben. Ein Blick auf einen Test reduziert das Risiko auf die Tage ab ca. 4 Wochen vor dem Test ...
... sowie auf das Risiko für die Tage nach dem Test. Zzgl. des Risikos dass der Test gefälscht ist.
Dir geht es nur um möglichst große Risikominimierung. Da ist es natürlich auch vorteilhaft, den Test zu sehen. Mir geht es hingegen um weitgehende Risikoeliminierung - und zwar sowohl des Risikos, mich selbst anzustecken, als auch des Risikos, unwissentlich einen anderen zu infizieren. Letzteres stelle ich sicher, indem ich mich selbst testen lasse, bevor ich mit einem Menschen ohne Kondom schlafe. Ersteres lässt sich kaum sicherstellen - es sei denn, man hat eben nur geschützt Sex oder lebt abstinent. Oder in einer monogamen Beziehung (welchen Namens auch immer) mit einem ebenfalls negativen Partner. Und da für den Teil "monogame Beziehung" nun mal Vertrauen in die Worte des Partners notwendig ist, habe ich eben nur ungeschützten Sex mit Menschen, die ich lange genug kenne um ihnen vertrauen zu können. Sowohl in Hinblick auf Treue als auch in Hinblick auf wahrheitsgemäße Aussagen über das eigene Testergebnis. Sooo verzweifelt bin ich nun auch nicht, dass ich ungeschützt mit jemandem Sex haben müsste, den ich erst paar Wochen kenne. Vor allem weil die Benutzung von Kondomen für mich als Frau ja ziemlich einfach ist
... ab ca. 4 Wochen vor dem Test (die neueren Tests in den Labors sind effektiver als die beim Gesundheitsamt).
Was kosten die dann? Fallen die inzwischen auch schon in die mehrfach erwähnte 20-EUR-Region?
Du hingegen gehst davon aus, dass der Gegenüber Dir speziell nicht vertraut.
Wenn mir jemand, den ich erst paar Wochen kenne, oder mit dem mich nix weiter verbindet, nicht vertraut, ist das der Normalfall. Tue ich ja umgekehrt auch nicht. Aber bei so einer Person stellt sich die Frage nach ungeschütztem Sex auch gar nicht erst.
Nur mal als Beispiel: ich hab seit mehreren Monaten ne lockere Affäre - und aus gesundheitlicher Sicht spräche nix dagegen, die Gummis wegzulassen. Insbesondere weil wir das tatsächlich monogam handhaben (nicht abgesprochen, hat sich einfach so ergeben - wer will schon was nebenbei suchen, wenn man auf Anruf etwas vollkommen befriedigendes ins Haus bekommt?
Und da er Mediziner ist, könnte er den Test sogar selbst machen - kein Thema. Trotzdem benutzen wir auf beidseitigen Wunsch weiter Kondome - einfach weil es etwas lockeres ist und wir uns eben doch nicht 100% sicher sind, dass der andere nicht doch mal spontan ... Da würde auch ein schriftlicher Test nix dran ändern.
Das hat mal eine Frau bei mir am Telefon gebracht, als es genau um dieses Thema ging. Ich hab lachend aufgelegt und mich nie mehr bei ihr gemeldet. Für mich war der Fall durch.
So, wie Du das Szenario schilderst (wichtige Gespräche am Telefon führen, einfachster Kontaktabbruch durch Nichtmehrmelden) wäre das für mich noch gar keine Situation, in der ich über ungeschützten Sex nachdenken würde. Denn wie gesagt: der Test (egal ob schriftlich oder mündlich) nützt gar nix, wenn die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der andere nicht verantwortungsbewusst handelt. Und das kann man in dieser Situation m.E. noch gar nicht abschätzen.
Neee, für sowas ist mein Leidensdruck einfach nicht hoch genug. Wird vielleicht mal anders, wenn ich in eine Situation kommen sollte, in der ich gezwungen bin, alles mitzunehmen was nicht bei drei auf dem Baum ist
Wenn sie mich betrügt, ist es das eine...Wenn ich mich durch sie mit HIV infiziere, weil ich ihr vertraut habe und keinen Nachweis wollte, das Andere. Beides ist absolut nicht miteinander vergleichbar.
Warum nicht? Wenn sie Dich bzgl. des Testergebnisses belügt und Dich infiziert, hast Du HIV (und vermutlich keine Freundin mehr). Wenn sie Dich bzgl. ihrer Treue belügt, sich HIV holt und dann Dich infiziert, ist das Ergebnis dasselbe. Wo also ist der Unterschied?
Nebenbei bemerkt: die Virenkonzentration ist in den Wochen nach der Ansteckung deutlich höher als später - vor allem wenn man Medikamente nimmt. Um Deiner Logik zu folgen, wäre es also für Dich sogar sicherer, eine Freundin zu nehmen, die bereits seit Jahren mit HIV lebt als eine, die sich erst bei einem Seitensprung während der Beziehung ansteckt.